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Special | Philippinen | Klimaschutz im Dialog

Chancen für deutsche Firmen in vielen Bereichen

Die Philippinen liegen auf dem "pazifischen Feuerring" und werden den Klimawandel deutlich spüren. Die Regierung hat reagiert, allerdings fehlt noch eine übergreifende Strategie.

Von Alexander Hirschle | Taipei

Dr. Georg Maue gilt als ausgewiesener Energieexperte. Seit 2019 arbeitet er als Attaché für Wirtschaft, Energie und Klimaschutz an der Deutschen Botschaft in Manila. Zuvor war er bereits in zahlreichen anderen Bereichen mit dem Schwerpunkt Energie tätig. So befasste er sich von 2005 bis 2012 im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) mit der Koordination der Klimaschutzpolitik. Danach zog Dr. Maue für vier Jahre nach Washington an die Deutsche Botschaft als Experte für Energie- und Klimapolitik. Von 2016 bis 2019 wiederum arbeitete er im BMWi (Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, heute BMWK) als Referent für Energieeffizienz.

Dr. Georg Maue, Botschaft Manila Dr. Georg Maue, Botschaft Manila | © Georg Maue

Herr Dr. Maue, wie stark ist die Problematik des Klimawandels in den Philippinen in der öffentlichen Wahrnehmung verankert? 

Die Folgen des Klimawandels sind in diesem besonders betroffenen Land ein wichtiges Thema. Die Problematik wird aber weniger in der breiten Öffentlichkeit wahrgenommen. Dagegen bekommt das Thema in Fach- und Regierungskreisen zunehmende Bedeutung.

Welche Lösungsansätze werden hauptsächlich in der Politik diskutiert?

In erster Linie geht es um Anpassungsmaßnahmen wie Küstenschutz, katastrophenresistente Gebäude, Infrastruktur, Landwirtschaft etc. Allerdings werden auch zunehmend emissionsmindernde Maßnahmen – insbesondere im Stromerzeugungsbereich – entwickelt.

Haben sich die Philippinen schon konkrete Klimaziele gesetzt?

Ja. Im April 2021 haben die Philippinen im Rahmen ihres nationalen Beitrags für das Pariser Klimaabkommen unter anderem ein Minderungsziel für Treibhausgasemissionen von 75 Prozent (gegenüber der "business-as-usual"-Entwicklung) bis 2030 benannt. Dieses Ziel ist allerdings konditioniert, also an die finanzielle und materielle Unterstützung von Industrieländern geknüpft, der unkonditionierte Eigenbeitrag beträgt lediglich 2,71 Prozent.

Gibt es schon Strategien, Maßnahmen oder Gesetze der Regierung in Richtung CO₂-Reduzierung?

Die vormals dem Präsidenten und mittlerweile dem Finanzministerium unterstellte philippinische Klimaschutzkommission hat bereits 2010 eine nationale Anpassungsstrategie erarbeitet. Hinsichtlich einer Emissionsminderung soll die Kommission grundsätzlich Beiträge der Ressorts für das Klimaziel einholen. Bislang gibt es aber nur eine Reihe von Einzelmaßnahmen, vor allem im Energiesektor und dabei insbesondere im Bereich erneuerbarer Energien. Eine Gesamtstrategie für die relevanten Sektoren zur Umsetzung des Klimaziels existiert noch nicht.

Plant die Regierung Investitionen in den Klimaschutz? Und welche Rolle sollen private Firmen dabei spielen?

Ja. Im Budget für 2022 sind mehr als 5 Prozent (rund 5,5 Milliarden US-Dollar) für Klimaschutz vorgesehen, überwiegend für Anpassungsmaßnahmen und Katastrophenschutz in den Regionen. Private Unternehmen sind bei der Umsetzung der Klimaziele entscheidend. Sie sollen besonders im Bereich "Green Finance" eine wichtige Rolle einnehmen und dort vorrangig umwelt- und klimafreundliche Projekte finanzieren, unterstützen und initiieren.

In welchen Sektoren sind die meisten Aktivitäten angedacht?

Bislang sind die meisten konkreten Maßnahmen im Energiebereich angesiedelt, vornehmlich zu erneuerbaren Energien. Klimastrategien für die Bereiche Verkehr, Gebäude oder Industrie sind noch nicht ausgereift.

Sind deutsche Unternehmen in dem Feld vor Ort aktiv?

Ja, vor allem im Bereich erneuerbare Energien, dort zum Beispiel in der Konzeptionierung und Installation von Anlagen sowie bei Biomasse-Technologien.

Wo eröffnen sich künftig weitere Geschäftschancen für "Made in Germany" beziehungsweise wo können deutsche Technologien in den Philippinen helfen, die Klimaziele umzusetzen?

Die größten Defizite der philippinischen Regierung sind in der Konzeptionierung und Umsetzung einer Gesamtstrategie sichtbar. Interessante Technologiefelder mit Bedarf an ausländischer Expertise sind unter anderem Offshore-Wind, Wasserstoff, Stromspeicherung, aber auch Netzplanung, Biomasse, Gebäudetechnik und Energieeffizienz.

Wie sieht es mit Expertise vor Ort aus? Gibt es ausreichend Fachkräfte oder Ausbildungsprogramme?

In den genannten Technologiefeldern sind der Qualifikationsgrad der Fachkräfte und Ausbildungsprogramme vor Ort unzureichend.

Was sind darüber hinaus die größten Hürden und Herausforderungen, die einer Lösung der Probleme auf dem Archipel entgegenstehen?

Für die - zugegebenermaßen regional sehr unterschiedlichen - Problemlösungen gibt es kein zielorientiertes Konzept. So ist der philippinische Energieplan 2020 bis 2040, die wichtigste energiepolitischen Strategie der Regierung, nicht an den Klimazielen orientiert und beinhaltet auch keine Lösungen für wichtige Sektoren wie Industrie, Gebäude oder Verkehr.

Zudem steht ein noch hoher Bürokratieaufwand einem positiven Investitions- und Innovationsklima entgegen. Hier verspricht unter anderem die jüngste Revision des Foreign Investment Act im März 2022 Erleichterungen für ausländische Investitionen.

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