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Special | Philippinen | Klimawandel lokal

Philippinen forcieren den Klimaschutz

Die Philippinen haben sich 2021 auf die Fahnen geschrieben, ihre CO2-Emissionen stark zu reduzieren. Die Verantwortlichen setzen dabei auf international finanzierte Vorhaben.

Von Alexander Hirschle | Taipei

Die asiatische Entwicklungsbank ADB (Asian Development Bank) genehmigte Ende Mai 2022 einen 250 Millionen US-Dollar (US$) schweren Kredit für die Philippinen. Er hat zum Ziel, die Bemühungen des Inselstaates für besseren Klimaschutz sowie den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Gesellschaft zu unterstützen. Damit die Volkswirtschaft klimaresilienter wird, soll besonders anfälligen Sektoren geholfen werden, entsprechende Maßnahmen umzusetzen.

Das Darlehen wurde von der französischen Entwicklungshilfeorganisation Agence Française de Développement vorbereitet und kofinanziert. Es handelt sich dabei um einen sogenannten "policy-based loan". Das bedeutet, dass die Finanzmittel nicht direkt in Projekte, sondern in den Regierungshaushalt fließen. Die Auszahlung ist an die Umsetzung von politischen Reformen und Maßnahmen geknüpft, die mit den Kreditgebern vereinbart werden. Es handelt sich dabei um den ersten ADB-Kredit dieser Art - mit Klimaschutzmaßnahmen als Hauptelement.

Hohe Anfälligkeit bereitet Sorgen

Die Philippinen gelten als eines der am stärksten gefährdeten Länder der Welt in Bezug auf die Folgen des Klimawandels. Gemäß dem Global Climate Risk Index der Denkfabrik Germanwatch für den Zeitraum 2000 bis 2019 lag der Archipel weltweit auf Platz vier der am meisten von klimabedingten Wetteränderungen betroffenen Länder. Die Philippinen werden ohnehin häufig von starken Naturphänomenen wie etwa Taifunen, Überschwemmungen sowie Erdrutschen und Erdbeben heimgesucht. Die Landmasse der Inseln sinkt Regierungsangaben zufolge deutlich schneller als in anderen Weltregionen. Die ADB fürchtet, dass hiervon vor allem arme Haushalte überproportional betroffen sein werden.

Als weiteres Problem gilt die starke Luftverschmutzung in Teilen des Landes. So waren nach Untersuchungen von Greepeace Philippines und dem Forschungsinstitut Crea (Center for Research on Energy and Clean Air) die immer noch starke Nutzung von Kohle als Energieträger und die daraus entstehenden Emissionen 2019 für über 1.000 vorzeitige Todesfälle verantwortlich. Beide Organisationen forderten daher in der lokalen Presse, den Einsatz von emissionsarmen Energieträgern zu beschleunigen. Zudem müssten die Standards und das Monitoring der Luftqualität angepasst werden.

Geringer Eigenbeitrag vorgesehen

Die Regierung von Ex-Präsident Rodrigo Duterte hatte bereits im Frühjahr 2021 das Ziel formuliert, die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 75 Prozent gegenüber der "Business-as-usual-Entwicklung" zu reduzieren. Allerdings soll der unkoordinierte Eigenbeitrag zur Zielerreichung mithilfe lokaler Ressourcen nur eine Minderung um 2,7 Prozent ausmachen. Die restlichen 72,3 Prozent sind an die finanzielle, technologische und materielle Unterstützung von Industrieländern gebunden.

Neben der ADB unterstützen auch andere Institutionen und Länder die Philippinen bei ihren Bemühungen zur Umsetzung des Klimaschutzes. Die US-Entwicklungsorganisation USAID gab im Oktober 2021 ein 15-Millionen-US$-Vorhaben bekannt, dass vor allem Städte bei der Anpassung an den Klimawandel unterstützen soll. Die japanische Institution JICA (Japan International Cooperation Agency) arbeitet gemeinsam mit dem philippinischen Ressort DPWH (Department of Public Works and Highways) daran, die Katastrophenresilienz in Küstengebieten zu verbessern.

Von Seiten der Europäischen Union wurden Anfang 2022 mehr als 10 Millionen Euro für Klimaprojekte in den kommenden drei Jahren genehmigt. Presseangaben zufolge soll das Programm "CoPhil" ebenfalls in erster Linie helfen, die Widerstandsfähigkeit gegenüber Naturkatastrophen zu erhöhen und sich an die Folgen des Klimawandels anzupassen. Im Rahmen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit führt auch die GIZ (Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit GmbH) mehrere Projekte in den Philippinen durch, die den Klimaschutz voranbringen sollen.

Die Deutsch-Philippinische Industrie- und Handelskammer (AHK, GPCCI) entwickelt zahlreiche Aktivitäten in den Bereichen Klimaschutz und erneuerbare Energien. So organisierten die Verantwortlichen in Manila unter anderem im März 2022 eine Roundtable-Diskussion mit Experten und Unternehmern. Im Juni folgte ein Webinar über die Perspektiven für den Einsatz von Solarenergie auf dem Archipel.

Die GPCCI zeigt sich überzeugt, dass private Firmen die Philippinen auf ihrem Weg in Richtung einer nachhaltigen Wirtschaft unterstützen können. Sie will dabei eine Plattform bieten und die Akteure in einem offenen Dialog zusammenzubringen, um sie so für dieses Thema zu sensibilisieren. Nach Einschätzungen von Fachleuten nehmen die Initiativen der Privatwirtschaft bei der Umsetzung der Klimaziele eine entscheidende Rolle ein.

Luft nach oben für Unternehmensaktivitäten

Es besteht allerdings durchaus noch Aufklärungsbedarf und Potenzial in Bezug auf eine stärkere Mobilisierung der Privatwirtschaft. Denn gemäß einer Umfrage der Beratungsgesellschaft PwC Philippines haben sich zwar rund zwei Drittel der Geschäftsführer von Unternehmen in den Philippinen zu einer beschleunigten Umsetzung von ESG (Environment, Social, Governance)-Maßnahmen bekannt. Allerdings kontrolliert und reportet nur etwas mehr als ein Drittel der Verantwortlichen die finanziellen Auswirkungen von Nachhaltigkeitsmaßnahmen.

Die Untersuchung brachte ebenfalls zutage, dass die Klimainitiativen in ihrem Ausmaß noch recht begrenzt sind und sich auf wenige Bereiche konzentrieren, wie etwa den Papierverbrauch zu verringern oder Wasser und Energie zu sparen. Allerdings wollen künftig immer mehr Unternehmen ESG-Ansätze in ihre Strategien einbinden.

Hierfür entscheidend sei ein Umdenken auf der Konsumentenseite sowie die Implementierung zusätzlicher Regulierungen durch den Staat. Denn nach Einschätzungen von Experten stehen dem Erfolg von Klimaschutzmaßnahmen auf dem Archipel noch immer die umfangreiche Bürokratie und eine fehlende Gesamtstrategie der Regierung im Wege.

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