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Gewinner der 5G-Auktionen in Polen stehen fest

Vier Unternehmen konnten sich bei der 5G-Frequenzversteigerung durchsetzen. Der Ausbau des Funkstandards geht in die nächste Runde. Eine wichtige rechtliche Frage bleibt offen.

Von Christopher Fuß | Warschau

Polens Rundfunkbehörde UKE (Urząd Komunikacji Elektronicznej) hat die Ergebnisse der 5G-Versteigerungen vorgestellt. Mobilfunkanbieter konnten sich auf die vier Frequenzblöcke A, B, C und D im Bereich zwischen 3,4 Gigahertz und 3,8 Gigahertz bewerben. Branchenportale bewerten die Blöcke C und D als besonders attraktiv. Der Grund: Die Frequenzbereiche A und B stehen in einigen Landesteilen nur eingeschränkt zur Verfügung.

Dieser Umstand spiegelt sich auch in den Angeboten wider. Die polnische Tochtergesellschaft der deutschen T-Mobile zahlt für den Frequenzblock D rund 10 Prozent mehr als der polnische Konkurrent Polkomtel für den Frequenzbereich A. Die beiden französisch-stämmigen Unternehmen P4 und Orange sichern sich jeweils die Blöcke B und C.

Ergebnisse der 5G-Auktionen: Wer erhält welchen Frequenzblock?
  • Block A (3.400-3.500 Megahertz): Polkomtel für 100 Millionen Euro
  • Block B (3.500-3.600 Megahertz): P4 für 108,2 Millionen Euro
  • Block C (3.600-3.700 Megahertz): Orange für 108,2 Millionen Euro
  • Block D (3.700-3.800 Megahertz): T-Mobile für 110,4 Millionen Euro

Wie UKE mitteilt, werden die Mobilfunkunternehmen bis Anfang Dezember 2023 eine formale Entscheidung erhalten. Danach können die vier Gewinner mit dem Aufbau ihrer Netze beginnen und notwendige Genehmigungen einholen.

Große Ausgaben in den kommenden Jahren

Die Anbieter haben sich mit ihrer Teilnahme an den Versteigerungen zu umfangreichen Investitionen verpflichtet. Laut UKE muss jedes Unternehmen in den nächsten vier Jahren nach Ausschreibungsende 3.800 Basisstationen aufbauen. Spätestens fünf Jahre nach Ende der Auktion sollen 99 Prozent aller Haushalte Zugang zu einem Breitbandnetz haben. Die Geschwindigkeit liegt bei mindestens 95 Megabit pro Sekunde.

Der 5G-Standard bietet einen schnellen Datentransport im Mobilfunknetz. Das ist zentral für Zukunftstechnologien wie autonome Fahrzeuge oder komplexe Smart-Home-Anwendungen. Eine schnelle Internetverbindung erlaubt es außerdem, dass Maschinen und Anlagen in der Industrie verstärkt untereinander kommunizieren. Mit dem neuen 5G Netz könnte darum auch der Bedarf nach vernetzten Maschinen und Anlagen steigen. 

Die Mobilfunkunternehmen bieten bereits in einigen Teilen Polens 5G-Dienstleistungen an. Allerdings nutzen die Firmen dafür alte Frequenzen aus dem deutlich langsameren LTE-Netz. Der moderne Funkstandard bleibt darum in Polen hinter seinen Möglichkeiten. Wie das Wirtschaftsmagazin Puls Biznesu berichtet, sind die 5G-Netze in anderen Ländern Ostmitteleuropas deutlich schneller als in Polen.

Einschränkungen für Lieferanten möglich

Unklar bleibt, welche Liefertanten beim Ausbau mitwirken dürfen. Eigentlich wollte die polnische Regierung vor der Versteigerung ein sogenanntes Cybersicherheitsgesetz (Krajowy System Cyberbezpieczeństwa, KSC) auf den Weg bringen. Es erlaubt dem Digitalisierungsministerium, ein Unternehmen als Hochrisikolieferanten einzustufen. Laut dem Gesetzesentwurf spielt bei der Bewertung eine Rolle, ob das entsprechende Unternehmen unter der Kontrolle eines Staates außerhalb von EU und NATO steht. Beobachter sind sich einig, dass das Gesetz insbesondere auf den chinesischen Hersteller Huawei abzielt.

Allerdings gelang es Polens Parlament nicht, das KSC vor der Parlamentswahl am 15. Oktober 2023 zu verabschieden. Das Digitalisierungsministerium hat den Entwurf mittlerweile zurückgezogen. Gleichzeitig verpflichtet UKE die Mobilfunkanbieter dazu, 5G-Komponenten zu entfernen, wenn der entsprechende Lieferant als Hochrisikopartner eingestuft wird. Diese Anforderungen sind laut der Tageszeitung Dziennik Gazeta Prawna problematisch, weil die rechtliche Grundlage - das KSC - weiterhin fehlt.

Die Unsicherheit wird voraussichtlich bis zur nächsten Ausschreibung weiterbestehen. UKE kündigt in einer Pressemitteilung an, die Bedingungen für die Versteigerungen der 700 Megahertz-Frequenzen bald zu veröffentlichen. Einen genauen Zeitpunkt nennt UKE aber nicht. Während die Frequenzen mit über 3 Gigahertz eine schnelle Datenübertragung ermöglichen, haben die 700 Megahertz-Frequenzen eine große Reichweite. Für einen flächendeckenden 5G-Ausbau braucht es laut den Mobilfunkunternehmen beide Frequenzbereiche.

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