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Special | Rumänien | Klimawandel lokal

Der Strukturwandel im Valea Jiului beginnt

Rumänien will 2032 aus der Kohleverstromung aussteigen. Diese Pläne bedrohen die Arbeitsplätze in der Kohleregion Valea Jiului, bergen aber auch Chancen. 

Von Dominik Vorhölter | Bukarest

Vom Kohleausstieg sind besonders die Regionen betroffen, die sehr stark von den klimaschädlichen Industrien abhängig sind, etwa die Kreise Hunedoara, Gorj, Dolj, Galati, Mures und Prahova. Dort stehen Politiker, Unternehmer und die Zivilgesellschaft vor der Herausforderung, den Übergang zur Klimaneutralität nachhaltig und sozialverträglich umzusetzen. Das Valea Jiului macht erste Schritte zu einem umfassenden Strukturwandel. 

Bald schließen die Kohleminen

Im Valea Jiului, Kreis Hunedoara, befindet sich das rumänische Kohlezentrum. Dort beschäftigt der Hunedoara Energy Complex rund 4.000 Personen und betreibt die Bergwerke in Livezeni, Lupeni, Lonea und Vulcan. Sie liefern die Kohle für die Kraftwerke in Minita und Paroseni. Die Bergwerke will das Energieunternehmen voraussichtlich ab 2024 schließen. Wie es weitergehen soll, steht in umfassenden Strukturplänen. Diese müssen nun umgesetzt werden. 

Wirtschaftliche Eckdaten des Kreises Hunedoara

Indikator

2020

2021

Vergleichsdaten für gesamt Rumänien 2021

BIP (nominal, Mrd. Euro)

3,3

3,8

241,7

BIP pro Kopf (Euro)

8.880

10.337

12.643

Bevölkerung (Mio.)

0,4

0,4

19,3

Wechselkurs (Jahresdurchschnitt 1 Euro = Rumänische Lei)

4,84

4,92

4,92

Quelle: Rumänisches Statistikinstitut (INS) (28.03.2022); Wechselkursstatistik Jahreszeitreihen (31.12.2021)

EU-Fördergelder stehen bereit

Die Europäische Union stellt Rumänien von 2021 bis 2027 Gelder in Höhe von 15,3 Milliarden Euro aus dem Just Transition Fonds bereit, um diesen Strukturwandel zu fördern. Auch ausländische Investoren sollen diesen begleiten. Kurzfristig führt zwar die Schließung der Bergwerke dazu, dass rund 4.000 Menschen ihren Job verlieren. Jedoch kann das Valea Jiului neue Perspektiven eröffnen und 2.500 neue Arbeitsplätze in neuen Industrie- und Technologieparks schaffen, die Produzenten etwa aus der Elektro- und Textilindustrie anziehen. Auch im Tourismus und im Bildungssektor sollen neue Jobs entstehen.

Meilensteine beim Strukturwandel der Kohlregion Valea Jiului

Bezeichnung der Maßnahme

Investition (in Mio. Euro) *)

Zielvorgabe im Vergleich zum Ist-Zustand 2022

Modernisierung des Wärmekraftwerks Paroseni

200

Umstieg auf alternative Energiequellen bis 2027

Modernisierung und Erweiterung der Wasserversorgungsinfrastruktur

200

20 Prozent mehr Anschlüsse an Wasserversorgung und Kanalisation bis 2026

Verbesserung der Energieeffizienz in privaten und öffentlichen Gebäuden

80

Senkung des Energieverbrauchs um 25 Prozent bis 2027 

Modernisierung der Straßeninfrastruktur für Fußgänger 

60

Verbesserung der Barrierefreiheit auf 90 Prozent der Straßen, Brücken, Parkplätzen bis 2027

Modernisierung der Straßeninfrastruktur der Hauptverkehrsadern

50

Grünstreifen, Vermeidung von Umweltschäden, Bau von Lärmschutz bis 2027

Ausbau erneuerbarer Energieerzeugung als öffentlich-private Partnerschaft

42,5

Mindestens zwei Projekte realisiert bis 2030

Förderung alternativer Mobilitätsangebote

42

30 neue Fahrradwege, 10 neue Elektrotankstellen, 15 Seilbahnen bis 2030

Dekontaminierung der geschlossenen Bergbauminen ab 2024 - Bewertung für deren Renaturierung oder Umnutzung als touristische Ziele

30

Mindestens drei Maßnahmen umgesetzt bis 2030

Errichtung eines Technologieparks ab 2024 

30

Mindestens 25 neue Arbeitsplätze pro Ansiedlung eines neuen Unternehmens bis 2027

Modernisierung und Digitalisierung der Infrastruktur für die Stromversorgung 

25

Zur Hälfte erneuerte Infrastruktur bis 2027 

*) Geschätzte Investitionssumme Quelle: Aktionsplan für die Strategie für den Strukturwandel in der Kohleregion Valea Jiului, PwC (Januar 2022)

Die Entwicklung im Valea Juilui hängt davon ab, ob Unternehmer, Arbeitnehmer sowie Gesellschaft und Politik den Strukturwandel als Chance begreifen und neue Arbeitsplätze schaffen. Um diesen umfassenden Wandel anzustoßen, hat die Europäische Kommission eine Studie in Auftrag gegeben, die wirtschaftliche, soziologische und ökologische Entwicklungsziele für die Region skizziert:

  • Schließung der Kohleminen und ihre Renaturierung: Generierung neuer Reiseziele oder neuer Wirtschaftsstandorte
  • Entwicklung und Ausbau alternativer Energiequellen
  • Verbesserung der Mobilität: Investitionen in Straßen und Schienen, Förderung der E-Mobilität
  • Verbesserung des Wassermanagements und des Abfallmanagements
  • Wirtschaftsförderung und Förderung von Forschung und Ausbildung
    Weitere Informationen:

Regionaler Verband koordiniert Projekte

Ein wichtiger Schritt für die Entwicklung ist ein Regionalverband, der die Steuerung übernimmt. Eine solche Struktur gibt es seit Oktober 2020 mit dem Initiativkomitee Valea Jiului. "Wir brauchen eine starke Partnerschaft, denn wir müssen nun die Projekte aus dem Strukturplan umsetzen, die für uns wichtig sind", erklärt Mihai Danciu, Gründungsmitglied des Komitees. Ein Vorteil sei, dass das Komitee eine Plattform bietet, um gemeinsam Ansätze zur weiteren Entwicklung der Region zu entwickeln.

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