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Warentransporte von und nach Russland funktionieren auch in der Coronakrise gut. Die Logistikbranche leidet aber unter dem geringeren Handelsvolumen. (Stand: 20. November 2020)
Von Gerit Schulze | Moskau
Russlands Grenzen bleiben für Ausländer weitgehend geschlossen. Allerdings gibt es seit August 2020 erste Erleichterungen im Flugverkehr. Die Liste der regelmäßig angeflogenen Auslandsziele wird stetig erweitert.
Moskau - Berlin: Fluglinie Pobeda (Aeroflot Gruppe) wöchentlich ab 27. Dezember | |
Moskau - Düsseldorf: Fluglinie S7 wöchentlich immer freitags ab 11. Dezember | |
Moskau - Köln: Fluglinie Pobeda (Aeroflot Gruppe) wöchentlich ab 26. Dezember | |
Moskau - Frankfurt/Main: Es verkehren Sonderflüge der Lufthansa und der Aeroflot (mehr Informationen dazu auf der Webseite der AHK Russland). | |
Moskau - München: Aeroflot bietet Flüge von/nach Scheremetjewo ab 6. Dezember immer sonntags an | |
Sankt Petersburg - Berlin + München: Rossiya Airlines (Aeroflot Gruppe) bietet Fracht- und Passagierflüge ab 24. Dezember an | |
Moskau - Abu Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate) Moskau - Athen (Griechenland) Moskau - Minsk (Belarus) | Moskau - Nizza (Frankreich) Sankt Petersburg - Paris (Frankreich) Sankt Petersburg - Prag (Tschechien) |
Mehrmals wöchentlich werden Ferienziele in der Türkei (Antalya, Bodrum und Dalaman), auf den Malediven (Malé), auf Kuba (Cayo Coco, Santa Clara) und auf den Seychellen (Victoria) angeflogen. | |
Russlands zweitgrößte Airline S7 bietet seit Mitte November 2020 wieder Charterflüge nach Frankreich, Spanien und Italien an. |
Der Warenverkehr von und nach Russland war seit Ausbruch der Pandemie nicht von der Grenzschließung betroffen. Lastwagen, Güterzüge und Schiffe können das Land weiterhin anfahren und ihre Fracht dort umschlagen. Ebenso sind Charter- und Cargoflüge möglich.
Die Föderale Luftfahrtbehörde Rosawiazija hat in der aktuellen Anordnung vom 5. Oktober 2020 weitere 34 Ziele für den internationalen Frachtflugverkehr erlaubt, darunter zwei zusätzliche Cargoflüge zwischen Jekaterinburg und Frankfurt/Main (Uralskie awialinii) sowie zwischen Moskau und Düsseldorf (Azur Air).
Im Landverkehr gab es zu Beginn der Coronakrise Verzögerungen bei den Grenzkontrollen wegen erhöhter Hygieneanforderungen. Inzwischen funktioniert die Abfertigung ebenso wie die Zollabwicklung weitgehend reibungslos, bestätigen Marktteilnehmer.
Längere Wartezeiten waren im September 2020 an den Grenzübergängen von Polen und Litauen nach Belarus entstanden, nachdem der belarussische Präsident Lukaschenka verschärfte Kontrollen der Lkw angeordnet hatte. Dadurch kam es auch bei für Russland bestimmte Güter zu Lieferverzögerungen von mehreren Tagen.
Nach Angaben von Destatis sind die deutschen Exporte nach Russland von Januar bis September 2020 um 14 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode gesunken. Der Rückgang entfiel vor allem auf die Lockdown-Zeit im Frühjahr. Im September 2020 betrug das Minus im Jahresvergleich nur 2,6 Prozent.
Russlands Außenhandel insgesamt hat von Januar bis September 2020 um 17 Prozent abgenommen. Das hing aber vor allem mit den niedrigeren Öl- und Gaspreisen zusammen, die den Exportwert verringerten. Den größten Einbruch beim Handelsvolumen gab es laut Zollstatistik im April (-27 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat) und Mai (-26 Prozent).
Die Importe sind weniger stark zurückgegangen: In den ersten drei Quartalen 2020 betrug der Rückgang nur sieben Prozent. Zuwächse gab es bei der Einfuhr von Lebensmitteln (Käse, Äpfel, Mais, Konserven), bei Antibiotika und Desinfektionsmitteln, sowie bei Elektromaschinen. Stark gesunken sind die Importe von Fleisch, Pkw und Kfz-Teilen.
Langfristig rechnen Experten damit, dass die Logistikbranche als Gewinner aus der Krise hervorgeht. „Die Regierung in Moskau hat jetzt verstanden, dass die Branche von strategischer Bedeutung ist“, sagte Uwe Leuschner, Geschäftsführer der DB Cargo Eurasia auf Nachfrage von Germany Trade & Invest. Das betreffe vor allem die Rolle als Transitland für Verkehre zwischen China und Europa. „Hier haben wir zurzeit ein Wachstum von 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr“, sagt der Logistikmanager.
Zuvor muss der Transportsektor aber die Verluste des laufenden Jahres ausgleichen. Das Marktforschungsunternehmen Infraone Research hatte nach der ersten Coronawelle eine Bestandsaufnahme veröffentlicht. Demnach betrugen die Umsatzeinbußen der Branche bis Ende Juli 2020 bereits 833 Milliarden Rubel (9,2 Milliarden Euro; Wechselkurs der EZB am 19. November 2020: 1 Euro = 90,26 Rubel). Davon entfielen über 500 Milliarden Rubel auf die Luftfahrt, 105 Milliarden Rubel auf die Eisenbahn und 37 Milliarden Rubel auf Lkw-Transporte.
Russlands Regierung hat Teile des Transport- und Logistiksektors frühzeitig unter den Covid-19-Schutzschirm genommen (siehe Infokasten zu den Hilfsmaßnahmen). Besonders Airlines und Flughäfen bekommen finanzielle Unterstützung.
Eisenbahnverkehr |
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Luftfahrt |
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Schifffahrt |
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Lkw-Transporte |
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Starke Einbußen erlitt auch der Eisenbahnverkehr. Die Passagierzahlen sind von April bis September 2020 um 40 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode gesunken, die Gütertransporte nur um vier Prozent. Dabei schlugen vor allem geringere Kohletransporte zu Buche.
Das Transportministerium hat bislang 185 Unternehmen der Transport- und Logistikbranche als systemrelevant eingestuft (Stand: 20. November 2020). Dazu gehören Fluggesellschaften, Reedereien, Hafen- und Flughafenbetreiber, Spediteure und die Eisenbahngesellschaft RZD. Diesen Unternehmen stellt der Staat zinsgünstige Kredite zur Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs bereit.
Im Zuge der Coronakrise hat Russland für den grenzüberschreitenden Warenverkehr einige Erleichterungen zugelassen. So wurde für eine Reihe von Medizinprodukten die Einfuhrumsatzsteuer gestrichen. Dazu gehören Transportfahrzeuge für Menschen mit Behinderungen, orthopädische Produkte und Medikamente zur Eindämmung der Coronapandemie (siehe GTAI-Bericht „Russland erweitert Liste der mehrwertsteuerfreien Medizinprodukte“).
Für europäische Hersteller und Verbraucher von Lebensmitteln ist eine weitere Maßnahme wichtig: Waren, die unter das russische Einfuhrembargo fallen, dürfen im Transitverkehr Russland jetzt wieder durchqueren. Die Lkw und Bahnwaggons müssen dafür mit elektronischen Plomben versehen sein, die eine Nachverfolgung über das russische Navigationssatellitensystem Glonass ermöglichen. Das Transportministerium hat eine Liste der 30 Grenzübergangsstellen für Lkw und Eisenbahnverkehre veröffentlicht, an denen das Anbringen der Zollplomben möglich ist. Für die technische Durchführung ist das Zentrum für digitale Plattformen CRCP zuständig.
Im Zuge der Corona-Pandemie erlassen Staaten weltweit besondere Maßnahmen für den Warenverkehr. Lesen Sie dazu auch unseren Bericht "Russland: Warenverkehr und Corona".
Darüber hinaus bietet die Publikation „Zoll und Einfuhr kompakt – Russland“ ausführliche Informationen für die Wareneinfuhr nach Russland.