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Saudi-Arabien baut Verkehrsnetz und Nahverkehr aus

Saudi-Arabien investiert Milliarden in Straßen, Bahnen und den Ausbau von Metrolinien und setzt dabei auf öffentlich-private Partnerschaften.

Von Heena Nazir | Dubai

Saudi-Arabien will sich als Logistikdrehkreuz zwischen Asien, Afrika und Europa etablieren. Von 2016 bis 2023 flossen laut Verkehrsministerium und Weltbank über 150 Milliarden US-Dollar in Verkehrsprojekte. Im Rahmen der nationalen Entwicklungsstrategie Vision 2030 will das Königreich einen Rang unter den zehn führenden Logistikstandorten weltweit erreichen. Hierfür entsteht ein nahezu komplett neues Verkehrsnetz mit Fernstraßen, Eisenbahntrassen und städtischen Nahverkehrssystemen. Für deutsche Unternehmen bieten sich hier Chancen – allerdings nicht ohne Herausforderungen.

Neben den logistischen Ambitionen verfolgt das Königreich auch ökologische Ziele. Der Verkehrssektor soll modernisiert und zugleich nachhaltiger gestaltet werden. Projekte wie die "Green Riyadh"-Initiative und Investitionen in emissionsarme Fahrzeuge, Ladeinfrastruktur und intelligente Verkehrssteuerung stehen dabei im Fokus. Die Integration klimafreundlicher Technologien bietet potenziellen Partnern aus Europa zusätzliche Anknüpfungspunkte, insbesondere bei Lösungen für urbane Mobilität, Smart-City-Konzepte und Energiemanagement.

Saudi Landbridge soll West- und Ostküste miteinander verbinden

Ein Vorzeigeprojekt ist die "Saudi Landbridge". Erstmals sollen Häfen am Roten Meer wie Dschidda und Yanbu direkt mit dem Wirtschaftszentrum Dammam am Golf verbunden werden – über eine rund 900 Kilometer lange Neubaustrecke zwischen Dschidda und Riad, ergänzt durch modernisierte Gleise. Die staatliche Eisenbahngesellschaft Saudi Arabia Railways (SAR) leitet das Projekt. Der Baustart ist für 2026 vorgesehen, die Inbetriebnahme für 2030.

Ein weiteres Schlüsselprojekt ist die König-Hamad-Brücke, eine kombinierte Straßen- und Bahnverbindung nach Bahrain. Sie soll die bereits stark frequentierte König-Fahd-Damm-Brücke entlasten, die jährlich mehr als 8 Millionen Fahrzeuge zählt. Die neue Trasse wird Teil des geplanten Bahnsystems zwischen den Golfkooperationsstaaten und als öffentlich-private Partnerschaft (PPP) mit einem Volumen von 3,5 Milliarden US-Dollar realisiert.

Auch innerhalb der Städte verändert sich das Bild. In Riad entsteht mit dem Riyadh Metro Project eines der größten U-Bahn-Systeme der Welt, das sechs Linien, 84 Stationen und 176 Kilometer Gleise umfasst. Erste Abschnitte wurden Ende 2023 in Betrieb genommen. Die Metro ist eng mit neuen Stadtvierteln wie New Murabba und dem King Salman Park verknüpft. Koordiniert wird das Projekt von der Royal Commission for Riyadh City (RCRC), finanziert vom Public Investment Fund (PIF). Siemens Mobility und andere internationale Anbieter liefern bereits Technik. Weitere Linien wie die geplante Line 7 sind in Vorbereitung.

Öffentlich-private Partnerschaften öffnen Türen

Viele neue Projekte werden inzwischen über öffentlich-private Partnerschaften organisiert. Diese bieten internationalen Firmen Beteiligungsmöglichkeiten, etwa bei der geplanten Metro in Mekka oder beim Schnellzugprojekt Q-Express.

Das National Center for Privatization & PPP (NCP) informiert über rechtliche Grundlagen, Projektlisten und Ausschreibungen. Die Informationen sind auch auf Englisch verfügbar, was den Einstieg erleichtert. Trotzdem bleibt lokales Know-how unerlässlich.

Für deutsche Anbieter gelten zusätzliche Anforderungen: Bei vielen Projekten ist ein Mindestanteil lokaler Wertschöpfung (Local Content) verpflichtend. Auch eine Niederlassung vor Ort ist bei öffentlichen Aufträgen oft Bedingung. Gerade für mittelständische Unternehmen stellen solche Anforderungen hohe Markteintrittshürden dar. Laut NCP behindern zudem lange Verfahren und hohe Einstiegskosten die Beteiligung klein- und mittelständischer Unternehmen. Das NCP empfiehlt deshalb gezielte Förderinstrumente wie Fast-Track-Verfahren und vorbereitende Zuschüsse.

Hinzu kommt, dass sich die lokalen Bedingungen regional unterscheiden. Während Riad als zentraler Verwaltungssitz eine gute Infrastruktur und transparente Verwaltungsprozesse bietet, sind in anderen Regionen wie Asir oder Hail projektbezogene Genehmigungen oft schwieriger zu erhalten. Auch kulturelle Unterschiede im Umgang mit Behörden, Fristen oder Vertragsumsetzungen erfordern Geduld und Fingerspitzengefühl. Wer erfolgreich sein will, sollte sich frühzeitig mit den lokalen Rahmenbedingungen vertraut machen und auf eine langfristige Beziehungspflege setzen.

Digitalisierung, Nachhaltigkeit und spezialisierte Lösungen sind gefragt

Anbieter aus Deutschland genießen einen guten Ruf – insbesondere in den Bereichen Signaltechnik, digitale Ticketsysteme und energieeffiziente Infrastruktur. Großunternehmen wie Siemens und DB Engineering & Consulting sind bereits präsent. Doch auch kleinere Anbieter haben Chancen, wenn sie spezialisierte Lösungen mitbringen und sich langfristig engagieren.

 

Konkrete Geschäftsfelder mit Potenzial
BereichChancen für deutsche Firmen
Signaltechnik & LeittechnikAutomatisierung, ECTS, Sicherheitssteuerung (z. B. Siemens)
Fahrzeuge & KomponentenMetro-Züge, Straßenbahnen, Rollmaterial, Türen, Steuerung
Energieversorgung & InfrastrukturElektrifizierung, Ladetechnik, Transformatoren
Projektberatung & BetriebPlanung, Fahrgastmodelle, Instandhaltung, Schulung
Digitalisierung & Smart MobilityTicketing, Datenanalyse, Mobility-as-a-Service (MaaS)
Erhebungsbasis: Analyse basiert auf Auswertung zahlreicher Verkehrsprojekte in Saudi-Arabien seit 2014, inkl. öffentlich zugänglicher Ausschreibungen, Investitionsdaten und Projektabschlüssen.Quelle: Recherche GTAI, Mai 2025

Der erfolgversprechendste Weg führt oft über die Teilnahme an Teilprojekten großer Konsortien, etwa zu Software, Kontrollsystemen oder Engineering-Dienstleistungen. Wer in Bereichen wie Nachhaltigkeit, Digitalisierung oder Betriebsoptimierung überzeugt, kann sich profilieren. Dabei sind Geduld, interkulturelle Kompetenz und starke lokale Partner entscheidend. Unterstützung bietet die AHK Saudi-Arabien.

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