Mehr zu:
Saudi-ArabienCoronavirus
Wirtschaftsumfeld
Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?
Special | Coronavirus | Saudi-Arabien
Der Ölpreisverfall und die Coronakrise haben den saudi-arabischen Außenhandel stark einbrechen lassen. Aber China steigert seine Einfuhren erneut. (Stand: 20. März 2021)
20.03.2021
Von Robert Espey | Dubai
Nach vorläufigen Angaben des nationalen Statistikamtes ist der saudi-arabische Außenhandel 2020 um 26 Prozent auf 306 Milliarden US$ geschrumpft. Die Ausfuhren gingen um 33 Prozent auf 175 Milliarden US$ zurück, die Einfuhren um 14 Prozent auf 131 Milliarden US$.
Jahre | Einfuhren | Ausfuhren |
---|---|---|
2011 | 132 | 365 |
2012 | 156 | 388 |
2013 | 168 | 376 |
2014 | 174 | 342 |
2015 | 175 | 204 |
2016 | 140 | 184 |
2017 | 135 | 222 |
2018 | 137 | 294 |
2019 | 153 | 262 |
2020 | 131 | 175 |
Der Einbruch beim Export spiegelt vor allem die Entwicklung des Ölmarktes wider. Die Ölausfuhren verminderten sich um 39 Prozent auf 122 Milliarden US$, die Nicht-Öl-Exporte um 12 Prozent auf 54 Milliarden US$. Die gesunkenen Öleinnahmen sind das Ergebnis des deutlichen Preisverfalls bei gleichzeitiger Reduzierung der Exportmenge.
Die Gruppe der OPEC+ hatte im April 2020 Produktionsdrosselungen ab Mai 2020 bis April 2022 beschlossen. Als Folge hat sich für Saudi-Arabien 2020 eine Verminderung der Ölförderung um etwa 6 Prozent auf durchschnittlich 9,2 Millionen bpd (barrel per day) ergeben. Der Ölpreis (OPEC Basket Price) ist 2020 im Jahresdurchschnitt um 35 Prozent auf 41,5 US$/Barrel gefallen.
Der Nicht-Öl-Export konzentriert sich auf Erzeugnisse der petrochemischen Industrie. Hier machen sich derzeit die ebenfalls nachlassenden Weltmarktpreise und eine Nachfrageschwäche bemerkbar.
Länder | 2016 | 2017 | 2018 | 2019 | 2020 1) |
---|---|---|---|---|---|
Alle Länder | 140.170 | 134.519 | 137.065 | 153.163 | 131.354 |
.China | 20.082 | 20.526 | 21.819 | 28.152 | 26.512 |
.USA | 20.727 | 18.157 | 18.838 | 18.940 | 14.057 |
.Vereinigte Arabische Emirate 2) | 7.631 | 8.755 | 11.584 | 10.615 | 8.981 |
.Deutschland | 9.155 | 7.866 | 7.548 | 7.373 | 6.809 |
.Indien | 5.243 | 5.380 | 5.686 | 6.627 | 6.367 |
.Japan | 7.419 | 5.485 | 5.491 | 6.765 | 5.662 |
.Italien | 4.624 | 4.528 | 4.290 | 4.412 | 4.078 |
.Frankreich | 4.935 | 5.827 | 5.274 | 5.433 | 4.055 |
.Korea (Rep.) | 6.221 | 5.263 | 4.319 | 4.135 | 3.821 |
.Vereinigtes Königreich | 3.314 | 3.130 | 3.165 | 3.204 | 3.007 |
Die 2020 stark rückläufigen Einfuhren lassen sich nur teilweise auf die Folgen der Corona-Pandemie zurückführen. Bereits im ersten Quartal 2020 schrumpfte der Import um 4 Prozent. Hier machte sich die schon zuvor schwache Konjunktur bemerkbar.
Nach vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamtes sind die deutschen Ausfuhren nach Saudi-Arabien 2020 lediglich um 1,7 Prozent auf 5,8 Milliarden Euro gefallen. Eurostat zufolge hat die EU-27 Gruppe 2020 ihre Ausfuhren nach Saudi-Arabien um 5,8 Prozent auf 24,9 Milliarden Euro vermindert.
Jahre | Einfuhren | Ausfuhren |
---|---|---|
2011 | 684 | 6.827 |
2012 | 1.468 | 8.181 |
2013 | 1.449 | 9.176 |
2014 | 913 | 8.838 |
2015 | 697 | 9.889 |
2016 | 436 | 7.244 |
2017 | 564 | 6.511 |
2018 | 888 | 6.228 |
2019 | 886 | 5.891 |
2020 | 733 | 5.790 |
Gemäß Eurostat musste 2020 der zweitgrößte EU-Lieferant, die Niederlande, einen Rückgang um 4,1 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro verbuchen. Eine starke Schrumpfung wird für die französischen Ausfuhren nach Saudi-Arabien gemeldet (-17,0 Prozent auf 3,1 Milliarden Euro). Italien verzeichnete einen Rückgang um 1,8 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro, Spanien um 4,5 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro und Belgien/Luxemburg um 6,0 Prozent auf ebenfalls 1,7 Milliarden Euro.
Bezeichnung (SITC) | 2019 | 2020 | Veränderung |
---|---|---|---|
Alle Warengruppen | 5.891 | 5.790 | -1,7 |
.Straßenfahrzeuge (78) | 989 | 820 | -17,1 |
.Maschinen für verschiedene Zwecke (74) | 645 | 644 | -0,2 |
.Pharmazeutische Erzeugnisse (54) | 530 | 592 | 11,7 |
.Andere Beförderungsmittel (79) | 319 | 444 | 39,3 |
.Mess-, Prüf- und Kontrollinstrumente (87) | 453 | 371 | -18,0 |
.Elektrische Maschinen, Apparate etc. (77) | 332 | 332 | 0,0 |
.Chemische Erzeugnisse (59) | 263 | 286 | 8,9 |
.Arbeitsmaschinen für besondere Zwecke (72) | 200 | 204 | 2,4 |
.Getreide und Getreideerzeugnisse (04) | 186 | 198 | 6,7 |
.Kraftmaschinen (71) | 187 | 156 | -16,3 |
.Metallwaren (69) | 175 | 155 | -11,6 |
.Anorganische chemische Erzeugnisse (52) | 64 | 140 | 117,0 |
.Körperpflege-und Reinigungsmittel (55) | 134 | 121 | -9,7 |
.Eisen und Stahl (67) | 77 | 112 | 46,3 |
.Verschiedene bearbeitete Waren (89) | 136 | 107 | -21,2 |
.Milch und Milcherzeugnisse (02) | 75 | 89 | 18,6 |
.Kunststoffe in Primärformen (57) | 91 | 85 | -6,0 |
.Verschiedene genießbare Waren (09) | 59 | 72 | 21,4 |
.Büro- und Datenverarbeitungsmaschinen (75) | 95 | 65 | -31,2 |
.Nachrichtentechnik etc. (76) | 76 | 64 | -15,4 |
Der Rückgang der deutschen Lieferungen nach Saudi-Arabien 2020 wurde wesentlich durch stark verminderte Fahrzeug-Exporte (SITC 78) verursacht, hier kam es zu einer Schrumpfung von 17,1 Prozent auf 820 Millionen Euro. Die Ausfuhren von Maschinen für verschiedene Zwecke (HS 74) stagnierte mit 644 Millionen Euro auf Vorjahresniveau. Kräftige Zuwächse wurden bei pharmazeutischen Produkten (HS 54; 11,7 Prozent auf 592 Millionen Euro) und anorganischen Chemikalien (HS 52; 117 Prozent auf 140 Millionen Euro) verzeichnet.
Ebenfalls positive Entwicklungen gab es 2020 bei den deutschen Ausfuhren von anderen Beförderungsmitteln (HS 79; 39,3 Prozent auf 444 Millionen Euro). Der Anstieg ist auf eine Erhöhung der Lieferungen von Flugzeugen (SITC 792; 357 Prozent auf 276 Millionen Euro) zurückzuführen.
China kann in Saudi-Arabien seinen Vorsprung als führender ausländischer Lieferant weiter ausbauen. Nach Angaben des chinesischen Zolls erhöhten sich 2019 die Ausfuhren um 4 Prozent auf 23,9 Milliarden US$, dies war ein neuer Spitzenwert. Die Exporte stiegen 2020 um weitere 18 Prozent auf 28,1 Milliarden US$.
Die USA mussten 2020 eine Schrumpfung der Ausfuhren nach Saudi-Arabien um 22,8 Prozent auf 11,2 Milliarden US$ verbuchen, so die Daten der United States International Trade Commission. Damit setzt sich der negative Trend der letzten Jahre fort. Die Exporte waren zwischen 2016 und 2018 von 18,0 Milliarden auf 13,6 Milliarden US$ zurückgegangen und hatten sich 2019 auf 14,5 Milliarden US$ erholt.
Die rückläufigen US-Ausfuhren 2020 sind auf Schrumpfungen in fast allen wichtigen Warengruppen zurückzuführen. Die Ausfuhren von Luftfahrzeugen (HS 88) sanken um 26,7 Prozent auf 1,9 Milliarden US$. Negative Entwicklungen gab es auch bei Maschinen (-17,5 Prozent auf 1,6 Milliarden US$), Fahrzeugen (-18,0 Prozent auf 1,6 Milliarden US$) und elektrischen Maschinen (-10,3 Prozent auf 0,7 Milliarden US$).
Die saudi-arabische Statistik weist die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) als drittgrößten Lieferanten aus (2020: 8,9 Milliarden US$; 2019: 10,6 Milliarden US$). Ein Großteil der Importe aus den VAE sind Re-Exporte über die Handelsdrehscheibe Dubai. Die größte Importposition unter den Bezügen aus den VAE sind traditionell Gold und Edelsteine (HS 71), die sich 2019 (letzte verfügbare Daten) auf 2,1 Milliarden US$ summierten.
Japans Exporte nach Saudi-Arabien haben sich 2020 um 17,3 Prozent auf 4,2 Milliarden US$ vermindert. Die japanischen Lieferungen waren zwischen 2014 und 2017 von 7,6 Milliarden auf 3,7 Milliarden US$ gefallen und hatten sich bis 2019 auf 5,1 Milliarden US$ erholt.
Indien konnte 2020 seine Exporte nach Saudi-Arabien um 3,6 Prozent auf 6,2 Milliarden US$ steigern, so die offiziellen indischen Zahlen. Indiens Ausfuhren erreichten 2014 mit 12,3 Milliarden US$ einen Höhepunkt, 2019 waren es 5,9 Milliarden US$.
Korea (Rep.) musste bei den Exporten nach Saudi-Arabien seit 2016 schwere Einbußen verzeichnen. Nach koreanischen Angaben wurde 2015 für 9,5 Milliarden US$ geliefert. Es ging dann kontinuierlich zurück, nur noch 3,7 Milliarden US$ wurden 2019 verbucht. Für 2020 wird eine weitere Schrumpfung um 10,7 Prozent auf 3,3 Milliarden US$ gemeldet.
Trotz Coronakrise erfolgt die Zollabfertigung derzeit ohne wesentliche Beschränkungen. Aufgrund erhöhter Hygienemaßnahmen und teilweise reduzierten Personalkapazitäten kommt es aber teilweise zu leichten Verzögerungen.
Logistikengpässe gibt es noch im Bereich der Luftfracht. Der immer noch erheblich reduzierte Luftverkehr verursacht eine starke Verminderung der im Passagierverkehr verfügbaren Luftfrachtkapazitäten.