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Special | Saudi-Arabien | Klimaschutzatlas

Klimaschutz-Atlas

Klimaziele: Senkung der Emissionen ist wenig aussagekräftig

Saudi-Arabien hat die bis 2030 angestrebte Emissionssenkung nachgebessert. Das beinhaltet jedoch nur eine Reduktion gegenüber einem nicht spezifizierten ungebremsten Wachstumspfad.

Von Robert Espey | Dubai

Saudi-Arabien ist der UN-Rahmenübereinkunft über Klimaänderungen (UN Framework Convention on Climate Change/UNFCCC) 1992 beigetreten, hat das Kyoto Protokoll 2005 und das Pariser Klimaabkommen 2016 ratifiziert. Im Rahmen der UNFCCC legte Saudi-Arabien drei nationale Berichte (National Communications/NC) vor, den ersten Bericht 2005 (NC1), den zweiten 2011 (NC2) und den dritten 2016 (NC3).

Die erste Erklärung über Saudi-Arabiens geplante Beiträge zum Klimaschutz (Nationally Determined Contributions/NDC) wurde 2016 veröffentlicht, im Oktober 2021 folgte ein Update. Gemäß dem Pariser Abkommen müssen die einzelnen Länder eine langfristige Planung (Long Term Strategy) erstellen. Saudi-Arabien gab diese bislang nicht bekannt.

Angestrebtes Emissionsniveau bleibt unklar

Das NDC-Update erhöht die bis 2030 angestrebte jährliche Reduzierung von Treibhausgasemissionen gegenüber einem "Business As Usual"-Szenario (BAU) von 130 Millionen auf 278 Millionen Tonnen. Doch genaue Angaben zum BAU-Szenario fehlen. Damit ist unklar, ob die Absenkung lediglich zu einer Begrenzung des Anstiegs der Treibhausgasemissionen führen soll oder zu einer absoluten Verminderung gegenüber dem aktuellen Niveau beziehungsweise einem Basisjahr. Das staatliche King Abdullah Petroleum Studies and Research Center (KAPSARC) entwickelte ein BAU-Modell, das zwischen 2018 und 2030 eine Zunahme der Treibhausgasemissionen von 670 Millionen auf 868 Millionen Tonnen und bis 2050 auf 1.093 Millionen Tonnen ausweist.

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Staat knüpft Klimaschutz an Bedingungen

Das im NDC-Report genannte Reduktionsziel wird an eine Bedingung geknüpft. Die angekündigte Treibhausgasreduzierung soll nach unten revidiert werden, falls der Ölexport aufgrund abnehmender Nachfrage heruntergefahren werden muss. Dann will Riad mehr Öl im Land verbrauchen oder weiterverarbeiten und entsprechend den CO₂-Ausstoß steigern. Es würden unter anderem die petrochemische Industrie, die Metallerzeugung und die Zementproduktion stärker ausgebaut. Als Maßnahmen zur Begrenzung der Treibhausgasemissionen werden unter anderem der Einsatz von CCUS-Technologien (Carbon Capture Utilization and Storage), die Nutzung erneuerbarer Energien, Energieeffizienzstrategien, ein Baumpflanzprogramm und Investitionen in den Ausbau öffentlicher Nah- und Fernverkehrssysteme genannt.

Klimaziele gelten als "highly insufficent"

Der "Climate Action Tracker" (CAT) klassifiziert in seiner neuesten Analyse vom November 2021 die saudi-arabischen Klimaziele als "highly insufficent". Einer CAT-Modellierung zufolge könnten die für 2030 angestrebten Klimaziele dazu führen, dass die Emissionen bis etwa 2025 weiter ansteigen und sich dann auf diesem Niveau stabilisieren. Wenn alle Staaten ähnlich wie Saudi-Arabien agieren würden, wäre das 1,5-Grad-Ziel nicht zu schaffen, so die CAT-Einschätzung. Der globale Temperaturanstieg könnte dann mehr als 4 Grad betragen. Abgesehen von Investitionen in die Schieneninfrastruktur und in den ÖPNV (Metro in Riad etc.) sowie erste Solar- und Windkraftprojekte habe Saudi-Arabien bislang kaum konkrete Maßnahmen zum Klimaschutz ergriffen, so der CAT.

Keine Drosselung der Ölexporte

Die saudi-arabischen Klimaziele beziehen sich nur auf die im Land erzeugten Treibhausgase. Emissionen durch exportiertes Öl bleiben unberücksichtigt. Saudi-Arabien hat auch mittel- und langfristig nicht die Absicht, seine Exporte von Rohöl und Ölerzeugnissen zu drosseln. Das Niveau der kontinuierlichen Ölförderung dürfte bei 10 Millionen bis 12 Millionen bpd (barrel per day) verbleiben. Vor diesem Hintergrund ist die Erklärung der saudi-arabischen Ölgesellschaft Aramco zu bewerten, bis 2050 Klimaneutralität anzustreben. Die Ankündigung schließt auch die zahlreichen Joint Ventures nicht ein, an denen Aramco beteiligt ist.

Gasabfackeln soll beendet werden

Eine hohe Emissionsbelastung entsteht bei der Ölförderung durch das Abfackeln von assoziiertem Gas. Saudi-Arabien hat sich schon sehr früh entschlossen, das assoziierte Gas aufzufangen und in der petrochemischen Industrie einzusetzen.

Gemäß dem "Global Gas Flaring Tracker Report 2023" der Weltbank lag Saudi-Arabien 2022 im weltweiten Vergleich beim Abfackeln von assoziiertem Gas auf dem 13. Rang. Das abgefackelte Gasvolumen schwankte im Zeitraum 2016 bis 2021 zwischen 2,1 Milliarden und 2,3 Milliarden Kubikmeter. Für 2022 belief es sich auf 1,9 Milliarden Kubikmeter.

Saudi-Arabien hat sich der 2015 von der Weltbank gegründeten "Zero Routine Flaring by 2030"-Initiative angeschlossen. Deren Ziel ist die Beendigung von routinemäßigem Gasabfackeln bis 2030.

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