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Special | Saudi-Arabien | Seidenstraße
Saudi-Arabien will sich mit einem leistungsfähigen 5G-Netz, Cloud-Dienstleistungen und Glasfasertechnologie international profilieren. China beteiligt sich an einigen Stellen.
29.01.2021
Von Hanna Riehle, Robert Espey | Riad, Dubai
Zu den Eckpfeilern der saudi-arabischen Entwicklungsplanung (Vision 2030) gehört, sich als digitales Zentrum der Region zu etablieren. Aufgrund dieser strategischen Ausrichtung und der Position Saudi-Arabiens als G20-Wirtschaftsmacht begann das Königreich schneller als einige andere Länder der Region mit dem Aufbau von 5G-Netzen. Entsprechend hat Saudi-Arabien im 5G-Sektor bereits große Fortschritte erzielt. Die Installation von 5G-Netzen begann 2019. Etwa 7.000 5G-Funkmasten waren Mitte 2020 installiert. Mittlerweile existiert in den meisten Groß- und Mittelstädten ein 5G-Service.
Nach Angaben der staatlichen Communications and Information Technology Commission (CITC) wurde in den 5G-Netzen der drei Mobilfunkbetreiber (Saudi Telecommunication Company/STC; Etihad Etisalat Company/Mobily; Mobile Telecommunications Company Saudi Arabia/Zain) im zweiten Quartal 2020 eine durchschnittliche Download-Geschwindigkeit von 393 Mbps (Megabits per second) gemessen. Den besten Wert lieferte STC mit 467 Mbps.
Das chinesische Unternehmen Huawei tritt in Saudi-Arabien stark auf. Huawei war das erste chinesische Unternehmen, das sich 2016 als 100 Prozent ausländisches Unternehmen registrieren konnte. Der erste "Huawei Flagship Store", der größte in der MENA Region, wurde 2019 eröffnet. Eigenen Angaben zufolge konnte Huawei 2018 in Saudi-Arabien dem Umsatz nach zum zweitgrößten Smartphone-Anbieter aufsteigen.
In der ersten Phase des Aufbaus der 5G-Netze installierte Huawei 2019 die Netzinfrastruktur für Zain. Das Zain 5G-Netz deckte Ende 2019 bereits 27 Städte ab, insgesamt 2.600 Funkmasten waren in Betrieb.
STC kooperiert mit Huawei beim Aufbau eines 5G-Netzes für das Megastadtentwicklungsprojekt NEOM. Seit Juni 2019 arbeitet STC an einem landesweiten 5G-Netz, Ende 2019 umfasste das Netz 2.300 Funkmasten.
Sektor | Firmenname | Tätigkeitsfeld |
---|---|---|
5G Netztechnik | Huawei | IT-Infrastruktur, Netzwerke |
Mobiltelefonie | Huawei | Hersteller von Smartphones |
Mobiltelefonie | Honor | Hersteller von Smartphones |
Mobiltelefonie | Oppo | Hersteller von Smartphones |
Mobiltelefonie | Xiaomi | Hersteller von Smartphones |
Cloud, Datenzentren | Huawei Cloud | Cloud Services |
Cloud, Datenzentren | Alibaba Cloud | Cloud Services |
Eine Multi-Vendor-Integration (MVI) hat STC angekündigt, diese soll für STC "den Weg ebnen, durch vielfältige 5G-Kooperationen Innovationen anführen zu können". STC nennt Huawei und Cisco als Lieferanten der 5G-Kerninfrastruktur, während Ericsson und Nokia mit der Installation von Funkstationen beauftragt wurden.
Huawei gibt an, in Saudi-Arabien jährlich 20 Millionen US$ für Forschungszentren auszugeben. Das Unternehmen investiert in die Ausbildung saudi-arabischer Fachkräfte und Studenten unter anderem im Rahmen des "Seeds for the Future"-Programms und eröffnete 2015 ein Joint Innovation Center gemeinsam mit Saudi Aramco und der King Fahad University of Petroleum and Minerals.
Auf dem saudi-arabischen Mobilfunkmarkt wird sich die Wettbewerbsintensität durch die Zulassung weiterer Mobilfunkdiscounter (Mobile Virtual Network Operator/MVNO) erhöhen. Als MVNO-Anbieter sind schon das Virgin Mobile Saudi Consortium (Virgin; nutzt STC-Netz) und die Etihad Jawraa for Telecom and Information Technology Company (Lebara; Mobily-Netz) aktiv.
Die Zahl der Mobilfunkanschlüsse ist in Saudi-Arabien seit Jahren unter anderem aufgrund regulatorischer Maßnahmen (Registrierungspflichten etc.) rückläufig. Nach CITC Angaben waren 2014 rund 52,7 Millionen SIM-Karten registriert, bis 2017 ging es auf 40,2 Millionen zurück. Es folgte 2018 ein Anstieg auf 41,3 Millionen. Die CITC gibt für Mitte 2019 die Zahl der Mobilfunkanschlüsse mit 41,5 Millionen an. Anfang 2020 waren es wieder 40,2 Millionen. Im Jahresverlauf 2020 könnte die Zahl der Mobilfunkanschlüsse aufgrund der krisenbedingten Abwanderung ausländischer Arbeitskräfte deutlich unter die 40 Millionen-Marke gesunken sein.
Zain weist zwischen September 2019 und September 2020 eine Schrumpfung seiner Mobilfunkanschlüsse in Saudi-Arabien um 9 Prozent auf 7 Millionen aus. In den ersten neun Monaten 2020 verbuchte Zain gegenüber der entsprechenden Vorjahresperiode einen Umsatzrückgang um 5 Prozent auf 1,56 Milliarden US$. Zain hat 2018 und 2019 in Saudi-Arabien für insgesamt 1 Milliarde US$ investiert, in den ersten neun Monaten 2020 für 373 Millionen US$.
In der Vergangenheit dominierten lokale Anbieter das Angebot im Cloud Datacenter-Sektor. Aber auch deutsche Expertise ist gefragt. SAP betreibt seit April 2018 das erste öffentliche Cloud Datencenter in Saudi-Arabien. SAP wurde 2020 als erstes Unternehmen von der CITC als "Level-3 Cloud Service Provider" anerkannt.
Die deutsche Detasad (Detecon Al Saudia) betreibt in Jeddah und Riad Datencenter. Kürzlich erhielt das Unternehmen den Auftrag, das IT System eines im Bau befindlichen Megafreizeitparks (Qiddiya) in den nächsten fünf Jahren zu managen.
Auch die staatliche STC investiert in neue Datencenter. Im Dezember 2020 gab STC bekannt, in Riad, Jeddah und Medina neue Datencenter in Betrieb genommen zu haben, die Gesamtinvestition wird mit 267 Millionen US$ angegeben.
Die drei Center werden als erste Phase des "New Generation" Datencenter-Programms bezeichnet. Die "Critical IT Power" (white space ready) der Center wird mit insgesamt 10,8 Megawatt angegeben, mit Erweiterungsmöglichkeiten auf 16,8 Megawatt. Die Phase 2 mit vier weiteren Datenzentren ist bereits im Bau und soll die Leistung auf 40,8 Megawatt erhöhen, in einem nächsten Schritt sind 105 Megawatt angestrebt.
STC hat angekündigt, im Rahmen einer Partnerschaft mit eWTP Arabia Capital, einem regionalen Risikokapitalfonds, und Alibaba Cloud rund 500 Millionen US$ in Cloud-Services zu investieren.
Andere große Cloud-Anbieter sind ebenfalls im Land aktiv. Seit 2020 betreibt Oracle ein Cloud Datencenter in Jeddah, ein weiteres soll folgen. Amazon Web Services ist seit 2019 im benachbarten Bahrain vertreten.
Die Zahl der Glasfaseranschlüsse hat sich 2020 stark erhöht. Weniger als 1 Million waren es Mitte 2019. Ende 2020 verfügten etwa 3,5 Millionen Haushalte über eine FTTH-Verbindung (Fiber To The Home). Bis 2030 sollen in dicht besiedelten Regionen 90 Prozent der Haushalte und in anderen urbanen Regionen 66 Prozent angeschlossen sein.
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