Mehr zu:
Saudi-Arabien / ChinaSeidenstraße / Urbanisierung / Straßenverkehr / Mobilität der Zukunft / Digitale Wirtschaft / IKT, übergreifend / Big Data
Branchen
Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?
Special | Saudi-Arabien | Seidenstraße
In Saudi-Arabien wird intensiv an Smart City-Strategien gearbeitet. Das chinesische Unternehmen Huawei ist an vielen Projekten beteiligt.
23.02.2021
Von Hanna Riehle, Robert Espey | Riad, Dubai
Die saudi-arabische Entwicklungsplanung, die 2016 durch die Vision 2030 und das National Transformation Program 2020 (NTP) konkretisiert wurde, enthält die Implementierung von Smart City-Strategien als wichtiges Ziel.
Die an der Ostküste liegende Industriestadt Yanbu bezeichnet sich als erste Smart City des Königreichs. Chinas Technologiefirma Huawei ist hier ein wichtiger Kooperationspartner. Bereits 2016 war in Yanbu mit der zweiten Phase des Smart City-Programms begonnen worden. Die erste Phase umfasste unter anderem die Installation eines Breitbandnetzes und den Aufbau von Cloud-Kapazitäten.
Zu den Projekten der zweiten Phase gehören Systeme (1) zur Überwachung des Schwerlastverkehrs, (2) zur Abfallentsorgung, (3) zur intelligenten Steuerung der Straßenbeleuchtung, (4) zum Parkplatzmanagement, (5) zur Senkung des Stromverbrauchs in Bürogebäuden, (6) zur Kontrolle von Kanaldeckeln und (7) zur Überwachung von Menschenansammlungen.
Diese zweite Phase wurde 2018 weitgehend abgeschlossen. Als Ergebnis sollen durch Kontrolle des Lkw-Verkehrs (Erfassung von Gewicht und Geschwindigkeit) die Kosten der Straßeninstandhaltung deutlich gesenkt worden sein. Durch Überwachung des Füllstands von Müllcontainern kann nun die Abfallsammlung effektiver organisiert werden. Die Smart Street Light-Technologien haben zur Reduzierung des Stromverbrauchs geführt. Das Smart Parking-System verbessert die Parkraumauslastung.
In der laufenden dritten Phase des Yanbu Smart City-Programms werden nun unter anderem Big Data-Analysesysteme, IoT-Plattformen (Internet of Things) sowie Plattformen zur Integration von Kommunikationssystemen aufgebaut. Ein Projekt der dritten Phase ist das in Kooperation mit Huawei 2019 installierte e-Police System. An 16 Straßenkreuzungen sind insgesamt 256 HD-Kameras im Einsatz. Das durch KI (Künstliche Intelligenz) gesteuerte ITM-System (Intelligent Traffic Management) erkennt Verkehrsverstöße und regelt die Ampelanlagen je nach Verkehrsaufkommen.
Die erste Phase der 2017 verabschiedeten Smart City-Initiative des Ministry of Municipal and Rural Affairs (MOMRA) umfasst die Einführung von Smart City-Technologien auch in den Städten Mekka, Riad, Jeddah, Medina und Dammam. Ein Abschluss der ersten Phase war für 2020 geplant. Smarte Technologien werden in folgenden Sektoren eingesetzt: Parkplatzmanagement, Straßenbeleuchtung, Abfallentsorgung und Überwachung der Umwelt-/Luftverschmutzung.
Im Juni 2020 hat Huawei eine Vereinbarung mit der saudi-arabischen Smart City Solutions Company (SC2) geschlossen. SC2 gehört zur saudi-arabischen Batic Investments and Logistics Company. Als erste gemeinsame Vorhaben sind Smart City-Projekte in den Ostküstenstädten Al Khobar, Dammam und Dhahran geplant.
In den drei Städten sollen KI-Systeme zum Parkplatzmanagement und zur Steuerung der Straßenbeleuchtung sowie Video-Analysesysteme installiert werden. Ferner soll die IKT-Infrastruktur stark erweitert werden. Auch über die Bereiche Abfallentsorgung und Sicherheitsdienstleistungen wird gesprochen.
Die Kooperation von Huawei und SC2 soll die gemeinsame Nutzung von Smart City-Plattformen ermöglichen –mit entsprechenden Vorteilen für ihre Kunden. In Dammam hat SC2 einen Vertrag mit einer Laufzeit von 25 Jahren für den Betrieb eines Parkplatzmanagementsystems erhalten.
Regierungsplaner sehen die Beseitigung/Reduzierung von Mobilitätsproblemen als zentrales Element einer Smart City. Dabei sind intelligente Systeme zur Regulierung des hohen Verkehrsaufkommens in den Großstädten und auf Autobahnen gefragt. Es sollen integrierte Systeme zur Analyse von Unfallursachen und zur Sammlung und Auswertung relevanter Verkehrsdaten aufgebaut werden.
Auch die Schieneninfrastruktur soll intelligent werden. Im Juli 2019 unterzeichneten Huawei und die Saudi Railway Company (SAR) eine Absichtserklärung über Kooperationen im Bereich Smart Rail, die auf das seit langem geplante Saudi Landbridge-Projekt sowie auf die erste Hochgeschwindigkeitstrecke des Landes, die Haramain High-Speed Railway, zielen.
Für die Umsetzung von Smart City-Strategien sind leistungsfähige 5G-Netze erforderlich. Da Saudi-Arabien eine Position als digitales Zentrum der Region anstrebt, wurde hier schneller als in einigen anderen Ländern der Region mit dem Aufbau von 5G Netzen begonnen. Etwa 7.000 5G-Funkmasten waren Mitte 2020 installiert. Mittlerweile existiert in den meisten Groß- und Mittelstädten ein 5G-Service.
In der ersten Phase des Aufbaus der 5G-Netze installierte Huawei 2019 die Netzinfrastruktur für den Mobilfunkbetreiber Zain (Mobile Telecommunications Company Saudi Arabia). Das 5G-Netz von Zain deckte Ende 2019 bereits 27 Städte ab, insgesamt 2.600 Funkmasten gingen in Betrieb.
Huawei installiert außerdem im Auftrag der Saudi Telecommunication Company (STC) ein 5G-Netz für das Megastadtentwicklungsprojekt NEOM (siehe unten). Seit Juni 2019 arbeitet STC an einem landesweiten 5G-Netz. Ende 2019 umfasste das Netz 2.300 Funkmasten.
In der Wüstenprovinz Tabuk am Roten Meer im Nordwesten des Königreichs ist das zukunftsweisende Megastadtentwicklungsprojekt New Future (NEOM) im Aufbau, das unter anderem neue Maßstäbe für urbanes Leben und Smart Cities setzen will. Das 500-Milliarden-US$-Projekt, das 2017 von Kronprinz Mohammed bin Salman vorgestellt worden war, soll auf einer Fläche von 25.600 Quadratkilometern realisiert werden.
Im Januar 2021 hat Mohammed bin Salman als Teil des NEOM-Projekts zudem die Vision The Line vorgestellt. Hierbei handelt es sich um eine 170 Kilometer lange "hyper-connected" Siedlungszone mit einer Million Einwohnern, aber ohne Autos oder Straßen. Die Kosten der smarten Infrastruktur werden mit 200 Milliarden US$ kalkuliert. Das Projekt soll im Wesentlichen durch private in- und ausländische Investoren finanziert werden.
Dieser Beitrag gehört zu: