Mehr zu:
SchweizWege aus der Coronakrise / Coronavirus / Konjunktur
Wirtschaftsumfeld
Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?
Special Schweiz Wege aus der Coronakrise
Die Schweiz setzt auf Impfungen und mehr Tests - auch in Firmen. Deutliche Lockerungen treten nach und nach in Kraft. (Stand: 12. Juli 2021)
Von Axel Simer | Bonn
Im März 2021 wurden landesweite Lockerungen beschlossen. Seither sind alle Geschäfte wieder geöffnet, ebenso Museen und Bibliotheken. Auch Freizeitbetriebe und Sportanlagen durften ihren Betrieb wieder aufnehmen.
In Innenräumen gilt weiterhin die Maskenpflicht, ebenso wie in öffentlichen Verkehrsmitteln. Seit dem 19. April sind auch Restaurants in Außenbereichen wieder geöffnet. Freizeit- und Kulturbetriebe sowie Sportanlagen können seit dem 26. Juni auch in Innenräumen Veranstaltungen anbieten. Geöffnet sind seitdem auch Diskotheken und Tanzlokale.
Eine Schlüsselrolle spielen beim Besuch von Veranstaltungen und Diskotheken die Zertifikate. In der Schweiz versteht man darunter den Nachweis einer Genesung, negativen Testung oder vollständigen Impfung. Die Zertifikate gibt es digital und in Papierform. Obligatorisch ist ein Zertifikat für den Besuch von Großveranstaltungen, Diskotheken und Tanzlokalen. Empfohlen wird es für die Nutzung von Kultur-, Sport- und Freizeitbetrieben sowie beim Besuch von Restaurants. Großveranstaltungen sind mit Zertifikat ohne Personenbegrenzung möglich.
Geöffnet sind Schulen und Universitäten wie auch Friseure und andere Dienstleistungsbetriebe. Aufgehoben ist die Home-Office-Pflicht, derzeit gilt lediglich eine Home-Office-Empfehlung.
Geöffnet sind auch die Innengastronomie und Bars. Allerdings ist die Registrierung der Gäste erforderlich, in der Außengastronomie entfällt diese. Hotels sind durchgehend geöffnet.
Die aktuellen Maßnahmen veröffentlicht das Bundesamt für Gesundheit. Auch die Handelskammer Deutschland-Schweiz informiert über die aktuelle Lage.
Die Wirtschaft wurde durch die Krise schwer getroffen. Der Produktionsausfall ist erheblich, aber kaum zu beziffern. Im Juni 2020 schätzte das Wirtschaftsministerium (Seco) den Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für 2020 auf über 6 Prozent. Tatsächlich betrug der reale Rückgang jedoch lediglich 2,7 Prozent. Auch die wirtschaftliche Erholung schreitet schneller voran als noch vor wenigen Monaten prognostiziert. In der jüngsten Prognose vom 15. Juli 2021 erwartet Seco für das laufende Jahr bereits ein Plus von 3,6 Prozent.
2020 | 2021 | 2022 | |
---|---|---|---|
BIP1) | -2,7 | 3,6 | 3,3 |
Privater Konsum | -4,4 | 3,9 | 3,7 |
Staatlicher Konsum | 3,6 | 6,6 | -2,4 |
Bauinvestitionen | -1,1 | 1,0 | 0,2 |
Ausrüstungsinvestitionen | -2,8 | 4,5 | 3,8 |
Exporte2) | -1,0 | 6,0 | 5,3 |
Importe2) | -7,4 | 5,5 | 4,8 |
Die Produktionsverluste während des Zeitraums der verordneten Einschränkungen lagen bei rund 25 Prozent der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung. Insbesondere die Industrie sowie die unternehmensnahen Dienstleistungen, aber auch Handel und Bauwirtschaft sind aufgrund verschärfter Liefer- und Absatzprobleme betroffen. Der Einbruch des BIP in der 1. Jahreshälfte 2021 war entsprechend massiv und betraf alle Nachfragekomponenten.
Laut der Expertengruppe ist die Aufholbewegung der schweizerischen Wirtschaft im 1. Quartal 2021 ins Stocken geraten, hat aber im 2. Quartal an Fahrt aufgenommen. Einige Wirtschaftsbereiche, darunter Teile des Gastgewerbes, sind besonders hart betroffen. Ab dem Sommer soll dann aufgrund der Lockerungen eine breite Erholung aller wirtschaftlichen Aktivitäten erfolgen.
Einzelne Bereiche dürften aber weiter unter Einbußen zu leiden haben, zum Beispiel der internationale Tourismus und Großveranstaltungen. Als robust erwies sich in der Schweiz vor allem die Chemie- und Pharmabranche, die in Teilen sogar über das ganze Jahr 2020 hinweg zulegen konnte. So exportierten zum Beispiel Schweizer Firmen 2020 nominal rund 8 Prozent mehr pharmazeutische Wirkstoffe und immunologische Produkte als im Jahr zuvor. Bei chemischen Roh- und Grundstoffen erreichte das Exportplus sogar 17 Prozent.
Andere Industriebranchen wie der Maschinenbau oder die Uhrenhersteller sind auch Anfang 2021 noch im Krisenmodus. Einen Überblick über die Entwicklung wichtiger Branchen bietet der GTAI-Branchencheck.
Dieser Beitrag gehört zu: