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Interview | Serbien | Beratende Ingenieure

"In Serbien ist lokale Präsenz sehr wichtig"

Serbien baut seine Schieneninfrastruktur aus. Dabei unterstützt die Bahn-Tochter DB Engineering & Consulting. GTAI sprach mit dem Vorsitzenden der Geschäftsführung Niko Warbanoff. (Stand: 20.12.2023)

Von Martin Gaber | Belgrad

Niko Warbanoff; Vorsitzender der Geschäftsführung der DB Engineering & Consulting GmbH | © HCPlambeck

Die Bahntochter DB Engineering & Consulting plant und realisiert Infrastrukturprojekte weltweit für den Güter- und Personenverkehr. In Serbien ist das Unternehmen an Abschnitten von fast allen größeren Schienenprojekten beteiligt. Und wirkt auch bei der Planung der ersten U-Bahn in der Region mit, der Belgrader Metro.

 Niko Warbanoff ist Vorsitzender der Geschäftsführung von DB Engineering & Consulting und CEO der übergeordneten DB E.C.O. Group. Damit ist Niko Warbanoff für gut 7.000 Beschäftigte verantwortlich. GTAI sprach mit dem gebürtigen Stuttgarter über das Auslandsgeschäft und aktuelle Projekte in Serbien.

Herr Warbanoff, wie kam es eigentlich zur Entscheidung nach Serbien zu gehen?

Serbien ist ein zentraler Hub für wichtige Bahnkorridore. Durch das Land verlaufen die Verkehrsachsen in Richtung Istanbul, in Richtung der Häfen Thessaloniki und Piräus sowie an die Adria. Das sind wichtige Trassen, die auch für die Deutsche Bahn interessant sind. Gerade investiert das Land in die Modernisierung und den Ausbau dieser Strecken, Belgrad zudem in den Ausbau des ÖPNV. Immer wenn sich solche Korridore in der Entwicklung befinden, dann sehen wir uns das genau an.

Von welcher Größenordnung sprechen wir derzeit in Serbien?

Wir sind in Serbien mit rund 50 Beschäftigten am Start und nehmen hier eine gute Entwicklung. Es gibt einige spannende Projekte, wie den erwähnten Bau der Belgrader Metro oder die Hochgeschwindigkeitsstrecke Budapest-Belgrad. Der Auftragsbestand liegt im zweistelligen Millionenbereich.

Ist es für Sie dabei entscheidend, wer diese Projekte finanziert?

Nein, für uns ist nicht entscheidend, ob das ein privates oder staatliches Projekt ist oder ob Geberbanken involviert sind. Für uns ist wichtig, dass die Ausschreibungen sauber laufen. Die Verfahren in Serbien sind mittlerweile sehr professionell. Der Grad der Professionalisierung hat sich in den letzten Jahren deutlich erhöht.

Wie erfahren Sie eigentlich von den Projekten? Ist es wichtig, einen Partner vor Ort zu haben?

Absolut. Lokale Präsenz ist sehr wichtig. So können wir die lokalen Gegebenheiten verstehen, aber auch frühzeitig von Projekten erfahren. In Serbien sind wir auch mit einer Niederlassung vertreten. Damit haben wir ein Ohr an allen Entwicklungen vor Ort, hören was gerade in der Pipeline ist. Auch Subunternehmen können ein wichtiger Faktor sein. Häufig gibt es lokal viel Erfahrung und Kompetenz, von der wir profitieren können. Deswegen sind es auch immer ganz individuelle Entscheidungen, wie wir Projekte bestreiten. Mal mit einem Subunternehmen, mal in einem Projekt Joint Venture. So können wir das bestmögliche Angebot abgeben.

Am Ende ist das auch eine strategische Überlegung. Beispiel Metro in Belgrad: Das erste U-Bahnprojekt auf dem Westbalkan hat mit seinen Auswirkungen auf den integrierten Verkehr in einer Millionenstadt eine große Aufmerksamkeit. Für dieses Projekt brauchen wir eine große Schlagkraft. Dort gehen wir mit Systra, einem Partner aus Frankreich, an den Start. So können wir unser Know-how bündeln.

Wie steht es um die Konkurrenz?

Serbien hat den Wettbewerb im Infrastrukturausbau stark gefördert. Genau das haben wir auch im Schienenbereich gesehen. Mal ging ein Abschnitt an einen russischen Anbieter, dann hat wieder China finanziert, dann die EU. Im Moment sehen wir das vor allem als Wettbewerb, als Konkurrenz um Projekte – nichts anderes. Wie sich das zukünftig entwickelt, wird sich zeigen. Klar ist aber, die globale Interessenlage macht auch vor Serbien keinen Halt.

DB Engineering & Consulting ist international aktiv. Wie wählen Sie die Märkte aus?

Wir sind weltweit tätig, aktuell in fast 50 Ländern. Insgesamt haben wir aber schon Projekte in über 100 Ländern umgesetzt. Für uns ist zunächst jedes Land interessant, das nachhaltige Investitionen in den Verkehrsträger Schiene plant. Und dann geht es in die Details. Wir machen Länderanalysen und prüfen dabei alle möglichen Kriterien. Dazu gehören Aspekte wie Marktzugang, Compliance oder Mitarbeiterverfügbarkeit, aber auch Details wie Steuern oder Versicherungen. Das ist sehr umfassend. Natürlich sehen wir uns auch an, welches Geschäftspotenzial das Land hat. Wenn wir langfristig Möglichkeiten sehen, dann gehen wir in einigen Ländern mit eigenen Niederlassungen an den Start.

Die DB kennen wir vor allem aus dem Inland. Wie bedeutend ist das Auslandsgeschäft überhaupt für Ihr Unternehmen?

Unser Hauptgeschäft machen wir tatsächlich im Inland. Spannend ist für uns die Kombination mit dem Auslandsgeschäft. Über Projekte haben wir Niederlassungen aufgebaut und dort Kompetenzen angesiedelt. Wir haben ein Design Center in Bukarest oder auch in Bangalore. Dort beschäftigen wir hochqualifizierte Ingenieure. Die arbeiten für Projekte im Ausland und unterstützen ganz maßgeblich auch Vorhaben in Deutschland. Ohne die Auslandsprojekte wäre das nie entstanden.

Zudem erfahren wir einen Technologietransfer durch unser Auslandsgeschäft. Es gibt Projekte wie den Bau der Belgrader Metro, bei dem wir den Technologietransfer leisten, unsere Kompetenzen und unser Know-how zur Verfügung stellen. Aber - und das zahlt ein auf eine starke Schiene im Heimatmarkt - es passiert auch andersherum. Es gibt einige technologische Entwicklungen, die außerhalb Deutschlands stattfinden. Dort können wir durch unsere Beteiligungen lernen und diese Impulse wiederum im Inland einsetzen. Das ist keine Einbahnstraße.

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