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Special Singapur Konnektivität

Brandschutzexperte: "Asien ist unser Zukunftsmarkt"

Deutsche Mittelständler setzen Standards beim Thema Brandschutz. In Südostasien steigt der Bedarf. COVID-19 hat viele Projekte aber erst einmal gestoppt.

Von Marcus Hernig | Bonn

Hersteller von Brandschutzlösungen finden im Infrastrukturbau weltweit Aufträge. Deutschland verfügt über hoch entwickelte Expertise. Der boomende Hoch- und Tiefbau in Asien – vom Büroturm bis zur neuen U-Bahnlinie – bietet deutschen Anbietern von Brandschutzprodukten und -systemen neue Marktchancen. Gegründet im Jahr 1969 gehört die svt Unternehmensgruppe aus Seevetal bei Hamburg mit weltweit über 1.000 Mitarbeitern an über 50 Standorten zu den führenden Herstellern Europas.

Vom German Centre nach ganz Asien

Balaji Yananas Arbeitsplatz im Großraumbüro 05-109 des German Centre im Singapurer Distrikt Jurong besteht aus nur einem Schreibtisch. Er lebt seit 21 Jahren im Stadtstaat und vertritt seit fünf Monaten den deutschen Brandschutzprodukthersteller als Regionaldirektor für Asien. Sein Arbeitgeber svt ist seit 2017 vor Ort.

"Recht spät – aber nicht zu spät", meint Balaji Yanana. Andere Größen der Branche, wie etwa Branchenführer Hilti, seien schon länger mit ihren Produkten im Markt. Gestartet ist svt mit einer kleinen Repräsentanz, die ihre Aktivitäten bald in die gesamte Region ausweiten möchte. Der Markt ist vielversprechend, denn Brandschutz ist ein zunehmend wichtiges Thema in den vielen Infrastrukturprojekten der Bereiche Transport, Energie und Immobilien in Süd- und Südostasien.

Singapur bietet gute Chancen für Nischenanbieter

Wie für viele mittelständische Unternehmen, die sich im German Center angesiedelt haben, waren für svt Singapurs Standortvorteile gegenüber anderen Orten in der Region ausschlaggebend. Dazu gehören Rechtssicherheit, die überschaubare Größe des Stadtstaats, die simplen Prozesse in Zollabwicklung und Steuerbehandlung gerade im Im- und Export.

Balaji Yanana, Regionaldirektor Asien SVT Balaji Yanana, Regionaldirektor Asien SVT | © Balaji Yanana

"Es ist einfacher hier", sagt Balaji Yanana, "und gleichzeitig motiviert auch der spürbare Zuwachs an Ansiedlungen kleinerer deutscher Unternehmen mit Nischenprodukten wie den unseren hier im German Centre."

Noch laufen alle Geschäfte über Deutschland, noch gibt es keine Niederlassung für das operative Geschäft. Das soll sich, so Balaji Yanana, bald ändern, denn in Singapur gibt es interessante Geschäftsfelder. Im Stadtstaat könnten das die vielen neuen Datenzentren sein, die im Rahmen der "Smart Nation" Singapur entstehen. Hier sind gerade passive Brandschutzlösungen wie Versiegelungen und feuerfeste Anstriche gefragt – Felder, auf denen svt besonders innovativ ist.

Südostasiens neue Infrastrukturen brauchen Brandschutzlösungen

Der Blick über die Straße von Malakka Richtung Indonesien oder über die Landgrenze im Norden nach Malaysia eröffnet weitere Perspektiven in den Ländern des Verbands südostasiatischer Staaten (ASEAN). Der 2016 beschlossene Masterplan on ASEAN Connectivity 2025 und weitere nationale und internationale Konnektivitätsinitiativen sollen die Mobilität in der Region stärken. "Was auch immer Sie Mobilität nennen möchten: neue U-Bahnstationen, Flughäfen, Bus- und Eisenbahnhöfe. Überall stellt sich zunehmend die Brandschutzfrage", sagt Balaji Yanana. "Sehr interessant für uns ist auch die steigende Elektromobilität in Asien. Batterieentwicklung ist immer auch eine Frage der Batteriesicherheit. Und da steht Brandschutz ganz oben."

Hinzu kommen der große Energiehunger in Süd- und Südostasien, verbunden mit neuen Städtebau- und Urbanisierungskonzepten. Balaji Yanana skizziert den Trend: "Bisher waren passive Brandschutzlösungen für Gebäude – Versiegelungen und Feuerschutzanstriche – unser Hauptmarkt hier in Singapur und in anderen asiatischen Ländern. Doch die beiden anderen Bereiche, Energie und Mobilität, kommen nun zunehmend in den Blick."

Perspektiven für den Kraftwerksbau sind groß, aber unsicher

Neue Solar- und Windkraftprojekte in Thailand, Malaysia, Indonesien und vor allem auch in Vietnam sowie auf den Philippinen sind zunehmend attraktiv für deutsche Anbieter von Brandschutzlösungen. "Besonders interessant von Singapur aus ist auch Indien, mein Heimatland", ergänzt Balaji Yanana. "Das ist ein großer Markt, auf dem man vieles bewegen könnte. Die Chancen sind da, die deutschen Unternehmen sind aber oft nicht anpassungsfähig genug, um etwas Neues zu wagen. Wichtig wäre es, mehr auf den Kunden einzugehen und weniger allein ein Marketing zu verfolgen, dass die Produktqualität in den Vordergrund stellt."

Aktuell ist svt an einigen Schlüsselvorhaben in Indonesien beteiligt. Dort geht es um Brandschutzprojekte den Bereichen Öl und Gas, aber auch im Kraftwerksbau. "Viele Chancen liegen in dem riesigen Energiemarkt Indonesiens auf der Hand, sagt Balaji Yanana, "die Regierung fördert den Kraftwerksbau von Kohle bis zu den Erneuerbaren". Die COVID-Jahre bedeuteten aber zunächst auch einen herben Rückschlag: "Die geplanten Projekte in Vietnam, Thailand oder Malaysia wurden zunächst verzögert, laufende Energieprojekte in Indonesien gestoppt." Erst eine Wiederaufnahme der Projekte würde die guten Anfänge fruchtbar werden lassen.

Die Konkurrenz kommt oft aus Deutschland

"China ist natürlich ein großer Faktor. Aber für uns sind nicht die Infrastrukturprojekte wie die der neuen Seidenstraße relevant. Was uns mit China verbindet, ist die Rohstoffproblematik. Die Rohstoffe für unsere Produkte werden zu einem großen Teil in China produziert. Der gesamte Bausektor weltweit ist davon abhängig", sagt Balaji Yanana. "Allerdings können bereits bestehende Verbindungen von svt zu chinesischen Kunden interessant sein, auch gemeinsam mit einem deutschen Partner. Wenn diese Kunden im ASEAN-Markt aktiv sind, könnten sie unsere Expertise mitnehmen." Auch die koreanischen Firmen, die den Energiesektor in Singapur dominieren, können interessante Kunden in der Region für Anbieter deutscher Brandschutzprodukte werden.

Die größte Konkurrenz sieht der Regionaldirektor Asien bei den deutschen Mitbewerbern im Markt. Europäische und vor allem deutsche Unternehmen setzen die Standards im Brandschutz.

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