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Special Singapur Konnektivität

Deutscher Kranspezialist: "Wir bewegen alles außer Containern"

Deutsche Spezialmaschinen finden ihre Märkte in asiatischen Häfen. Die Recyclingbranche ist ein wichtiger Zielmarkt, doch gerade in Südostasien gibt es viele Hürden zu nehmen.

Von Marcus Hernig | Bonn

Der Krantechnikspezialist Sennebogen wurde 1952 im bayrischen Straubing gegründet. Das Maschinenbauunternehmen beschäftigt weltweit 1.800 Mitarbeiter. Die Krane und Bagger der Firma findet man in Häfen, auf Baustellen oder in Rohstofflagern auf der ganzen Welt. Seit 2009 kümmert sich eine eigene Niederlassung in Singapur um die asiatischen Märkte.

Für Sennebogen ist Singapur "alternativlos" in Asien

Marco Burgmer, seit acht Jahren Geschäftsführer von Sennebogen in Singapur, ist sich sicher: "Der Standort Singapur ist für unser Unternehmen alternativlos in der Region Asien." Dafür gibt es für die bayrische Spezialfirma drei Gründe:

Marco Burgmer, Geschäftsführer Marco Burgmer, Geschäftsführer | © Marco Burgmer

Der erste liegt in der exzellenten Infrastruktur des Stadtstaates begründet. "Von Singapur aus erreicht man leicht die ganze Welt, egal ob unsere Kunden in Asien, Australien, Europa oder Nordamerika sitzen. Dazu gehört der Flughafen genauso wie der hohe Grad der Digitalisierung hier, der Deutschland manchmal wie einen Ort in der Steinzeit aussehen lässt", meint Burgmer. "Über das Mobiltelefon machen wir hier die Steuererklärung, 5G ist flächendeckend Realität und das COVID-Tracing läuft schnell und effizient über die App. Die Zusammenarbeit mit den lokalen Banken ist wichtig, da diese hervorragende Netze für Geschäfte in Südostasien haben. Das erleichtert die Hubfunktion Singapurs. Die europäischen Banken können da nicht mithalten."

Als zweiter Grund kommt die Nähe des Standortes zu weniger bekannten, aber wichtigen Schwellenmärkten in der Region hinzu. "Indonesien liegt vor der Haustür. Sie kommen schnell nach Medan in Nordsumatra oder in das nahe gelegene Batam, wo viele Unternehmen bereits für Märkte weltweit produzieren. Von Europa aus liegen diese Orte im "Off". Sie sind nur sehr umständlich zu erreichen."

Der dritte Grund: "Als es darum ging, eine Entscheidung für Hongkong oder für Singapur zu treffen, war China der ausschlaggebende Punkt. Wir bedienen China als Markt quasi überhaupt nicht und so fiel Hongkong als Standort für eine Asienzentrale aus", erklärt Burgmer.

Südostasiens Häfen: Viel Potenzial und einige Schwierigkeiten

Die Spezialkrane und -bagger des bayrischen Maschinenbaukonstrukteurs eignen sich besonders gut für die Recycling- und Rohstoffbranche. Sie werden weltweit in vielen Häfen und anderen Verkehrsinfrastrukturen eingesetzt. Daraus entstehen große Marktchancen für die Zukunftsregion Südostasien. In der Praxis lassen sich diese allerdings bisher nur bedingt einlösen.

Indonesien, das größte aller südostasiatischen Länder und in direkter Nachbarschaft zu Singapur, hat sich als vielversprechender Markt herausgebildet: "Wir sind seit vier, fünf Jahren im Markt. Die Häfen und die Rohstoffe bieten enorme Marktchancen, die wir nutzen wollen", sagt Marco Burgmer. 

Auch in malaysischen Häfen stehen die grünen Maschinen mit der Aufschrift "Sennebogen". Chancen für die Deutschen bieten sich bei allem, was nicht in Container verladen wird: Kohle, Metallschrott, Papier, Holz und andere Güter. Das Containergeschäft werde, so Burgmer, komplett von den asiatischen Firmen dominiert. Die Spezialisierung von Sennebogen liegt darin, sich von der "Containerlogistik" fernzuhalten.

In den übrigen Häfen der Region Süd- und Südostasien haben sich bisher kaum Geschäftschancen ergeben. "Es scheint zu wenig Kapital in den übrigen Märkten Südostasiens zu sein", meint der Singapurer Geschäftsführer Burgmer: "Vietnam und Thailand sind interessant, aber schwierige Märkte. Da ist sehr viel Politik und Bürokratie drin. Das gilt auch für die Philippinen. In Kambodscha oder Laos sind wir gar nicht präsent."

Stahlschrottrecycling bietet Chancen in Bangladesch und Australien

Offenbar sind ärmere Staaten aber doch bereit, für die relativ teure und häufig "erklärungsbedürftige Technik made in Germany", wie Marco Burgmer das nennt, Geld zu bezahlen: "Unsere Maschinen sind in Bangladesch zuletzt sehr gefragt. Dort entsteht massenweise Metallschrott, der mit unseren Baggern und Kranen verladen wird. Ausrangierte Schiffe werden dort von Arbeitern in Flipflops mit dem Schweißbrenner zerlegt. Ich hätte das nicht geglaubt, wenn ich es nicht gesehen hätte." Deutsche Krantechnik beseitigt so den massenhaft entstehenden Metallschrott entlang der Schiffsrouten im Indischen Ozean.

Der wird auch in einem anderen Land der Region im großen Stil angelandet: "In Australien gibt es den größten Stahlschrottmarkt der Region. Das ist für unsere Maschinen ein genauso interessanter Markt wie die Holzproduktion in Neuseeland."

Südkorea kauft Krane und Bagger für Projekte im Mittleren Osten

Sennebogen spürt die Präsenz der ostasiatischen Firmen aus China, Japan und Korea zunächst als Konkurrenz. Oft sind deren Produkte deutlich günstiger als die deutschen. Hinzu kommt die deutliche staatliche Förderung, von der die Konkurrenz profitiert. Dabei geht es nicht nur um die bekannten Subventionen für chinesische Firmen seitens des chinesischen Staates: "Japanische Banken spielen den japanischen Firmen wichtige Kundendaten zu, um ihnen in Südostasien vor der eigenen Haustür Vorteile zu verschaffen", weiß Burgmer zu berichten.

Allerdings gibt es auch eine unerwartete Geschäftschance auf Drittmärkten: "Koreanische Unternehmen kaufen unsere Produkte und nutzen sie in Häfen und anderen Infrastrukturen des Mittleren Ostens", ergänzt Marco Burgmer. So können aus Konkurrenten auch schnell einmal interessante Kunden mit Multiplikatoreffekt werden.

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