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Special Singapur Konnektivität

Klimagerätehersteller: Von China nach Südostasien expandieren

Nach über zwanzig Erfolgsjahren in China ist die Viessmann Gruppe für den asiatisch-pazifischen Raum in Singapur und Vietnam aktiv. Welche Erfahrungen hat sie dabei gemacht?

Von Marcus Hernig | Bonn

Die Viessmann Gruppe aus dem nordhessischen Allendorf ist ein Anbieter für Lösungen in den Bereichen Wärme, Kühlung und Lüftung. In China bietet das Unternehmen seit über 20 Jahren seine Produktpalette für Privat- und Industriekunden an. Bisher exportierte man von dort in die ganze Welt – auch nach Südostasien.

Von China aus in andere Märkte zu gehen, erwies sich schon vor der Pandemie als zunehmend schwierig. COVID hat die Problematik noch einmal verschärft. Viessmann suchte eine Lösung und fand sie: Im Jahr 2019 wählte der deutsche Hersteller Singapur als regionale Managementzentrale für den Markt in Asien-Pazifik mit seinem großen Potenzial. 

Chinakompetenz war wichtig für den Schritt nach Singapur

Die Erfolgsstory in China war notwendig, damit Viessmann nach Singapur gehen konnte. "Unser Schritt nach Singapur ist eine typische China-plus-eins-Geschichte", sagt der Geschäftsführer Alexander Ziehe: "China war und ist noch immer sehr wichtig für unser Know-how. Auch gibt es eine gewisse Nähe des chinesischen zum südostasiatischen Kunden, was Produktnachfrage und Marketing betrifft.“

Für das "Plus Eins" mit einer eigenen Niederlassung in Singapur sprachen drei Gründe:

  • die Nähe zum Kunden
  • die größere Flexibilität bei der Gründung
  • ein zweiter Asien-Hub für einen neuen Kundenkreis.

Das Unternehmen teilt das Asiengeschäft in zwei Kreise. Geschäftsführer Ziehe erklärt: "Viessmann China macht im eigenen Land seine Geschäfte. Wir machen unsere in Südostasien und im pazifischen Raum."

Rechtssicherheit, Transparenz und die Möglichkeit, gut qualifizierte Mitarbeiter weniger bürokratisch einstellen zu können als in China: Diese Argumente sprechen für Singapur. Außerdem beschäftigt der Staat Singapur viele Entwickler in den Bereichen Immobilien- und Energiewirtschaft. Partnerschaften mit Bauunternehmen eröffnen Chancen, von Anfang an mit deutscher Technologie dabei zu sein. "Wir haben die nachhaltigen Produkte für Euch. Nehmt sie mit für Eure Entwicklungen", formuliert Alexander Ziehe seine Botschaft für den Stadtstaat.

Mit deutscher Technik können Standards für Singapur und die Region Südostasien gesetzt werden: Was hier entwickelt und für gut befunden wird, bekommt Vorbildcharakter für die Nachbarstaaten Südostasiens. Auch dort steigen künftig die Anforderungen: CapitaLand, Singapurs größter Immobilienkonzern, ist mit Premiumprojekten in Vietnam und auf den Philippinen aktiv. Viessmann konnte seine Technik bei CapitaLand platzieren und damit die Klimatechnik in Gebäuden nachhaltig neu gestalten.

Neue Trends wie "Vertical Farms" gehören dazu. In den Gemüsegärten, die singapurische Hochhausdächer begrünen, steckt in einem Pilotprojekt bereits Viessmann-Technik. Auch dieses Leuchtturmprojekt der singapurischen Regierung könnte interessant für den südostasiatischen Markt werden.

Private Investitionen in südostasiatische Infrastruktur sind entscheidend

Welche Chancen hat ein deutscher Mittelständler wie Viessmann grundsätzlich in regierungsgetriebenen Infrastrukturprojekten in der Region Südostasien? "Ehrlich gesagt sind solche Projekte wie die Vertical Farms die Ausnahme. Ein weiteres, wo wir Konzepte eingebracht haben, ist der neue Flughafen in Ho-Chi-Minh-City."

Alexander Ziehe, Geschäftsführer Viessmann Singapur Alexander Ziehe, Geschäftsführer Viessmann Singapur | © Alexander Ziehe

Uneingeschränkt optimistisch zeigt sich Alexander Ziehe bei den privaten Bau- und Infrastrukturprojekten in Südostasien: "Wir sind bei Chemiefabriken dabei, in Luxushotels, bei Brauereineubauten oder in Krankenhausprojekten, wo seit Pandemiebeginn einiges investiert wurde. Überall wird Heißwasser-Expertise benötigt." Interessante Projekte, die von Singapur aus gemanagt werden können, bieten sich den Energienutzungsexperten auch in Australien und Neuseeland, wo gerade der Umstieg auf erneuerbare Energien, insbesondere Solarenergie, angelaufen ist.

Ist China beim Thema Energiekonnektivität kein übermächtiger Konkurrent? "In Australien wird China mehr und mehr zur Chance für uns hier in Singapur. Der Handelsstreit lässt die Australier nach Alternativen suchen. Hinzu kommen hohe Anforderungen an Standards im Solarbereich, die wir erfüllen können", weiß Alexander Ziehe.

So weit ist Südostasien noch nicht. "In Vietnam kam es immer wieder zu Stromausfällen. Da ist die Gewissheit wichtiger, dass überhaupt Strom da ist, als die Frage, woher dieser stammt. Doch auch dort steigt die Nachfrage nach elektrischen Lösungen." Deutsche Unternehmen, die in Südostasien neue Produktionsstandorte suchen, müssen sich zunehmend fragen, woher der Strom kommt, den sie in ihre CO2-Bilanz hineinrechnen müssen.

"In Vietnam und Indonesien ist das meist noch schmutziger Kohlestrom", stellt Ziehe fest. Doch die vielen Wind- und Solarparkneubauten in den Ländern sprechen eine deutliche Sprache. In Vietnam baut Viessmann eine erste Fertigungsanlage für energieeffiziente Lösungen: "Wir wollen in Südostasien für Südostasien produzieren und das möglichst grün", erklärt Alexander Ziehe.

"Wir würden von mehr europäischer Offensive nur profitieren"

Gerade in Vietnam möchte man "made in Vietnam" kaufen. Ziehe hofft auf europäische Initiativen wie Global Gateway: "Wenn die Europäer hier den Infrastrukturausbau fördern, dann haben Unternehmen wie wir noch bessere Chancen." Er nennt drei Gründe, warum sich Südostasien trotz aller aktuellen Probleme doch zu einem künftigen "Powerhouse" entwickeln könnte:

  • Die Spannungen zwischen China und den USA können Südostasien zunehmend als Produktionsstandort für deutsche Unternehmen interessant machen.
  • Im Unterschied zu China und Ostasien ist die Bevölkerung äußerst jung. Darin steckt viel Entwicklungspotenzial für den südostasiatischen Binnenmarkt.
  • Der Wirtschaftsraum wächst trotz vieler Probleme zusammen: Der Produktionsstandort in einem Land kann mit dem Vertrieb in einem anderen Land gut vernetzt werden.

"Ich bin sehr optimistisch", bekräftigt Alexander Ziehe. "Wer mit dem Alten vertraut ist, der kennt das Neue" schrieb einst Konfuzius. Will sagen: Mit langjähriger Chinaerfahrung lassen sich neue Projekte in Südostasien leichter umsetzen.

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