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Special Singapur Konnektivität

Steckverbinder made in Germany: Kleine Lösungen – große Projekte

Infrastrukturprojekte in Singapur bieten Chancen für Elektrotechnik aus Deutschland. Daraus ergibt sich eine gute Perspektive, Standards für Südostasien zu entwickeln.

Von Marcus Hernig | Bonn

Die Firma Wieland Electric bezeichnet sich selbst als "Lösungsanbieter und Weltmarktführer für steckbare Elektroinstallation". Mittlerweile sind die Produkte des Bamberger Unternehmens nach eigenen Angaben in mehr als 70 Ländern der Welt im Einsatz. Die Kunden kommen üblicherweise aus dem Segment Gebäudetechnik. Weitere wichtige Abnehmerbranchen sind Maschinenbau, Windkraft und Lichttechnik. Daher finden sich Produkte des Unternehmens in Komponenten zum Aufbau von Transport- und Energieinfrastruktur weltweit. In Singapur ist das Familienunternehmen seit sechs Jahren präsent. Seit etwas mehr als einem Jahr existiert eine voll geschäftsfähige Niederlassung.

Später Markteintritt eröffnet dennoch Chancen

Frank Sinnecker ist von Beginn an als Geschäftsführer vor Ort. Er weiß: "Produkte, die Servicepakete mit technischem Support vor Ort einschließen, sind äußerst wichtig, um im Markt erfolgreich zu sein." Die Produkte, von denen Sinnecker spricht, sind Steckverbindungen für elektrische Komponenten. Das klingt erst einmal "nicht sexy", wie er selbst sagt.

Doch hinter den Produkten von Wieland stecken ausgefeilte Lösungen made in Germany gerade für neue Infrastrukturen, wie sie in Singapur und Südostasien entstehen. Mit seinen Produkten steht Wieland stellvertretend für eine Reihe von deutschen Mittelständlern, die weltweit hoch spezialisierte Lösungen anbieten. Für elektrische Leitungen in neuen Büro- und Wohngebäuden, für Gepäckförderbänder auf Flughäfen, für Ladesäulen zur E-Auto-Betankung oder für neu errichtete Windparks sind Wielands Steckverbindungen entscheidende Schnittstellen.

In Singapur entstehen Plug-and-Play-Lösungen für Südostasien

Singapur hat Mut zu Innovationen und schafft damit Standards für die Zukunft einer ganzen Region. Modulhochhäuser sind ein neuer Trend. Früher mussten Elektriker die gesamte Verkabelung auf den Baustellen individuell besorgen, heute können elektrische Module komplett vorgefertigt werden. Genau diese Plug-and-Play-Lösungen der neuen Singapurer Gebäudetechnik unterstützt die deutsche Steckverbindungstechnologie.

Frank Sinnecker, Geschäftsführer Wieland Electric Singapore Frank Sinnecker, Geschäftsführer Wieland Electric Singapore | © Frank Sinnecker

"Die Politik in Singapur fordert mehr Effizienz: Neue Mieter sollen schneller in die Gebäude einziehen können", erklärt Frank Sinnecker. Wenn die gesamte Elektrik schon vorkonfektioniert ist, dann brennt in den Gebäuden schneller das Licht und smarte Anwendungen sind früher funktionsfähig. Angesichts des Arbeitskräftemangels im Stadtstaat ist das zunehmend von Bedeutung. Aus Angst vor der Übertragung des Coronavirus waren die Grenzen des Landes lange geschlossen, sodass viele Arbeitskräfte aus Süd- und Südostasien fehlen.

Neue Standards für Elektromobilität werden in Singapur gesetzt. Das eröffnet Marktchancen beim Ausbau der Ladesäuleninfrastruktur, in der ebenfalls Wieland-Lösungen stecken. Auch der Ausbau des Singapurer Flughafens Changi bot vor COVID-19 gute Perspektiven, die Technologie in die geplanten Erweiterungen einzubauen. "Vieles ist momentan noch gestoppt. Wir sind aber optimistisch, dass hier viele Projekte bald wieder anlaufen", meint Sinnecker und ergänzt: "In Singapur treibt die Regierung viele Entwicklungen an. Das kommt nicht von den Unternehmen selbst."

Südostasien bietet Chancen bei neuen Infrastrukturprojekten

Neben der Gebäudetechnik bietet das Wieland Electric Produkt- und Servicelösungen für den Industriebereich an, wie Frank Sinnecker das nennt. Der Industriebereich umfasst Verkehrsinfrastrukturen wie Gepäckbändersysteme an Flughäfen oder die neuen Elektrofahrzeuge. "Die Modelllösungen, die wir in Singapur schaffen, können als Blaupausen in die südostasiatischen Märkte exportiert werden." Auch für die Elektrobranche gilt: Was in Singapur funktioniert, hat Vorbildcharakter. Erfolgreich in Singapur zu sein, ist ein Gütesiegel für die Region.

Ein besonderes Geschäftsfeld öffnete sich vor einigen Jahren auf den Philippinen. Dort entstanden massenhaft Call-Center, sogenannte Business Process Outsources (BPO), welche von den großen US-amerikanischen Technologiefirmen genutzt werden. Vor Pandemiebeginn war der Bedarf an neuen Büroräumen enorm. Die Devise lautete: je schneller einsatzfähig, desto besser; je mehr Zeitaufwand für die Wartung, desto schlechter. Steckverbindungen konnten diesen Zeitaufwand deutlich reduzieren. Das deutsche Produkt war gefragt.

Ein sonst typisches Problem des südostasiatischen Marktes konnte hier ausgeblendet werden. Denn häufig gilt: Niedriger Preis geht vor Produktqualität. "Das spielte", so Frank Sinnecker, "bei der Entscheidung keine Rolle." Ob sich die weltweit operierenden Callcenter auf den Philippinen allerdings nach der Pandemie wieder so reaktivieren werden, dass der Markt weiterhin attraktiv bleibt oder ob sich Home-Office-Lösungen dauerhaft etablieren werden, weiß er nicht.

Der Einsatz in südostasiatischen Windenergieanlagen hängt am chinesischen Markt

Neue Energieinfrastrukturen in Südostasien, Windkraft in Thailand oder in Vietnam sind interessante Märkte für die Firma Wieland. Allerdings werden die Steckverbindungen nicht direkt in die Einsatzländer verkauft, sondern sie sind Bestandteile von Windrad-Rotoren, die dorthin geliefert werden. Fertigungsland für diese Rotoren und andere Windradbauteile bleibt China. Dort hat Wieland eine eigene Niederlassung.

Von China aus gehen die Windräder in die neuen Windparks in Südostasien. Mit jedem neuen Projekt, dass dort umgesetzt wird, wächst auch das Geschäft mit den Steckverbindungen. "Wir profitieren sehr von der Fertigung in China", sagt Sinnecker ohne zu zögern, "allerdings sind unsere Kunden die großen europäischen Marken, die dort produzieren." Ob auch die chinesische Windrad-Konkurrenz Steckverbindungen aus Deutschland bei Projekten entlang der neuen Seidenstraße verbaut, ist angesichts steigender Konkurrenz aus dem Reich der Mitte allerdings fraglich.

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