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Wirtschaftsumfeld
Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?
Special | Slowenien | Lieferketten
Für deutsche Autobauer sind Sloweniens Zulieferer längst keine Unbekannten mehr. Letztere liefern zum Großteil nach Deutschland. Auch bei Elektromobilität wollen sie mitspielen.
14.04.2021
Von Waldemar Lichter, Snjezana Buhin Peharec | Ljubljana
Slowenien gehört zu den kleinsten Automobilherstellern in Europa. Pro Jahr werden hier rund 200.000 Pkw gebaut. Das entspricht etwa einem Prozent der Autoproduktion in der Europäischen Union (EU). Das hat das Land einem einzigen Unternehmen zu verdanken - der Renault-Tochter Revoz in Novo mesto. Dort werden die Renault-Modelle Twingo und Clio sowie der Smart ForFour gebaut.
Vor allem dank Revoz gehört die Automobil- und Kfz-Zulieferindustrie zu einem der wichtigsten Zweige der slowenischen Wirtschaft. Die insgesamt 194 Unternehmen der Branche trugen 2019 rund 13,3 Prozent (4 Milliarden Euro) zur Produktion des verarbeitenden Gewerbes des Landes bei. Ihre Bedeutung ist dabei in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Im Jahr 2016 hatte sich dieser Anteil noch auf 11,1 Prozent belaufen.
Doch die slowenische Automobilindustrie ist viel mehr als nur Revoz. Einen großen Anteil am Erfolg des Sektors hat die Zulieferindustrie. Der Produktionswert der Hersteller von Kfz-Teilen und -Komponenten belief sich nach Angaben des slowenischen Statistikamtes 2019 auf rund 1,26 Milliarden Euro - rund ein Drittel der Produktion im gesamten Automobilsektor. Einen bedeutenden Anteil daran hatten mit rund 339,2 Millionen Euro die Hersteller von Autoelektrik und -elektronik. Der Rest im Wert von 924,4 Millionen Euro entfiel auf andere Fahrzeugteile und -zubehör.
In Slowenien ist eine Reihe bedeutender ausländischer Zulieferunternehmen - darunter vor allem aus Deutschland - tätig. Sie sind entweder mit eigenen Tochterfirmen oder aber durch Beteiligungen an slowenischen Firmen im Land vertreten. Bekannte deutsche Unternehmen sind beispielsweise Hella (Hella Saturnus Slovenija d.o.o.) oder Mahle (Mahle Electric Drives Slovenija d.o.o.).
Unternehmen | Umsatz 2019 (in Millionen Euro) |
---|---|
389 | |
260 | |
213 | |
189 | |
133 | |
108 | |
95 | |
84 | |
82 |
Die slowenische Zulieferindustrie hat sich erfolgreich auf Auslandsmärkten etabliert. Sloweniens Exporte von Kfz-Teilen und Komponenten beliefen sich 2019 auf rund 2,75 Milliarden Euro – eine Steigerung von 26,5 Prozent gegenüber 2015. Davon geht mehr als ein Drittel (2019: über 36 Prozent) nach Deutschland. Darin unberücksichtigt sind Lieferungen von Erzeugnissen, die nicht eindeutig Abnehmern in der Automobilindustrie zuzuordnen sind, wie etwa Stahl, Werkzeuge oder Aluminiumteile beispielsweise für Batteriegehäuse.
In diesen Sparten sind einige bedeutende slowenische Unternehmen tätig, wie Impol oder Štore Steel. Der Aluminiumverarbeiter Impol beliefert beispielsweise über seine Tochter Impol Final die Batteriefertigung von Samsung SDI im österreichischen Graz und beginnt sich als Tier-1-Zulieferer von Komponenten für neue elektrische SUV-Modelle von BMW zu etablieren. Das Unternehmen wird ferner Mercedes mit Teilen für Lenksäulen beliefern.
Štore Steel produziert unter anderem Blankstahl, der für anspruchsvolle Achsen-, Zahnrad- und Federkomponenten gebraucht wird. Nach eigener Einschätzung des Unternehmens würden bereits jetzt in jedem fünften in Europa produzierten Auto Achsen aus Štore (2018: 3 Millionen Stück) eingebaut. In Einschätzung guter Zukunftsperspektiven investiert das Unternehmen derzeit weiter in den Ausbau seiner Kapazitäten.
Zu den wichtigsten Exportproduktgruppen der slowenischen Zulieferindustrie gehören elektrische Beleuchtungs- und Signalgeräte (Exporte 2019: rund 565 Millionen Euro oder rund 20,6 Prozent der Branchenausfuhren), Karosserieteile und -zubehör (ohne Sicherheitsgurte und Stoßstangen; 275 Millionen Euro/ 10 Prozent) sowie elektrische Zündapparate und -vorrichtungen, Anlasser für Verbrennungsmotoren und Lichtmaschinen (168 Millionen Euro/ 6,1 Prozent). Eine große Exportposition (Anteil: 18,9 Prozent) bildeten 2019 andere Teile und Zubehör (Zolltarifposition 8708.99) mit 516,5 Millionen Euro.
Bei fast all diesen Produkten ist der Anteil der Abnehmer in Deutschland an den slowenischen Branchenausfuhren relativ hoch. Bei Beleuchtungs- und Signalgeräten lag dieser 2019 bei 38,8 Prozent, bei Karosserieteilen und -zubehör bei 48,7 Prozent und bei elektrischen Zündapparaten und -vorrichtungen bei 38,2 Prozent. Hoch ist die Exportquote nach Deutschland auch bei Aufhängesystemen einschließlich Stoßdämpfern, Kurbelwellen, Fahrzeugbeschlägen aus Kunststoff oder bei Schaltgetrieben und Teilen davon.
Die Lieferbeziehungen der slowenischen Zulieferer zu deutschen Abnehmern könnten in den nächsten Jahren sogar noch stärker werden. Denn die Branche richtet sich langsam auf neue Anforderungen der Autoindustrie ein. Insbesondere wächst die Bedeutung der Elektromobilität und die Nachfrage nach Elektro- und Hybridautos steigt.
Hidria d.o.o., ein wichtiger Hersteller von Aluminiumteilen für Steuer- und Antriebssysteme (Umsatz 2019: 264 Millionen Euro, davon in Deutschland: 80 Millionen Euro) arbeitet nach eigenen Angaben seit 2005 an der Produktentwicklung für Hybrid- und E-Fahrzeuge. Das Unternehmen sei deshalb bereits beteiligt an Lieferungen für entsprechende Modelle, so Geschäftsführer Iztok Seljak. Gleichzeitig seien neue langfristige Vereinbarungen für innovative Produkte und Lösungen geschlossen worden, wie zum Beispiel für Lenkradteile von Hybrid- und E-Modellen von BMW und Mercedes-Benz.
Der deutsche Zulieferer und Entwickler für die Automobilindustrie Mahle GmbH hat Slowenien sogar zu einem zentralen Standort für die Realisierung der Strategie des Konzerns für Elektromobilität auserkoren. Verantwortlich dafür ist der 2014 von Mahle übernommene Autoelektrikhersteller Iskra Avtoelektrika, der jetzt als Mahle Electric Drives Slovenija d.o.o. firmiert. Das Unternehmen vermarktet vor allem Elektromotoren, Antriebs- und Mechatroniksysteme. Der überwiegende Teil der Umsätze wird im Ausland, darunter rund 30 Prozent in Deutschland erzielt.
2010 | 2019 | Veränderung 2019/2010 | |
---|---|---|---|
SITC 778.3 Kfz-Elektrik | 131,9 | 245,2 | 85,9 |
SITC 784 Fahrgestelle, Karosserien, Stoßstangen etc. | 240,3 | 382,7 | 59,2 |
SITC 773.13 Zündkabelsätze | 1,2 | 1,1 | -7,3 |
SITC 713.2 Verbrennungsmotoren | 0 | 0,1 | - |
Summe | 373,4 | 629,1 | 68,5 |
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