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Special | Slowenien | Klimawandel lokal

Slowenien mit ehrgeizigen Klimaschutzzielen

Slowenien will seine Wirtschaft bis 2050 klimaneutral machen. Dafür muss die Nutzung erneuerbarer Energie schneller vorangetrieben werden. Auch Kernkraft soll eine Rolle spielen.

Von Snjezana Buhin Peharec, Waldemar Lichter | Ljubljana

Beim klimagerechten Umbau will Slowenien ein Musterland in Europa werden. In puncto Ressourcen- und Energieproduktivität sowie bei Treibhausgasemissionen schneidet das Land derzeit aber noch unterdurchschnittlich ab. Es bekommt die negativen Folgen des Klimawandels bereits stark zu spüren. Schäden infolge extremer Wetter- und Klimaereignisse haben sich Berechnungen der Europäischen Umweltagentur zufolge im Zeitraum von 1980 bis 2020 auf insgesamt 3,7 Milliarden Euro summiert. Pro Kopf waren das 1.870 Euro - nach der Schweiz der zweithöchste Wert in Europa. Dabei waren die meisten Schäden durch Überschwemmungen entstanden. Die Regierung will daher Maßnahmen für eine klimaresiliente Infrastruktur besonders fördern.

Laut der im Sommer 2021 verabschiedeten langfristigen Klimastrategie strebt Slowenien an, bis 2050 klimaneutral zu werden. Allerdings sind die Auflagen des europäischen Grünen Deals strenger als die slowenischen Zwischenziele, die es sich bis 2030 gesteckt hat. "Slowenien muss ehrgeizigere Ziele für den Ausbau erneuerbarer Energien und für die Energieeffizienz festlegen", so Staatssekretär im Infrastrukturministerium Blaž Košorok.

Starker Ausbau erneuerbarer Energien

Der Nationale Energie- und Klimaplan zielt darauf ab, bis 2030 den Anteil erneuerbarer Energien am Bruttoendverbrauch auf 27 Prozent anzuheben. Den größten Handlungsbedarf gibt es bei der Stromerzeugung. Einem schnellen Ausbau regenerativer Energien, vor allem im Bereich Wind- und große Wasserkraftwerke, standen aber bisher langwierige Genehmigungsverfahren im Wege. Da knapp 38 Prozent der Landesfläche unter Naturschutz (nach NATURA-2000-Vorgaben) stehen, ist die Realisierung großer Energievorhaben besonders schwierig.  

Einen gewissen Fortschritt gibt es bei der Fotovoltaik. Die Rahmenbedingungen für Solaranlagen wurden verbessert. Mithilfe üppiger Subventionen des Ökofonds Ekosklad werden zunächst private Fotovoltaikanlagen und Anlagen selbstversorgender lokaler Energiegemeinschaften ausgebaut. Aber auch Pläne für große Solarparks kommen langsam in Gang.

Das mit Abstand größte Projekt betreibt die Tochtergesellschaft des staatlichen Stromkonzerns HSE, Dravske elektrarne Maribor. Sie will in den Uferbereichen ihrer bestehenden Wasserkraftwerke Zlatoličje und Formin Solarkraftwerke mit einer Gesamtleistung von über 30 Megawatt errichten. Slowenien will seine Fotovoltaikkapazitäten bis 2030 insgesamt von 370 Megawatt auf 1.650 Megawatt aufstocken.

Erleichterte Genehmigungsverfahren sollen künftig Windenergieprojekten zu einer zügigeren Umsetzung verhelfen. Geplant sind Kapazitäten von über 150 Megawatt bis 2030 (2020: 3,3 Megawatt). Auch Holzbiomasse soll stärker eingesetzt werden. Bis 2030 werden ferner Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen von über 90 Megawatt in Betrieb sein (2020: 33 Megawatt). Gleichzeitig müssen die Stromübertragungs- und Verteilungsnetze entsprechend ausgebaut werden. Die für den Netzausbau bis 2030 erforderlichen Investitionen werden mit 4,2 Milliarden Euro veranschlagt.

Kohleausstieg bis 2033 vorgesehen

Um den Energiesektor zu dekarbonisieren, wird der Ausstieg aus der Kohleverstromung entscheidend sein. Das einzige Kohlekraftwerk des Landes in Šoštanj soll spätestens 2033 vom Netz gehen. Auf diese Anlage entfällt etwa ein Drittel des im Land erzeugten Stroms. Um deren Wegfall zu kompensieren, soll im Kernkraftwerk Krško ein neuer Reaktorblock entstehen. Mitte 2021 wurde dafür eine Energiegenehmigung erstellt. Über den Bau soll bis 2027 entschieden werden. Planungen zufolge wird der neue Block eine Kapazität von über 1.100 Megawatt haben und bis zu 5 Milliarden Euro kosten. Gleichzeitig werden Maßnahmen für eine Laufzeitverlängerung der bestehenden Anlage im Kernkraftwerk Krško (696 Megawatt) bis 2043 durchgeführt.

Auch die slowenische Industrie muss weitaus stärker investieren, um die Anforderungen der "grünen Transformation" zu stemmen. Das gilt vor allem für die energieintensive Prozessindustrie, auf die mehr als die Hälfte des gesamten Energieverbrauchs im verarbeitenden Gewerbe entfällt. Hierbei sollen unter anderem Technologien zur Wärmerückgewinnung sowie zur Vernetzung mit Fernwärmesystemen eingesetzt werden.

Intensiv gearbeitet wird bereits am Einsatz von Wasserstoff. Die ersten Vorzeigeprojekte werden in der Glas-, Zement- sowie Stahlproduktion auf den Weg gebracht. Ziel ist es, bis 2030 etwa 10 Prozent des verbrauchten Erdgases durch synthetische Gase beziehungsweise Wasserstoff zu ersetzen. Sonderförderprogramme wurden für solche Investitionen in der holzverarbeitenden Industrie aufgelegt.

Energieeffizienz muss verbessert werden

Großer Nachholbedarf besteht nach wie vor bei der energetischen Sanierung von Gebäuden. Die bis 2020 angepeilten Ziele hat das Land nicht erfüllt. Innovative Finanzierungsinstrumente sollen der Branche neue Impulse geben. Bis 2030 wird mit einem jährlichen Investitionsbedarf von 500 Millionen bis 700 Millionen Euro gerechnet.

Neben der Energieeffizienz gibt es auch Investitionsbedarf beim Erdbeben- und Brandschutz. In der Wasserwirtschaft wird ebenfalls weiter investiert. Außerdem muss das Land bei der Wiederverwertung von Verpackungsabfällen aufholen. Geplant sind zudem neue Anlagen zur Abfallverbrennung.

Die Klimastrategie der Regierung veranschlagt die Kosten für den Umbau zur klimaneutralen Wirtschaft bis 2050 auf bis zu 72 Milliarden Euro. Einen Beitrag zur Realisierung der Klimaziele werden Fördergelder der Europäischen Union (EU) leisten. Dem Land stehen dafür bis 2026 rund 1,1 Milliarden Euro aus der Aufbau- und Resilienzfazilität der EU zur Verfügung. Weitere 1,6 Milliarden Euro sind im mehrjährigen Finanzrahmen der EU für die Periode 2021 bis 2027 eingeplant. Auch die slowenische Entwicklungsbank SID banka baut ihr Angebot zinsgünstiger Kredite an Unternehmen für entsprechende Maßnahmen aus.

Weitere Informationen:
Quelle: Regierung der Republik Slowenien; Recherchen von Germany Trade and Invest (GTAI) >> INFOBOXEN HABEN KEINE QEULLEN

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