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Branchenstruktur
Spaniens Baubranche besteht vorwiegend aus Kleinunternehmen. Einige Baukonzerne gehören jedoch zur Weltspitze. Das kann deutschen Unternehmen Chancen zur Zusammenarbeit bieten.
16.10.2024
Von Oliver Idem | Bonn
Viele größere spanische Bauunternehmen gingen langfristig gestärkt aus der Weltfinanzkrise 2009 hervor. Sie stellten sich in der Krise breiter auf und bewarben sich vermehrt um Aufträge aus dem Ausland, um Einbrüche auf dem Inlandsmarkt aufzufangen. Heute erzielen einige von ihnen den Großteil ihres Umsatzes auf internationalen Märkten.
Bauunternehmen in Spanien spüren den demografischen Wandel durch die Alterung ihres Personals und weniger Nachwuchs. Zum Teil kann dieser Mangel durch Migration etwa aus Lateinamerika ausgeglichen werden.
In Zukunft dürfte ein stärker modularisiertes Bauen mit mehr fertigen Elementen zunehmen, um Zeit und Kosten zu sparen und die Beschäftigten zu entlasten. Zudem kommt die Produktion von modularen Bauelementen mit weniger Abfällen aus und die Komponenten lassen sich im Sinne der Kreislaufwirtschaft gut wiederverwenden.
Viele Kleinstunternehmen und einige Weltkonzerne
Die Bauunternehmen spiegeln die allgemeine Wirtschaftsstruktur Spaniens wider. Laut der Unternehmensstatistik DIRCE bestand die Baubranche zum Jahresbeginn 2023 aus knapp 377.000 Unternehmen. Die meisten davon waren Einzelselbstständige. Lediglich 26 Anbieter verfügten über eine vierstellige Anzahl von Beschäftigten. Lokale Unternehmen haben eine sehr starke Position auf dem Inlandsmarkt, sind meist gut vernetzt und decken den Großteil der Aufträge ab.
Aus dem Ausland heraus oder mit einer lokalen Niederlassung bestehen kaum Chancen, auf dem spanischen Markt Fuß zu fassen. Zudem sollten Mentalitätsunterschiede, unterschiedliche Herangehensweisen und Sprachbarrieren nicht unterschätzt werden. Auch das Preisniveau deutscher Unternehmen kann für manche Projekte zu hoch sein.
Bessere Aussichten bestehen bei einer punktuellen Zusammenarbeit, wenn ein spanisches Unternehmen spezialisierte Technik oder Dienstleistungen benötigt. Die Internationalisierung größerer Bauunternehmen kann solche Chancen bieten. Eine Zusammenarbeit kann mit Blick auf erforderliche Referenzen für Auslandsprojekte oder bei Konsortialbewerbungen für beide Seiten vorteilhaft sein.
Punktuell arbeiten spanische Bauunternehmen im Ausland auch mit deutschen Partnern zusammen. Nach Ansicht von Branchenkennern könnte dieses Engagement ausgeweitet werden. Oft fehlen auf beiden Seiten lediglich ausreichende Informationen über die Aktivitäten von potenziellen Partnern.
Bezeichnung | Umsatz 2022 | Umsatz 2021 | Veränderung 2022/21 |
ACS Actividades de Construcción y Servicios 1) | 3.170 | 2.988 | 6,0 |
Acciona Construcción | 1.689 | 1.326 | 27,4 |
FCC Construcción | 1.542 | 1.254 | 23,0 |
Sacyr Construcción | 1.279 | 1.064 | 20,2 |
Ferrovial Construcciones | 1.081 | 1.032 | 4,7 |
Constructora SANJOSE | 862 | 719 | 19,9 |
Neinor 2) | 606 | 547 | 10,8 |
Ortiz Construcciones y Proyectos | 393 | 361 | 8,9 |
Grupo Avintia | 375 | 416 | -9,8 |
Construcciones Amenabar | 214 | 195 | 9,7 |
Eine Broschüre des Verbandes SEOPAN bietet einen umfangreichen Überblick über die Aktivitäten großer spanischer Bauunternehmen auf Auslandsmärkten. In der Übersicht werden konkrete Projekte vorgestellt. Zudem enthält die Broschüre nach Märkten sortierte Listen mit Kontaktdaten.
Produktion zog 2023 in den meisten Baustoffsparten wieder an
In den meisten Sparten der Baustoffproduktion legte die Fertigung 2023 zu. Die einzige Ausnahme bildete das wichtige Segment der Baukeramik. Dieser energieintensive Produktionszweig war 2022 besonders stark von steigenden Gaspreisen getroffen worden.
Produktgruppe | 2023 | Veränderung 2023/2022 |
---|---|---|
Zement (in Mio. Tonnen) *) | 4,7 | 3,1 |
Beton (in Mio. Kubikmetern) | 26,3 | 5,6 |
Strukturkeramik (in Mio. Tonnen) | 5,6 | 5,7 |
Mineralwolle (in Mio. Kubikmetern) | 3,3 | 2,4 |
Keramikfliesen (in Mio. Quadratmetern) | 394 | -21,2 |
Fachverband rechnet 2024 mit 1,8 Millionen Renovierungen
Spanische Baustoffhersteller produzieren sowohl für den Inlandsmarkt als auch für den Export. Für den Binnenmarkt erwartet der Fachverband des Baustoffhandels für den Gebäudebau und die Sanierung Andimac 2024 eine leichte Steigerung der Anzahl der Renovierungen. Nach Verbandsschätzungen stehen Arbeiten in 1,8 Millionen Wohnungen an, was einer Zunahme um 1 Prozent gegenüber 2023 entsprechen würde. Für den Neubau und die Sanierung von Immobilien aus zweiter Hand zeigt sich der Verband eher pessimistisch und erwartet Impulse vor allem durch reguläre Wohnungsrenovierungen.
Andimac stuft die 1,8 Millionen Renovierungen in diesem Jahr als wesentlich zu niedrig ein, um den Gebäudebestand in Spanien auf ein Mindestniveau an Energieeffizienz zu bringen. In zehn Jahren könnten 83 Prozent der Wohnungen die Mindestvorgaben in diesem Punkt verfehlen.