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Special | Spanien | Klimaschutzatlas

Klimaschutz-Atlas

Fachkräfte für den Klimaschutz: Differenzierte Situation im Land

Im Bereich erneuerbare Energien entstehen immer mehr Arbeitsplätze. Offen ist, ob ihre Zahl mit dem Zubau an neuen Anlagen und dem Aufbau der Wasserstoffwirtschaft mithalten kann.

Von Oliver Idem | Madrid

Spanien zählt seit Jahren zu den EU-Staaten mit der höchsten Arbeitslosenquote. Dabei zeigt sich ein erhebliches Altersgefälle. Arbeitslosigkeit betrifft vor allem junge Menschen unter 25 Jahren, während Ältere nur unterdurchschnittlich häufig nicht beschäftigt sind.

Auch nach den Pandemie bedingten Verwerfungen auf dem Arbeitsmarkt errechnete das Statistikamt INE im 1. Quartal 2023 noch immer eine Arbeitslosenquote von 13,3 Prozent. Angebot und Nachfrage passen auf dem spanischen Arbeitsmarkt häufig nicht zusammen. Zudem sind die Gehaltsunterschiede je nach Qualifikation erheblich.

Im Hinblick auf die Fachkräftesituation zeigt sich ein differenziertes Bild. Die duale Berufsausbildung ist eher eine Ausnahme als die Regel. Als besonders gut aufgestellt in der beruflichen Bildung gilt bereits seit Jahren das Baskenland. Die Region ist stark industriell geprägt und hat einen hohen Bedarf an technischen Fachkräften.

Anzahl der Arbeitsplätze bei erneuerbaren Energien soll steigen

Der Sektor der erneuerbaren Energien konnte sich den negativen Arbeitsmarktfolgen der Pandemie 2020 nicht entziehen. Die internationale Agentur für erneuerbare Energien IRENA berichtete von einem Rückgang dieser Arbeitsplätze um 2,3 Prozent. Insbesondere in der Windkraft und Biomasse fielen wegen zurückgestellter Projekte Jobs weg. Hingegen entwickelte sich der Eigenverbrauch von erneuerbaren Energien nach dem Wegfall einer Sondersteuer positiv und dürfte in den kommenden Jahren weitere Impulse setzen.

Die erwartete Dynamik im Sektor könnte innerhalb von zehn Jahren die Beschäftigung vervielfachen. Das Wachstumspotenzial liegt laut IRENA bei insgesamt 468.000 Stellen. Davon sollen zur Hälfte drei autonome Gemeinschaften des Landes profitieren. Andalusien, Aragonien und Castilla y León stehen demnach vor den stärksten Zuwächsen in diesem Bereich.

Installation von Anlagen ist das häufigste Aufgabenfeld

Laut Erkenntnissen von IRENA stellten im Jahr 2020 direkte Arbeitsplätze 63 Prozent der Gesamtbeschäftigung im Erneuerbarensektor. Bei den Tätigkeitsprofilen dominierte die Installation mit etwa zwei Drittel. Der Anteil der Produktion entsprach einem Viertel der Stellen. Die Aufgaben von 11 Prozent der Beschäftigten bezogen sich auf den Betrieb und die Wartung von Anlagen.

Im Bereich der erneuerbaren Energien arbeiteten 2019 in Spanien 95.100 Menschen. Das entsprach gegenüber dem Vorjahr einem Zuwachs um 17 Prozent. 2020 waren es 92.930 Jobs und damit ein Minus von 2,3 Prozent.

Im Solarsektor hat sich aufgrund der langen Erfahrung in Spanien ein solides Ausbildungssystem etabliert. Laut Branchenkennern gehören Qualitätsprobleme in der Montage aus den Anfangsjahren längst der Vergangenheit an. Allein 21.400 Personen arbeiteten 2019 in der Fotovoltaik.

In der Windenergiebranche waren 28.600 Menschen tätig. Der Fachverband AEE streicht gerne die Qualität der Arbeitsplätze heraus. Ein Indiz dafür ist, dass Spanien gemessen an den weltweiten Windkraftpatenten auf Platz 6 liegt. 

Möglicher Fachkräftemangel durch die zahlreichen Aktivitäten zum Klimaschutz

Für den Windenergiesektor ist die gleichzeitige Bewältigung des Zubaus neuer Anlagen und die Modernisierung alter Anlagen eine personelle Herausforderung. AEE zufolge waren im Jahr 2020 Anlagen mit 10 Gigawatt Gesamtkapazität 15 Jahre oder älter. Bei mehr als 40 Prozent des Bestandes stellt sich die Frage, ob Teile durch effizientere ersetzt oder gleich ganze Anlagen durch neue ausgetauscht werden.

Ein Hemmnis für die Umsetzung der ehrgeizigen Ziele zur Gebäudesanierung könnten die personellen Kapazitäten sein. Spaniens Bauwirtschaft ist nach dem coronabedingten Einbruch schnell wieder hochgefahren und stark ausgelastet.

In der Hauptstadtregion Madrid boomt beispielsweise der Wohnungsbau. Fachpersonal ist knapp und die Alterung der Beschäftigten stellt eine Herausforderung für die nächsten Jahre dar. Zudem werden Kostensteigerungen bei Baumaterialien zunehmend zum Streitpunkt zwischen Bauunternehmen und öffentlichen Auftraggebern.

Spanien verfügt über günstige Rahmenbedingungen für den Aufbau einer "grünen" Wasserstoffwirtschaft. Chancen liegen sowohl in der inländischen Produktion und Nutzung als auch im Export. Marktexperten gehen davon aus, dass der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft für lokale und ausländische Unternehmen erhebliche Geschäftschancen bieten wird. Ein schneller Ausbau beinhaltet das Risiko, dass die Anzahl der Fachkräfte damit nicht Schritt halten kann.

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