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Klimaschutz-Atlas

Gebäude: Umfangreiches Sanierungsprogramm beschlossen

Die spanische Regierung will die Gebäudesanierung massiv ausbauen. In Madrid entsteht ein komplett nachhaltiges Stadtviertel.

Von Oliver Idem | Madrid

Regierungsangaben zufolge sind 9,7 Millionen Wohnungen in Spanien sanierungsbedürftig. Viele von ihnen wurden gebaut, als noch keine mit den heutigen Standards vergleichbaren Vorgaben zur Energieeffizienz galten. Trotz des enormen Erneuerungsbedarfs werden pro Jahr nur etwa 30.000 Einheiten saniert. Die Regierung setzt auf mehr Fördermittel, um diese Zahl zu vervielfachen.

Die Förderung von Sanierungen ist nicht neu. Während der Coronakrise wurde der Plan Estatal de Vivienda 2018-2021 verlängert bis Ende 2022. Das bedeutete nicht mehr Finanzmittel, aber verlängerte Antragsfristen.

Zusätzliche Dynamik für einen energieeffizienteren Gebäudebestand entfacht der spanische Aufbau- und Resilienzplan. Dieser bündelt mehrere Elemente, die sich aus rechtlichen Reformen und Investitionen zusammensetzen.

Unter dem Dach der Agenda Urbana Española werden einzelne Pläne gebündelt. Diese orientieren sich wiederum an den Zielen des Energie- und Klimaplans PNIEC 2021-2030 sowie der Langzeitstrategie ERESEE für die energetische Gebäudesanierung.

Das geplante Investitionsvolumen beträgt 6,82 Milliarden Euro. Daraus werden insgesamt sechs Programme gespeist. Der Fokus liegt auf der Einsparung von Energie und der Nutzung erneuerbarer Energien. Besondere Schwerpunkte bilden kleine Gemeinden mit maximal 5.000 Einwohnern sowie Gebiete mit niedrigen Einkommen. Öffentliche Gebäude sollen ebenfalls saniert werden. Zudem lautet ein Ziel, das Angebot an energieeffizienten Sozialwohnungen durch ein Neubauprogramm auszuweiten.

Heizen besitzt erhebliches Einsparpotenzial bei Treibhausgasen

Spanien verfügt durch seine Größe über unterschiedliche Temperaturzonen. Das Land ist fast anderthalb Mal so groß wie Deutschland. In vielen Gebieten sinken die Temperaturen im Winter so weit ab, dass in den meisten Gebäuden Heizungen erforderlich sind. Laut einem Bericht der Wirtschaftszeitung Cinco Días sind vier von fünf spanischen Haushalten mit Heizsystemen ausgerüstet.

Als Energiequelle dominiert mit 40 Prozent bislang Erdgas. Strom hält einen Anteil von 34 Prozent. Rund 13 Prozent der Haushalte werden mit verschiedenen Erdölprodukten beheizt. Steigende Anforderungen der EU lenken die Aufmerksamkeit auf das Heizen. Durch die Dominanz fossiler Energiequellen bietet die Wärmeversorgung eine wichtige Stellschraube, um nennenswerte Effekte zur Dekarbonisierung zu erzielen.

Nachhaltiges Städtebauprojekt in Madrid

Neben Sanierungen sind auch die Standards bei Neubauten relevant für die Klimabilanz des Gebäudesektors. In Madrid entsteht bis etwa 2040 eines der größten Städtebauvorhaben Europas. Madrid Nuevo Norte soll private und öffentliche Investitionen von rund 25 Milliarden Euro mobilisieren.

Erneuerbare Energien und die Wiederverwendung von Wasserressourcen gehören von Beginn an zu den Kernaspekten der Nachhaltigkeit bei dem Vorhaben. Zudem ist ein flächendeckendes Bus- und Bahnangebot und intelligentes Verkehrsmanagement vorgesehen. Die Abfallentsorgung soll ebenfalls modernen Nachhaltigkeitsansprüchen genügen.

Für das Projekt besteht großes Interesse an innovativen Ideen aus dem Ausland. Aufgrund der langen Umsetzungsphase des Projekts sollen noch nicht alle Details vorab festgelegt werden. So wollen sich die Projektträger die Flexibilität erhalten, neue Ideen aus dem In- und Ausland in die Gestaltung einzubauen.

Personalknappheit und Materialkosten könnten das Sanierungstempo dämpfen  

Mehr Gebäudesanierungen und die rege Bautätigkeit in Spanien bedeuten auch einen höheren Bedarf an Material und Personal. Für deutsche Zulieferer im Bereich Gebäudetechnik dürfte das schnellere Sanierungstempo bessere Absatzmöglichkeiten bieten. Die spanische Baubranche befindet sich hingegen fest in inländischer Hand.

Unsicherheitsfaktoren für den Bausektor sind derzeit Preissprünge bei Baumaterialien und hohe Energiekosten. Zudem sind viele Unternehmen bereits stark ausgelastet und bestreiten ihr normales Geschäft mit knappem und alterndem Personal.

Weitere Informationen:

Umfangreiche Förderung für Gebäudesanierung

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