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Special | Schweiz | Robotik

Produktion: Roboter aus der Schweiz international nachgefragt

Schweizerische Hersteller von Industrierobotern gehören zu den Top-10 der Welt. Technologietransfer ermöglicht Geschäftschancen für mittelständische Pioniere aus dem Ausland. 

Schweizerische Hersteller von Industrierobotern mischen ganz oben mit

Die Schweiz ist nicht nur stark im Bereich der Forschung und Entwicklung, sondern weist auch eine umfangreiche Produktion von Industrie- und Servicerobotern auf. Im Jahr 2020 waren weltweit circa 3 Millionen Industrieroboter im Einsatz. Knapp 500.000 davon kommen aus den Werken des schweizerischen Unternehmens ABB, mit Hauptsitz in Zürich. Nur die beiden japanischen Unternehmen FANUC und Yaskawa haben bislang mehr Roboter auf den Markt gebracht. Die Industrierobotersparte von ABB erwirtschaftete 2020 einen Umsatz von knapp 3 Milliarden Euro. Die Bandbreite der Abnehmerbranchen ist groß. Laut eigener Aussage ist ABB das einzige Unternehmen in der Industrieautomation, das eine integrierte Hardware- und Softwarelösung für Steuerung, Aktorik, Robotik, Sensoren, Analyse und Elektrifizierung anbietet. Auch im Bereich der kollaborativen Roboter, die den Menschen bei Fertigungsprozessen unterstützen sollen, ist ABB aktiv. In Kooperation mit dem schweizerischen Start-up Sevensense möchte das Unternehmen das Produkt "YUMI" (ein Zwei-Arm-Roboter) durch Computer Vision und Algorithmen mit künstlicher Intelligenz ausstatten.

Mit knapp 150 Millionen US-Dollar investiert ABB zudem in den Bau der, nach eigenen Angaben, "weltweit fortschrittlichsten Roboterfabrik" in Shanghai. ABB ist in China mit Abstand der größte Roboterhersteller und will mit dem Vorhaben weiteren Boden an der Spitze gut machen. 

Neben ABB hat es auch der Hersteller Stäubli in die Top-10 der größten Roboterunternehmen der Welt geschafft. Ebenfalls mit Sitz in der Nähe von Zürich, hat sich Stäubli auf die Fertigung von Industrierobotern konzentriert. Die Bandbreite der eingesetzten Roboter reicht von Scara (Selective Compliance Assembly Robot Arm), Sechs-Arm-Industrieroboter und Cobots bis hin zu mobilen Robotersystemen. Die Einsatzgebiete sind in der Automobilindustrie sowie in der Metall-, Porzellan- und Lebensmittelindustrie zu finden. 

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Roboterhersteller stark von Zulieferungen aus dem Ausland abhängig

Seit dem Frankenschock im Jahr 2015 sind die großen Unternehmen in der Schweiz auf Zulieferungen aus dem Ausland angewiesen. Damals hatte die Inlandswährung Franken um bis zu 40 Prozent gegenüber dem Euro aufgewertet. Die Folge: Zulieferungen aus der Schweiz verloren an Attraktivität. 

Gerade die zwei größten Hersteller von Industrierobotern, ABB und Stäubli, sind nach wie vor von diesen Entwicklungen betroffen. Generell setzt die schweizerische Robotikbranche stark auf internationale Zusammenarbeit. 

Geschäftschancen für kleine und mittelständische Unternehmen aus Deutschland bestehen vor allem im Bereich der Automobilbranche. Die Sparte ist zwar in der Schweiz weniger relevant, wird aber umso wichtiger, sobald die Roboter in der Produktion in Deutschland eingesetzt werden. Deutsche Mittelständler können genau hier ihre Expertise anbieten und das Portfolio ergänzen. 

Bei Servicerobotern ist noch Luft nach oben

Bei Servicerobotern liegt die Schweiz lediglich im Mittelfeld. Die 37 ansässigen Unternehmen, die in der Branche tätig sind, bilden im internationalen Vergleich eine relativ kleine Szene. Die Weltspitze wird von den USA mit 249 Unternehmen angeführt. Deutschland erlangt mit 94 Unternehmen Rang zwei der weltweit führenden Nationen im Bereich Serviceroboter.  

Forschungen zu Anwendungsgebieten insbesondere im medizinischen Bereich spielen in der Schweiz eine wichtige Rolle. Der Einsatz von Simulationen in der Gesundheitserziehung ist relevant geworden, um die Patientensicherheit und Versorgungsqualität zu verbessern. Der von der deutschen 3B Scientific GmbH vertriebene Geburtssimulator SIMone wurde in einer schweizerisch-deutschen Kooperation entwickelt. Mit dem Projekt ist den Entwicklern ein Meilenstein in der medizinischen Versorgung gelungen. Die realistische Simulation einer Geburt wird audiovisuell und haptisch angezeigt. Ein Prozess, der in Realität einmalig ist und sich schwer als Lernsituation eignet. 

Ein weiteres erfolgreiches Start-up im MedTech Bereich ist der Roboterhersteller MyoSwiss. Das Unternehmen befähigt Menschen mit Bewegungseinschränkungen, am Alltag wieder teilzunehmen. Computer basierte Roboterprothesen können Patienten bei Bewegungsabläufen unterstützen. Das Unternehmen geht als Spinoff der gut aufgestellten Forschungsabteilung der ETH Zürich hervor. Die einzigartige Kombination aus Roboter- mit Textiltechnologie ist günstiger als voll motorisierte Exoskelette und eröffnet dem Start-up eine attraktive Perspektive im B2C-Markt. MyoSwiss ist nun daran, eine Version für Privatpersonen zu entwickeln. Das benötigte Kapital dafür könnte aus EU-Fördermitteln stammen.

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