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Special | Südafrika | Krieg in der Ukraine

Steigende Metallpreise als Silberstreif 

Die Folgen des Ukrainekrieges für die südafrikanische Wirtschaft sind nicht durchgängig negativ. Der Bergbau gewinnt, die Konsumenten verlieren. Steigende Zinsen bereiten Sorgen.

Von Fausi Najjar | Johannesburg

Der Ukrainekrieg trifft in Südafrika auf eine Phase einer nur zögerlichen Erholung nach dem Wachstumseinbruch im Coronajahr 2020. Noch vor Kriegsausbruch sind seit Anfang 2022 mehrere Faktoren zusammengekommen, die die wirtschaftliche Dynamik bremsen: Eine Wachstumsdelle in China, eine Arbeitslosigkeit, die alte Rekordmarken längst überschritten hat und Reformen, die noch zu langsam umgesetzt werden. Im März schließlich sind als weiterer Negativfaktor wegen eines maroden Kraftwerksparks die Stromabschaltungen eskaliert.

Jetzt ist das Land zusätzlich mit den durch Krieg und Sanktionen verursachten globalen Umbrüchen konfrontiert. Vor allem steigende Treibstoffpreise belasten die Wirtschaft. Im Hinblick auf die weltweit anziehenden Weizenpreise ist dies weniger der Fall. Das Kapland kann sich selbst ernähren, ist Maisexporteur und weist eine geringe Importquote für Weizen auf. Deutlich positiv sind die Aussichten für den Rohstoffexport. Somit sind die Konsumenten aufgrund der Spritpreisentwicklung die Verlierer der Kriegsereignisse. Profitieren können hingegen der Bergbau und - mit wachsenden Steuereinnahmen - der südafrikanische Staat.

Gesamtwirtschaftliche Konsequenzen noch schwer abzuschätzen

Wie sich diese Gemengelage auf das wirtschaftliche Gesamtbild Südafrikas insgesamt auswirken wird, lässt sich derzeit kaum bestimmen. Noch sind die Folgen von Ukrainekrieg und Sanktionen gegen Russland für die globalen Lieferketten oder das Wachstum in Europa nicht abzusehen.

Die unmittelbaren Handelsbeziehungen zwischen Südafrika sowie Russland und der Ukraine sind fast vernachlässigbar. Ausnahme sind die Obstlieferungen nach Russland. Das bereitet den betroffenen Farmern Schwierigkeiten, fällt aber gesamtwirtschaftlich kaum ins Gewicht. Die Ein- und Ausfuhren aus beziehungsweise nach Russland machen gerade einmal rund 0,5 Prozent des südafrikanischen Außenhandels aus; mit der Ukraine sind es sogar nur 0,06 Prozent.

Ausfuhr von Metallen springt an

Steigende Preise bei Gold, Kohle und Platin bescheren jetzt schon dem südafrikanischen Export einen deutlichen Auftrieb. Gold und vor allem Platin erreichen gegenwärtig Rekordstände auf dem Weltmarkt, wobei ein Ende der Preishausse nicht in Sicht ist. Wegen der positiven Exportaussichten ist der Rand weitgehend stabil geblieben. Auf dem Anleihemarkt sind die Risikoaufschläge für Südafrika gering ausgefallen.

Südafrika ist mit Abstand größter Platinproduzent, gefolgt von Russland. Vor allem beim Platinmetall Palladium ist eine Preisexplosion zu verzeichnen. Palladium wird bei Katalysatoren eingesetzt. Gold gehört immer noch zu den bedeutendsten Exportgütern Südafrikas, weltweit achtgrößter Produzent des Krisenmetalls. Auch bei Kohle sind Rekordpreise auf dem Weltmarkt zu erwarten. Vor allem Indien und China fragen Kohle nach.

Höhere Zinsen zu erwarten

Besonders die Spritpreisexplosion heizt die Inflation an. Um die ohnehin schon gebeutelten Konsumenten zu schonen, wird die Regierung durch Minderung des Steuersatzes für Treibstoff um 30 bis 40 Prozent gegensteuern. Eine höhere Inflationsrate wird sie aber nicht nachhaltig verhindern können. Ziehen die Verbraucherpreise besonders stark, dürfte die South African Reserve Bank den Leitzins stärker erhöhen als bislang erwartet. Das würde das ohnehin schwache Wachstum deutlich bremsen.

Kraftstoff kostet bereits mehr als 20 Rand

Schon der derzeitige durchschnittliche Treibstoffpreis von umgerechnet rund 1,20 Euro pro Liter ist eine schmerzhafte Belastung für die Verbraucher. In Südafrika fällt der Anteil der Transportkosten an den Lebenshaltungskosten für die unteren Einkommensbezieher besonders hoch aus. 

Ähnlich wie bei den Spritpreisen auch gab bereits Anfang 2022 deutliche Erhöhungen bei den Stromtarifen. Die Stromproduktion basiert insbesondere auf Kohle und dürfte sich theoretisch von den steigenden Weltmarktpreisen für Öl und Gas abschotten können. Angesichts der derzeitigen Ausfälle bei den Kohlekraftwerken sind aber ersatzweise teure Dieselaggregate in Betrieb. Dies treibt die Kosten und kann, wenn der importierte Diesel zu teuer werden sollte, vermehrte Stromabschaltungen zur Folge haben. 

Nahrungsmittelpreise legen nur moderat zu

Grundnahrungsmittel in Südafrika und dem südlichen Afrika ist Mais, und nicht der teurer gewordene Weizen. Für 2022 sind überdurchschnittlich hohe Maisernten zu erwarten. Dennoch sind die Nahrungsmittelpreise nicht automatisch von der globalen Entwicklung abzukoppeln. Infolge steigender Diesel- und Düngemittelpreise ist mit höheren Produktionskosten in der Landwirtschaft zu rechnen und ganz ohne Weizenimporte kommt Südafrika auch nicht aus. Bei den Düngemitteln sind für 2022 ausreichende Mengen im Land vorhanden. Wie es in den Folgejahren aussehen wird, bleibt abzuwarten.

Zudem wird das ebenfalls teurer werdende Speiseöl in großen Mengen eingeführt. Hier gibt es aber wenigstens mittelfristig die Möglichkeit, Importe durch eine heimische Produktion zu ersetzen. Der südafrikanische Agrarexperte Wandile Sihlobo rechnet für 2022 optimistisch mit einer durchschnittlichen Preissteigerung bei den Nahrungsmitteln zwischen 2 und 3 Prozent.    

Sorgen bei den Obstbauern

Russland ist ein wichtiger Abnehmer von Obst - vor allem Zitrusfrüchte, Birnen und Äpfel - aus Südafrika. Die lokalen Farmer haben bislang rund 8 Prozent ihrer Früchte an russische Abnehmer verkauft. Zwar gibt es kein Ausfuhrverbot nach Russland, mit dem Ausschluss des Landes aus dem internationalen Zahlungssystem SWIFT sind jedoch die Unsicherheiten in Bezug auf den Zahlungsverkehr erheblich. Allein deswegen werden die vor allem im Westkap ansässigen Obstfarmer nach neuen Kunden suchen müssen.

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