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Die Stimmung in der Wirtschaft hat sich verbessert. Allerdings stammen die Daten noch aus der Zeit vor der dritten Infektionswelle. Konsumenten geben weniger Geld aus als im Vorjahr. (Stand 22. Dezember 2020)
Von Frank Robaschik | Seoul
Die Auswirkungen der Pandemie auf einzelne Branchen sind sehr unterschiedlich. Wirtschaftlich leiden vor allem Fluggesellschaften, Reisebüros, Hotels und Restaurants. Da die Menschen weniger nach draußen gehen und Menschenansammlungen meiden, verzeichnen Freizeiteinrichtungen wie etwa Kinos oder Fitnessstudios generell weniger Besucher. Der Einzelhandel verlagert sich noch mehr in Richtung E-Commerce und Lieferdienste. Wegbleibende ausländische Touristen taten ein Übriges dazu. Im August 2020 erlebte zumindest der Inlandstourismus – angesichts der durch Quarantänevorschriften unattraktiv gewordener Auslandsreisen – einen kleinen Aufschwung. Allerdings kam dieser durch die zweite Infektionswelle nach den Sommerferien wieder zum Erliegen.
Mit den Shut- und Lockdowns in wichtigen Absatzmärkten wie der Europäischen Union (EU), den USA und Südostasien verschlechterte sich im April und Mai 2020 die Stimmung in exportorientierten Branchen wie etwa der Kfz-Industrie. Seit Juni besserte sie sich im Zuge der Öffnungen, etwa in Europa. Es bleibt abzuwarten, wie stark sich die jüngsten Lockdowns im Ausland auf die südkoreanische Exportwirtschaft auswirken werden. Am besten ist die Stimmung in der Pharmaindustrie, in der Elektronikbranche und im Nahrungsmittelsektor. Am schlechtesten ist sie hingegen bei den Raffinerien und im Schiffbau.
Bild vergrößern Bild vergrößern Bild vergrößernInformationen zu den Exporten Südkoreas in den ersten elf Monaten 2020 nach wichtigen Produktgruppen finden sich im Bericht "Außenhandel - Logistik - Zoll".
Die Coronakrise beschleunigt das Wachstum des E-Commerce. Insbesondere in den Monaten Februar und August 2020 mit vielen neuen Infektionsfällen verzeichnete der Online-Handel hohe Wachstumsraten. Der stationäre Handel schrumpfte dagegen von Februar bis August 2020 jeweils im Vergleich zum entsprechenden Monat des Vorjahres. Die Menschen gehen vor allem seltener einkaufen, dafür sind die Summen pro Einkauf deutlich höher als im Vorjahr. Besonders betroffen sind Kaufhäuser, Discounter und große Supermärkte. Dagegen konnten Convenience Stores mit Ausnahme der beiden Monate März und April 2020 ihren Umsatz gegenüber dem Vorjahr erhöhen. Auch der Verkauf von Luxusgütern läuft vergleichsweise gut.
Bild vergrößernEinen Überblick über die Struktur des südkoreanischen Einzelhandels liefert der Beitrag "Einkauf per Handy boomt".
Die privaten Haushalte erwarten eine schwierige konjunkturelle Lage, steigende Arbeitslosigkeit und geringere Einkommen. Deshalb haben sie ihre Ausgabenpläne gegenüber der Situation vor dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie reduziert. Wenig überraschend geben sie weniger für Reisen, Unterhaltung und Kultur sowie Essen in Restaurants aus, als noch vor einem Jahr. Hoch bleiben die Ausgaben für Wohnen, Gesundheit und Bildung sowie für Telekommunikation.
Der Index der Konsumentenstimmung stieg nach drei Monaten des Rückgangs im Mai, Juni, Juli und August 2020, bevor die zweite Coronawelle ihn wieder fast zurück auf das Niveau vom Mai verwies. Danach erhöhte sich der Index und erreichte im November fast einen Normalwert. Die dritte und bisher heftigste Infektionswelle des Coronavirus lässt allerdings wieder einen deutlich geringeren Wert im Dezember erwarten.
Indikator | April | Juni | August | September | November |
---|---|---|---|---|---|
Gesamt | 71 | 82 | 88 | 79 | 98 |
Gegenwärtiger Lebensstandard | 77 | 84 | 85 | 81 | 89 |
Erwartungen für das Lohnniveau | 102 | 105 | 111 | 105 | 111 |
Erwartungen für das Haushaltseinkommen | 83 | 88 | 92 | 88 | 96 |
Erwartungen für die Beschäftigungssituation | 58 | 65 | 72 | 60 | 82 |
Erwartungen für die Konjunktur | 59 | 70 | 75 | 66 | 72 |
Ausgabenpläne | 87 | 93 | 99 | 92 | 104 |
Wohnen | 99 | 101 | 106 | 104 | 106 |
Gesundheit | 107 | 108 | 110 | 108 | 110 |
Verkehr und Telekommunikation | 97 | 100 | 102 | 99 | 104 |
Bildung | 92 | 95 | 97 | 93 | 99 |
Bekleidung | 82 | 87 | 89 | 85 | 94 |
langlebige Güter | 81 | 84 | 88 | 83 | 92 |
Essen in Restaurants, Gaststätten, etc. | 75 | 82 | 85 | 77 | 87 |
Unterhaltung und Kultur | 74 | 77 | 82 | 74 | 85 |
Reisen | 59 | 64 | 71 | 60 | 78 |
Weitere aktuelle Informationen zur konjunkturellen Lage in wichtigen Branchen liefert die Publikation "Bessere Stimmung in Südkoreas Wirtschaft". Kaufkraft und Konsumverhalten beschreibt der Beitrag "Kauffreudige Konsumenten mit hohen Ansprüchen".