Die Volkswirtschaften Botsuanas, Namibias, Sambias und Simbabwes basieren auf wenigen Branchen. Das macht sie in der Krise besonders anfällig. (Stand: 20. September 2021)
Bergbau und Tourismus sind die Devisenbringer für Botsuana, Namibia, Sambia und Simbabwe. Fast die gesamten Exporteinnahmen und ein wesentlicher Teil der öffentlichen Budgets hängen vom Verkauf von Diamanten, Kupfer, Uran, Gold oder Platin ab.
In den ersten Monaten der Coronakrise hatten fallende Rohstoffpreise und ausbleibende Touristen einen drastischen wirtschaftlichen Einbruch ausgelöst. Seit der 2. Jahreshälfte 2020 sorgen steigende Preise für die meisten mineralischen Rohstoffe für etwas Entspannung. Die Wirtschaftsleistung ist 2020 daher vor allem beim Kupferproduzenten Sambia mit einem realen Minus von 3,5 Prozent nicht ganz so stark zurückgegangen wie erwartet. Bei den für Botsuana und Namibia wichtigen Diamanten ist die Wende weniger rasant als bei den Metallen, aber auch hier hat sich die Nachfrage im Laufe des Jahres 2021 weiter erholt. Sollte der Trend bei den Rohstoffen anhalten, könnte der Aufschwung ab 2022 noch deutlicher ausfallen. Günstig wirken sich die - nach reichlichen Regenfällen - in der aktuellen Anbausaison guten Ernten in der Region aus.
Ein negativer Faktor sind die zum Teil noch bestehenden Reisebeschränkungen sowohl in den wichtigen Herkunftsländern in Europa, Nordamerika und Asien als auch in den Ländern des südlichen Afrika selbst. Sie haben den Tourismus 2020 praktisch vollständig zum Stillstand gebracht. Regionen wie den Gebieten um die Viktoriafälle in Sambia und Simbabwe, dem Okavango-Delta in Botsuana oder den großen Nationalparks Namibias fehlt so ihre vorrangige Einnahmequelle, die voraussichtlich erst 2022 wieder nennenswerte Ausmaße erreichen wird.
Dritte Welle ebbt ab
Nach der zweiten Welle zum Jahresende 2020 haben seit Mitte Mai 2021 alle vier Länder eine dritten Infektionswelle mit hohen Fallzahlen erlebt.
Nach einer Phase der Überlastung der Gesundheitseinrichtungen an mehreren Orten, wie sie etwa in Namibia zu beobachten war, hat der schnelle Rückgang der Zahl der schwer Erkrankten im August für Entspannung gesorgt.
Das vergleichsweise drastische Vorgehen der Regierungen erscheint vor dem Hintergrund der schwachen Gesundheitssysteme berechtigt. Schon sehr früh, zum Teil vor Bekanntwerden der ersten Infektion mit dem Coronavirus, hatten die Behörden 2020 Maßnahmen zur Einschränkung der Ansteckungsgefahr ergriffen. Diese Strategie hat sich grundsätzlich bewährt, wie die im internationalen Vergleich immer noch begrenzten Fallzahlen zeigen.
Beginnende Erholung
Im Jahr 2020 mussten alle vier Länder eine Schrumpfung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) verkraften. Sie werden den Stand von vor der Krise erst in einigen Jahren wieder erreichen. Wegen der weiter andauernden Pandemie wird die Erholung 2021 trotz Entspannung auf der Rohstoffseite gebremst. Der Tourismus kann unter diesen Bedingungen noch nicht wieder richtig in Gang kommen. Positive Impulse kommen von der landwirtschaftlichen Produktion.
Wirtschaftswachstum im südlichen Afrika (reale Veränderung des BIP in Prozent)
Land | 2020 | 2021 *) | 2022 *) |
---|
Botsuana | -8,5 | 3,5 | 4,2 |
Namibia | -8,5 | 0,8 | 2,7 |
Sambia | -3,0 | 1,0 | 2,1 |
Simbabwe | -4,4 | 5,5 | 4,8 |
*) PrognoseQuelle: EIU
Ein großer Teil der ärmeren Bevölkerung ist auf ein tägliches Einkommen, meist im informellen Sektor, angewiesen. Zuhause bleiben führt hier schnell zu Versorgungsengpässen. Aber auch der geringere Kundenverkehr infolge von Lockdowns schmälert die Einnahmen für viele bereits deutlich. Vor allem in den ohnehin durch hohe Schulden und Inflation geplagten Ländern Sambia und Simbabwe sind hiervon viele Menschen betroffen. Die Beschränkungen wurden daher seit der Jahresmitte 2020 in den meisten Ländern der Region gelockert und nur temporär wieder angezogen.
Diversifizierung bleibt Ziel
Obwohl der Bergbau auch für den Aufschwung seine dominierende Rolle für die vier Ökonomien behalten wird, zeigt die konjunkturelle Abhängigkeit von der Nachfrage- und Preisentwicklung einiger weniger Produkte einmal mehr die Anfälligkeit dieses Wirtschaftsmodells. Die Krise dürfte daher den Anstrengungen zur Diversifizierung der Wirtschaft allgemein zusätzlichen Anschub geben.
Einen Schwerpunkt bildet dabei die Leistungssteigerung in der Landwirtschaft und der Ausbau einer lokalen Nahrungsmittelindustrie. Insbesondere in Sambia und Simbabwe ermöglichen die klimatischen Bedingungen ein breites Anbauspektrum. Neben einer stärkeren Marktorientierung spielt die Verbesserung der agrarischen Infrastrukturen zum Transport, zur Lagerung oder zur Bewässerung eine wichtige Rolle.
Diese sind wie auch Betriebe der Leichtindustrie oder die Bergwerke abhängig von einer zuverlässigen Energieversorgung. Die Trockenheit der Jahre 2018 und 2019 hat mit zum Teil extrem niedrigen Wasserständen in den Stauseen die Grenzen der Wasserkraft gezeigt, die in Namibia, Sambia und Simbabwe einen großen Anteil an der Stromerzeugung einnimmt. Der Aufbau von Produktionskapazitäten alternativer Energien, vor allem Solarenergie, steht daher in allen vier Ländern auf der Agenda.
Einen Überblick zur Entwicklung in den wichtigsten Branchen bietet unsere Publikationsreihe Branchencheck zu den Ländern Botsuana, Namibia, Sambia und Simbabwe. |
Von Marcus Knupp
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Berlin