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Special Tadschikistan Seidenstraße
Chinas Privatwirtschaft ist verantwortlich für die wichtigsten Direktinvestitionen im Land. Besonders in der Förderung von Rohstoffen ist China aktiv.
16.03.2021
Von Lukas Latz | Bonn
Infolge der Covid-19-Pandemie bewegt sich Tadschikistan an der Grenze zum Staatsbankrott. Im Herbst 2020 bat das Land seine Gläubiger um einen Aufschub der Ratenzahlungen bis Juli 2021.
Tadschikistans Finanzministerium stellt nur wenige Daten zu seiner Schuldenlast zur Verfügung. Nach unterschiedlichen Pressedarstellungen sieht Tadschikistans Haushalt für das Jahr 2021 zwischen 140 und 220 Millionen US-Dollar (US$) zur Tilgung seiner Schulden vor. Die Summe des geplanten Staatshaushalts der kleinsten Volkswirtschaft Zentralasiens beträgt für 2021 insgesamt 2,67 Milliarden US$.
Tadschikistan hält 3,7 Milliarden US$ an Auslandsschulden (Stand 1. Oktober 2020), so das tadschikische Finanzministerium. Das entspricht 43,3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. An die Weltbank berichtete Tadschikistan im Dezember 2020, dass es bei China insgesamt 2,95 Milliarden US$ Schulden hat.
Zur Vergabe von chinesischen Auslandskrediten sagt Sebastian Horn, Volkswirt beim Institut für Weltwirtschaft in Kiel:
"Wirtschaftlich schwache Länder häufen oft verdeckte Schulden an. Manchmal haben selbst die Finanzministerien keinen Überblick über alle Verbindlichkeiten, die in Verbindung mit dem Staat stehen. Besonders schwierig wird es etwa, wenn Staaten für Investitionsprojekte Zweckgesellschaften gründen und deren Schulden garantieren."
Die meisten Kredite wurden zwischen 2006 und 2014 für große Konnektivitätsprojekte erteilt. Zwischen 2021 und 2023 plant Tadschikistan die Aufnahme von 1,16 Milliarden US$ weiterer Auslandsschulden. Auch Chinas Export-Import-Bank erklärte sich bereit, dem Staat Geld zu leihen.
Das größte Projekt darunter ist der Bau der Pipeline „Linie D“, die von Turkmenistan über Usbekistan, Tadschikistan und Kirgistan nach Westchina führen soll. Der Pipelinebau wurde bereits 2013 vereinbart. Alle beteiligten zentralasiatischen Länder zögerten den Baubeginn jedoch um Jahre hinaus. Experten gehen davon aus, dass die Pipeline nicht vor Mitte des Jahrzehnts in Betrieb genommen wird. Den tadschikischen Teil der Pipeline bauen die Staatskonzerne Tajiktransgaz und China National Petroleum Corporation gemeinsam. Von den insgesamt 400 Kilometern des tadschikischen Teils der Pipeline sind erst knapp 40 Kilometer fertiggestellt. Für den Weiterbau müssen zudem noch 45 Tunnel gebaut werden.
Gläubiger | Summe der Kredite in Milliarden US$ | Finanzierte Projekte (Auswahl) |
Auslandsschulden insgesamt, darunter: | 3,7 | |
Export-Import-Bank der Volksrepublik China | 1,13 | Bau der Gas-Pipeline Linie D, Straßenbau |
Eurobonds (in Fremdwährung herausgegebene Schuldscheine mit 7 Prozent Zinsen) | 0,5 | Ausbau des Wasserkraftwerks Rogun |
Weltbank | 0,33 | Nothilfe zur Pandemiebekämpfung, Instandhaltung von Wasserkraftwerken |
Als Sicherheit dient den Gläubigern Tadschikistans Rohstoffvorkommen. Auf Kredit errichtete TBEA, ein börsennotierter Technologie-Mischkonzern, 2016 das Kohlekraftwerk Duschanbe-2. Als Tadschikistan den Kredit nicht mehr bedienen konnte, vergab der Staat dem Unternehmen aus Changji eine Lizenz zum Abbau von Gold in zwei Lagerstätten. Die Förderung an beiden Standorten soll 2021 beginnen.
Projektbezeichnung | Investitionssumme in Mio. US$ | Zeitraum der Realisierung | Projektträger/Investor |
---|---|---|---|
Linie D der Pipeline Turkmenistan – China, tadschikischer Teil (400 km, Durchleitkapazität: 25 bis 30 Mrd. cbm/Jahr) | 3.200 | Projektneustart: 2018; Fertigstellung in Abhängigkeit von der Finanzierung voraussichtlich nicht vor 2024 (bisherige Kreditsumme: 300 Mio. US$) | Joint Venture Trans-Tajik Gas Pipeline Company (Partner: TojikTransGaz, Turkmenistan; CNPC, China) |
Modernisierung der zweispurigen Autobahn M41, Teilprojekt 2 Tagikamar-Nurobod (44 km zweispurige Autobahn inklusive 1 Tunnel, 8 Brücken und 40 km Zufahrtstraßen) | 160 (Auftragswert: 124 Mio. US$); Finanzierung durch die EBRD (150 Mio. US$) | 2021 bis 2023 | Generalauftragnehmer: Zhejiang Jiao Gong Tajikistan/Zhejiang Communication Construction Co., Ltd., China |
Modernisierung der Straße Qalai Chumb - Vanj (80 km, 2 Tunnel und 15 Brücken), Autonome Region Berg-Badachschan | 240 | Machbarkeitsstudie in Arbeit, Baustart für 2021/2022 geplant; voraussichtliche Bauzeit: 3 Jahre | bislang nicht definitiv bestätigte Finanzierungszusage Chinas über 230 Mio. US$ |
Förderung und Verarbeitung von Gold- und Antimon-Erzen (Gold 2.200 kg/Jahr; Antimon-Erze 15.000 t/Jahr) | 200 | 2018/2019 bis 2021 | Joint Venture TALCO Gold (TALCO (50 Prozent, staatlicher tadschikischer Aluminiumkonzern); Tibet Huayu Mining Co. (börsennotiertes chinesisches Unternehmen)) |
Zementfabrik Huaxin Gayur Dangara Cement (mind. 1 Mio. t/Jahr) | 150 | Projekt schon länger in Vorbereitung | Joint Venture Huaxin Cement, China, und Investitionsgesellschaft Gayur, Tadschikistan |
Schlüsselfertige Aluminium-Schmelzhütte (300.000 t/Jahr) | 435 | Vereinbarung von 2019, aktuelle Details nicht bekannt | China Machinery Engineering Corporation (CMEC), China |
Die größten Unternehmen, die in Tadschikistan in der Förderung und Verarbeitung von Edelmetallen tätig sind, sind zumindest anteilig in chinesischem Besitz. Die Metall- oder Technologie-Mischkonzerne gründen oft ein Konsortium mit dem tadschikischen Staat, um in die Förderung von Rohstoffen einzusteigen. Bei diesen halbstaatlichen Joint Ventures bringt die tadschikische Seite in der Regel kein Eigenkapital ein. Die chinesischen Investoren profitieren davon trotzdem, da die Kooperation mit dem Staat von einigen Steuern befreit ist und Kosten für die Pacht von Grund und Boden wegfallen. Investitionen sind dennoch riskant, weil das Lizenzierungsverfahren für Bergwerke sehr intransparent ist.
Unternehmen | Anteilseigner | Anteil an Tadschikistans Jahresproduktion von Gold (2018) in Prozent | Jahresumsatz in Millionen US$ (2018) |
Zervashan Gold Company | Zijn Mining Group Co. (70 Prozent, börsennotietes chinesisches Unternehmen); Republik Tadschikistan | 70 | 170 |
Tillon Totschik | Republik Tadschikistan (100 Prozent) | 10 | 24,7 |
STK Aprelevka | Republik Tadschikistan (51 Prozent), Central Asian Minerals and Resources PLC (49 Prozent, registriert auf der Isle of Man) | 9 | 21,5 |
Pakrut Ltd. | China Nonferrous Metals International Mining Co. (38 Prozent, staatliches chinesisches Unternehmen); weitere anonyme Anteilseigner | 7 | 17,9 |
TBEA Mining | TBEA Co. Ltd. (Börsennotierter chinesischer Technologie-Mischkonzern) | Förderung soll 2021 starten | |
TALCO Gold | TALCO (50 Prozent, staatlicher tadschikischer Aluminiumkonzern); Tibet Huayu Mining Co. (50 Prozent, börsennotiertes chinesisches Unternehmen) | Förderung soll 2021 starten |
Unternehmen | Eigentümer | Anteil an Tadschikistans Jahresproduktion von Silber in Prozent (2018) | Umsatz in Mio. US$ (2018) |
Zervashan Gold Company | Zijn Mining Group Co. (70 Prozent, börsennotietes chinesisches Unternehmen); Republik Tadschikistan | 63 | 1,8 |
STK Aprelevka | Republik Tadschikistan (51 Prozent), Central Asian Minerals and Resources PLC (49 Prozent, registriert auf der Isle of Man) | 36 | 1,0 |
Neben der Förderung von Erzen spielen chinesische Investoren eine Schlüsselrolle bei Modernisierung und Neuaufbau von Metallurgiekapazitäten. In Istiklol (Provinz Chotlan) baut China eine Industriezone. Bis 2023 sollen dort fünf Industriebetriebe, sowie Bergwerke zur Gewinnung von Zink und Blei entstehen. Das Projekt schreitet jedoch nicht nach dem erdachten Zeitplan voran. Es kam zu Problemen mit der Wasserversorgung der Bergwerke.
Die tadschikische Regierung vergab 2019 einen Großauftrag zur Modernisierung des staatlichen Aluminiumkonzerns TALCO an die China Machinery Engineering Corporation. Die Auftragssumme beläuft sich auf 435 Millionen US$, ohne jedoch Details zur Finanzierung zu nennen. Es ist vorgesehen, die Produktionskapazitäten des maroden Konzerns, dessen Gewinne einst 45 Prozent des tadschikischen Staatshaushalts sicherten, auf jährlich 300.000 Tonnen Aluminium zu steigern.
Im Jahr 2019 produzierte Tadschikistan 4,2 Millionen Tonnen Zement, davon über 1,5 Millionen Tonnen für den Export. Innerhalb von fünf Jahren wurde die Produktionsmenge vervierfacht. Für das Jahr 2020 gibt es noch keine vollständigen Daten. Bis September 2020 produzierte Tadschikistan bereits 3,2 Millionen Tonnen. Das entspricht einem Wachstum von 4,4 Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode, liegt aber unter den hohen Wachstumsraten der vergangenen Jahre.
Insgesamt 18 Zementfabriken sind im Land aktiv. Über 80 Prozent der nationalen Produktion fallen derzeit jedoch auf drei zwischen 2013 und 2016 erbaute Fabriken, die von den chinesischen Konzernen Huaxin Cement und Chungtsai Mohir Cement kontrolliert werden. Chungtsai Mohir Cement erweitert derzeit seine Kapazitäten. Seit 2019 baut das Unternehmen eine zweite Fabrik. Wann die Produktion aufgenommen wird, ist noch unklar.
Bei Duschanbe errichtet der ehemalige Staatsbetrieb Tadzhikcement eine neue Produktionsstätte mit einer Kapazität von 1,2 Millionen Tonnen pro Jahr. Die Ausstattung dafür liefert zu großen Teilen der chinesische Maschinenbauer Jiangsu Pengfei. Zudem sucht Tadschikistan einen Investor für den Bau einer Zementfabrik in Dangarin (Provinz Chatlon).
Standort | Betreiber (oder Mehrheitseigentümer) | Produktionskapazität pro Jahr (Millionen Tonnen) | Inbetriebnahme |
Duschanbe, Provinz Duschanbe | Tadzhik Cement | 1,2 | Derzeit im Bau (Beginn 2019) |
Dzshallolin Balchi, Provinz Chatlon | Chungtsai Mohir Cement (China) | 0,6 | Derzeit im Bau (Beginn 2019) |
Gebiet Javan, Provinz Chatlon | Chungtsai Mohir Cement (China) | 1,2 | 2018 |
Gafurovsk, Provinz Sugd | Huaxin Cement (China) | 1,2 | 2016 |
Gebiet Javan, Provinz Chatlon | Huaxin Cement (China) | 1 | 2013 |