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Special | Taiwan | Klimawandel lokal

E-Fahrzeuge sollen ab 2040 dominieren

Taiwan setzt künftig auf Elektrofahrzeuge. Derzeit machen diese noch einen kleinen Teil der Branchenverkäufe aus. Doch dies soll sich ändern.

Von Alexander Hirschle | Taipei

In Taiwan sollen ab 2040 keine Fahrzeuge mit herkömmlichen Brennstoffen mehr verkauft werden. Diese Zielsetzung veröffentlichte die taiwanische Regierung Ende März 2022 als Teil ihrer neuen Roadmap, um bis 2050 zu einer klimaneutralen Volkswirtschaft zu avancieren. Die zuständige Behörde NDC (National Development Council) ließ in der lokalen Presse verlauten, dass die Bemühungen um den Ausbau des "Green Transport“ künftig deutlich verstärkt werden sollen.

Markt für E-Scooter boomt

Die Zielsetzung ist sehr ambitioniert, denn 2021 wurden auf der Insel nur knapp 8.000 elektrisch angetriebene Pkw neu registriert. Dies entsprach einem Anteil von lediglich 2,1 Prozent an allen verkauften Fahrzeugen. Zumindest die Wachstumsraten waren auf niedrigem Niveau zuletzt sehr hoch. Im Jahr 2021 konnte eine Steigerung von 12 Prozent realisiert werden. Seit 2019 hatte sich die Zahl sogar verdoppelt und in den vergangenen drei Jahren um den Faktor zehn erhöht.

Besser sah es bei Motorrollern ("Scooter") aus. Hier waren 2021 rund 94.000 elektrische Fahrzeuge registriert. Das entsprach einem Anteil von 11,6 Prozent an allen verkauften Motorrädern und Motorrollern. In den ersten beiden Monaten 2022 setzte sich mit einem Zuwachs von mehr als 100 Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode auch hier ein deutlicher Aufwärtstrend fort.

Schnelle Ausweitung der Marktanteile geplant

Nach den Vorstellungen der Regierung soll der Marktanteil neuer Elektro- und Wasserstoffautos (Pkw, maximal Neunsitzer) bis 2030 auf 30 Prozent und bis 2035 auf 60 Prozent erhöht werden. Bei E-Scootern sieht der Fahrplan einen Anteil von 35 Prozent bis 2030 und 70 Prozent bis 2035 vor, um ab 2040 dann in beiden Kategorien 100 Prozent zu erreichen. Alle neuen städtischen Busse sollen schon ab 2030 mit Elektroantrieb laufen.

Um diese Ziele zu erreichen, will die Regierung jedoch nicht auf ein Verbot für herkömmlich angetriebene Fahrzeuge setzen. Presseverlautbarungen zufolge setzen die Verantwortlichen in erster Linie auf steuerliche Instrumente ("Carbon Tax“) und eine Optimierung der Subventionen. Darüber hinaus soll in den Ausbau der Ladeinfrastruktur investiert werden, die bisher noch als einer der zentralen Hemmschuhe für eine größere Verbreitung von E-Fahrzeugen auf der Insel galt. Dafür sollen bis 2030 öffentliche Mittel in Höhe von fast 6 Milliarden US-Dollar zur Verfügung gestellt werden.

Deutsche Firmen optimistisch

Die in Taiwan tätigen deutschen Branchenunternehmen sehen die Ziele der Regierung in einem positiven Licht. Rahil Ansari, CEO von Audi Volkswagen Taiwan Co, Ltd. stuft die neue Roadmap als sinnvoll ein, um die Transformation in Richtung Klimaneutralität umzusetzen. Entscheidend ist nach Einschätzung von Ansari nun der Aufbau der Ladeinfrastruktur, der aktuell primär durch die Kfz-Hersteller und den privaten Sektor forciert wird.

Die Regierung habe sich nun dazu verpflichtet, das Ladenetz bis 2025 deutlich zu erweitern. "Diese Tatsache - gepaart mit der Vielfalt an neuen Elektrofahrzeugen im Markt - stimmt uns optimistisch, dass die Elektrifizierung Taiwans nun deutlich schneller vorangetrieben wird", erklärt der Volkswagen-Chef im GTAI-Gespräch.

Auch Oliver Britz, President & CEO von Mercedes-Benz Taiwan Ltd. sieht den Sektor grundsätzlich auf einem guten Weg. Mercedes wird zu diesem Zweck den Vertrieb der Marke EQ auf nahezu das gesamte Händlernetzwerk in Taiwan ausweiten. Des Weiteren werden mehrere Mercedes-Elektrofahrzeuge 2022 neu auf dem taiwanischen Markt eingeführt. "Auf diese Weise wollen wir die Transformation des Transportsektors auf der Insel hin zu einer nachhaltigen Zukunft unterstützen", so Britz.

Porsche Taiwan setzt ebenfalls auf Elektromobilität und gab im Frühjahr 2022 bekannt, eine neue Turbo-Ladestationen in Taidong aufzustellen. Es handelt sich dabei um die zweite dieser Art an der Ostküste Taiwans und die zwölfte auf der Insel. Bis Ende des Jahres sollen zwei weitere Turbostationen in Yilan und Tainan dazukommen. Ebenso sind in Kürze fünf neue "Destination Charging Stations" an Schnellzugbahnhöfen geplant, wodurch das Netz dieser Porsche-Ladestationen auf 66 anwächst. Das Unternehmen will seinen Kunden damit einen größeren Komfort und eine höhere Flexibilität bei der Nutzung von Elektrofahrzeugen in Taiwan gewährleisten.

Allerdings sieht das "Mobility Committee" der europäischen Handelskammer Taiwan (ECCT, European Chamber of Commerce Taiwan) durchaus noch Luft nach oben. So könne das Ökosystem für Elektofahrzeuge ("User Environment") optimiert werden, wie etwa die Bereitstellung exklusiver Parkplätze mit Lademöglichkeiten oder Fördermechanismen für den Aufbau eines Ladenetzwerks. Grundsätzlich schätzt die ECCT aber die Bemühungen der Regierung als positiv ein, wie zum Beispiel die geplante Ausweitung der Subventionen für Elektrofahrzeuge.

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