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Special | Taiwan | Klimawandel lokal

Unternehmen setzen verstärkt auf Klimaneutralität

Das Thema Klimaschutz wird nicht nur von der Regierung vorangetrieben. Vor allem Privatunternehmen haben groß angelegte Pläne, um künftig umweltfreundlicher zu produzieren.

Von Alexander Hirschle | Taipei

Taiwan soll bis 2050 Klimaneutralität erreichen, so das Ziel der Regierung. Dafür plant sie in den kommenden Jahren öffentliche Investitionen in Milliardenhöhe. Doch auch die Privatwirtschaft zieht mit: Fast im Wochentakt veröffentlichen die großen Unternehmen der Insel neue Pläne, um ihre CO2-Emissionen zu reduzieren und umweltfreundlicher zu produzieren.

Hon Hai Precision Industry Co., besser bekannt auch unter dem Namen Foxconn, unternimmt ebenfalls Schritte in diese Richtung. Der Elektronikgigant will bis 2050 klimaneutral werden. Im Fokus stehen dabei die Kernbereiche grüne und intelligente Produktion sowie Kreislaufwirtschaft. Foxconn hat sich auf die Fahnen geschrieben, seine Emissionen bis 2025 im Vergleich zum Basisjahr 2020 um 21 Prozent zu reduzieren. Bis 2030 sollen die Werte weiter um 42 Prozent und bis 2035 um rund 63 Prozent verringert werden.

Foxconn setzt auf erneuerbare Energien

Darüber hinaus will das Unternehmen bis 2030 die Hälfte seines Strombedarfs mit alternativen Energien abdecken. Für das Zieljahr sieht der größte Auftragsfertiger für Elektronikkomponenten weltweit den Kauf von 70 Millionen Kilowattstunden (KWh) "grünen" Stroms vor. Für 2022 liegt der Vergleichswert noch bei knapp 2,4 Millionen KWh.

Hon Hai will in seinen Produktionsanlagen rund um den Globus bis 2025 auch eine interne Wiederverwertungsrate bei Kunststoffen von 60 Prozent erreichen. Der Wasserverbrauch soll bis 2025 um 6 Prozent gesenkt werden. Um die Ziele zu erreichen, will die Firma unter anderem stärker auf Technologien zur Datenanalyse und Monitoringsysteme setzen.

TSMC strebt Klimaneutralität an

Der weltgrößte Auftragsfertiger von Halbleitern TSMC (Taiwan Semiconductor Manufacturing Co.) gab im März 2022 bekannt, künftig 1 bis 2 Prozent seiner jährlichen Erlöse für ESG-Maßnahmen (Environmental, Social, Governance) auszugeben. Dies würde bis zu 1,1 Milliarden US-Dollar (US$) pro Jahr entsprechen. Auf diese Weise will TSMC sein Ziel erreichen, bis 2050 klimaneutral zu agieren. Dies hatte sich der Halbleitergigant bereits im vergangenen Jahr offiziell auf die Fahnen geschrieben.

Die Emissionen des Unternehmens sollen 2025 ihren Höhepunkt erreichen. Bis dahin lautet das Ziel "Zero Emission Growth“. In den vergangenen Jahren hatte die Chipindustrie mit einer starken Ausweitung der Produktion und vielen neuen Investitionsprojekten einen massiven Boom durchlebt. Bis 2030 sollen die Ausstöße wieder auf das Niveau von 2020 beziehungsweise auf rund 10 Millionen Tonnen zurückgeführt werden.

Der Großteil der TSMC-Emissionen rührt mit 62 Prozent aus dem Stromverbrauch, gefolgt von den Lieferketten (24 Prozent) und der Produktion selbst mit 14 Prozent. Das Unternehmen will bis 2030 rund 40 Prozent seines Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien beziehen. Bis 2050 soll der Anteil auf 100 Prozent hochgeschraubt werden. TSMC hatte bereits Mitte 2020 in Taiwan den bis dato weltweit größten privaten Abnehmervertrag für alternativen Strom mit dem Entwickler Orstedt abgeschlossen. Im vergangenen Jahr folgte ein weiterer Großauftrag für die deutsche WPD über die Abnahme von 1,2 Gigawatt erneuerbarer Energien.

AUO baut emissionsarme Fabrik

Der Panel-Hersteller AU Optronics (AUO) wird derweil eine "grüne" Fabrik im Wissenschaftspark CTSP (Central Taiwan Science Park) hochziehen. Die Investition soll bis zu 5,3 Milliarden US$ umfassen, die Produktion 2025 beginnen. Die CO2-Emissionen in der neuen Produktionsanlage sollen Firmenangaben zufolge 30 Prozent unter denen vergleichbarer AUO-Fabriken liegen. Bereits seit 2018 konnte die Firma ihre Emissionen um 15 Prozent auf 3,0 Millionen Tonnen pro Jahr nach unten schrauben.

Bis 2025 strebt AUO einen weiteren Rückgang um mehr als 20 Prozent auf 2,35 Millionen Tonnen an. Zusätzliche Maßnahmen umfassen die Implementierung intelligenter Strom- und Wassersysteme. Der Wasserverbrauch konnte in der jüngeren Vergangenheit bereits signifikant verringert werden. Das Unternehmen ist bereits im Vorfeld der globalen RE-100-Initiative beigetreten und strebt Klimaneutralität bis 2050 an.

Itri unterstützt Firmen bei Klimamaßnahmen

Nicht nur Firmen aus dem dominanten Elektroniksektor forcieren ihre Bemühungen im Bereich Klimaschutz. Auch andere Branchen widmen sich zunehmend der Thematik, zum Beispiel der Kunststoff- und Petrochemiegigant Formosa Plastics Group. Schätzungen zufolge zeichnet das Unternehmen für rund 10 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) der Insel verantwortlich. Auf der anderen Seite entfallen aber auch etwa 20 Prozent der CO2-Emissionen auf das Unternehmen. Als Reaktion darauf hat Formosa Plastics Medieninformationen zufolge als eine der ersten Firmen in Taiwan einen umfassenden Plan zur Schadstoffreduzierung ausgearbeitet, der in 30 Jahren in die Klimaneutralität der Gruppe münden soll.

Die privaten Unternehmen werden bei ihren Bemühungen vom renommierten staatlichen Institut Itri (Industrial Technology Research Institute) flankiert. So entwickelte Itri eine "Cloud Carbon Management Platform".  Die größte industrielle Datenbank über den CO2-Fußabdruck auf der Insel soll den Firmen dabei helfen, ihre Emissionen nachverfolgen zu können. Darüber hinaus unterstützt eine spezialisierte Itri-Abteilung interessierte Firmen, ihre Wettbewerbsfähigkeit in Sachen Klimaschutz über Ausbildungsmaßnahmen, Messung von CO2-Emissionen und durch Innovationen zu verbessern.

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