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Lebensmittel: German Food Bridge koordiniert die Spenden

Neben Ausrüstungen für die Energiewirtschaft braucht die Ukraine dringend Lebensmittel. Denn die Zerstörung der Kraftwerke und Netze erschwert auch die Nahrungsversorgung.

Von Gerit Schulze | Berlin

Deutschland hilft der Ukraine schon seit den ersten Kriegstagen mit Lebensmittellieferungen. Nachdem sich die Lage im Sommer 2022 etwas entspannte, ist die Versorgung nun durch die gezielten Angriffen auf die Energieinfrastruktur und den Einbruch der Frostperiode wieder gefährdet.

"Einige Gebiete des Landes sind jetzt massiv auf Hilfen angewiesen. Gebraucht werden vor allem Lebensmittel, die sofort verzehrfähig sind, denn zum Kochen gibt es häufig keinen Strom und kein Gas mehr", erklärt Bernd Schwang, Leiter des Programms für Internationale Projekte beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL).

"Die Menschen in der Ukraine brauchen jetzt Hilfe zum Überleben",

sagte Schwang Mitte Dezember 2022 bei einer Veranstaltung der Industrie- und Handelskammer Düsseldorf.

Das BMEL gründete bereits im März 2022 eine Koordinierungsstelle für Lebensmittelhilfen der deutschen Ernährungswirtschaft. Diese "German Food Bridge" mit Sitz in Hamburg übernimmt die Organisation der Transporte. Sie stimmt die offiziellen Anfragen aus der Ukraine mit den Spendenangeboten aus Deutschland ab. Auf diese Weise sollen die Lebensmittel schnell und bedarfsgerecht in das vom Krieg geplagte Land kommen.

Versorgung von Millionen Menschen gefährdet

Koordinator der German Food Bridge ist André Pilling. Nach seinen Informationen ist derzeit die Lebensmittelversorgung von 9,3 Millionen Menschen in der Ukraine gefährdet. Allein im jüngst von Russland geräumten Gebiet rund um Cherson müssen 170.000 Bewohner von außen mit Nahrung versorgt werden.

"Die Ausfälle der Energiewirtschaft verschärfen die Lage nochmals", erklärt Pilling. "Supermärkte können nur mit Strom öffnen, weil sonst die Kassen nicht funktionieren. Viele Läden mussten bis zu 20 Prozent ihrer Tiefkühlprodukte wegwerfen, da die Kühlkette unterbrochen war."

Die German Food Bridge verstärkt deshalb noch einmal ihre Anstrengungen und sendet Spendenaufrufe an die deutsche Wirtschaft. Über ein eigenes Umschlagzentrum im polnischen Dębica wickelt die Koordinierungsstelle die Hilfslieferungen ab. Dort können die an- und abfahrenden Lkw-Ladungen schnell umgeschlagen und abgefertigt werden.

Große Handelskonzerne machen mit

Bislang haben 88 Organisationen Lebensmittel für die German Food Bridge gespendet, darunter große Handelskonzerne wie Edeka oder Rewe. Lebensmittelhersteller wie die sächsische Neukircher Zwieback GmbH stellen eigene Produktionsmengen zur Verfügung. Über das Projekt Brot-Brücke Ukraine backen private Bäckereien in Eigeninitiative Brote mit langer Frischhaltung für Bedürftige in den Frontgebieten. Bei der Aktion machen bereits über 50 Backbetriebe mit, die pro Lieferung mindestens 280 Brote beisteuern können (eine Palette).

Als Logistikpartner für die German Food Bridge ist DB Cargo mit im Boot. Das Unternehmen stimmt sich mit den Spendern ab und holt nach vorheriger Terminvereinbarung die Lebensmittel direkt ab. Die Menge der gesammelten Lebensmittel sollte dabei mindestens einen 7,5-Tonnen-Lastwagen füllen. Abschließend bringt DB Cargo die Waren bis in das Zentrallager Dębica. Auf ukrainischen Gebiet helfen 56 Hilfsorganisationen bei der Verteilung der Lebensmittel an Bedürftige. Bis zum 12. Dezember 2022 wurden 13.000 Paletten mit Nahrungsgütern bereitgestellt.

Seit Anfang Dezember 2022 kooperiert die German Food Bridge auch mit der Hamburger Hafengesellschaft HHLA. Der Logistikkonzern will am Terminal Altenwerder künftig regelmäßig Container mit Lebensmittelspenden beladen und über sein Zugnetzwerk direkt bis nach Odessa bringen.

Spenden sind steuerlich absetzbar

Pilling weist darauf hin, dass Lebensmittelspenden steuerlich absetzbar sind. Dazu hat das Bundesfinanzministerium am 17. März 2022 ein Rundschreiben an die Finanzbehörden der Länder verschickt. Darin heißt es unter dem Punkt "Zuwendung als Sponsoring-Maßnahme", dass Aufwendungen zur Unterstützung von Kriegsgeschädigten in der Ukraine zum Betriebsausgabenabzug zuzulassen sind. Sie gelten als Betriebsausgaben, wenn der Sponsor wirtschaftliche Vorteile für seine Firma erstrebt, etwa durch die Verbesserung seines unternehmerischen Ansehens. Der Sponsor müsste dafür zum Beispiel öffentlichkeitswirksam auf seine Spendenaktion aufmerksam machen. 

Bedarf besteht nach Angaben von Koordinator André Pilling an Lebensmitteln, die gut lagerfähig und lange haltbar sind, idealerweise bis zu drei Monate. Wichtig seien proteinhaltige Produkte, "denn bei diesen kann die Ukraine derzeit ihren Bedarf nicht decken."

Aktueller Lebensmittelbedarf der Ukraine
  • Sofort verzehrbare, nicht kühlpflichtige Lebensmittel
  • Konserven (Fleisch, Fisch, Brei, Suppen, Obst, Gemüse)
  • Babynahrung
  • Wasser, Saft, Tee und Kaffee (auch Instant)
  • Snacks (Nüsse, Chips, Protein, Schokolade)
  • Brot (mit langer Frischhaltung)
  • Getreide (Reis, Bulgur, Couscous, Hafer) und Weizenmehl
  • Speiseöl
  • Zucker, Salz
  • Frisches Obst und Gemüse mit langer Haltbarkeit

Diese Liste wird laut German Food Bridge stetig in enger Zusammenarbeit mit den offiziellen Stellen sowie Nichtregierungsorganisationen in der Ukraine aktualisiert.

Neben Lebensmitteln wird auch sauberes Trinkwasser zur Mangelware in den Kriegsgebieten. Da viele Wasserwerke und Kläranlagen beschossen wurden, gibt es weniger aufbereitetes Wasser.

Weiterführende Informationen

German Food Bridge
Ansprechpartner: André Pilling
T. 030 57 71 07 990
info@lebensmittelhilfe-ukraine.de
www.lebensmittelhilfe-ukraine.de


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