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Branche kompakt | Ungarn | Kfz-Industrie

Ungarns Autoindustrie trotzt der Absatzflaute

Der Markt für Neuwagen erholt sich, E-Autos werden beliebter. Die Exportabhängigkeit belastet zwar die Kfz-Branche, doch als Produktionsstandort bleibt Ungarn attraktiv.

Von Kirsten Grieß | Budapest

Ausblick der Kfz-Branche in Ungarn 

Bewertung:

  • Die Auslandsnachfrage zeigt sich schwach, nicht zuletzt wegen der US-Zölle.
  • Neue Produktionskapazitäten stärken den ungarischen Automobilstandort.
  • Hohe Inflation und geopolitische Unsicherheiten bremsen die Kauflaune.
  • Deutsche Marken führen im Premiumsegment und halten ihre Marktposition.
  • Für E-Autos entfällt 2026 die Kaufprämie, Lücken im Ladenetz schrecken Käufer ab. 

Anmerkung: Einschätzung der Autorin für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: September 2025

  • Markttrends

    Der Binnenabsatz wächst, die Produktion schrumpft: Schwache Auslandsmärkte bremsen Ungarns Automobilindustrie. Neue, hochmoderne Werke könnten den Standort stärken. 

    Die Automobilindustrie gilt als Schlüsselbranche der ungarischen Wirtschaft. Deutsche Hersteller von Fahrzeugen und Zulieferteilen nutzen das Land seit Jahren als verlässlichen Produktionsstandort. Doch seit Ende 2023 arbeitet die Branche im Krisenmodus. Im vergangenen Jahr brach der Wert der Fahrzeugproduktion um rund 10 Prozent ein. Grund dafür ist die starke Exportabhängigkeit: Die Nachfrage auf wichtigen Absatzmärkten blieb zuletzt schwach. Hinzu kommt die protektionistische Handelspolitik von US-Präsident Trump, deren Folgen auch für die ungarische Autoindustrie spürbar werden dürften.

    Der Neuwagenmarkt nimmt wieder Fahrt auf

    Nach einer längeren Phase mit rückläufigen Absatzzahlen ging es 2024 am ungarischen Heimatmarkt wieder bergauf. Getragen wurde die Entwicklung von einer leichten wirtschaftlichen Belebung, sinkender Inflation und rückläufigen Zinsen, die die Kaufkraft privater Haushalte stärkten. Der Verkauf von Neuwagen legte im Jahresvergleich um 14 Prozent zu. Besonders dynamisch entwickelten sich die Neuzulassungen leichter Nutzfahrzeuge bis 3,5 Tonnen, die um 19,4 Prozent stiegen. Auch der Pkw-Markt wuchs deutlich, mit einem Plus von 12,9 Prozent.

    14 %

    mehr Neuwagen wurden 2024 im Vergleich zum Vorjahr verkauft. 

    Im 1. Halbjahr 2025 verlor der ungarische Automarkt dann wieder an Schwung. Mit 66.000 Pkw-Neuzulassungen lag das Plus zwar noch bei 4,3 Prozent, für das Gesamtjahr zeichnet sich jedoch eine Abkühlung ab. Die konjunkturelle Entwicklung fällt schwächer aus als erwartet, zugleich hat die Inflation wieder angezogen. Bereits im Juni senkte die ungarische Nationalbank (MNB) ihre Jahresprognose für den privaten Konsum. Zudem laufen staatliche Förderprogramme für den Erwerb, Bau und die Renovierung von Wohnraum – das dafür benötigte Eigenkapital könnte den Haushalten beim Autokauf fehlen.

    BMW und Mercedes führen im Premiumsegment

    Dessen ungeachtet ist auf dem Neuwagenmarkt mittelfristig mit Wachstum zu rechnen. Ungarn gilt als ausgesprochen autofreundlich und verfügt über eine gut ausgebaute Straßeninfrastruktur, während der öffentliche Nahverkehr außerhalb Budapests nur eingeschränkt leistungsfähig ist. Seit dem EU-Beitritt 2004 stieg der Motorisierungsgrad der Bevölkerung um rund 80 Prozent, die Pkw-Dichte liegt laut Eurostat jedoch weiter unter EU-Durchschnitt. Zudem ist der Fahrzeugbestand mit einem Durchschnittsalter von 16,2 Jahren (2024) im Vergleich zu Deutschland (10,3 Jahre) deutlich älter – ein Faktor, der zusätzliche Nachfrage erwarten lässt.

    Deutsche Autos sind in Ungarn sehr beliebt, zu den absatzstärksten Marken zählen sie hingegen nicht. Denn ungarische Normalverdiener zeigen sich beim Autokauf eher preisbewusst. Suzuki eroberte 2024 die Spitzenposition der verkaufsstärksten Marken von Toyota zurück und verbuchte mit einem Absatzplus von knapp 30 Prozent ein Rekordjahr. Rang 3 unter den Herstellern behauptet Škoda, dessen Kompaktwagen Octavia 2024 das meistverkaufte Auto in Ungarn war. Volkswagen rangiert seit Jahren auf Platz 4, verliert jedoch kontinuierlich Marktanteile. BMW wiederum positioniert sich in Ungarn immer stärker und ist im Luxussegment vor Mercedes-Benz mittlerweile die beliebteste Marke.

     

    Volkswagen verliert MarktanteileAbsatz von Pkw nach Herstellern in Ungarn 2024 - Stückzahl; Marktanteil und Veränderung in Prozent

    Hersteller

    Absatz 

    Veränderung 2024/2023

    Marktanteil 2024

    Suzuki

    15.732

    29,3

    12,9

    Toyota

    14.623

    2,8

    12,0

    Škoda

    11.310

    3,6

    9,3

    Volkswagen

    8.580

    -2,7

    7,1

    Ford

    6.794

    14,2

    5,6

    Kia

    6.673

    1,2

    5,5

    BMW

    5.785

    10,3

    4,8

    Quelle: DATAHOUSE 2025

     

    US-Zölle treffen ungarische Hersteller doppelt

    Während sich der Absatzmarkt stabilisieren konnte, ist die Lage auf Produktionsseite angespannt. Für die ungarischen Automobilhersteller war 2024 ein schwieriges Jahr: Die Pkw-Produktion sank auf 437.045 Einheiten – ein Rückgang von rund 14 Prozent. Wertmäßig schrumpfte die Fahrzeugproduktion um 10 Prozent im Jahresvergleich. Auch der Produktionswert von Kfz-Teilen ging um 5,4 Prozent zurück. Ungarische Zulieferer fertigen überwiegend für die deutsche Automobilindustrie, die mit Umsatzeinbrüchen, sinkenden Gewinnen und einem tiefgreifenden Strukturwandel zu kämpfen hat. 

    Mit einer spürbaren Erholung ist 2025 nicht zu rechnen. Der Handelskonflikt zwischen den USA und der EU trifft die Autobranche besonders hart – sowohl in Deutschland als auch in Ungarn. Die ungarische Kfz-Industrie sieht sich dabei in mehrfacher Hinsicht belastet: Direkt betroffen sind vor allem die im Land produzierenden Hersteller Audi, Mercedes und Suzuki, die 2024 Pkw im Wert von 722,1 Millionen Euro in die USA exportierten. Das entsprach 6,8 Prozent aller ungarischen Pkw-Ausfuhren. Besonders stark unter Druck steht Audi Hungaria: Rund ein Viertel der in Győr gefertigten Q3-Modelle ging 2024 in die Vereinigten Staaten.

    Für ungarische Zulieferer ist der US-Markt hingegen weniger wichtig – nur 2 Prozent der exportierten Teile und Komponenten werden dorthin geliefert. Dennoch dürften die meisten Unternehmen die Auswirkungen der US-Zölle indirekt zu spüren bekommen. Ihre wichtigsten Abnehmer sind eben deutsche Autobauer, deren bedeutendster Absatzmarkt wiederum die USA sind. In den ersten fünf Monaten 2025 gingen die wertmäßigen Lieferungen von Kfz-Teilen nach Deutschland im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 16,6 Prozent zurück.

    Produktionsverlagerungen stärken den Standort

    Trotz der schwierigen Lage gibt es Lichtblicke: Aktuell reißen etwa Meldungen über Produktionsverlagerungen nach Ungarn nicht ab. Ob Schaeffler, Mahle, ZF, Bosch, Mercedes oder Audi – angesichts hoher Kosten und Überkapazitäten an anderen europäischen Standorten, verlagern zahlreiche Hersteller Fertigungsstrecken ins Land. Der Automobilstandort bleibt attraktiv – nicht zuletzt wegen der vergleichsweise niedrigen Produktionskosten.

    Gleichzeitig könnten zusätzliche Produktionskapazitäten der ungarischen Kfz-Industrie neuen Schwung verleihen und die elektromobile Transformation vorantreiben: 2025 nimmt in Debrecen das ungarische Werk von BMW den Betrieb auf – das weltweit erste reine Elektroautowerk des deutschen Autobauers. Auch der chinesische Branchenriese BYD soll mit seiner ersten europäischen E-Auto-Fabrik in Szeged Anfang kommenden Jahres an den Start gehen. 

    Von Kirsten Grieß | Budapest

  • E-Mobility

    In Ungarn werden immer mehr E-Autos zugelassen, die Kfz-Industrie stellt auf Elektromobilität um. Gleichzeitig stehen Batteriehersteller vor massiven Herausforderungen.

    Die Ungarn zählen nicht unbedingt zu den Vorreitern der Elektromobilität. Der Anteil vollelektrischer Pkw und Plug-in-Hybride an der gesamten Fahrzeugflotte lag 2024 bei lediglich 1,8 Prozent. Das ist weniger als die Hälfte des EU-Durchschnitts von 3,7 Prozent. Im regionalen Vergleich steht das Land jedoch nicht schlecht da: In Kroatien und der Slowakei liegt der Anteil bei unter einem Prozent. 

    Gleichzeitig steigt die Zahl neu zugelassener E-Autos stetig: 2024 erreichten die Verkäufe batteriebetriebener Pkw mit einem Plus von fast 50 Prozent einen Rekordwert von 8.565 Fahrzeugen. Besonders dynamisch entwickelte sich der Markt für elektrisch betriebene leichte Nutzfahrzeuge, deren Neuzulassungen sich auf 1.388 Einheiten mehr als verdoppelten.

    Förderprogramm kurbelt E-Autoverkäufe an

    Der Nachfrageschub wurde in erster Linie durch ein staatliches Förderprogramm ausgelöst, das im Oktober 2023 startete. Seither können Unternehmen beim Kauf elektrisch angetriebener Firmenwagen einen Zuschuss von bis zu 10.000 Euro beantragen. Bis Juli gingen rund 7.200 Förderanträge bei der zuständigen Behörde ein. Damit ist das Budget von knapp 75 Millionen Euro schon leicht überzeichnet, Anträge können jedoch bis zum Ende der Laufzeit am 1. Dezember 2025 gestellt werden.

    In diesem Jahr könnte der Markt für E-Autos damit ähnlich stark wachsen wie 2024. Im kommenden Jahr dürfte sich das Tempo jedoch deutlich verlangsamen. Eine Neuauflage der Kaufprämie ist bislang nicht geplant – und angesichts der angespannten Haushaltslage und nach wie vor blockierter EU-Fördergelder auch nicht zu erwarten. Zusätzlich schreckt die nach wie vor lückenhafte Ladeinfrastruktur potenzielle Käufer ab.

    2024 wurden knapp 50 Prozent mehr vollelektrische Pkw zugelassen als im Vorjahr Neu zugelassene Pkw nach Antriebsart in Ungarn - Stückzahl; Veränderung und Anteile in Prozent
    Antriebsart

    2022

    2023

    2024

    Veränderung 

    2024/2023

    Anteil

    Insgesamt

    111.524

    107.720

    121.611

    12,9

    100

    darunter

     

     

     

     

     

    Benzin

    44.279

    37.752

    36.280

    -3,9

    29,8

    Diesel

    14.266

    13.043

    14.674

    12,5

    12,1

    Hybrid Electric

    42.498

    45.022

    56.034

    24,5

    46,1

    Plug-in-Hybrid

    4.876

    5.542

    5.695

    2,8

    4,7

    Elektrisch

    4.709

    5.799

    8.565

    47,7

    7,0

    sonstige

    896

    562

    363

    -35,4

    0,3

    Quelle: European Automobile Manufacturers' Association (ACEA) 2025

    Ladeinfrastruktur bleibt Schwachstelle

    Ungarn verfügt über 5.187 öffentliche Ladepunkte (Stand: Q2 2025). Bei einer Gesamtflotte von 91.811 elektrisch betriebenen Pkw inklusive Plug-in-Hybriden kommen rechnerisch rund 18 Fahrzeuge auf einen Ladepunkt. In Deutschland ist das Verhältnis mit 15 Fahrzeugen zwar nur geringfügig besser. Das Problem ist jedoch die regionale Verteilung: Fast die Hälfte der Ladepunkte konzentriert sich auf Budapest, der Rest verteilt sich auf wenige größere Städte und Autobahnen.

    In ländlichen Regionen – auch rund um den Balaton – mangelt es weiterhin an Ladeinfrastruktur, es gibt dort riesige weiße Flecken. Um den flächendeckenden Ausbau zu beschleunigen, hat die Regierung Ende 2024 ein Förderprogramm aufgelegt. Dafür stehen rund 70 Millionen Euro in Form von Zuschüssen und zinsgünstigen Darlehen zur Verfügung. Geplant ist die Errichtung von etwa 100 neuen Ladestationen. Bis Ende Juli lagen fünf Förderanträge von Unternehmen vor.

    BYD und BMW holen im Elektrosegment auf

    Marktführer bei vollelektrischen Pkw in Ungarn ist derzeit noch Tesla, die Verkaufszahlen des 1. Halbjahrs 2025 waren indes rückläufig. Der chinesische Hersteller BYD landete nach seinem Markteintritt Ende 2023 direkt auf Platz zwei und konnte den Abstand zu Tesla in der ersten Jahreshälfte deutlich verkleinern. BMW ist 2025 die neue Nummer drei im Elektrosegment. Und die Verkaufszahlen von BYD und BMW könnten weiter steigen, sobald die ersten in Ungarn produzierten Modelle auf den Markt kommen.

    Tesla bleibt die beliebteste E-Auto-Marke, der Abstand zur Konkurrenz wird aber kleiner Absatz reiner E-Modelle nach Herstellerkonzern in Ungarn
    Hersteller

    Absatz 1. HJ 2025

    Tesla

    1.097

    BYD

    744

    BMW

    503

    KIA

    496

    Hyundai

    412

    Ford

    307

    Mercedes

    263

    Volvo

    231

    Volkswagen

    196

    Škoda

    136

    Sonstige

    834

    Quelle: DATAHOUSE 2025

    Ungarn wird regionaler Hub für Elektromobilität

    Bei den ungarischen Fahrzeugherstellern ist der Umstieg auf Elektromobilität in vollem Gange. In nur wenigen Jahren hat sich das Land zu einem regionalen Hub für E-Mobilität entwickelt. Auch die Zulieferbranche befindet sich mitten im Transformationsprozess. Der Ausbau von Fertigungskapazitäten im Bereich Elektromobilität ist ein strategisches Ziel der ungarischen Regierung. Produktionsumstellungen und Erweiterungen werden großzügig bezuschusst – gleichzeitig wirbt Budapest gezielt um ausländische Großinvestoren.

    Besonders erfolgreich war die staatliche Standortpolitik beim Aufbau einer inländischen Batterie- und Batteriezellproduktion. Die Investoren kommen überwiegend aus Asien. Derzeit wird der Markt noch von den südkoreanischen Herstellern Samsung SDI und SK On dominiert, während die Werke chinesischer Unternehmen oft noch im Bau sind. Das trifft auch auf die bislang größte Einzelinvestition zu: Der weltgrößte Batteriehersteller CATL errichtet in Debrecen eine Fabrik mit einer geplanten Jahreskapazität von 100 Gigawattstunden.

    Mit BMW und BYD steigen in Kürze zwei weitere Hersteller mit einer reinen Elektroproduktionslinie in den ungarischen Kfz-Markt ein. BYD plant, seine erste europäische E-Autofabrik Anfang 2026 in Betrieb zu nehmen. Trotz Verzögerungen beim Bau und einem voraussichtlich späteren Produktionsstart gehen Branchenkenner nicht davon aus, dass sich der chinesische Konzern aus dem Projekt zurückzieht. BMW hat sich für Debrecen als Standort entschieden. Dort soll Ende 2025 die Produktion der vollelektrischen Modellfamilie "Neue Klasse" beginnen. Dem Unternehmen zufolge wird der neue iX3 als erstes vom Band rollen.

    Rückschlag für Ungarns Batterieproduktion

    Die Batterieindustrie steht seit rund zwei Jahren unter Druck. Mit einem Exportanteil von 97 Prozent (2024) reagiert sie besonders empfindlich auf die schwache internationale Nachfrage nach E-Autos. Im vergangenen Jahr gingen die Batterieexporte um 24,5 Prozent zurück, die Produktionsleistung sank um 24,2 Prozent. Rund ein Fünftel der Ausfuhren entfiel 2024 auf die USA. In den ersten fünf Monaten 2025 brachen die Lieferungen dorthin um fast 70 Prozent ein; weitere Rückgänge gelten als wahrscheinlich.

    Der Rückschlag im Batteriegeschäft hat bereits konkrete Folgen: Hersteller wie SK On und Samsung SDI haben die Produktion gedrosselt und Teile der Belegschaft entlassen. Auch beim Vorzeigeinvestor CATL mehren sich die Anzeichen für eine Kurskorrektur: Noch vor Abschluss der ersten Bauphase und der teilweisen Inbetriebnahme der Fabrik kursieren Berichte, wonach anstehende Ausbauphasen ausgesetzt werden könnten. Damit würde lediglich ein Drittel der angekündigten Jahreskapazität von 100 Gigawattstunden realisiert. CATL dementiert solche Meldungen.

    Von Kirsten Grieß | Budapest

  • Branchenstruktur

    Ungarns Kfz-Branche ist international geprägt. Deutsche Autobauer spielen eine wichtige Rolle. Mit dem Umbau auf E-Mobilität siedeln sich vermehrt chinesische Unternehmen an. 

    Die Automobilindustrie ist die wichtigste Branche der ungarischen Wirtschaft und trägt entscheidend zur industriellen Wertschöpfung bei. Laut dem Branchenverband MAGE sind etwa 150.000 Menschen in dem Sektor beschäftigt. Auch außenwirtschaftlich hat die Branche Gewicht: Über ein Sechstel der Gesamtexporte entfällt auf Autos und Fahrzeugteile. Die Exportquote bei Fahrzeugen liegt bei 90,3 Prozent, bei Komponenten bei 84 Prozent.

    Die Branche wird vor allem von ausländischen Konzernen dominiert, insbesondere von deutschen Herstellern und Zulieferern. Die Verflechtung mit der deutschen Autoindustrie ist besonders eng: 2024 gingen rund ein Viertel der in Ungarn gefertigten Fahrzeuge und Teile nach Deutschland, dem mit Abstand wichtigsten Handelspartner. Insgesamt verblieben etwa 80 Prozent der Ausfuhren innerhalb der EU. Auf Deutschland folgten die Slowakei (6,7 Prozent), Italien (5,0 Prozent) und Frankreich (4,7 Prozent). Die USA lagen mit 4,3 Prozent auf Rang fünf.

    Drei Hersteller prägen den Standort

    Drei namhafte Automobilhersteller betreiben gegenwärtig Pkw-Werke in Ungarn: Suzuki produziert seit 1992 in Esztergom. Audi eröffnete ein Jahr später ein Werk in Győr, wo sowohl Antriebe als auch Fahrzeuge gefertigt werden. Das erste osteuropäische Werk von Mercedes-Benz nahm 2012 in Kecskemét den Betrieb auf. In Kürze wird der Kreis durch zwei neue E-Auto-Fabriken von BMW und BYD erweitert. Das 1992 in Betrieb genommene Opel-Werk in Szentgotthárd produziert seit 1999 keine Autos mehr, sondern fertigt heute ausschließlich Motoren für den Mutterkonzern Stellantis.

    Der multinationale japanische Konzern Suzuki ist mengenmäßig der größte Autobauer Ungarns. Im Februar 2024 lief in Esztergom das viermillionste Fahrzeug vom Band. Produziert werden in Ungarn vor allem die beliebten SUV-Modelle Vitara und S-Cross sowie Motorräder. Seit 2023 ergänzt Suzuki sein Portfolio um Vollhybride. Im Juli 2025 startete das Unternehmen ein umfassendes Modernisierungsprogramm im Wert von rund 24,5 Millionen Euro. Ziel der Investition ist die stärkere Automatisierung und Digitalisierung der Produktion.

    Hohe Auslastung bei Audi in Győr

    Audi Hungaria startete ursprünglich als Motorenwerk und betreibt heute in Győr die weltweit größte Motorenproduktion. Mit rund 12.000 Beschäftigten war Audi Hungaria Ende 2024 einer der wichtigsten Arbeitgeber Ungarns. In Győr liefen 2024 über 1,6 Millionen Motoren vom Band – etwas weniger als im Vorjahr. Die Auslastung der Motorenfabrik liegt laut Werksleitung bei 70 bis 80 Prozent. Mit 151.899 produzierten Elektroantrieben spielt das Werk auch eine zentrale Rolle in der Elektromobilitätsstrategie des Volkswagen-Konzerns.

    Die Fahrzeugproduktion von Audi Hungaria legte 2024 sogar zu: 179.710 Einheiten wurden in Győr gefertigt, davon allein 163.047 Modelle des Audi Q3 und Q3 Sportback. Ende 2023 übernahm der Standort zusätzlich die Serienproduktion des Terramar-Modells der Schwestermarke Cupra. Damit war die Pkw-Fertigung zeitweise über 100 Prozent ausgelastet. Im August 2025 startete in Westungarn die Serienproduktion der neuen Q3-Generation. 

    Mercedes investiert in Kecskemét

    Mercedes-Benz kam 2024 auf leicht rückläufige Produktionszahlen. Laut Geschäftsbericht liefen rund 146.000 Fahrzeuge in Kecskemét vom Band – etwa 16 Prozent weniger als im Vorjahr. Produziert wurden unter anderem Modelle der A-Klasse, verschiedene Varianten des CLA sowie deren Hybridversionen und der vollelektrische EQB.

    Der Standort wird derzeit umfassend ausgebaut: Über 1 Milliarde Euro investiert das Unternehmen in die Werkserweiterung. Branchenkreisen zufolge könnten sich die jährlichen Produktionskapazitäten dadurch verdoppeln. Auch ein zusätzliches Modell ist im Gespräch – möglicherweise aus der C-Klasse. 

    Zulieferbetriebe geraten unter Druck

    Während die großen Fahrzeughersteller ihre Werke ausbauen und modernisieren, ist die Lage bei den Zulieferbetrieben deutlich angespannter. Die ungarische Zulieferindustrie ist breit aufgestellt, wobei internationale Konzerne eine zentrale Rolle spielen. Rund 60 große Tier-1-Hersteller produzieren in Ungarn – allen voran deutsche Unternehmen wie Bosch, ZF, Continental, Thyssenkrupp und Schaeffler. Auch Firmen aus den USA, Kanada, Japan und Frankreich sind stark vertreten. Dazu kommen an die 750 kleinere und mittelgroße Teileproduzenten. 

    Die schwache Nachfrage auf dem wichtigsten Exportmarkt Deutschland belastet die ungarischen Zulieferbetriebe zunehmend. Und die Auswirkungen der US-Zölle verschärfen die Lage zusätzlich. Laut Csaba Kilián, Chef des Automobilverbands MAGE, kam es dennoch nicht zu Massenentlassungen. Die Firmen bauen allerdings verdeckt Stellen ab, indem Vakanzen nicht wiederbesetzt oder Stunden reduziert werden. Branchenkenner berichten auch, dass sich viele Zulieferer um neue Kunden jenseits der Kfz-Industrie bemühen. 

     

    Einfuhr ausgewählter Kfz-Teile nach Ungarnin Millionen Euro, Veränderung in Prozent
     

    2024

    Veränderung 2024/2023

    aus Deutschland

    SITC 778.3 Kfz-Elektrik

    982

    -4,8

    242

    SITC 784 Karosserien, Stoßstangen etc.

    6.842

    -11,4

    3.056

    SITC 773.13 Zündkabelsätze

    1.278

    21,9

    46

    SITC 713.2 Motoren

    641

    -36

    472

    Quelle: Eurostat 2025

    Chinesische Hersteller gewinnen an Einfluss

    Chinesische Unternehmen weiten ihre Präsenz in Ungarn seit einigen Jahren deutlich aus. Zum zweiten Mal in Folge floss 2024 der größte Teil der chinesischen Direktinvestitionen innerhalb der EU in das Land. Nach einer Studie von MERICS und der Rhodium Group konzentrieren sich die Mittel vor allem auf Projekte der Elektromobilität, darunter Batterie- und Komponentenwerke. Charakteristisch ist, dass chinesische Investoren zahlreiche Zulieferer mitbringen. Für ungarische Unternehmen bestehen daher wenig Chancen, in die lokalen Lieferketten eingebunden zu werden.

    BYD selbst plant, sein Engagement in Ungarn weiter auszubauen. Konzernchef Wang kündigte im Mai an, den europäischen Hauptsitz nach Budapest zu verlegen. Geplant ist auch ein Forschungs- und Entwicklungszentrum für intelligente und elektrifizierte Fahrzeugtechnologien. Insgesamt könnten rund 2.000 neue Arbeitsplätze in der Metropolregion entstehen. Im Juni wurde schließlich bekannt, dass BYD ein neues Werk für Elektrobusse in Komaróm baut: Die Kapazitäten sollen damit verdreifacht und vor Ort ein neues F&E-Testlabor eingerichtet werden. 

    Wichtige Investitionsprojekte in der Kfz-Industrie in Ungarnin Millionen Euro

    Vorhaben

    Investitionssumme 

    Projektstand

    Anmerkungen

    BYD Werk in Szeged

    keine offiziellen Angaben

    Fertigstellung bis 2026/2027Zu Beginn 150.000, später 300.000 Stk. Pkw pro Jahr
    CATL Werk in Debrecen

    7.340

    Drei Phasen, Fertigstellung der ersten Phase bis Ende 2025 Akkumulatorenwerk mit 100 GWh Kapazität
    Sunwoda Electronic in Nyíregyháza

    1.560

    Fertigstellung bis 2027Akkumulatorenwerk
    BMW Werk in Debrecen

    > 1.000

    Fertigstellung bis Ende 2025Vollelektrische Pkw, 150.000 Stk. pro Jahr
    Eve Power Hungary in Debrecen

    1.270

    Fertigstellung bis 2027Akkumulatoren für BMW eDrive Technologie (6. Generation)
    Halms in Miskolc

    200

    Drei Phasen, Fertigstellung der ersten Phase bis 2027Kfz-Teile, 1-2 Mio. Stk. pro Jahr (Guss und Sandbestrahlung) Europäische Zentrale
    Stellantis in Szentgotthárd

    103

    Werkerweiterung, Fertigstellung bis Ende 2026Werkserweiterung für die Umstellung auf Elektrofahrzeuge und Erweiterung von F&E beim bereits gekauften ungarischen Start-up für selbstfahrende Technologien
    BYD Bus- und Lkw-Werk in Komárom

    75,7

    k.A.Zusätzliches Werk, bestehende Produktion wird verdreifacht, Anfertigung von jährlich 1.250 Elektrobussen und Lkws geplant
    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2025

    Von Kirsten Grieß | Budapest

  • Rahmenbedingungen

    Auf dem Markt gelten das Einfuhrregime, Standards und Normen der Europäischen Union.

    Für das Einfuhrverfahren und Zölle ist die Nationale Steuer- und Zolladministration zuständig, für technische Standards und Normen das Institut für Standardisierung.

    Im innergemeinschaftlichen Warenverkehr der Europäischen Union sind die Regelungen des Umsatzsteuerkontrollverfahrens in der EU zu beachten. Informationen hierzu finden sich auf der Internetseite des Bundeszentralamtes für Steuern. Hinsichtlich der Normierung gelten die einschlägigen EU-Richtlinien (siehe etwa Deutsches Institut für Normung e.V.). 

    Am 1. Januar 2015 trat in Ungarn das sogenannte EKÁER-System zu Frachtkontrollen und Meldepflicht für Gütertransporte für straßengebührenpflichtige Fahrzeuge (>3,5 Tonnen) in Kraft. Diese waren in der stark von Zulieferungen abhängigen Kfz-Industrie auf Kritik gestoßen. Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mindestens rund 163 Millionen Euro (davon mindestens circa 131 Millionen aus Eigenproduktion) können auf Antrag unter bestimmten Voraussetzungen sogenannte vereinfachte Meldungen abgeben. Seit 2021 sind nur noch Transporte von aus steuerrechtlicher Sicht "sensiblen" Waren (etwa Nahrungsmittel, Bekleidung, Baustoffe, Düngemittel, Giftstoffe, Gleitstoffe) meldepflichtig. Nähere Informationen dazu sind bei der AHK Ungarn erhältlich.

    Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Kirsten Grieß | Budapest

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    AHK Ungarn

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Hungarian Investment Promotion Agency - HIPA

    Ungarische Investitionsförderungsagentur
    Magyar Gépjárműipari Egyesület - MAGEUngarischer Verband der Kfz-Industrie
    Magyar Gépjármű-kereskedők Országos EgyesületeUngarischer Verband der Kfz-Händler
    Gépjármű Márkakereskedők Országos SzövetségeNationaler Verband der Kfz-Markenhändler

    Autó Magazin

    Fachzeitschrift, erscheint monatlich

    Automotive Hungary

    Messe vom 18. bis 21. Mai 2026 in Budapest

    Totalcar

    Online-Portal für Pkw
    VillanyautósokOnline-Portal für Elektroautos

     

    Von Kirsten Grieß | Budapest

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