Special | Ungarn | Klimaschutz im Dialog
Audi Hungaria - Nachhaltigkeit im Fokus
Was kann ein großer Autohersteller für ökologische Nachhaltigkeit tun? Ein Gespräch über Erfolge und Herausforderungen mit Péter Éliás, Leiter Umweltmanagement bei Audi Hungaria.
01.06.2022
Von Waldemar Lichter | Budapest
Péter Éliás ist seit 2018 Leiter der Abteilung Umweltmanagement bei Audi Hungaria Zrt. Seine Aufgabe ist es, die Strategie und das Programm des Unternehmens für ökologische Nachhaltigkeit umzusetzen. Er ist dafür verantwortlich, notwendige Maßnahmen vorzubereiten und diese mit anderen Unternehmenszielen in Einklang zu bringen.
Péter Éliás, Leiter Umweltmanagement, AUDI HUNGARIA Zrt. | © MEKLIZ FOTO KFT 9027 GYOR IPAR UT 22 HUNGARYHerr Éliás, Audi Hungaria ist eines der größten Industrieunternehmen und wichtigster Automobilhersteller in Ungarn. Sind damit Erwartungen verbunden, dass sich Audi besonders stark für den Klimaschutz einsetzt und man für andere Unternehmen im Land zum Vorbild wird?
Die Erwartungen sind groß - an den gesamten Audi-Konzern, dessen Teil wir sind. Hier bei Audi Hungaria in Győr können wir aber mit Stolz sagen, dass wir beim Klimaschutz zu den führenden Standorten von Audi weltweit gehören. Mit dem, was wir bereits tun, zählen wir sicher auch zu Vorreitern innerhalb der ungarischen Industrie.
Sie liegen im Audi-Netzwerk ganz weit vorn – woran machen Sie das fest?
Im Audi-Konzern gibt es die Vorgabe, dass alle fünf Audi-Standorte – Ingolstadt, Neckarsulm, Brüssel, San José Chiapa und Győr – bis 2025 bilanziell CO2-neutral sein müssen. In Győr haben wir dieses Ziel vorzeitig erreicht. Seit dem 1. Januar 2020 ist der CO2-Ausstoß bei Audi Hungaria per Saldo Null. Im Audi-Netzwerk hat das vor uns bisher nur das Werk in Brüssel erreicht. In Győr standen wir aber vor einer besonderen Herausforderung, weil wir hier nicht nur die Fahrzeugfertigung haben, sondern zusätzlich auch ein großes Motorenwerk betreiben.
Wie ist das gelungen?
Es ist ein ganzer Komplex von Maßnahmen im Rahmen unserer Strategie "Mission Zero". Ein Mittel: Wir nutzen für unsere Produktion inzwischen ausschließlich Grünstrom. Gemeinsam mit E.ON haben wir bei uns eine Fotovoltaikanlage (PV) mit einer Nennleistung von 12 Megawatt errichtet. Es ist die größte PV-Aufdachanlage in Europa. Allein damit sparen wir 5.000 Tonnen CO2 pro Jahr ein. Für 70 Prozent unserer Wärmeversorgung nutzen wir geothermale Energie. Das bedeutet bis zu 18.000 Tonnen CO2 weniger pro Jahr.
Ein Highlight ist: Durch ein ausgeklügeltes Steuerungssystem senken wir unsere Grundlast und sparen damit eine Menge Energie. Die Grundlast ist der konstante Energieverbrauch, der in der Regel nicht unterschritten wird. Dazu gehört etwa der Stromverbrauch von Maschinen, die unabhängig von der Anzahl gefertigter Fahrzeuge betrieben werden müssen. Durch unsere Grundlaststeuerung verringerten wir 2021 den Energieverbrauch um rund 4.700 Megawattstunden und den CO2-Ausstoß um 2.400 Tonnen.
Ein so großes Werk wie das in Győr verbraucht riesige Mengen an Vor- und Zwischenprodukten, wie etwa Aluminium. Das verursacht viel Abfall. Was passiert damit?
Unsere Strategie für mehr Nachhaltigkeit sieht auch eine signifikante Verbesserung der Ressourceneffizienz vor. Dazu gehören der sparsame Verbrauch von Wasser, die Reduzierung von Kunststoffverpackungen ebenso wie die Abfallvermeidung und das Recycling. Das wichtigste Projekt hier ist das im Juli 2021 eingeführte System des geschlossenen Aluminiumkreislaufs, das sogenannte "Aluminium Closed Loop". Die bei der Produktion entstandenen Aluminiumabfälle werden getrennt nach Legierungen gesammelt und zum Zulieferer zurückgebracht. Dieser stellt daraus neue Aluminium-Coils her, die wieder an uns zurückgehen. Allein dadurch können wir 17.500 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen.
Was empfehlen Sie anderen Unternehmen in Ungarn, um das Thema Nachhaltigkeit voranzubringen?
Nachhaltigkeit und Klimaschutz werden früher oder später alle Unternehmen in den Fokus ihrer Aktivitäten stellen müssen. Das wird in der Zukunft unvermeidlich. Es reicht aber nicht aus, nur über Nachhaltigkeit zu reden. Das Thema muss ernst genommen, es muss gelebt werden. Von unseren Kunden wird das bereits längst erwartet.
Audi Hungaria zählt zu den größten Industrieunternehmen Ungarns (Umsatz 2021: rund 7,7 Milliarden Euro). Im Werk Győr wurden 2021 rund 171.000 Pkw und 1,6 Millionen Motoren produziert. Audi investierte an dem Standort seit Unternehmensgründung 1993 rund 12 Milliarden Euro. Neuer Schwerpunkt der Aktivitäten ist die Elektromobilität. In Győr werden inzwischen auch Elektroautos und Elektromotoren montiert. |