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Branchen | USA | Windenergie

Der Bau von Windparks verläuft in den USA dynamisch

Deutscher Maschinenbau modernisiert derzeit Windkraftausrüster.

Von Ullrich Umann | Washington, D.C.

Für den deutschen Maschinen- und Anlagenbau sowie für die deutsche elektrotechnische Industrie ergeben sich in den USA mittelfristig ausgezeichnete Absatzmöglichkeiten. Grund dafür ist die ambitionierte Klimaschutzagenda der US-Regierung: Bis 2035 soll die Stromwirtschaft, bis 2050 das gesamt Land klimaneutral aufgestellt werden.

Damit geht ein tiefgreifender Technologiewandel, insbesondere in der Energie-, Transport- und Bauwirtschaft , aber auch im verarbeitenden Gewerbe einher. Dieser kostet Zeit, vor allem aber viel Geld. Als Anschubfinanzierung stellt die US-Regierung über den Inflation Reduction Act (IRA) Fördergelder in Höhe von 369 Milliarden US-Dollar (US$) bereit. Die Mittel werden unter anderem in Form von Steuergutschriften gewährt, die Investoren und Projektbetreiber besonders schnell in Anspruch nehmen können.

IRA hat Investitionsklima verbessert

Mit der Verabschiedung des IRA im August 2022 hat sich die Stimmung in der amerikanischen Wirtschaft spürbar verbessert: Allein im 2. Halbjahr 2022 wurden Investitionen in die Herstellung von technologisch hochwertigen Komponenten zum Einbau in Wasserstoff-, Speicher-, Wind- und Solaranlagen von 35 Milliarden US$ sowie weitere 40 Milliarden US$ für Vorhaben zur Erzeugung erneuerbarer Energien angekündigt.

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Strukturwandel erfasst gesamte Wirtschaft

Derzeit gibt es kaum ein namhaftes Unternehmen, das nicht am energetischen Strukturwandel und an Klimaschutzmaßnahmen teilnimmt. Die verschiedene Aktivitäten umfassen:

  • die Umstellung der Energieversorgung im Unternehmen auf alternative Quellen, einschließlich grünen Wasserstoff,

  • Investitionen in den Ausbau der alternativen Energieerzeugung,

  • Serienstarts für Technologiegüter zur Erzeugung, Übertragung und Speicherung alternativer Energie,

  • Serienstarts für energieeffiziente Produkte und Materialien sowie für Produkte mit alternativen Antrieben.

Der deutsche Maschinen- und Anlagenbau sowie die deutsche Elektrotechnik profitieren von diesem Strukturwandel beziehungsweise vom damit verbundenen Kapazitätsaufbau im besonderen Maße, vor allem als Lieferant von Investitionsgütern.

Niederlassung in den USA prüfen

Erst in drei bis vier Jahren werden in den USA Windkraftausrüstungen in der erforderlichen Qualität und Menge hergestellt werden können. Erst dann werden Modernisierungen und Kapazitätsaufbau in der amerikanischen Energie- und Elektrotechnik abgeschlossen sein.

Solange bleibt das Zeitfenster für deutsche Firmen offen, sich ebenfalls als lokale Endhersteller für energietechnische Ausrüstungen niederzulassen und einen Stammplatz auf dem US-Markt zu besetzen.

Eine lokale Niederlassung erscheint notwendig, da der IRA zur Förderung von Wind-, PV-, Speicher- und Wasserstoffprojekten sowie für den Ausbau von Smart Grids graduell steigende lokale Wertschöpfungsanteile als Förderkriterien vorschreibt. Ein ähnlicher protektionistischer Trend ist generell bei öffentlich finanzierten Projekten zu beobachten.

Die Projektentwickler in der Energiewirtschaft müssen im Rahmen des IRA für die Inanspruchnahme einer Förderung bis 2025 mindestens 40 Prozent inländische Wertschöpfungsanteile nachweisen. Anschließend erhöht sich diese Vorgabe schrittweise auf 55 Prozent. Deutsche Firmen, die mit ihren Lieferungen in diese Quote hineinpassen wollen, müssen daher zwangsläufig in den USA niedergelassen sein.

Windkraftausrüster investieren mittelfristig

Lokale Technologiehersteller (OEM) für Onshore-Windkraftausrüstungen werden mittelfristig stark investieren, um die steigende Nachfrage zu bedienen. Entsprechend hoch fällt ihr Eigenbedarf an Maschinen und Anlagen aus. Turbinenhersteller dürften sogar bereits stillgelegte Fabrikanlagen wiederbeleben.

Dagegen dürften die Hersteller von Rotorblättern ihre nach Mexiko ausgelagerten Produktionskapazitäten von 5,2 Gigawatt nicht in die USA zurückholen. In Mexiko produzieren sie um 20 Prozent günstiger. Das zählt für sie am Ende mehr als die Vorteile aus der IRA-Förderung.

Onshore-Windparks liegen im Plan

Die Projektentwickler in Onshore-Windparks investieren bislang nach Plan. Sie erreichen schon jetzt lokale Wertschöpfungsanteile von mindestens 40 Prozent. Sie beziehen vor Ort Betonfundamente, Metalltürme sowie Turbinen und elektrotechnische Ausrüstungen. Die ab 2026 geforderten 55 Prozent Inlandsanteile werden sie aber nur nachweisen können, wenn die Produktionsausweitungen bei Turbinenschaufeln nicht ins Stocken geraten.

Ein Restrisiko geht von der Metallpreisentwicklung aus, zumal Eisen und Stahl gemäß IRA-Förderkriterien ab 2026 vollständig aus heimischer Produktion stammen müssen. Bleibt zum Beispiel Stahl bis 2026 teuer, kann ein inländischer Wertanteil am Gesamtprojekt von 55 Prozent durchaus eingehalten werden. Fällt der Stahlpreis, treten Probleme auf. Dann müsste der US-Kongress die IRA-Kriterien lockern, um die Förderung nicht abreißen zu lassen.

Offshore-Windtechnologie noch rar

Die Einhaltung der nationalen Wertschöpfungsklauseln ist für die Entwickler von Offshore-Windparks schwieriger. Vermutlich deshalb ist der hier geforderte Wertschöpfungsanteil mit zunächst 20 Prozent deutlich niedriger. Denn selbst General Electric stellt Offshore-Windkraftanlagen aktuell in Frankreich her, bedingt durch die Übernahme von Alstom Power and Grid.

Andererseits ist die Projektpipeline bei Offshore-Wind besonders lang, weshalb das Wachstumspotenzial größer ist. Deshalb ergeben Investitionen in die lokale Fertigung von Technologiegütern für Offshore-Windkraft durchaus Sinn.

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Die Projektentwickler für Offshore-Windparks haben bereits umfangreiche Aufträge an lokale Technologiehersteller vergeben. Sie sollen bis 2027 mehr als 4 Gigawatt an Rotorblättern, 2 Gigawatt an Türmen, 1,5 Gigawatt an Unterseefundamenten sowie 8 Gigawatt an Kabeln liefern.

Diesen Zeitrahmen einzuhalten, ist aber nicht leicht. Wer heute bestellt, muss mit Lieferzeiten von bis zu sechs Jahren rechnen. Hinzu kommt, dass die Preise für Offshore-Windkraftausrüstungen und die Kreditzinsen steigen.

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