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Politische Ziele
Die Regierung teilt dem Windkraftausbau höchste Priorität zu. Inzwischen werden für Territorialgewässer Baugenehmigungen erteilt. Offshore-Vorhaben blühen auf.
03.08.2023
Von Ullrich Umann | Washington, D.C.
Windkraft steht in der Energiepolitik weit oben
In der energiepolitischen Werteskala der US-Regierung liegt die Windenergie weit oben. Neu ist vor allem, dass Offshore-Vorhaben vorankommen. So hat das U.S. Department of the Interior (DoI) seine Blockadehaltung gegen diese Art Projekte, die naturgemäß in den küstennahen amerikanischen Hoheitsgewässern angesiedelt sind, aufgegeben.
U.S. Secretary of the Interior, Deb Haaland, erläuterte den Politikwandel wie folgt: "Offshore-Windenergie trägt entscheidend zur Bekämpfung der Klimaerwärmung sowie zur Schaffung tausender gut bezahlter und gewerkschaftlich organisierter Arbeitsplätze bei."
Projektentwickler wollen Offshore-Vorhaben zunächst entlang der nördlichen Ostküste vorantreiben. Das Bureau of Ocean Energy Management (BOEM), das dem DoI unterstellt ist, hat zusätzlich eine neue geografische Ausrichtung ausgetestet und eine Interessenbekundung in der Industrie für Offshore-Vorhaben auf dem südlichen Festlandsockel entlang der Golfküste vor Texas, Louisiana, Mississippi und Alabama eingeholt.
US-Regierung vereinfacht Genehmigungsverfahren für Offshore
Generell erteilt das BOEM Baugenehmigungen für alle Offshore-Projekte. An Umweltprüfungen und weiteren Untersuchungen beteiligen sich zusätzlich die National Oceanographic and Atmospheric Administration (Unterbehörde des U.S. Department of Commerce/DoC) und das U.S. Department of Defence (DoD). Joe Biden forderte in Hinblick auf Genehmigungsverfahren von allen Regierungsressorts ausdrücklich, ihre Zusammenarbeit enger zu gestalten und vor allem schneller zu agieren.
Unter Donald Trump hatten nicht alle Bundesstaaten, Landkreise und Kommunen die Windenergie gefördert und auch heute gehen längst nicht alle Gebietskörperschaften in ihrer Klima- und Energiepolitik einheitlich vor: So wollen einige Bundesstaaten und Metropolen schon 2030 über eine komplett CO2-freie Energieversorgung verfügen, andere 2035, 2040, 2045 oder auch erst 2050. Ginge es nach dem Weißen Haus, wäre die Energieversorgung des ganzen Landes schon ab 2035 vollständig umweltneutral. Doch hat es die US-Regierung nicht immer in der Hand, liegt doch die Energiepolitik zu großen Teilen im Kompetenzbereich der Bundesstaaten.
Bundesstaat | Senkung der Treibhausgasemissionen - Zwischenziele | Senkung des Treibhausgasemissionen - Gesamtziel | Anteil Erneuerbarer am Strommix - Zwischenziel | Anteil Erneuerbarer am Strommix - Gesamtziel |
Colorado | 80% bis 2030 | 90% bis 2050 | 100% bis 2040 | |
Connecticut | 45% bis 2030 | 100% bis 2040 | ||
Hawaii | 100% bis 2045 | |||
Maine | 45% bis 2030 | 100% bis 2050 | ||
Maryland | 40% bis 2030 | 100% bis 2040 | ||
Minnesota | 100% bis 2050 | |||
Montana | 100% bis 2035 | |||
Nevada | 28% bis 2025 | 100% bis 2050 | 50% bis 2030 | 100% bis 2050 |
New Jersey | 100 % bis 2050 | |||
New Mexico | 45% bis 2030 | 80% bis 2040 | ||
New York | 40% bis 2030 | 85% bis 2050 | 70% bis 2030 | |
North Carolina | 70% bis 2030 | 100% bis 2050 | ||
Virginia | 100% bis 2050 | |||
Washington | 100% bis 2030 | |||
Wisconsin | 100% bis 2050 |
So agieren die Bundesstaaten in ihrer Energiepolitik weitgehend autonom. Doch kann die US-Regierung über Finanzierungen einen gewissen Einfluss auf die bundesstaatlichen Entscheidungsfindungen ausüben. Zum den Instrumenten der US-Regierung gehören milliardenschwere Fördergelder, darunter aus dem Inflation Reduction Act (IRA), beziehungsweise Zuschüsse zur Technologieentwicklung. Das U.S. Department of Energy (DoE) vergibt zum Beispiel Forschungsmittel, für die sich die Industrie sowie staatliche und private Entwicklungsinstitute bewerben. Für die Bundesstaaten sind diese Fördergelder hochinteressant, da die Technologiehersteller, Energieunternehmen und Forschungsinstitute zu den wichtigsten Arbeitgebern und Steuerzahlern in ihrem jeweiligen Einzugsbereich gehören.
Nach den jüngsten Statistiken der U.S. Energy Information Administration (EIA) verfügten die USA im April 2023 über 143 Gigawatt an installierter Leistung bei Windkraft. Davon entfielen aber erst 0,04 Gigawatt auf Offshore-Kapazitäten.
Der Kapazitätszuwachs lag bei Windkraft in der Periode von April 2022 bis April 2023 bei 6,4 Gigawatt. Für die kommende Periode vom April 2023 bis April 2024 wird ein Zuwachs von 5,9 Gigawatt erwartet, davon 0,13 Gigawatt im Bereich Offshore.
Jahr | Onshore | Offshore | Gesamt |
---|---|---|---|
2000 | 2,53 | 0 | 2,53 |
2010 | 40,18 | 0 | 40,18 |
2020 | 110,44 | 2,99 | 113,43 |
2030 | 203,50 | 21,57 | 224,07 |
2050 | 318,34 | 85,91 | 404,25 |