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Tiefbau: Marktchancen für deutsche Unternehmen
Deutsche Unternehmen haben bei Tiefbauvorhaben der öffentlichen Hand eine Chance, wenn ihre Dienstleistungen und Produkte Alleinstellungsmerkmale aufweisen. (Stand: Februar 2025)
28.05.2025
Von Roland Rohde | Washington, D.C.
Seit Jahrzehnten gelten für Vorhaben auf Bundesebene lokale Wertschöpfungsklauseln (local content). Diese wurden unter der Präsidentschaft von Joe Biden mit den großen Konjunkturprogrammen – dem Infrastructure Investment and Jobs Act (IIJA), dem Inflation Reduction Act (IRA) und dem Chips and Science Act – noch einmal deutlich ausgeweitet und präzisiert.
So wurde etwa zusammen mit dem IIJA der Build America, Buy America Act (BABA) erlassen. Dieser sieht für öffentlich geförderte Vorhaben einen "domestic content" vor, der oft bei mindestens 30 bis 40 Prozent liegt. Die Quote kann aber auch 100 Prozent erreichen, etwa bei Baustoffen für staatliche Infrastrukturvorhaben.
Die Vorschriften sehen jedoch Ausnahmen vor: Wenn es keine oder nicht genügend einheimische Anbieter gibt, können die Projektbetreiber mit Sondergenehmigungen weiterhin auf Importe setzen. Das kommt gar nicht so selten vor. So sind die USA immer noch auf die Einfuhr von Spezialstählen angewiesen. Bei Aluminium setzt das Land sogar zu 80 Prozent auf Importe. Als stumpfe Waffe hat sich der "local content" auch in zahlreichen Sparten des Maschinenbaus erwiesen.
US-Einfuhren von Baumaschinen gaben 2024 zweistellig nach
Nachdem die US-Einfuhren von Baumaschinen zwischen 2020 und 2023 rasant gestiegen waren, schrumpften die Brancheneinfuhren 2024 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund 17 Prozent auf unter 19 Milliarden US$, so die U.S. International Trade Commission.
Die deutschen Baumaschinenhersteller blieben nicht verschont. Nachdem sich ihre Lieferungen in die Vereinigten Staaten zwischen 2021 und 2023 verdoppelt hatten, verzeichneten sie 2024 einen Rückgang von 29 Prozent. Damit lagen sie aber immer noch deutlich über dem Niveau von 2022.
Der Hauptwettbewerber Japan kam 2024 noch mit einem blauen Auge davon, während Südkorea und das Vereinigte Königreich ähnlich starke Rückgänge wie Deutschland verzeichneten. Auch für China fiel der Rückgang vergleichsweise mild aus. Doch das Reich der Mitte hatte bereits 2023 herbe Umsatzverluste in den USA eingefahren. Chinesische Investitionsgüter sind insbesondere bei öffentlichen Vorhaben nicht mehr wohlgelitten.
Die Absatzaussichten für ausländische Anbieter von Baumaschinen und -stoffen dürften sich – in allen Branchen – unter Donald Trump eintrüben, denn er setzt auf Zölle. Von einer 10-Prozent-Abgabe auf chinesische Einfuhren könnten deutsche Konkurrenten noch profitieren. Doch der im Februar 2025 verhängte Zoll von 25 Prozent auf Aluminium und Stahl trifft alle mit gleicher Wucht. So hat das Stahlwerk Thüringen in Unterwellenborn am 18. Februar alle Stahlexporte in die USA vorerst gestoppt – mit der Begründung, sie rechneten sich nicht mehr. Dem Betrieb mit 700 Beschäftigten brechen damit 6 Prozent des Umsatzes weg.
Bessere Aussichten durch Montage vor Ort oder Joint Ventures
Um die protektionistischen Maßnahmen zu umgehen und die Chancen auf einen Zuschlag bei öffentlichen Projekten zu erhöhen, können deutsche Anbieter eigene Produktions- und Serviceniederlassungen in den USA einrichten. Dann werden sie als amerikanisches Unternehmen eingestuft. Der in den USA nochmals stärker als in Deutschland ausgeprägte Fachkräftemangel ist allerdings ein wesentlicher Hemmschuh bei solchen Expansionsbestrebungen. Alternativ könnten Joint Ventures gegründet werden mit einem amerikanischen Partner, der den lokalen Wertschöpfungsanteil abbildet. Auch Fusionen oder die Übernahme eines amerikanischen Unternehmens bieten einen Ausweg.
Im Bereich Infrastruktur gehören zu den Alleinstellungsmerkmalen der deutschen Wirtschaft in bestimmten Fällen ingenieurtechnische Planungen, energieeffizientes Bauen, Fassadengestaltungen, aufwendige Brücken- und Tunnelkonstruktionen, aber auch Komponenten der Wasser- und Recyclingtechnik. Bei erneuerbaren Energien sowie Wasser- und Klimaschutzprojekten weist die deutsche Wirtschaft einen Wissensvorsprung unter anderem bei der Einrichtung von Offshore-Windkraftfeldern auf. Ebenso ist sie bei bestimmten Anwendungen für Wasserstoff führend, etwa bei Elektrolyseverfahren oder der Erzeugung von grünem Stahl. Gleiches gilt für die Brennstoffzellentechnologie.