Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Branchenanalyse | USA | Bauwirtschaft

Der Bausektor befindet sich weiter im Aufwind

Die meisten Sparten der US-Bauwirtschaft befinden sich auf Wachstumskurs. Doch die Risiken und Unsicherheiten steigen. Die Lage im Wohnungsbau hat sich zuletzt deutlich eingetrübt. (Stand: Mai 2025)

Von Roland Rohde | Washington, D.C.

Ausblick der Bauwirtschaft in den USA 

Bewertung:

  • Die US-Konjunktur setzt zu einer harten Landung an. 
  • Die privaten Bauleistungen schwächeln. 
  • Die Infrastruktur wird weiter kräftig ausgebaut. 
  • Gute Zulieferchancen bestehen bei Gebäudetechnik.

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: Mai 2025

  • Hoffnungsträger Industrie: Wo der Hochbau noch wächst

    Die US-Handelspolitik belastet viele Sparten des Hochbaus. Doch es gibt auch positive Nachrichten, unter anderem aus dem Hotel- und Unterhaltungssektor sowie dem Fabrikbau. (Stand: Mai 2025)

    Wie so viele Branchen gerät auch der Hochbau unter die Räder einer unberechenbaren US-Zollpolitik. Diese führt zu einer starken Verunsicherung bei Haushalten und Investoren und lässt das Wirtschaftswachstum einbrechen. War das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2024 noch um knapp 3 Prozent gewachsen, so schrumpfte es im 1. Quartal 2025 um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Dies zeigen Zahlen des Bureau of Economic Analysis. Genauso sieht eine "harte Landung" aus. Trump bemüht sich um neue Handelsdeals – doch Verlässlichkeit sieht anders aus.

    Die Konsumenten erwarten stark steigende Preise und bangen zusehends um ihre Arbeitsplätze. Die Angst mindert den Wunsch nach einem Eigenheim. Zugleich sind die Zeiten fallender Kreditzinsen vorbei. Die durchschnittliche Rate für 30-jährige Hypotheken kletterte zwischen Ende September 2024 und Anfang Mai 2025 sogar von 6,1 auf 6,8 Prozent, so der staatlich subventionierte Baufinanzierer Fannie Mae.

    Aufschwung im Wohnungsbau droht ein jähes Ende

    Im Wohnungsbau deutet sich ein Ende des seit Spätsommer 2023 anhaltenden Aufschwungs an. Stiegen die entsprechenden Bauleistungen im Gesamtjahr 2024 wertmäßig betrachtet noch um 5,9 Prozent, verlangsamte sich das Wachstum im 1. Quartal 2025 auf 2,5 Prozent, berichtet das nationale Statistikamt. Inflationsbereinigt kommt dies einer Stagnation gleich.

    Viele Indikatoren zum Wohnungsmarkt haben sich deutlich verschlechtertNominale Veränderung im Vergleich zum Vorjahr in Prozent
     

    2024

    1. Quartal 2025

    Erbrachte Bauleistungen

    5,9

    2,5

    Baugenehmigungen, davon

    -2,6

    -4,5

      Einfamilienhäuser

    6,7

    -3,7

    Baustarts, davon 

    -3,7

    -1,6

      Einfamilienhäuser

    6,9

    -5,7

    Hausverkäufe

    3,0

    1,7

    Durchschnittlicher Verkaufspreis

    0,2

    -3,7

    Quelle: Nationales Statistikamt 2025

    Weitere Indikatoren des Statistikamtes zeigen einen Rückgang der Bautätigkeit an. Insbesondere bei den Baugenehmigungen und -starts von Einfamilienhäusern gab es nach einem lebhaften Jahr 2024 zwischen Januar und März 2025 einen Einbruch. Auch die Marktpreise bröckeln. Zugleich stieg die durchschnittliche Verkaufszeit für ein Haus spürbar an.

    Schwache Bautätigkeit im Einzelhandel, Gesundheits- und Erziehungssektor

    Auch im gewerblichen Hochbau stehen die Zeichen in vielen Sparten auf Abschwung. Zahlreiche Einzelhandelskonzerne hatten bereits im Februar und März Gewinnwarnungen für 2025 herausgegeben. Zugleich gibt es einen Sondereffekt: Amazon hatte in den letzten Jahren seine Lagersysteme umfangreich modernisiert, so dass Branchenanalysten bereits von Überinvestitionen warnten. Nun hält sich der E-Commerce-Riese zurück.

    Auch im bislang florierenden Gesundheits- und Erziehungssektor ist mit einer deutlichen Abkühlung zu rechnen. Denn die Trump-Administration setzt in diesen Bereichen den Rotstift an. Sie streicht Zuschüsse an private und staatliche Universitäten und Forschungseinrichtungen. Ebenso zeichnen sich Einschnitte im Gesundheitssystem ab.

    Aussichten für Hotel- und Unterhaltungsbranche positiv

    Im Hotel- und Unterhaltungssektor zeigt sich noch kein eindeutiger Trend. Meldungen, denen zufolge die internationalen Tourismusankünfte im März 2025 massiv zurückgingen, sind mit Vorsicht zu genießen. Sie berücksichtigen einen wichtigen saisonalen Effekt nicht: Ostern fiel 2025 auf den April und nicht (wie 2024) auf März. Einzig die Boykotthaltung von Seiten kanadischer Touristen lässt sich bisher eindeutig nachweisen.

    Somit zeichnet sich bei den Investitionen allenfalls ein etwas geringeres Wachstum ab. Zum Ende des 1. Quartals 2025 befanden sich in den USA laut Lodging Econometrics knapp 6.400 Hotelprojekte in der Pipeline. Das kommt gegenüber dem Vorjahresquartal einem Plus von 5 Prozent gleich. Im 4. Quartal 2024 lag der Zuwachs noch bei 7 Prozent. 

    Walt Disney kündigte im Mai 2025 an, rund 30 Milliarden US-Dollar (US$) in Themenparks in den USA investieren zu wollen. Einen genauen Zeitplan nannte der Konzern nicht. Zwei Jahre zuvor hatte er noch einen Investitionsplan über 60 Milliarden US$ (für zehn Jahre) veröffentlicht. Allerdings waren in der Summe auch Ausgaben für Kreuzfahrtschiffe enthalten.

    Das produzierende Gewerbe hatte sich in den letzten Jahren zu einer führenden Stütze des Hochbaus entwickelt. Seine Bauleistungen stiegen zwischen 2020 und 2024 um das Dreifache. Doch im 1. Quartal 2025 fiel das Plus (auf Jahresbasis) auf 3,9 Prozent. Dafür ist vor allem der statistische Basiseffekt verantwortlich: Die exorbitanten Wachstumsraten der Vergangenheit lassen sich nicht unendlich lange fortsetzen. 

    Chip- und Pharmabranche investieren massiv in neue Fabriken 

    In den Zahlen dürfte sich auch die allgemeine Investitionszurückhaltung widerspiegeln. Insbesondere in der Kfz-Industrie und in "grünen Industrien" herrscht eine Art Stillstand. Es gibt aber auch Branchen, in denen es deutlich besser läuft: US-amerikanische IKT-Konzerne investieren massiv in neue Rechenzentren. In der Halbleiterbranche kündigte der taiwanische Auftragsfertiger TSMC im Februar 2025 an, seine Investitionen in den USA um 100 Milliarden US$ aufstocken zu wollen.

    Ebenso will die Pharmaindustrie ihre Kapazitäten vor Ort kräftig ausweiten. Laut einem Bericht des Nachrichtenportals BioSpace von Ende April 2025 befinden sich Fabrikprojekte mit einem Volumen von 158 Milliarden US$ in der Pipeline. Das Weiße Haus kommt in einer Mitteilung vom Mai 2025 sogar auf 218 Milliarden US$. Ob die Zollpolitik insgesamt betrachtet zu mehr oder zu weniger Investitionen in der verarbeitenden Industrie führt, lässt sich aus heutiger Sicht nicht beurteilen. 

    Zulieferchancen bei Gebäudetechnik

    Für deutsche Unternehmen bietet der Hochbau vor allem Zulieferchancen im Bereich Gebäudetechnik. Dabei ist der klassische Wohnungsbau von eher geringem Interesse. Hier entstehen vor allem Einfamilienhäuser in Leichtholzbauweise mit einer relativ einfachen Ausstattung. Anders sieht es bei Schulen, Krankenhäusern, Büros oder Hotels aus. Hier kommen moderne Aufzugs-, Klima- und Sicherheitstechnik beziehungsweise Fenster und Türen zum Einsatz. Das produzierende Gewerbe generiert eine hohe Nachfrage nach Spezialtechnik. Bei der Produktion von Halbleitern wird Reinlufttechnik eingesetzt. Zugleich fallen große Mengen von Abwasser an, die aufbereitet werden müssen. Datencenter und Fabriken benötigen außerdem moderne Schalttechnik.

    Von Roland Rohde | Washington, D.C.

  • Hochbau: Marktchancen für deutsche Produkte und Dienstleistungen

    Die besten Absatzchancen liegen bei Zulieferungen von Gebäudetechnik für den gewerblichen Hochbau sowie für öffentliche Projekte. (Stand: Februar 2025)

    Vieles, was deutsche Branchenunternehmen bieten könnten, wird vonseiten der privaten Wohnungswirtschaft kaum nachgefragt. Hier entstehen vor allem Häuser in einfacher Leichtholzbauweise mit einer einfachen technischen Ausstattung. Die größten Absatzchancen liegen daher beim gewerblichen Hochbau und bei staatlichen Projekten. Allerdings gibt es bei öffentlichen Vorhaben einen Haken: Es gelten lokale Wertschöpfungsanteile (domestic content). 

    Nur wenn es keine qualifizierten US-Anbieter gibt, dürfen die Projektbetreiber auf Importe setzen. Zudem genießt das Label "made in America" ein hohes Ansehen. Viele deutsche Firmen reagieren darauf, indem sie relativ einfache Montage- und Anpassungsschritte in den USA vornehmen lassen, um ein entsprechendes Zertifikat zu erhalten. Die Produktion der Kernkomponenten sowie Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten bleiben aber in Deutschland. Diese Arbeitsteilung erzwingt schon alleine der Fachkräftemangel, der in den USA viel stärker ausgeprägt ist als in Europa. 

    Deutsche Schalt-, Aufzugs- und Klimatechnik gefragt

    Laut der U.S. International Trade Commission legten die Einfuhren von Gebäudetechnik "made in Germany" 2023 kräftig zu. Auch 2024 verzeichneten viele Sparten ein Wachstum. Einen Großteil der Lieferungen machten Schalt-, Förder- und Klimatechnik aus. Die entsprechende Nachfrage dürfte lebhaft bleiben. Dafür sorgt vor allem der lebhafte Industriebau. Auch durch neue Rechenzentren gibt es Rückenwind.

    US-Importe von Gebäudetechnik aus Deutschland2023, in Millionen US-Dollar, nominale Veränderung und Anteil an den entsprechenden Gesamteinfuhren in Prozent
    SITC-PositionWarenbezeichnung

    2024

    2024/2023 Veränderung  

    2024 Anteil

    635.31, 635.32, 691.13, 691.21, 664.92Türen und Fenster

    104,0

    -20,0

    2,9

    697.5, 893.21Badezimmerausstattungen, Sanitärwaren

    32,2

    29,8

    2,5

    699.11, 699.13, 699.14, 699.16, 699.19 Schlösser, Beschläge, Scharniere (ohne Waren für Kfz oder Möbel)

    216,4

    -1,1

    2,8

    741, 812.1Klima-, Kühl- und Heiztechnik

    1.568,3

    21,7

    4,8

    744.8Aufzüge, Rolltreppen u. a. Fördertechnik

    932,0

    20,0

    16,9

    772.3 bis 772.8Schalttechnik (ohne gedruckte Schaltungen)

    2.507,2

    -0,8

    8,0

    778.84, 778.85Alarmanlagen, Feuermelder u. dgl., einschl. Teile

    205,1

    5,1

    5,5

    813Beleuchtungseinrichtungen

    158,4

    4,6

    1,6

    873.1Gas-, Flüssigkeits- oder Elektrizitätszähler

    58,1

    38,7

    3,0

    Quelle: U.S. International Trade Commission Februar 2025

    Bei Ingenieur- und Architekturdienstleistungen sind die Betätigungsmöglichkeiten für deutsche Firmen und Fachkräfte durch die staatlichen Vorschriften beschränkt. So können etwa Architekten nur in dem Bundesstaat zeichnungsberechtigt tätig sein, in dem sie zugelassen sind. Zudem gibt es bei der Anerkennung deutscher Architektur- und Ingenieursabschlüsse Schwierigkeiten. Teilweise sind vor Ort Kurse zu besuchen und Prüfungen abzulegen. Auch die Erteilung von Arbeitsvisa kann zur Stolperfalle werden. 

    Local-Content spielt bei privaten Vorhaben keine Rolle

    Bei privaten Projekten im Gewerbebau spielen Wertschöpfungsanteile im Prinzip keine Rolle. Hier generieren Vorhaben im Bereich Büros, Hotels, Einkaufszentren, Krankenhäuser sowie Schulen und Universitäten einen hohen Bedarf an moderner Aufzugs-, Sicherheits-, Licht- und Klimatechnik. Oft befinden sich deutsche Anbieter hier im harten Wettbewerb mit – wesentlich umsatzstärkeren und preisgünstigeren – chinesischen oder mexikanischen Firmen.

    Inwieweit die US-Handelspolitik die Geschäftsaussichten beeinflussen wird, lässt sich nicht genau sagen. Insgesamt sind Mexiko, China und teilweise auch Kanada die wichtigsten Zulieferer von Gebäudetechnik.

    Von Roland Rohde | Washington, D.C.

  • Hochbau: Projekte

    Die meisten Großprojekte sind im Bereich des Industriebaus zu finden. Viel Geld fließt zudem in neue Rechenzentren. (Stand: Februar 2025)

    Großprojekte im HochbauIn Milliarden US-Dollar

    Vorhaben

    Investitionssumme 

    Projektstand

    Projektträger

    Halbleiterfabriken in Arizona

    65,0

    Gesamtinvestitionsplan, teilweise in BauTaiwan Semiconductor Manufacturing (TSMC)
    Hotels, Vergnügungsparks

    60,0

    Investitionsplan für 10 JahreDisney 
    Neue Rechenzentren

    über 40,0

    Investment für 2025Microsoft
    Halbleiterfabriken in Texas

    40,0

    Gesamtinvestitionsplan, teilweise im BauSamsung
    Neue Rechenzentren

    20,0

    Gesamtinvestitionsplan, Ankündigung Januar 2025Damac
    Recyclinganlage EV-Batterien

    3,5

    Im BauRedwood Materials und Toyota
    Bau von Fabriken für Elektroautos

    2,2

    Baustart 2025Toyota
    Fabrik zur Solarpanel-Produktion

    1,0

    Sukzessive Inbetriebnahme bis 2027Warree Energies
    Quelle: Presse- und Unternehmensmeldungen; Recherchen von Germany Trade & Invest, Februar 2025

    Weitere Informationen zu Projekten finden Sie in der GTAI-Datenbank "Entwicklungsprojekte".

    Von Roland Rohde | Washington, D.C.

  • Tiefbau: Marktlage und Marktentwicklung

    Der Staat pumpt große Summen in den Ausbau der Infrastruktur. Die Entwicklung verläuft in den einzelnen Sparten aber sehr unterschiedlich. (Stand: Februar 2025)

    Mithilfe des Ende 2021 verabschiedeten Infrastructure Investment and Jobs Act (IIJA) wird die nationale Infrastruktur massiv ausgebaut und modernisiert. Das Volumen des Gesetzes beläuft sich nach Angaben des Verkehrsministeriums auf 1.200 Milliarden US-Dollar (US$). Davon sind 550 Milliarden für neue Projekte und Programme vorgesehen. 

    Das Vorhaben fokussiert sich auf die "klassische" Infrastruktur. Seine Schwerpunkte liegen beim Ausbau und der Modernisierung des Straßennetzes, der ländlichen IKT-Infrastruktur und des Wassersektors. Umwelt- und Klimaschutz spielen eine untergeordnete Rolle. Sie werden vom 2022 verabschiedeten Inflation Reduction Act (IRA) abgedeckt. Der IIJA funktioniert über direkte staatliche Zahlungen sowie Kredite. Im Gegensatz zum IRA ist er damit gedeckelt. Seine Mittel sind jeder Infrastruktursparte direkt zugeordnet.

    Das Ausgabenprogramm läuft bis Ende 2026. Im Frühsommer 2024 zogen Vertreter aus Wirtschaft und Politik bei einer Veranstaltung der Delegation der Deutschen Wirtschaft in Washington, D.C. eine "Halbzeitbilanz". Laut Samantha Silverberg, Deputy Assistant to the President for Infrastructure, wurden über den IIJA bereits 56.000 Projekte mit einem Investitionsvolumen von insgesamt 450 Milliarden US$ angeschoben. Von der staatlichen Zuwendung bis zur Fertigstellung eines Projektes vergehen zumeist viele Jahre. Daher werden zahlreiche Vorhaben erst Anfang der 2030er-Jahre fertiggestellt sein.

    Ausgewählte Tiefbauprojekte aus dem Infrastrukturpaket IIJAIn Milliarden US-Dollar
    Bereiche

    Mittelausstattung 

    Straßen und Autobrücken

    110

    Schiene

    66

    Energie und Stromnetze

    65

    IKT-Infrastruktur

    65

    Frischwasser

    55

    Dürre-, Hochwasser- und Feuerschutz

    50

    Flughäfen

    25

    Seehäfen

    16

    Ladeinfrastruktur E-Autos

    15

    Quelle: The White House, Juli 2021

    Doch es gab auch verhaltene Töne: Das Infrastrukturprogramm habe nur wenige brandneue Projekte angeschoben, so Jeff Davis vom Eno Center for Transportation. In den meisten Fällen seien Pläne umgesetzt worden, die bereits fertig in der Schublade gelegen und auf Finanzierung gewartet hätten. Zudem fließe viel Geld in den Erhalt und die Reparatur der bestehenden Infrastruktur. Der IIJA habe sich stark inflationär ausgewirkt. Straßenbauarbeiten seien zwischen 2018 und 2024 um 69 Prozent teurer geworden. 

    Für den Bahnbereich fallen die Zuschüsse angesichts der enorm hohen Kosten für neue Projekte eher gering aus. Die USA sind und bleiben nun mal ein Autoland. Ein Großteil des Geldes fließt an den staatlichen Bahnbetreiber Amtrak. Er beabsichtigt den Neubau von 39 Strecken (mit Normalgeschwindigkeit). Damit sollen ein Dutzend Metropolen an das nationale Bahnnetz angeschlossen werden. Zugleich will der Staatskonzern seine überalterte Eisenbahnflotte sowie Bahnhöfe, Tunnel und Brücken modernisieren. Dafür nimmt Amtrak 50 Milliarden US$ in die Hand. Bis 2031 sollen rund 40 Prozent aller Personenwaggons und Loks ersetzt werden.

    Private Bahnbetreiber investieren in Hochgeschwindigkeitsnetz

    Zwar sind nur 12 Milliarden US$ für neue Vorhaben im Schienenbau vorgesehen. Dennoch sorgt das Programm für ein stärkeres Engagement von privaten Bahnbetreibern. Sie werden um 2030 herum Amerika ins Hochgeschwindigkeitszeitalter katapultieren. Fünf entsprechende Vorhaben befinden sich in der Pipeline, von denen aber nicht alle auf absehbare Zeit realisiert werden dürften. Am weitesten fortgeschritten ist das Brightline-West-Vorhaben: Eine 350 Kilometer lange Strecke zwischen Los Angeles und Las Vegas könnte schon 2028 in Betrieb gehen.

    Die auf den ersten Blick großzügigen Zuschüsse zum Wassersektor decken nur einen Teil des tatsächlichen Bedarfs ab. Die US-Umweltschutzbehörde EPA kommt in einem Bericht an den Kongress vom September 2023 zu dem Schluss, dass allein zur Sicherung der Trinkwasserversorgung zwischen 2021 und 2040 rund 630 Milliarden US$ benötigt werden. Die Zahlen basieren auf Preisen vom Januar 2021. Laut Inflationsrechner des US-Arbeitsministeriums (berechnet in den USA die Preissteigerung) entspräche das in Preisen vom Januar 2025 einer Summe von fast 770 Milliarden US$. Hinzu kämen noch die notwenigen Aufwendungen für den Abwassersektor, sodass sich eine Summe weit jenseits von 1 Billion US$ ergäbe.

    Starke Zunahme der Bautätigkeit im Straßenbereich und Wassersektor

    Das Infrastrukturprogramm macht sich seit 2022 deutlich in den offiziellen Daten bemerkbar. So stiegen die erbrachten Bauleistungen in der Tiefbausparte zwischen 2021 und 2024 um 38 Prozent auf nominal rund 500 Milliarden US$. Real gerechnet dürfte der Anstieg aber aufgrund der hohen Inflation bei Bauleistungen deutlich niedriger ausgefallen sein.

    Straßen und Wassersektor sind besonders stark gewachsenErbrachte Bauleistungen 2024, in Milliarden US-Dollar, nominale Veränderung zu 2021 in Prozent
     

    Wert

    Veränderung

    Energie 

    147,6

    28,3

    Straße

    143,7

    43,4

    Öffentlicher Transport

    68,1

    21,0

    Abwasser, Abfall

    45,8

    65,9

    Frischwasser

    33,0

    73,7

    IKT

    28,6

    31,2

    Öffentliche Sicherheit

    18,9

    12,0

    Umwelt

    11,6

    52,6

    Quelle: Nationales Statistikamt 2025

    Tiefbau bis 2028 auf Wachstumskurs

    Für 2025 ist mit einer weiterhin lebhaften Bautätigkeit zu rechnen. Doch langsam macht sich der statistische Basiseffekt bemerkbar: Die starken Zuwachsraten der Vergangenheit lassen sich nicht unbegrenzt fortsetzen. Der FMI Construction Forecast erwartet ein Plus von nominal 5 Prozent bei den erbrachten Bauleistungen. Der Dodge Construction Forecast geht beim Wert der neu gestarteten Projekte hingegen von einem Anstieg von 9 Prozent aus. 

    Unter der Trump-Administration sind keine allzu großen Veränderungen zu erwarten. Der IIJA wurde mit großer Mehrheit von Republikanern und Demokraten 2021 verabschiedet. Jedoch dürfte es in der Verkehrspolitik eine stärkere Ausrichtung auf Straßenprojekte zulasten des öffentlichen Verkehrs und der Schiene geben. Zudem wird sich der Ausbau der regenerativen Energien verlangsamen. Fossile Energien sowie der Öl- und Gassektor können im Gegenzug mit Rückenwind rechnen etwa durch administrative Erleichterungen.

    Von Roland Rohde | Washington, D.C.

  • Tiefbau: Marktchancen für deutsche Unternehmen

    Deutsche Unternehmen haben bei Tiefbauvorhaben der öffentlichen Hand eine Chance, wenn ihre Dienstleistungen und Produkte Alleinstellungsmerkmale aufweisen. (Stand: Februar 2025)

    Seit Jahrzehnten gelten für Vorhaben auf Bundesebene lokale Wertschöpfungsklauseln (local content). Diese wurden unter der Präsidentschaft von Joe Biden mit den großen Konjunkturprogrammen – dem Infrastructure Investment and Jobs Act (IIJA), dem Inflation Reduction Act (IRA) und dem Chips and Science Act – noch einmal deutlich ausgeweitet und präzisiert.

    So wurde etwa zusammen mit dem IIJA der Build America, Buy America Act (BABA) erlassen. Dieser sieht für öffentlich geförderte Vorhaben einen "domestic content" vor, der oft bei mindestens 30 bis 40 Prozent liegt. Die Quote kann aber auch 100 Prozent erreichen, etwa bei Baustoffen für staatliche Infrastrukturvorhaben. 

    Die Vorschriften sehen jedoch Ausnahmen vor: Wenn es keine oder nicht genügend einheimische Anbieter gibt, können die Projektbetreiber mit Sondergenehmigungen weiterhin auf Importe setzen. Das kommt gar nicht so selten vor. So sind die USA immer noch auf die Einfuhr von Spezialstählen angewiesen. Bei Aluminium setzt das Land sogar zu 80 Prozent auf Importe. Als stumpfe Waffe hat sich der "local content" auch in zahlreichen Sparten des Maschinenbaus erwiesen.

    US-Einfuhren von Baumaschinen gaben 2024 zweistellig nach

    Nachdem die US-Einfuhren von Baumaschinen zwischen 2020 und 2023 rasant gestiegen waren, schrumpften die Brancheneinfuhren 2024 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund 17 Prozent auf unter 19 Milliarden US$, so die U.S. International Trade Commission.

    Die deutschen Baumaschinenhersteller blieben nicht verschont. Nachdem sich ihre Lieferungen in die Vereinigten Staaten zwischen 2021 und 2023 verdoppelt hatten, verzeichneten sie 2024 einen Rückgang von 29 Prozent. Damit lagen sie aber immer noch deutlich über dem Niveau von 2022.

    Der Hauptwettbewerber Japan kam 2024 noch mit einem blauen Auge davon, während Südkorea und das Vereinigte Königreich ähnlich starke Rückgänge wie Deutschland verzeichneten. Auch für China fiel der Rückgang vergleichsweise mild aus. Doch das Reich der Mitte hatte bereits 2023 herbe Umsatzverluste in den USA eingefahren. Chinesische Investitionsgüter sind insbesondere bei öffentlichen Vorhaben nicht mehr wohlgelitten. 

    Die Absatzaussichten für ausländische Anbieter von Baumaschinen und -stoffen dürften sich in allen Branchen unter Donald Trump eintrüben, denn er setzt auf Zölle. Von einer 10-Prozent-Abgabe auf chinesische Einfuhren könnten deutsche Konkurrenten noch profitieren. Doch der im Februar 2025 verhängte Zoll von 25 Prozent auf Aluminium und Stahl trifft alle mit gleicher Wucht. So hat das Stahlwerk Thüringen in Unterwellenborn am 18. Februar alle Stahlexporte in die USA vorerst gestoppt – mit der Begründung, sie rechneten sich nicht mehr. Dem Betrieb mit 700 Beschäftigten brechen damit 6 Prozent des Umsatzes weg.

    Bessere Aussichten durch Montage vor Ort oder Joint Ventures

    Um die protektionistischen Maßnahmen zu umgehen und die Chancen auf einen Zuschlag bei öffentlichen Projekten zu erhöhen, können deutsche Anbieter eigene Produktions- und Serviceniederlassungen in den USA einrichten. Dann werden sie als amerikanisches Unternehmen eingestuft. Der in den USA nochmals stärker als in Deutschland ausgeprägte Fachkräftemangel ist allerdings ein wesentlicher Hemmschuh bei solchen Expansionsbestrebungen. Alternativ könnten Joint Ventures gegründet werden mit einem amerikanischen Partner, der den lokalen Wertschöpfungsanteil abbildet. Auch Fusionen oder die Übernahme eines amerikanischen Unternehmens bieten einen Ausweg. 

    Im Bereich Infrastruktur gehören zu den Alleinstellungsmerkmalen der deutschen Wirtschaft in bestimmten Fällen ingenieurtechnische Planungen, energieeffizientes Bauen, Fassadengestaltungen, aufwendige Brücken- und Tunnelkonstruktionen, aber auch Komponenten der Wasser- und Recyclingtechnik. Bei erneuerbaren Energien sowie Wasser- und Klimaschutzprojekten weist die deutsche Wirtschaft einen Wissensvorsprung unter anderem bei der Einrichtung von Offshore-Windkraftfeldern auf. Ebenso ist sie bei bestimmten Anwendungen für Wasserstoff führend, etwa bei Elektrolyseverfahren oder der Erzeugung von grünem Stahl. Gleiches gilt für die Brennstoffzellentechnologie. 

    Von Roland Rohde | Washington, D.C.

  • Tiefbau: Projekte

    Nicht jedes Projekt im Schienenbereich dürfte realisiert werden. Bei erneuerbaren Energien verhalten sich die Investoren abwartend. (Stand: Februar 2025)

    Großprojekte im Tief-/InfrastrukturbauIn Milliarden US-Dollar

    Vorhaben

    Investitionssumme 

    ProjektstandProjektträger
    Sound Transit 3

    53,8

    in Planung, Inbetriebnahme 2041Sound Transit
    Investitionsplan von Amtrak

    50,0

    in Planung bis 2031Amtrak
    Texas High-Speed Rail

    20,0

    in Planung, Inbetriebnahme frühestens 2029Texas Central
    Brightline West

    12,0

    im Bau, Inbetriebnahme ab 2028Brightline
    Leslie D Thatcher Pumped Storage

    >10,0

    Baubeginn 2023 Hydropower Highway
    Second Avenue Subway Phase 2

    7,7

    Projektzuschlag 2024 erfolgt, Inbetriebnahme frühe 2030er-Jahre MTA
    Funding for Clean Water Infrastructure

    5,8

    Staatliches Investitionsprogramm ab 2024The White House
    San Diego Airport Terminal 1 Replacement

    3,4

    Teileröffnung Sommer 2025, Gesamteröffnung Anfang 2028 San Diego Airport
    Sun Bear Solar Project

    1,5

    in Planung, Inbetriebnahme 2028Canigou
    Quelle: Unternehmens- und Pressemeldungen; Recherchen von Germany Trade & Invest 2025

    Weitere Informationen zu Projekten finden Sie in der GTAI-Datenbank "Entwicklungsprojekte".

    Von Roland Rohde | Washington, D.C.

  • Wettbewerbssituation und Geschäftspraxis

    Vor allem im Tiefbau sind die Marktzutritts- und Handelsbarrieren hoch. Doch es gibt Lösungen. (Stand: Februar 2025)

    Insgesamt sind in den USA rund 160.000 Baufirmen registriert. Die 400 größten General-Bauunternehmen erzielten 2023 laut Engineering News Record (ENR) einen Umsatz von mehr als 550 Milliarden US-Dollar (US$), eine Steigerung von 14 Prozent gegenüber 2022. Die durchschnittliche (median) Gewinnmarge lag bei 4 Prozent. Hinzu kommen Spezialfirmen, die sich etwa auf Bedachungen oder die Bereiche Strom, Wasser, Gas und Feuerschutz für den Bausektor konzentriert haben. Die 600 größten Spezialanbieter erzielten 2024 einen Umsatz von 215 Milliarden US$, ein Plus von 15 Prozent zum Vorjahr.

    Umsatz der größten Branchenunternehmen2023, Umsatz in Milliarden US-Dollar, Anteil am Branchenumsatz in Prozent *)
    Sparte

    Wert

    Anteil

    Allgemeiner Hochbau

    366,1

    43,4

    Industrie

    105,7

    12,6

    Verkehr

    80,6

    9,5

    Energie

    62,1

    7,4

    Öl/Gas

    50,1

    5,9

    IKT

    49,2

    5,8

    Abwasser und Abfall (allgemein)

    13,6

    1,6

    Frischwasser

    11,1

    1,3

    Sondermüll

    5,2

    0,6

    * Umsatz der 400 größten General-Branchenunternehmen und der 600 größten Spezialanbieter.Quelle: ENR 2024

    Konzerne mit breiter Wertschöpfungskette

    Vor allem im klassischen Hochbau aktive Großunternehmen bieten oft eine komplett integrierte Wertschöpfungskette an. Dazu gehören die Produktion, der Handel und der Transport von Baumaterial sowie die architektonische und ingenieurtechnische Bauplanung und -ausführung. Der Marktführer Turner etwa dominiert laut Engineering News Record die Büro-, Gesundheits- und Bildungssparte. Daneben hat sich das Unternehmen auf Rechenzentren und den Informations- und Telekommunikationssektor spezialisiert. 

    Führende Bauunternehmen in den USAInlandsumsatz in Milliarden US-Dollar
     2023 Schwerpunkte
    Turner Construction16,5Hochbau (v. a. Gesundheit und Büros), Telekommunikation, Datenzentren
    MasTec11,8Energie, Öl/Gas, IKT
    KIEWIT11,7Verkehrsinfrastruktur (insb. Bahn und Häfen), Öl/Gas, Energie
    The Whiting-Turner Contracting10,4Hochbau
    DPR Construction9,2Hochbau, IKT, Öl/Gas
    Bechtel7,2Öl/Gas, Energie, Sondermüll
    Sanska USA7,1Hochbau, öffentlicher Verkehr
    Hensel Phelps7,1Hochbau, öffentlicher Verkehr (insbesondere Flughäfen)
    Aecom6,9Hochbau, insbesondere Sportstätten und Stadien
    Gilbane Building6,9Hochbau, insbesondere Erziehung
    Quelle: ENR - Top 400 Contractors 2024

    Bechtel konzentriert sich vor allem auf Kraftwerke, petrochemische Anlagen und ist der führende Anbieter im Bereich Sondermüll. MasTech ist führend im Kraftwerks- und Leitungsbau. Kiewit wiederum dominiert den Bahnsektor und das Hafengeschäft. Daneben ist die Firma im Öl- und Gassektor, bei Pipelines und Offshore-Projekten führend. Hensel Phelps gibt den Ton an beim Bau und der Modernisierung von Flughäfen. 

    Mittelgroße Baufirmen spezialisieren sich

    Daneben gibt es eine Reihe mittlerer und größerer Unternehmen, die Marktführer in bestimmten Sparten sind: Garney Construction im Wasser- und Abfallsektor, Gilbane im Erziehungsbereich, Suffolk bei Hotels und Messehallen sowie Aecom bei Sportstätten und Stadien. Beim Bau von industriellen Großanlagen sind Hoffmann und DPR wichtige Bauausführer. Doch bei Nahrungsmittel- und Getränkefabriken ist Gray Construction tonangebend. Autofabriken werden hingegen vor allem von Walbridge und Barton Mallow errichtet.

    Für deutsche Hersteller von Baumaschinen und Gebäudetechnik bestehen angesichts der umfangreichen staatlichen Programme und der insgesamt guten Branchenkonjunktur mittelfristig gute Geschäftsaussichten. In einigen Sparten des Baubereichs kann es aber durch Trumps erratische Wirtschaftspolitik zu Disruptionen kommen. Allgemein ist die Planbarkeit stark eingeschränkt. Für Architektur- und Planungsbüros sowie für Anbieter von Spezialbauleistungen sind die Chancen angesichts hoher Markteintrittsbarrieren beschränkt. Die Erlangung von Arbeitsvisa für Ausländer dürfte sich künftig schwieriger gestalten.

    Ausgewählte Strukturdaten zur Bauwirtschaft in den USANominale Veränderung zum Vorjahr in Prozent
    Kennziffer

    2023

    2024

    Veränderung 

    Bautätigkeit nach Sparten (in Milliarden US$)

     

     

     

    Insgesamt, davon:

    2.023,7

    2.154,4

    6,5

      Wohnungsbau

    877,6

    929,7

    5,9

      gewerblicher Hochbau

    684,8

    727,4

    5,2

      Tiefbau/Infrastrukturbau 

    461,3

    497,3

    7,8

    Bautätigkeit nach Projektbetreibern (in Milliarden US$)

     

     

     

       öffentlich

    450,7

    492,7

    9,3

       privat

    1.573,0

    1.661,7

    5,6

    Daten zum Wohnbau (Einheiten in 1.000)

     

     

     

    Baugenehmigungen

    1.511,1

    1.471,4

    -2,6

    Baubeginn

    1.420,0

    1.366,0

    -3,8

    Private Hausverkäufe

    666,0

    683,0

    2,6

    Durchschnittlicher Verkaufspreis (Neubauten, in 1.000 US$)

    514,0

    512,0

    -0,4

    Quelle: Nationales Statistikamt 2025

    Geschäftspraxis

    Beim Markteintritt sehen sich deutsche Firmen durch Bestimmungen zu Mindeststandards bei der lokalen oder regionalen Wertschöpfung sowie der Förderung ausschließlich lokaler Unternehmen vor schwierige Herausforderungen gestellt. Hinzu kommt die teilweise anzutreffende Beschäftigungspflicht für lokale Arbeitnehmer. Hier macht sich der Fachkräftemangel zusätzlich negativ bemerkbar. 

    Neben den Local-content-Anforderungen aus den großen Konjunkturprogrammen gibt es noch branchenspezifische Handelshemmnisse. So darf das Material für den Schienenwegebau des staatlichen Bahnkonzerns AMTRAK ab einem Projektwert von 1 Million US$ nur von inländischen Herstellern bezogen werden. Gleiches gilt für Projekte gemäß dem Clean Water Act. Ähnliche Vorschriften erlassen die US-Bundesstaaten sowie Kommunen bei Bauausschreibungen.

    Chancen im Prinzip nur im Zulieferbereich oder in Nischen

    Bei öffentlichen Projekten werden nationale Unternehmen per Gesetz und Vergabepraxis bevorzugt. Es ist für internationale Firmen nur sehr schwer möglich, den Zuschlag für ein Gesamtvorhaben zu erlangen. Dies ist meist nur als Joint-Venture-Partner oder durch die Übernahme einer US-Firma möglich. Letztendlich liegen die Chancen für deutsche Firmen im Spezial- und Zulieferbereich beziehungsweise überall dort, wo es US-Firmen an Expertise mangelt.

    Das trifft bei der Infrastruktur vor allem auf den Bahnsektor zu. Die USA verfügen über wenig praktische Erfahrung im Hochgeschwindigkeitsbereich, da die ersten Projekte erst Ende des Jahrzehnts in Betrieb gehen werden. Vorteilhaft aus deutscher Sicht dürfte dabei sein, dass die chinesische Konkurrenz aufgrund von Sicherheitsbedenken nicht zum Zuge kommen wird. Gleiches gilt für die Häfen, wo etwa die US-Regierung sämtliche Krane "made in China" demontieren möchte. 

    Grundsätzlich ist ein vorsichtiger Umgang mit dem Logo "made in Germany" zu empfehlen. "Made in America" erweist sich im Gegenzug eigentlich immer als absatzfördernd. Der Motorsägehersteller Stihl beispielsweise hat es nach eigenen Angaben durch ein geschicktes Marketing erreicht, dass seine Marke als einheimisch wahrgenommen wird. Zusammengefasst bietet sich für deutsche Firmen das Motto "German Engineered Manufactured in America" an.

    Von Roland Rohde | Washington, D.C.

  • Zulieferprodukte Baustoffe: Zement, Beton

    Die Zementhersteller stehen unter einem starken Importdruck, was zu Zöllen führen könnte. Die Branche zeichnet sich durch eine lebhafte Übernahmetätigkeit aus. (Stand: Februar 2025)

    Die Produktion und der Verbrauch von Zement gingen 2023 und 2024 spürbar zurück, so der U.S. Geological Survey. Diese Zahlen überraschen, denn die US-Konjunktur befand sich in beiden Jahren in äußerst guter Verfassung. Gleiches gilt für den Bausektor: Die erbrachten Bauleistungen stiegen 2023 und 2024 nominal um jeweils rund 7 Prozent zum Vorjahr, berichtet das nationale Statistikamt.

    Indikatoren zum Zementmarkt in den USA In Millionen Tonnen
     

    2022

    2023

    2024 *)

    Produktion von Zement

    90,1

    88,2

    84,5

    Import von Zement

    19,2

    20,7

    20,1

    Inlandsverbrauch von Zement

    109,3

    108,9

    104,6

    Produktion von Klinker

    79,5

    76,6

    71,5

    Import von Klinker

    1,0

    1,0

    0,9

    Inlandsverbrauch von Klinker

    80,5

    77,6

    72,4

    Wertmäßige Zementproduktion (in Mrd. US$)

    13,0

    16,0

    k. A.

    * Hochrechnung auf Basis der ersten elf Monate.Quelle: U.S. Geological Survey 2025

    Aus dem Wohnungsbau kommen traditionell wenig Impulse für die Zementhersteller. Hier entstehen vor allem Einfamilienhäuser in einfacher Holzbauweise (überwiegend aus Pressholzplatten). Nur das Fundament besteht aus Beton. Der Infrastruktursektor sowie der gewerbliche Hochbau sind die wichtigsten Nachfragesegmente für Zement.

    Die US-Branchenhersteller stehen unter dem Konkurrenzdruck von günstigeren ausländischen Anbietern. Der größte Zulieferer war 2024 die Türkei mit gut 7 Millionen Tonnen. Es folgten Kanada und Griechenland mit rund 5 Millionen respektive knapp 2 Millionen Tonnen. Der durchschnittliche Preis pro Tonne aus der Türkei und aus Griechenland lag bei 80 US-Dollar (US$). Zement aus Kanada war mit 120 US$ deutlich teurer.

    Preiswerte Zementimporte aus der Türkei

    Es stellt sich die Frage, inwieweit Zementeinfuhren Trumps Zollpolitik zum Opfer fallen könnten. Die Importe von Aluminium und Stahl belegte er bereits mit einem Satz von 25 Prozent. Deutsche Anbieter dürften die Diskussionen aber nicht sonderlich interessieren, da sie direkt zumindest kaum betroffen wären. Ihre Lieferungen in die USA fielen 2024 minimal aus. Auch China der mit Abstand größte Zementhersteller der Welt spielt kaum eine Rolle.

    Zement wird in den USA in 99 Werken in 34 Bundesstaaten und in zwei Werken in Puerto Rico hergestellt. Führende Standorte sind Texas, Missouri, Kalifornien und Florida. In diesen vier Bundesstaaten konzentrierten sich 2024 über 40 Prozent der landesweiten Produktion. Die Branche ist gekennzeichnet durch eine relativ geringe Kapazitätsauslastung und eine rege Übernahmetätigkeit. Heidelberg Materials beabsichtigt nach eigenen Angaben die Übernahme des US-Konkurrenten Giant Cement für 600 Millionen US$.

    Von Roland Rohde | Washington, D.C.

  • Zulieferprodukte: Türen und Fenster

    Zwar dominieren US-Hersteller und die Konkurrenz aus Kanada sowie Mexiko den Markt. Für deutsche Anbieter bestehen aber bei Spezialprodukten gute Absatzchancen. (Stand: Februar 2025)

    Die US-Nachfrage nach Fenstern und Türen entwickelt sich weiterhin positiv. Darin sind sich die führenden Marktforschungsunternehmen einig. Über die Marktgröße gibt es jedoch teils stark voneinander abweichende Angaben, was im Fall der Vereinigten Staaten aber mehr Regel als Ausnahme ist.

    Grand View Research beziffert das Marktvolumen 2023 auf knapp 28 Milliarden US-Dollar (US$). Bis 2030 erwarten die Analysten einen Wert von 35 Milliarden US$. Das entspräche einem jährlichen Zuwachs von nominal 3,4 Prozent. Die Konkurrenz von Aritzon kommt für Nordamerika (einschließlich Kanada) für 2023 auf einen Wert von 64 Milliarden US$. Bis 2029 sagt sie ein Volumen von 85 Milliarden US$ voraus. Damit ergäbe sich ein Plus von 4,5 Prozent per annum.

    Marktvolumen bei 140 Millionen Einheiten

    Laut Freedonia belief sich der mengenmäßige Absatz an Türen und Fenstern in den USA 2023 auf rund 140 Millionen Einheiten. Bis 2029 soll er auf 154 Millionen Stück zulegen, ein jährliches Plus von 1,7 Prozent. Wertmäßig betrachtet also einschließlich der Inflation dürfte das Wachstum damit bei rund 4 Prozent pro Jahr liegen.

    Immerhin liegen die drei Marktanalysten damit bezüglich der Zuwachsraten relativ nahe beieinander. Die Prognosen kann man guten Gewissens als eher vorsichtig bezeichnen, denn in der Hauptabnehmerbranche – dem Hochbau – stehen die Zeichen in vielen Sparten auf Expansion. 

    Deutsche Unternehmen fristen Nischendasein

    US-Firmen dominieren den Markt, sodass das Importvolumen relativ klein ausfällt. Die Einfuhren von Fenstern und Türen (ohne Schlösser und Beschläge) summierten sich 2024 auf 3,6 Milliarden US$, so die U.S. International Trade Commission. Gegenüber 2023 kam dies einem Plus von 3 Prozent gleich.

    Etwa 40 Prozent der Fenster- und Türenimporte kamen 2024 aus Kanada und Mexiko. Daneben spielten Kolumbien und China eine wichtige Rolle als Zulieferer. Deutsche Anbieter tätigen nur in Nischen Geschäfte. Für sie ist unter anderem der Fabrikbau von Interesse. Ihre Türen- und Fensterlieferungen in die USA gingen 2024 um 20 Prozent auf gut 100 Millionen US$ zurück.

    Von Roland Rohde | Washington, D.C.

  • Zulieferprodukte: Heizungs-, Kälte- und Lüftungstechnik

    Der Markt wächst ungebrochen. Die Einfuhren aus Deutschland erreichten 2024 einen Rekordwert. (Stand: Februar 2025)

    Der amerikanische Markt für Wärme-, Kälte- und Lüftungstechnik durchlief 2023 eine Durststrecke, die vor allem auf den schwachen Wohnungsbau zurückzuführen war. Doch 2024 standen die Zeichen wieder auf Wachstum. Laut dem Air-Conditioning, Heating, and Refrigeration Institute legte der Umsatz von Branchengeräten (ohne Luftreiniger oder -befeuchter) um knapp 6 Prozent auf gut 22 Millionen Geräte zu. Damit lag das Geschäft aber immer noch deutlich unter dem Rekordergebnis von 2022.

    Der Markt wächst wieder Absatz an Heiz-, Lüftungs- und Klimatechnik (in Mio. Einheiten, Veränderung zum Vorjahr in Prozent)
    Sparte

    2024

    Veränderung

    Klimaanlagen

    5,6

    10,3

    Wasserboiler (elektr., Privathaushalt)

    5,1

    3,1

    Wasserboiler (gasbetr., Privathaushalt)

    4,2

    -2,7

    Luftwärmepumpen

    4,1

    14,0

    Gasheizungen

    3,1

    4,4

    Wasserboiler (gewerblich)

    0,2

    1,0

    Ölheizungen

    <0,1

    32,8

    insgesamt

    22,3

    5,7

    Quelle: Air-Conditioning, Heating, and Refrigeration Institute 2025

    Für die kommenden Jahre gehen praktisch alle Marktforschungsunternehmen davon aus, dass der Aufschwung anhält. Doch die Vorhersagen liegen teils deutlich auseinander. Grand View Research beziffert das Marktvolumen für 2023 auf gut 32 Milliarden US-Dollar (US$) und erwartet für 2030 einen Wert von rund 50 Milliarden US$. Das entspräche einem jährlichen Wachstum von nominal gut 7 Prozent. IBIS World prognostiziert für den Zeitraum einen Anstieg von 52 Milliarden auf fast 62 Milliarden US$.

    Brancheneinfuhren steigen zweistellig

    Auch die Zollstatistik spiegelt – zumindest in der Vergangenheitsbetrachtung – ein kräftiges Wachstum wider. So stiegen die Brancheneinfuhren 2024 um gut 12 Prozent zum Vorjahr auf rund 32,6 Milliarden US$. Fast zwei Drittel davon kamen aus China, Kanada und Mexiko. Die drei Länder dominieren den Markt für relativ einfache Haushaltstechnik.

    Deutsche Anbieter spielen in Nischen und bei sehr hochwertigen Produkten eine bedeutende Rolle, etwa bei Anlagen für Halbleiterfabriken, die Reinlufttechnik benötigen. Bei Rechenzentren wiederum ist eine besonders stromsparende Kühlung vonnöten. Die deutschen Branchenlieferungen in die USA legten 2024 um 22 Prozent auf knapp 1,6 Milliarden US$ zu. Gegenüber 2020 kam das einer Steigerung von drei Vierteln gleich.

    Von Roland Rohde | Washington, D.C.

  • Zulieferprodukte: Aufzugs- und Fördertechnik

    Die Nachfrage nach Aufzugs- und Fördertechnik entwickelt sich weiterhin lebhaft. Davon können deutsche Anbieter überdurchschnittlich profitieren. (Stand: Februar 2025)

    Der Bedarf an Aufzügen und Rolltreppen in den USA wird in den nächsten Jahren stetig wachsen davon gehen die meisten Marktforschungsunternehmen aus. Laut GlobeNewswire wurden in dem Land 2023 rund 33.800 Einheiten verkauft. Bis 2029 soll diese Zahl auf gut 40.000 Stück pro Jahr steigen. Das entspräche der Agentur zufolge einem jährlichen Wachstum von knapp 3 Prozent.

    Die Konkurrenz von Next Move Strategy Consulting beziffert das Marktvolumen für 2023 auf 19,4 Milliarden US-Dollar (US$). Bis 2030 soll es auf 29 Milliarden US$ zulegen, was einem Plus von fast 5 Prozent pro Jahr gleichkommt. Zudem wird industrielle Fördertechnik nachgefragt: IBIS World schätzt das Marktvolumen (einschließlich Gabelstaplern) für 2023 auf gut 40 Milliarden US$. Getrieben wird das Wachstum von einer regen Bautätigkeit.

    Deutschland auf Rang 3 der Einfuhrstatistik

    Die Einfuhren von Aufzugs- und Fördertechnik sind in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen und summierten sich 2024 auf 11,4 Milliarden US$, so die U.S. International Trade Commission. Deutsche Zulieferer konnten sogar überdurchschnittlich zulegen. Auf der Rangliste der größten Lieferländer lagen sie 2024 nur noch knapp hinter Mexiko und Kanada, aber deutlich vor China und Japan auf Rang 3.

    Koreanische Anbieter drängen mit Vehemenz in den Markt

    Firmen aus Südkorea konnten ihre Lieferungen in die USA 2023 und 2024 exponentiell steigern. In der Importstatistik belegten sie 2024 bereits Rang 4. Hyundai Elevator etwa verfolgt ein ehrgeiziges Globalisierungsprogramm. Zwischen 2022 und 2030 soll der Anteil des Auslandsgeschäfts von 20 auf 50 Prozent steigen, berichtet Korea JoongAng Daily.

    Von Roland Rohde | Washington, D.C.

  • Zulieferprodukte: Schalt- und Stromverteilungstechnik

    Der Bau von Fabriken und Rechenzentren sowie der Ausbau der Stromnetze treiben den Bedarf. Deutschland hat eine relativ starke Position bei Schalttechnik im Mittelspannungsbereich. (Stand: Februar 2025)

    Die Nachfrage nach Schalt- und Stromverteilungstechnik in den USA bleibt hoch. Vor allem in den großen Abnehmerbranchen, dem Hochbau und der Elektrizitätswirtschaft, stehen die Zeichen weiterhin auf Expansion. Besonders starke Impulse kommen aus dem Bau von Rechenzentren. 

    Getrieben vom Boom der künstlichen Intelligenz (KI) investieren die großen Techkonzerne massiv in neue Kapazitäten. Doch KI hat einen großen Nachteil: Sie lässt den Strombedarf der Datenzentren rapide ansteigen. Laut einer Studie des Electric Power Research Institute dürfte dieser alleine zwischen 2023 und 2030 um 80 Prozent steigen. 

    Bundesstaaten, in denen besonders viele Rechenzentren angesiedelt sind, investieren daher kräftig in neue Stromerzeugungs- und Verteilungskapazitäten. Dabei hilft der Ende 2021 erlassene Infrastructure Investment and Jobs Act (IIJA). Dieser stellt für den Bau von Kraftwerken und Leitungsnetzen laut Angaben des Weißen Hauses rund 65 Milliarden US-Dollar (US$) zur Verfügung. 

    Stromsektor wird kräftig ausgebaut

    Die USA müssen einen Großteil ihres Bedarfs an Schalt- und Stromverteilungstechnik importieren. Das Gros der Produktion wurde bereits vor vielen Jahren in Niedriglohnländer verlagert. Insgesamt beliefen sich die Brancheneinfuhren (ohne gedruckte Schaltungen) 2024 laut U.S. International Trade Commission auf fast 74 Milliarden US$, ein Plus von gut 6 Prozent zum Vorjahr. Im Vergleich zu 2020 ergibt sich sogar eine Steigerung von 60 Prozent.

    Ein gutes Drittel der Branchenimporte stammt aus Mexiko, wo US-Unternehmen große Fertigungskapazitäten besitzen. Mit deutlichem Abstand folgt China als zweitwichtigstes Lieferland in der Importstatistik. Deutschland lieferte 2024 für rund 3 Milliarden US$ Schalt- und Stromverteilungstechnik in die USA. Deutsche Firmen besitzen bei Mittelspannungstechnik eine relativ starke Wettbewerbsposition. 

    Von Roland Rohde | Washington, D.C.

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & InvestAußenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft
    Deutsch-Amerikanische Handelskammern (AHK USA)Anlaufstellen für deutsche Unternehmen in den USA
    U.S. Department of Housing and Urban DevelopmentBundesministerium für Wohnungsbau und Stadtentwicklung
    Database of State Incentives for Renewables & Efficiency (DSIRE)Überblick über Förderprogramme im Bereich Energieeffizienz
    U.S. Census BureauStatistisches Bundesamt
    National Association of Home Builders (NAHB)Bundesverband für Wohnungsbau
    Association of Equipment Manufacturers (AEM)Herstellerverband für Bau- und Bergbaumaschinen
    National Association of Realtors (NAR)Bundesverband der Immobilienmakler
    Associated Builders and Contractors, Inc. (ABC)Vereinigung der Bau- und Subunternehmer
    Portland Cement AssociationVerband für Zementhersteller
    U.S. Green Building Council (USGB)Bundesvereinigung für grüne Gebäude
    American Road & Transportation Builders Association (ARTBA)Bundesverband für Verkehrswegebau
    Engineering News Record (ENR)Fachzeitschrift, monatlich
    CONEXPO-CON/AGGFührende internationale Baumaschinenmesse, alle drei Jahre, nächster Termin 03.-07.03.26 in Las Vegas
    NAHB International Builders’ ShowInternationale Fachmesse, jährlich, 17.-19.02.26 in Orlando, Florida
    ICUEE - The International Construction and Utility Equipment ExpoInternationale Fachmesse, jährlich, nächster Termin: 07.-09.10.25 in Kentucky
nach oben
Feedback
Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.