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Special USA Coronavirus
Die Zahl der Infektions- und Todesfälle ist in den USA die höchste weltweit. Für Medizinprodukte und Schutzausrüstung werden Milliardensummen ausgegeben. (Stand: 11. Februar 2021)
Von Heiko Steinacher | San Francisco
Der großflächige Ausbruch des Coronavirus stellt die USA vor gewaltige Probleme. Neben Ausrüstungen zur Behandlung der Patienten und zum Schutz des medizinischen Personals sind auch Chemikalien für Tests mancherorts immer noch knapp. Das Infektionsgeschehen hat sich in den USA zwar verlangsamt, doch bereiten die Virusmutationen den Gesundheitsbehörden Sorgen. Die meisten Neuausbrüche bezogen auf die Bevölkerung verzeichnen US-Bundesstaaten im Süden und Südosten.
Sorgen bereiten außerdem die zunehmenden Depressions- und Todesfälle in US-Langzeitpflegeeinrichtungen. Immer mehr ältere Menschen können die lang anhaltende soziale Isolation nicht mehr verkraften.
Für medizinische Vorräte an Masken und Beatmungsgeräten geben US-Bundesstaaten Milliardensummen aus. Wie viel, wofür genau und an wen, darüber scheint sich die Auskunftsbereitschaft aber in Grenzen zu halten. Relativ detaillierte Angaben stellt Illinois zur Verfügung.
US-Präsident Joe Biden kündigte an, dass er in den ersten hundert Tagen seiner Amtszeit 100 Millionen Impfungen ermöglichen will. Sollte das gelingen, hätte bis Ende April 2021 rund ein Drittel der US-Amerikaner Immunschutz. Allerdings ist die Auslieferung von Impfstoff in dem Flächenland ein großes Problem. So ist der Impffortschritt von Bundesstaat zu Bundesstaat sehr verschieden. Überdurchschnittlich schnell kommen voran: Alaska, West Virginia, Connecticut, New Mexico, North Dakota, South Dakota und die Hauptstadt Washington D.C.
Zur Versorgung der Bevölkerung mit Impfstoff werden außerdem zahllose pharmazeutische Behälter benötigt. Davon profitiert unter anderem der deutsche Spezialglashersteller Schott.
Zur Vermeidung von Lieferengpässen und zur schnelleren Verfügbarkeit im Kampf gegen die Coronapandemie stellt die FDA Sondergenehmigungen (Emergency Use Authorizations; EUA) für Medizinprodukte und Schutzausrüstung aus. Mitte Dezember wurden EUA für einen Corona-Impfstoff und einen -Schnelltest für den Privatgebrauch erteilt. Im August hat Donald Trump Regierungsstellen angewiesen, „essenzielle Medikamente“ nur noch von US-Herstellern zu beziehen; die Überwachungsbehörde FDA hat hierzu Ende Oktober eine entsprechende Liste veröffentlicht. Der neue US-Präsident Joe Biden verfolgt einen ähnlichen Ansatz.
Um dem anhaltenden Mangel an medizinischen Ausrüstungen durch den Zustrom neu erkrankter Patienten zu begegnen, bekamen Krankenhäuser und andere medizinische Einrichtungen im Rahmen eines gigantischen US-Hilfspakets 100 Milliarden US$. Insgesamt umfasste dieses Hilfspaket rund 2,2 Billionen US$. Es ist das bislang größte, um die Folgen der Coronavirus-Epidemie abzufedern.
Auch das gegen Ende Dezember verabschiedete, neue Corona-Hilfspaket sieht weitere Mittel für den Kampf gegen das Coronavirus vor: darunter 20 Milliarden US$ für die Beschaffung von Impfstoffen, 9 Milliarden US$ für die Verteilung der Impfstoffe und 22 Milliarden US$ zur Verbesserung von Tests, Rückverfolgung und Virusbekämpfung.
Biontech wird mit seinem US-Partner Pfizer im Jahr 2021 rund 1,3 Milliarden Impfdosen seines Corona-Vakzins produzieren. Dafür stellt Pfizer unter anderem mehrere US-Werke zur Verfügung, die als Logistikzentren ("Freezer Farms") dienen. Der US-Hersteller Moderna kooperiert bei der Produktion und Verteilung seines Impfstoffs mit dem Schweizer Lonza-Konzern. Anfang Februar hat auch der US-Konzern Johnson & Johnson bei der FDA eine Notfallzulassung für seinen Corona-Impfstoff beantragt; dieser muss nur einmal gespritzt werden.
In seinen ersten 100 Amtstagen will der neu gewählte US-Präsident Joe Biden 100 Millionen Impfdosen injizieren lassen. Dadurch sollen bis Ende März 2021 etwa 50 Millionen Menschen in den USA vor dem Virus geschützt sein (bei einer Gesamtbevölkerung des Landes von knapp 330 Millionen). Außerdem setzt sich die neue US-Regierung zum Ziel, dass sich bis Ende Juni 2021 alle US-Einwohner impfen lassen können sollen, die das möchten.
Neben dem überforderten und offenbar stark unterfinanzierten US-Gesundheitswesen, ist das Sozialsystem ein weiteres Problem bei der Bewältigung der Coronakrise. Einige US-Bürger sind so schwach krankenversichert, dass sie sich die Selbstbehalte für die Coronavirus-Behandlung kaum leisten können.
Wegen des enormen Kostendrucks im teuren US-Gesundheitswesen haben die staatlichen Fürsorgeprogramme Medicare und Medicaid, aber auch private Krankenversicherungen die Beiträge und Eigenbeteiligungen ihrer Mitglieder schon Anfang 2020 deutlich erhöht. Viele Menschen suchten daher bereits vor dem Pandemieausbruch nur noch in Notfällen einen Arzt auf.
Videochats mit Medizinern sollen Orientierungshilfe für Menschen mit Coronavirus-Symptomen geben. Für diese telemedizinische Beratung und Coronavirus-Tests müssen Patienten nach den jüngsten Gesetzesänderungen nichts zuzahlen. Für Behandlungskosten gibt es aber einen Selbstbehalt, bei Medicare-Patienten üblicherweise 20 Prozent.
Die Internet- und Tech-Konzerne in den USA wie auch in China trainieren die Algorithmen ihrer KI (künstliche Intelligenz) darauf, schnell zu erkennen, ob die Probe eines Patienten Anzeichen der Lungenkrankheit Covid-19 aufweist. Die Google-Tochter DeepMind geht mit ihrer KI Alphafold noch einen Schritt weiter und versucht, Coronavirus-Proteine anhand berechneter Strukturen virtuell nachzubilden. Gelungen ist das aber noch nicht. Dennoch helfen KI-Technologien bei der Auswertung zahlloser Studien und Datenbanken, um effektive Wirkstoffe entwickeln zu können.
Mitte November haben wir gemeinsam mit unserem US-Partner Alira Health über Herausforderungen und Chancen in der US-Gesundheitswirtschaft gesprochen, insbesondere vor dem Hintergrund der Pandemieentwicklung aber auch im Hinblick auf den Regierungswechsel in Washington: hier der Link zum Webinarmitschnitt.
Indikator | 2019 |
---|---|
Bevölkerungsgröße | 329,272 Mio. 1) |
Anteil der Bevölkerung über 65 Jahre | 16,2 1) |
Anzahl Ärzte pro 1.000 Einwohner | 2,61 (2017) |
Anzahl Krankenhausbetten pro 1.000 Einwohner | 8,95 (2016) |
Gesundheitsausgaben pro Kopf | 10.600 bis 11.200 (2018) 2) |