Die USA erleben 2021 ein starkes Wirtschaftswachstum, getragen vom Konsum, dem Servicesektor und den Investitionen. (Stand: 29. Oktober 2021)
Eine Serie von Konjunktur- und Hilfsprogrammen haben Firmen mit weniger als 500 Beschäftigten über die Pandemie hinweg finanziell entlastet, den Konsum am Leben erhalten und für Perspektiven gesorgt. Im Ergebnis startete eine Vielzahl dieser Unternehmen 2021 mit einer höheren Effizienz durch.
Parallel dazu griff die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) den von Staatshilfen nur punktuell erfassten großen Konzernen mit Krediten zu extrem niedrigen Zinsen unter die Arme. Die Fed unterstützt darüber hinaus den Staat auf allen Verwaltungsebenen, indem sie öffentliche Schuldtitel im Wert von 120 Milliarden US-Dollar (US$) pro Monat in ihre Bücher nimmt. Ende 2021 könnte die Fed von diesem Vorgehen abrücken, um der inzwischen wachsenden Inflationsgefahr zu begegnen, wie US-Notenbankchef Jerome Powell betonte.
Die US-Wirtschaft verzeichnete im Oktober 2021 einen beschleunigten Produktionsanstieg. Führend war dabei der Dienstleistungssektor, insbesondere die Sektoren Logistik sowie Transport und Lagerwirtschaft, Handel und Unternehmensdienstleistungen. Das Monatswachstum war das stärkste seit Juli, wenn auch schwächer ausgeprägt als zu Beginn des Jahres, so das Resümee des neuesten Berichts IHS Markit Flash U.S. Composite PMI.
Im Oktober konnten aufgestaute Aufträge schneller abgebaut werden, die Lieferengpässe bei Ausgangsprodukten sowie der Fachkräftemangel seit Monaten verursachen. Aufgrund von Anti-Covid-Maßnahmen der Regierung hatte sich die Beschäftigungslage leicht entspannt, weshalb mehr produziert werden konnte.
Die Konsensprognose der Blue Chip Economic Indicators für das reale Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) 2021 erreichte zuletzt im September 5,2 Prozent. Das ist deutlich niedriger als die ursprünglichen Prognosen von zunächst knapp 7 Prozent und anschließend annähernd 6 Prozent. Gründe für die Anpassung nach unten waren der stockende Impffortschritt in den USA und der grassierenden Delta-Variante des Covid-19-Virus.
Industrie erholt sich
Das Institute for Supply Management (ISM) berichtet seit 16 Monaten in Folge von steigenden Auftragseingängen, wachsenden Produktionszahlen und einem sich erholenden Beschäftigungsstand im produzierenden Gewerbe.
Von allen durch das ISM betrachteten Branchen erzielten 17 im September Wachstum. Rückgänge gegenüber dem Vormonat verzeichnete lediglich die holzverarbeitende Industrie.
Moderates bis sehr starkes Industriewachstum
Für wachsenden Bedarf an chemischen Erzeugnissen sorgen großenteils die Endverbrauchermärkte, vor allem bei langlebigen Gebrauchsgütern. Neben Haushaltsgeräten und Unterhaltungselektronik zählen dazu auch der Fahrzeug- und Baumarkt. Die 2021 in den USA deutlich anziehende Nachfrage nach Autos dürfte noch eine Weile stark bleiben.
Davon profitieren Anbieter von Spezialchemikalien, insbesondere von Lacken und Beschichtungen. Darüber hinaus erhöht der in den USA erwartete E-Auto-Boom die Nachfrage nach Batteriechemikalien. Trends in der US-Automobilbranche beleuchten wir gemeinsam mit Partnern in diesem Webinar, den Einfluss der Halbleiterkrise in einem weiteren.
Wesentliche Ergebnistreiber für die Hersteller von Medizintechnik sind Behandlungen, die während der Pandemie hintangestellt wurden, darunter von neurologischen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Stark gefragt sind E-Health-Lösungen. Die Akzeptanz der Telemedizin steigt, und für Künstliche Intelligenz bieten sich immer mehr Einsatzbereiche. In einem Webinar mit Partnern haben wir über Herausforderungen und Chancen in der US-Gesundheitswirtschaft gesprochen.
Fachkräftemangel und Lieferengpässe
Probleme sehen die Industriemanager neben dem chronischen Thema des Facharbeitermangels in langen Wartezeiten, Mengenbeschränkungen und Kostenexplosionen bei der Anlieferung von Ausgangsmaterial und Zwischenprodukten.
Halbleiter und Rechenchips sind als Einbauteile für langlebige Industrieerzeugnisse schon seit längerer Zeit knapp, doch kommt es auch bei anderen Komponenten zu Engpässen.
Das System der „Lean Production“ beziehungsweise „Just in Time“ wird aktuell in den Firmenvorständen und Planungsstäben neu überdacht. Begriffe wie „Reshoring“, Wiedereingliederung einst outgesourcter Komponentenfertigungen sowie eine vorsorgliche Lagerhaltung machen stattdessen die Runde.
Auch stehen milliardenschwere Investitionen in Transportsysteme kurz bevor, darunter in den Güterverkehr per Schiene. Die Luftfahrtindustrie wurde im Laufe der letzten zwölf Monate bereits mehrfach mit massiven Staatshilfen bedacht. Entwicklungen in der zivilen Luftfahrtindustrie zeigen wir speziell in diesem Kurzvideo auf.
Maschinenbau und Metallindustrie strukturieren um
Der klein- und mittelständische Maschinenbau sowie die Verarbeiter von Kunststoffen und Metallen investieren vorrangig in die Digitalisierung und Automatisierung ihrer Produktion. Auf diese Weise können sie die physischen Abstände zwischen den Arbeitsplätzen vergrößern sowie ihre Mitarbeiter besser vor Infektionsübertragungen schützen. Hinzu kommen Effizienzsteigerungen und kürzere Umrüstzeiten für die Herstellung neuer Produkte.
Von Ullrich Umann,
Heiko Steinacher
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Washington, D.C., San Francisco