Gute Perspektiven im Markt für Labortechnik

Die Abnehmerbranchen für Analyse-, Bio- und Labortechnik in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) haben sich nach der Coronakrise größtenteils gefangen und melden positive Zahlen für 2021. Wachstumstreiber sind neben dem Gesundheitssektor und der Medizintechnik vor allem die Chemiebranche, die Pharmaindustrie sowie Forschung und Entwicklung (FuE). Der Anspruch an Qualität und Sicherheit nimmt zu. Für deutsche Anbieter bietet das Land daher interessante Absatzmöglichkeiten.

Vor allem das Streben des Golfstaates, sich als Outsourcing-Standort für Labortests, diagnostische Experimente und die Forschung zu etablieren, sorgt für eine steigende Nachfrage nach analytischen und labortechnischen Instrumenten. Laut einer Studie des Marktanalyseinstituts Transparent Research soll das Marktvolumen für klinische Labordienstleistungen mit einer durchschnittlichen Wachstumsrate von 5,4 Prozent von 1,6 Milliarden US-Dollar (US$) im Jahr 2016 auf 2,6 Milliarden US$ bis 2025 ansteigen.

Gesundheitswesen auf hohem Niveau

Die VAE verfügen über ein umfassendes, staatlich finanziertes Gesundheitssystem, das seiner Bevölkerung einen hohen Standard bietet. Vor allem wollen die Emirate mit hochwertiger technischer Ausrüstung ihrer Gesundheitseinrichtungen, kurzen Wartelisten und einer angenehmen Umgebung für die Genesung punkten. Dabei ist die stationäre Versorgung im Krankenhaus am weitesten entwickelt. In den letzten Jahren wurde aber auch viel in die Primärversorgung und Rehabilitation investiert. Manche Einrichtungen befinden sich auf Weltspitzenniveau.

Im Oktober 2021 kündigte der Premierminister der VAE, Sheikh Mohammed bin Rashid al Maktoum, einen Bundeshaushalt für den Zeitraum von 2022 bis 2026 in Höhe von 80 Milliarden US$ an. Ein Großteil der Ausgaben soll für die soziale Entwicklung des Landes, einschließlich des Gesundheitswesens, verwendet werden. Im laufenden Jahr 2022 sind dafür 1,4 Milliarden US$ vorgesehen. Das Wachstum wird auch durch Investitionen in die Digitalisierung vorangetrieben. Im Rahmen ihrer KI-Strategie (Künstliche Intelligenz) beabsichtigen die VAE umgerechnet circa 2 Milliarden US$ zu investieren, Digital Health eingeschlossen.

Pharmabranche entwickelt sich dynamisch

Die Umsatzerlöse der emiratischen Chemieproduzenten stiegen zwischen 2010 und 2019 um durchschnittlich 25 bis 30 Prozent pro Jahr auf etwa 4 Milliarden bis 5 Milliarden US$, schätzen Branchenkenner. Die Nachfrage nach Pharmaerzeugnissen ist robust und dürfte auch in den kommenden Jahren weiter zulegen. Das Analyseinstitut Fitch Solutions schätzt das Marktvolumen 2021 auf 6,4 Milliarden US$, das mit einer jährlichen Wachstumsrate von 4 Prozent bis 2029 auf 8,3 Milliarden US$ ansteigen soll.

VAE will lokale Produktion in der Pharmaindustrie ausbauen

Bislang wird die Pharmanachfrage vor allem über Importe gedeckt. Nach Angaben von UN Comtrade hat das Land im Jahr 2020 für rund 4,5 Milliarden US$ medizinische und pharmazeutische Erzeugnisse (SITC 54) importiert, hauptsächlich aus Deutschland, den USA, Frankreich und der Schweiz.

Die meisten inländischen Arzneimittelunternehmen konzentrieren sich auf die Herstellung von Generika. Es gibt etwa 20 Pharmahersteller, die lokal produzieren. Zu den größten zählen Julphar Gulf Pharmaceutical Industries gefolgt von Medpharma, Pharmax, Neopharma und Global Pharma. Den Plänen der Regierung zufolge soll die Anzahl der Produzenten bis 2030 um 50 Prozent auf 30 ansteigen. Das sollte wiederum die Nachfrage nach Labortechnik steigern.

Investitionen in Forschung und Entwicklung erforderlich

Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE) in den VAE betragen gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) rund 1,3 Prozent (2018) und sind seit 2013 um mehr als 60 Prozent gestiegen. Im Vergleich zu den anderen Golfstaaten sind die Aufwendungen des Wüstenstaats für FuE neben Saudi-Arabien die höchsten. Um internationale Standards erfüllen zu können, muss weiterhin verstärkt High-End-Technik eingesetzt werden.

VAE investieren in Ölsektor 

Chancen ergeben sich auch im Öl- und Gassektor des Landes. Die Branche spielt eine immer wichtigere Rolle für Bio- und Labortechnik. Schätzungen zufolge könnten die Öleinnahmen im Jahr 2022 auf einen Wert von über 110 Milliarden US$ steigen. Das würde einer knappen Verdopplung im Vergleich zum Vorjahr entsprechen. Die Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) hält auch weiter an ihren Ausbauplänen fest und beabsichtigt, umgerechnet circa 127 Milliarden US$ zu investieren, um die Ölproduktionskapazität auf 5 Millionen Barrel pro Tag bis 2030 zu erhöhen. 

Deutschland verliert Lieferanteile an VR China

Der Markt für Analyse-, Bio- und Labortechnik ist stark importabhängig. Hauptsächlich technisch anspruchsvolle Geräte werden eingeführt. Der Golfstaat importierte im Jahr 2020 Analyse-, Bio- und Labortechnik im Wert von 585,5 Millionen US$ und legte damit um 3 Prozent im Vergleich zu 2019 zu.

Größte Einfuhrpositionen sind Einrichtungen, Maschinen, Apparate und Geräte zur Kälteerzeugung, ohne Wärmepumpen (HS-Code: 8418.69) und Belichtungsmesser, elektronische pH-Messer, rH-Messer sowie Instrumente und Geräte zum Bestimmen von Viskosität, Oberflächenspannung (HS-Code: 9027.80) sowie Instrumente für physikalische und chemische Untersuchungen, die optische Strahlen verwenden (HS-Code: 9027.50).

Die Einfuhren aus Deutschland gingen im Jahr 2020 um 2,5 Prozent auf einen Wert von rund 48 Millionen US$ zurück. Deutsche Exporteure haben in den letzten Jahren Lieferanteile an China verloren. Die Hauptursache für diese vermeintliche Schwäche liegt darin, dass Produkte „made in Germany“ oft zu teuer sind. Einfachere und günstigere Güter aus dem Fernen Osten haben daher einen großen Vorteil. Bei hochwertiger Ausrüstung behält Deutschland jedoch die Oberhand.