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Special | Vereinigte Arabische Emirate | Seidenstraße
China sieht die Vereinigten Arabischen Emirate als regionalen Brückenkopf in Nahost, der großes Potenzial im digitalen Ausbau der Seidenstraßeninitiative bietet.
28.01.2021
Von Heena Nazir | Dubai
Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) betreiben einen holistischen Ansatz beim Auf- und Ausbau des 5G-Netzes im Land. Oberste Behörde ist die föderale Telecommunications Regulatory Authority (TRA). Im Rahmen der 2019 aufgesetzten UAE Strategy for 5G and beyond (2020-2025) wird eine klar definierte Roadmap verfolgt. Die Strategie umfasst neben dem Aufbau der digitalen Infrastruktur im Land auch die Formulierung effizienter Rahmenbedingungen für Forschung und Entwicklung. Der Markt ist fest in der Hand von zwei staatlichen Telekommunikationsanbietern - Etisalat und Du. Die Unternehmen verfolgen das Ziel, bis 2025 eine vollständige 5G-Abdeckung zu erreichen.
TRA gab 2019 bekannt, in Kooperation mit der chinesischen Tech-Firma Huawei, eine Forschungseinrichtung für geschäftliche Nutzungsbereiche der 5G-Technologie zu errichten. Das sogenannte 5G and IoT Joint OpenLab soll Anfang 2021 eröffnet werden. Auf Emiratsebene unterzeichnete Dubai 2019 ebenso eine weitreichende Absichtserklärung mit Huawei zum Ausbau der Smart Dubai Initiative.
Technisch setzen die VAE auch auf chinesisches Know-how. Im Februar 2019 beauftragte Etisalat Huawei mit dem Bau von 300 Basisstationen. Im November 2020 wurde auch Ericsson mit dem Ausbau der 5G-Kerninfrastruktur beauftragt. Das zweite Staatsunternehmen Du nutzt neben Nokia ebenso Huawei als strategischen Technologielieferanten und verkündete bereits 2018 den graduellen Umstieg auf 5G mithilfe von Huaweis CloudEPC+.
Das US-Handelsverbot für Huawei hat laut Brancheninsidern keine nennenswerten Auswirkungen auf die Nutzbarkeit der chinesischen 5G-Technologie in den VAE. Während der US-amerikanische Druck auf emiratische Entscheidungsträger anhält, betonen diese, dass eine gänzliche Abkehr von Huawei, ohne ein amerikanisches Alternativprodukt, kaum möglich sei.
Um die Rentabilität der bisherigen Investitionen in die Mobilfunkinfrastruktur zu optimieren, strebt Etisalat 2021 und 2022 den Ausbau des 5G-Netzes basierend auf der bisherigen 4G LTE-Infrastruktur an. Mittelfristig (3 bis 5 Jahre) wird der Übergang zur vollumfänglichen 5G-Infrastruktur geplant, sobald mehr Klarheit zu den Standards, Bedarfen und technischen Möglichkeiten besteht.
Künftig wollen sich die beiden lokalen Netzbetreiber aber aus dem Griff der Technologieanbieter lösen. Etisalat und Du zielen auf Open-RAN, einem auf Interoperabilität basierenden Funkzugangsnetz (Radio Access Network – RAN). Hier könnten sich künftig Geschäftsmöglichkeiten für kleine, spezialisierte Technologielieferanten aus Deutschland bieten.
Alibaba Cloud ist auch in den VAE aktiv. Während der globale Ausbau des chinesischen Unternehmens insgesamt sehr schnell voranschreitet, verläuft die Entwicklung in dem Wüstenstaat im Vergleich zu anderen Ländern langsam. Die Firma gründete ihr erstes Cloud-Datenzentrum im Jahr 2016 in den VAE. Im Jahr 2018 sollte bereits ein zweites Datenzentrum aufgebaut werden, bisher gibt es noch keine konkreten Pläne zur Umsetzung.
Tencent, ein weiterer chinesischer Cloud-Anbieter, plant weltweit zwischen 2020 und 2025 knapp über 70 Milliarden US-Dollar (US$) in die digitale Infrastruktur zu investieren. In den VAE nutzt das Unternehmen seine starke chinesische Nutzerbasis (WeChat), um Kooperationen zu schließen. Im Jahr 2018 unterzeichnete Tencent eine Absichtserklärung (MoU) mit Dubai Tourism. Während der Cloud-Anbieter Dubais Standortmarketing für China optimiert, bewirbt Tourism Dubai die Nutzung von Tencent-Angeboten gegenüber Geschäftspartnern. Abu Dhabis Etihad Airways folgte im März 2020 mit einem ähnlichen MoU, die auf Tencents Cloud-Potenzial setzt.
Im Oktober 2020 verkündeten Dubai und Abu Dhabi die Inbetriebnahme von Rechenzentren für die kommunale Notfallwiederherstellung, die von Huawei gebaut wurden. Die Projekte basieren auf Fusion Module Data Center Plattform und erfüllen Uptime-Tier-2-, beziehungsweise Tier-4-Normen.
Huawei war bis zum Jahr 2019 mit seiner Tochter Huawei Marine Networks laut eigenen Angaben direkt an mehr als 90 Unterseekabelprojekten beteiligt. Unter der Last der US-Sanktionen wurde die Tochter Mitte 2019 an die chinesische Hengtong Optic-Electric veräußert. In den VAE war das Unternehmen zuletzt 2016 mit der Erneuerung des TW1-Unterseekabels nach Pakistan beauftragt.
Mitte 2020 verkündete ein emiratisch-pakistanisches Konsortium aus EITC (Muttergesellschaft von Du) und Wi-Tribe Pakistan den Bau eines Unterseekabels zwischen den beiden Ländern. Das Projekt wird zwar nicht direkt von chinesischen Unternehmen gebaut, trotzdem bewirbt das Konsortium das Kabel als digitale Verlängerung des China Pakistan Economic Corridors (CPEC).
Im August 2020 eröffnete die InfraX, eine Tochtergesellschaft der Dubai Energy and Water Authority, ein Network Operations Center (NOC) für das kommunale Glasfaserkabelnetz. Huawei war mit der technischen Umsetzung betraut.
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