Special | Vereinigte Arabische Emirate | Klimawandel
Klimaschutz nimmt an Bedeutung zu
Die Vereinigten Arabischen Emirate wollen klimaneutral werden. Bereits 2025 soll die Hälfte des Energiebedarfs aus erneuerbaren Energien gewonnen werden.
10.02.2022
Von Heena Nazir | Dubai
Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) setzen verstärkt auf das Thema Nachhaltigkeit, das auch ein Leitspruch der bis März 2022 stattfindenden Weltausstellung ist. Hier widmet man diesem Thema einen eigenen Pavillon im Wert von 240 Millionen US-Dollar (US$). Die Emirate bereiten sich auf die Zeit nach dem Erdöl vor und wollen vor allem bei erneuerbaren Energien eine führende Rolle einnehmen. Dabei hat auch das Thema Klimaschutz in den Regierungsüberlegungen Priorität.
Es wurden einige Anstrengungen unternommen: Im Jahr 2005 ratifizierten die VAE als eines der ersten großen Ölförderländer das Kyoto-Protokoll zur UN-Klimakonvention. Die Organisation International Renewable Energy Agency hat ihren Hauptsitz in Abu Dhabi. Der Golfstaat ist seit 2015 Mitglied des Pariser Abkommens. Im Jahr 2019 wurde die Energiekonferenz Abu Dhabi Climate Meeting durchgeführt. Auch 2021 war das Land aktiv und organisierte den Regional Climate Dialogue.
Trotz des politischen Engagements gehört der Wüstenstaat zu den größten Umweltsündern. Der gesamte CO₂-Ausstoß liegt bei 150 Millionen Tonnen pro Jahr und ist damit seit 2000 um 33 Prozent gestiegen. Die Emissionen des Golfstaates betrugen 2020 durchschnittlich fast 15 Tonnen pro Person, gegenüber 1,8 in Indien, 7,4 in China und 14 in den Vereinigten Staaten von Amerika. Der Energieverbrauch hat offiziellen Angaben des emiratischen Energieministeriums zufolge im Jahr 2019 im Vergleich zu 2010 um mehr als 46 Prozent zugelegt. Ein Grund dafür ist die geringe Verbrauchseffizienz, die auf subventionierte Energiepreise zurückzuführen ist.
VAE arbeiten an neuem Energiemix
Die 2017 von den VAE vorgestellte „Energy Strategy 2050“ sieht bis 2050 eine Verminderung des Kapazitätsanteils fossil betriebener Kraftwerke von 95 Prozent (Ende 2019) auf 50 Prozent vor. Für gasbefeuerte Kraftwerke sind 38 Prozent vorgesehen, für Kohlekraftwerke 12 Prozent. Der Anteil erneuerbarer Energien soll von 5 auf 44 Prozent ansteigen, für Kernkraft werden 6 Prozent angestrebt. Das Land bezeichnet erneuerbare Energien und Kernenergie als „Clean Energy Sources“. Bis 2050 sollen insgesamt 163 Milliarden US$ in den Bereich von erneuerbaren Energien und Nachhaltigkeit investiert werden.
Die Umsetzung der Klimastrategie hängt von den Energiestrategien der einzelnen Emirate ab, insbesondere von Abu Dhabi und Dubai. Das ölreiche Abu Dhabi hat wesentlichen Einfluss auf die Energiepolitik der wirtschaftlich schwächeren nördlichen Emirate. Dubais Planung ist ambitionierter als die nationale Strategie, bis 2030 sollen 25 Prozent auf „Clean Energy“ entfallen, bis 2050 sollen 75 Prozent erreicht sein. Solarstrom wird den Großteil der „Clean Energy“ ausmachen, aber auch die Nutzung von Atomstrom ist eingeplant.
Solarenergie wird vorangetrieben
In dem Wüstenstaat setzt man bereits stark auf erneuerbare Energien. In Dubai wird mit dem Mohammed Bin Rashid Al Maktoum (MBRM) Solar Park eine 13-Megawatt-Fotovoltaik-Anlage fertiggestellt, die bis 2030 eine Gesamtleistung von 5 Gigawatt erreichen soll. Auch das Emirat Abu Dhabi baut seine Solarkapazitäten stark aus.
Als erstes großes Solarprojekt ging in Abu Dhabi 2013 Shams 1 mit 100 Megawatt ans Netz. Das erste Mega-Solarprojekt, Noor Abu Dhabi Sweihan (1,2 Gigawatt), konnte im Sommer 2019 die Produktion aufnehmen. Weitere Vorhaben sind in der Pipeline. Größere Solarprojekte sind auch in den fünf nördlichen Emiraten geplant, darunter ein 500-Megawatt-Kraftwerk in Umm al-Quwain.
Außer Solarenergie werden in dem Land bislang kaum andere erneuerbaren Energien genutzt. Auch zukünftig wird Solarenergie dominieren, aber es sind auch Wasserkraftprojekte und ein erstes Windkraftwerk in Vorbereitung.
Die Monarchie hat die erfolgreiche Inbetriebnahme des ersten Kernkraftwerks in der Golfregion in Barakah in Abu Dhabi angekündigt. Der Bau von drei von vier Einheiten ist bereits abgeschlossen. Die voraussichtliche Fertigstellung der Gesamtanlage mit einer Kapazität von 5,6 Gigawatt ist für 2023 vorgesehen.