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Branchen | Westafrika | Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen

Projekte konzentrieren sich auf lokale Nachfrage

In Westafrikas Nahrungsmittelindustrie fließt privates Geld vor allem in die Kakaoverarbeitung. Öffentliche Mittel fördern vermehrt die Fleischindustrie und die Fischzucht.

Von Corinna Päffgen | Accra

Ghana und Côte d'Ivoire investieren in den Kakaosektor

Kakao könnte in Ghana und Côte d'Ivoire bald knapper werden. Regenfälle und Überschwemmungen sowie Krankheiten wie Braunfäule bedrohen die Ernte in den beiden Ländern, aber auch in Kamerun. Im Sommer 2023 befand sich der Kakaopreis mit über 3.500 US-Dollar (US$) pro Tonne auf einem historischen Hoch und könnte weiter steigen.

Mit einem Weltmarktanteil von etwa 45 Prozent ist die Elfenbeinküste der weltweit größte Kakaoproduzent, gefolgt von Ghana und Indonesien. Rund 35 bis 40 Prozent des in dem westafrikanischen Land geernteten Kakaos werden derzeit im Inland verarbeitet, der Rest geht in den Export. Das Ivorian Cocoa and Coffee Board möchte die inländische Verarbeitungsmenge auf rund 50 Prozent erhöhen.

Auch private Unternehmen sehen Potenzial in der Verarbeitung vor Ort. Der türkische Konzern MFB International investiert 168 Millionen US$ in Côte d'Ivoire in den Bau von Kakao- und Mehlmühlen. Dabei fließen 94 Millionen US$ in den Bau einer Kakaoverarbeitungsanlage mit einer jährlichen Kapazität von 175.000 Tonnen. Weitere 74 Millionen US$ sind für eine Getreidemühle zur Herstellung von Brotmehl vorgesehen.

Der belgische Konzern Puratos hat kürzlich ein Schokoladenwerk mit einer Kapazität von 600 Tonnen Schokolade und 750 Tonnen Kakaopulver pro Jahr installiert. Neben Cemoi und Tafi ist Puratos der dritte Chocolatier mit eigener Produktion in Côte d'Ivoire. Darüber hinaus kündigten die Vereinigten Arabischen Emirate und China Pläne hinsichtlich des Baus weiterer Kakaomühlen an, womit eine jährliche Verarbeitungskapazität von rund einer Million Tonnen erreicht werden kann.

In Ghana hat der lokale Schokoladenproduzent Niche Cocoa kürzlich eine neue aseptische Abfüllanlage für Schokoladenmilch des Herstellers Sidel in Betrieb genommen, die erste ihrer Art im Land. Die Kapazität beträgt 16.000 Flaschen pro Stunde.

Nigeria baut lokale Fleischindustrie aus

Die neue Regierung unter Präsident Bola Tinubu will bis zum Jahr 2028 etwa 3,2 Milliarden US$ in die Entwicklung der Viehwirtschaft investieren. Geplant ist die Einrichtung eines eigenen Ministeriums für Viehzucht und Fischerei, die Durchführung von Reformen in der Tierproduktion sowie die Entwicklung von Lösungen zur Verminderung der Konflikte zwischen Hirten und Farmern. Die andauernden Konflikte kosten Nigeria jährlich viel Geld: Die Organisation Mercy Corps bezifferte den wirtschaftlichen Verlust im Jahr 2016 auf 14 Milliarden US$.

Nigeria hinkt sowohl bei der Produktion als auch bei der Fleischverarbeitung hinter der lokalen Nachfrage hinterher. Die Nachfrage nach Rindfleisch liegt bei etwa 360.000 Tonnen pro Jahr, wobei diese zu rund 25 bis 30 Prozent durch Importe gedeckt wird. Die Eröffnung eines modernen Schlachthofs für Rinder in Abuja stellt einen wichtigen Schritt in Richtung mehr lokale Verarbeitung dar. Die Anlage beherbergt, neben mehreren Verarbeitungseinheiten, auch eine Veterinärpraxis, eine Verpackungsanlage sowie ein Kühlhaus mit einer Kapazität von 25 Tonnen Fleisch.

Unterstützung für die Fleischindustrie kommt auch von der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS, die der Community Allied Farmers Association 78 Millionen US$ für die Ausbildung junger Menschen in der Geflügelwirtschaft und Fischzucht bereitstellt. Nigeria verfügt mit etwa 240 Millionen Tieren über den größten Geflügelbestand in Westafrika (zum Vergleich Deutschland: 173 Millionen Tiere), kann aber trotzdem den jährlichen Bedarf an Geflügelfleisch von etwa 1,5 Millionen Tonnen durch die eigene Produktion nicht decken.

Togo will Produktion von Mangos und Ananas steigern

Togo hat zwei Fünfjahres-Investitionspläne zur Steigerung der Produktion und der Qualität von Mangos und Ananas vorgestellt; insgesamt sind 5 Millionen US$ hierfür vorgesehen. Einen Teil der Mittel stellt die Regierung zur Verfügung, der Rest kommt von privaten Investoren. Togo strebt eine Verdoppelung der Ananasproduktion von derzeit etwa 44.500 Tonnen pro Jahr an. Ein Teil soll künftig aus ökologischem Anbau stammen und den Markt für Bioprodukte bedienen. Die Produktion von Mangos betrug 50.500 Tonnen im Jahr 2022, was bereits ein Anstieg von 30 Prozent zum Vorjahr darstellt. Auch hier soll ein weiterer Produktionsanstieg erreicht werden.

Senegal und Gambia schließen Fischereikooperationsabkommen

Die beiden westafrikanischen Länder wollen im Bereich Fischerei weiter zusammenarbeiten und haben ein neues Abkommen geschlossen, das die Bereiche Fischereiaufsicht, Aquakultur sowie Ausbildung und Forschung regelt. Beide Länder haben sich auf die gegenseitige Ausstellung von 250 Lizenzen für handwerkliche Fischer geeinigt. Zur Regulierung des industriellen Fischfangs wurden Fangobergrenzen festgelegt: 1.300 Bruttoregistertonnen (BRT) für Garnelen, 1.300 BRT für Küstenfische und Kopffüßer, 1.000 BRT für Tiefseefisch und 500 BRT für Schleppnetzfischerei (pelagische Fischerei).

Senegal will in Fischfarmen investieren

Für die Steigerung des lokalen Outputs wollen viele westafrikanische Länder vermehrt Fisch aus Aquakulturproduktion gewinnen, die nach Schätzungen von Branchenkennern bislang nur einen Anteil von rund 10 bis 15 Prozent der lokalen Fischproduktion ausmacht. Dazu gehört neben Ghana und Nigeria auch der Senegal. Das Land beabsichtigt, in einem Zeitraum von zehn Jahren zusammen mit USAID 219 Millionen US$ in die Entwicklung von Fischfarmen zu investieren. Die Produktion soll von derzeit 1.600 Tonnen auf 68.000 Tonnen bis zum Jahr 2033 gesteigert werden; fast 50.000 Arbeitsplätze könnten dadurch geschaffen werden.

In Nigeria fließen schon seit längerer Zeit Investitionen in die kontrollierte Fischzucht. So hat das Unternehmen Olam Agri seit 2017 mehr als 200 Millionen US$ in diesen Bereich investiert, vor allem in die Produktion von Fischfutter, aber auch in die Schulung von Fischzüchtern durch Aquafarmingexperten.

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