Branchen | Westafrika | Nahrungsmittel-, Verpackungsmaschinen
Viele Akteure in Westafrikas Nahrungsmittelindustrie
Private investieren in die Verarbeitung von Geflügel, Fisch, Gemüse und Obst. Internationale Gebermittel fließen in die Ernährungssicherung.
05.05.2025
Von Corinna Päffgen, Fausi Najjar | Accra, Berlin
- Nigeria: Investitionen fließen in die Produktion von Zucker und Fleisch
- Italienisches Unternehmen investiert in den afrikanischen Agrarsektor
- Côte d'Ivoire: Carré d`Or übernimmt Unilever
- Zentralafrikanische Republik: Indische Großinvestition
- Liberia: Ausbau der lokalen Reis-Wertschöpfungskette
- Sierra Leone erhält modernen Anbaubetrieb für Zwiebeln
Nigeria: Investitionen fließen in die Produktion von Zucker und Fleisch
Brasiliens führender Lebensmittelkonzern JBS plant, insgesamt 2,5 Milliarden US-Dollar (US$) in die Fleischproduktion und -verarbeitung im Bundesstaat Ogun zu investieren. Vorgesehen ist unter anderem der Bau moderner Schlachthöfen sowie sechs neuer Fabriken zur Verarbeitung von Geflügel-, Rind- und Schweinefleisch. Der Bundesstaat Ogun wird für Investoren zunehmend attraktiv. Dies liegt an Verbesserungen in den Bereichen Transport- und Energieinfrastruktur sowie der Verbesserung der Sicherheitslage. Zudem konnten Fortschritte bei der Verschlankung der Prozesse zum Landerwerb erzielt werden. Möglicher Partner vor Ort ist das Unternehmen Chi Farms, das zur TGI Group gehört und bereits im Bereich der Geflügelzucht, Fleischverarbeitung und Fischzucht tätig ist.
Das National Sugar Development Council hat mit dem chinesischen Staatskonzern SINOMACH eine Absichtserklärung über ein Projekt zum Anbau und der Verarbeitung von Zuckerrohr unterzeichnet. Geplant sind Investitionen von bis zu einer Milliarde US$. Die Verarbeitungskapazität von zunächst 100.000 Tonnen jährlich soll später auf eine Million Tonnen pro Jahr gesteigert werden.
Die Dangote Gruppe investiert ebenfalls in den Aufbau von Produktions- und Verarbeitungskapazitäten für Zucker. 700 Mio. US$ hat das Unternehmen zur Ankurbelung der lokalen Branche mit dem Ziel bereitgestellt, das Land unabhängig von Zuckerimporten zu machen. In Nigeria werden pro Jahr zwischen 1,4 und 1,6 Millionen Tonnen Zucker konsumiert, wobei über 90 Prozent aus dem Ausland, vor allem aus Brasilien, importiert werden.
Das indische Unternehmen Prism Foods hat kürzlich ein Lagerhaus für Zwiebeln im Bundesstaat Kano eingeweiht. Die rund 5,5 Millionen teure Anlage soll die hohen Nachernteverluste aufgrund unsachgemäßen Transports und Verpackung reduzieren. Pro Jahr werden rund 1,5 Millionen Tonnen Zwiebeln produziert, wobei etwa die Hälfte Nachernteverlusten zum Opfer fallen.
Italienisches Unternehmen investiert in den afrikanischen Agrarsektor
Der Geschäftsführer des italienischen Agrarkonzerns BF SpA - Frederico Vecchioni - hat gemeinsam mit dem Bürgermeister der Gemeinde Kaour in Senegal am 10. April 2025 eine Absichtserklärung zur Umsetzung eines agroindustriellen Projekts unterschrieben.
Geplant ist der Aufbau einer 10.000 Hektar großen modernen Farm für den Anbau von Reis, Maisd, Weizen und Ölpalmen für den lokalen Markt. Das Projekt soll auch ein landwirtschaftliches Schulungszentrum umfassen. Die Bewirtschaftung wird der Tochter BFI Sénégal SUARL obliegen. Kaour liegt in der Südprovinz Casamance.
Das Projekt ähnelt einer Initiative des Konzerns in der Republik Kongo, das BF SpA am 4. April dieses Jahres angekündigt hatte. Auch hier ist eine Agrarfläche zur Bewirtschaftung von 10.000 Hektar vorgesehen. Das Agrarunternehmen ist ebenso in Ghana und Algerien mit jeweils einem Farmprojekt engagiert.
Côte d'Ivoire: Carré d`Or übernimmt Unilever
Das ivorische Unternehmen Carré d`Or übernimmt an der Elfenbeinküste die Geschäfte des Großkonzerns Unilever. Dies berichtet das Journal Jeune Afrique im April 2025. Mit der Übernahme von Unilever Côte d'Ivoire sichert sich Carré d'Or nicht nur eine Nahrungsmittelverarbeitung im Stadtteil von Abidjan Vridi, sondern auch den Vertrieb eines breiten Portfolios mit internationalen und lokalen Marken. Die Transaktion, die sich auf umgerechnet rund 114 Millionen Euro beläuft, muss noch von den Aufsichtsbehörden genehmigt werden und soll spätestens bis Ende 2025 abgeschlossen sein.
Carré d´Or verfügt über eine starke Marktstellung in Côte d`Ivoire und ist Marktführer bei Reis, Nudeln, Tomatenmark, Keksen und Mineralwasser. Auch bei Milchpulver ist das Unternehmen, das von dem libanesisch-ivorischen Ibrahim Ezzedin gegründet wurde, auf dem Markt vertreten. 2022 hat Carre d´Or die Abfüllanlage für Coca-Cola-Getränke in Côte d`Ivoire übernommen; 2024 eine Saftherstellung von Sipro-Chim.
Zentralafrikanische Republik: Indische Großinvestition
Die Regierung der Zentralafrikanischen Republik hat zwei Partnerschaftsabkommen mit dem indischen Industriekonglomerat Mahasakhti im Bereich Agrobusiness unterzeichnet, so der zentralafrikanische Minister für Wirtschaftsplanung und internationale Kooperation Richard Filakota in einem Interview mit Vox Africa am 14. April 2025. Filakota beziffert den Investitionsumfang mit einer Milliarde US-Dollar; dabei handele es sich um eine der größten Investitionen, die dieses Land je erhalten habe. Schwerpunkt sollen Anbau und Verarbeitung von Zucker und Maniok sein. Damit verbunden sei auch der Transfer indischer Agrartechnik in die Zentralafrikanische Republik.
Wo und wann die Projekte im Land die Projekte umgesetzt werden sollen, ist nicht näher erläutert worden. Das zentralafrikanische Binnenland zählt zu den ärmsten weltweit und nutzt gerade mal 5 Prozent der nutzbaren Agrarfläche. Ein Stellungnahme von Mahasakhti liegt nicht vor.
Liberia: Ausbau der lokalen Reis-Wertschöpfungskette
Das Unternehmen West African Trader – eines der größten Reisimporteure in Liberia - investiert 30 Millionen US$ in eine Reisverarbeitungsanlage zum Aufbau der lokalen Produktion. In der noch im Bau befindlichen Fabrik soll künftig lokal angebauter Reis poliert und verpackt werden. Ziel der Regierung ist die Reduzierung der jährlichen Reisimporte um 70 Prozent innerhalb der nächsten fünf Jahre. Liberia importiert derzeit jährlich etwa 300.000 Tonnen Reis für rund 200 Mio. US$.
Sierra Leone erhält modernen Anbaubetrieb für Zwiebeln
Das Unternehmen Pee Cee Holding erhält von der International Finance Corporation (IFC) ein Darlehen in Höhe von 12 Millionen US$ für den Aufbau eines Produktionsbetriebs für Zwiebeln, Kartoffeln und Mais. Angestrebt wird eine Produktion von rund 40.000 Tonnen Zwiebeln pro Jahr. Dank einer Präzisionsbewässerungsanlage und fortschrittlicher Mechanisierung sowie moderner Lagereinrichtungen wird ein ganzjähriger Anbau sichergestellt und Nachernteverluste vermieden.