Wirtschaftsumfeld | USA | Arbeitsmarkt, Lohn- und Lohnnebenkosten
Löhne und Gehälter
Die USA sind ein Hochlohnland. Das gilt besonders für Städte wie New York und San Francisco. Die Lohnnebenkosten, allen voran für Krankenversicherung, sollen 2026 kräftig steigen.
08.10.2025
Nachdem die Löhne in den USA 2021 bis 2023 infolge der hohen Inflation sehr stark gestiegen waren, flachte sich das Wachstum 2024 ab. Angesichts des schwächelnden Arbeitsmarktes dürfte sich dieser Trend 2025/26 fortsetzen. Unter Einrechnung der Inflationsrate wird es wahrscheinlich keine nennenswerten Reallohnzuwächse geben.
Laut dem Bureau of Labor Statistics lagen die durchschnittlichen Stundenlöhne im August 2025 um nominal 3,7 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Spätere Revisionen können aber einen stark abweichenden Wert ergeben. Für das Gesamtjahr rechnen Ökonomen mit einer Inflationsrate von gut 3 Prozent.
Allerdings dürften die Lohnnebenkosten deutlich steigen. Das Analysehaus WTW geht davon aus, dass die Kosten für die Krankenversicherung – den größten Posten – im Jahr 2026 um nominal 9,5 Prozent zulegen werden. Dies wäre die höchste Steigerung seit zwei Jahrzehnten. Neben den allgemein stark zunehmenden Gesundheitskosten ist dafür das Ende der Steuergutschriften für die gesetzliche Basisabsicherung "Obamacare" verantwortlich. Insbesondere größere und ausländische Firmen gewähren ihren Belegschaften einen über die gesetzlichen Vorschriften hinausreichenden Versicherungsschutz. Bei diesen freiwilligen Zahlungen dürften die Arbeitsgeber den Rotstift ansetzen.
Große regionale Unterschiede
Der Mindestlohn auf Bundesebene beträgt 7,25 US-Dollar (US$) pro Stunde. Darüber hinaus kommen die Sätze der einzelnen Bundesstaaten zum Tragen. Für Bundesstaaten, die über keine entsprechende Regelung verfügen oder deren Satz unter dem Bundesniveau liegt, gilt der bundesweite Mindestlohn.
In vielen wohlhabenderen Staaten an der Ost- und Westküste liegt der Mindestlohn zwischen 15 und 17,50 US$. Daneben können branchenspezifische Mindestlöhne zum Tragen kommen. So beträgt in Kalifornien der Satz für Fastfood-Restaurants 20 US$. In Massachusetts wird den Fahrern von Uber oder Lyft ein Mindeststundensatz von 33,48 US$ gewährt.
Bundesstaat *) | Stundenlohn |
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Washington, D.C. | 17,50 |
Kalifornien, New York City | 16,50 |
Connecticut | 16,35 |
Washington (Bundesstaat) | 16,28 |
New Jersey | 15,49 |
Delaware, Illinois, Massachusetts, New York, Maryland, Rhode Island | 15,00 |
Florida | 13,00 |
Michigan | 10,56 |
Alabama, Georgia, North und South Carolina, Pennsylvania, Texas, Wisconsin u.v.m. | 7,25 |
Bei den tatsächlich gezahlten Löhnen fällt die Schere noch größer aus. Zwischen besonders armen und besonders wohlhabenden Regionen herrscht ein Gefälle im Verhältnis von über 1:5. Spitzengehälter werden an der West- und Ostküste, und dort insbesondere in den Großräumen San Francisco und New York gezahlt. Unter dem Durchschnitt liegen Gebiete im Süden sowie im mittleren Westen.
Kreis/Stadt, Bundesstaat | Monatslohn |
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New York City | 19.561 |
San Mateo, Kalifornien | 18.974 |
San Francisco | 16.493 |
Washington, D.C. (Hauptstadt) | 11.288 |
Dallas, Texas | 8.381 |
Milwaukee, Wisconsin | 6.438 |
Washington, Utah | 4.229 |
Horry County, South Carolina | 4.082 |
Hidalgo, Texas | 3.553 |
Wesentlich höhere Löhne und Gehälter als in Deutschland
Durchschnittlich betrachtet, liegen die Bruttolöhne in den USA spürbar über dem deutschen Niveau. Zugleich ist die Spreizung größer als in Deutschland. Die Entgelte ungelernter Arbeiter liegen in etwa auf deutschem Niveau, während die Löhne besonders gesuchter Fachkräfte um 50 Prozent und mehr über dem Schnitt in Deutschland liegen können. In Euro gerechnet, hat sich die Lohnschere zwischen den USA und Deutschland aber infolge der Dollarabwertung seit dem Frühjahr 2025 etwas geschlossen.
Doch es kann auch Ausnahmen geben: Deutsche Automobilbauer haben sich schon vor Jahren im günstigen Südosten der USA angesiedelt. Dort konnten sich die Autogewerkschaften noch nicht etablieren. Dadurch zahlen sie Löhne für Fließbandarbeiter, die deutlich unter dem Niveau ihrer deutschen Werke (mit den teils sehr üppigen Haustarifen) liegen können.
Branche | Monatslohn *) |
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Durchschnittslohn | 5.413 |
Verarbeitendes Gewerbe | 6.153 |
Strom-, Gas-, Wärme-, Wasser- und Kälteversorgung | 9.623 |
Baugewerbe | 6.756 |
Einzelhandel | 3.311 |
Transport und Lagerhaltung | 5.276 |
Gastgewerbe, Beherbergung und Gastronomie | 2.536 |
Informations- und Kommunikationsleistungen | 8.493 |
Finanz- und Versicherungswesen | 7.778 |
Geschäftsführergehalt beginnt bei 200.000 US$
Im Durchschnitt erhalten ungelernte Arbeiter einen Stundenlohn von 16 bis 27 US$. Facharbeiter kommen auf einen Satz von 35 bis 50 US$. Es gibt allerdings einige Berufsgruppen, die überdurchschnittlich viel verdienen. So bringen Lkw-Fahrer oft mehr als 80.000 US$ pro Jahr nach Hause. Damit können ihre Gehälter diejenigen von Ingenieuren mit wenig Berufserfahrung übersteigen.
Wer einen Geschäftsführer für eine mittelständische Niederlassung sucht, muss mit 200.000 bis 300.000 US$ kalkulieren. Ein Vertriebs- oder Produktionsleiter wird mit etwa 150.000 US$ vergütet, berichtet die Personalberatung TH Bender. Für Hochlohnregionen sind zusätzliche Aufschläge zu zahlen.
Position | Monatslohn *) |
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Durchschnittslohn | 5.985 |
Führungskraft | 9.953 |
Personal mit akademischer Ausbildung | 8.171 |
Techniker:in | 6.239 |
unterstützende Bürokraft | 4.200 |
Dienstleistungs- und Verkaufskraft | 3.575 |
Fachkraft in der Land-, Forst- und Fischwirtschaft | 3.658 |
Handwerker:in | 5.081 |
Anlagen- und Maschinenbediener:in, Montagekraft | 4.499 |
Hilfskraft | 3.439 |
Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung bei 7 Prozent
Eine Arbeitsstunde kostete im Juni 2025 durchschnittlich rund 46 US$ in der Privatwirtschaft. Rund 80 Prozent davon entfielen – nach deutscher Lesart – auf den Basislohn. Von den 20 Prozent Lohnnebenkosten entfallen nahezu zwei Drittel auf freiwillige Leistungen. Viele Arbeitgeber, insbesondere größere Firmen, zahlen ihren Angestellten eine private Kranken-, Renten- und Lebensversicherung sowie eine zeitlich begrenzte Lohnfortzahlung im Krankheitsfall ("sick leave").
Freiwillige Leistungen | 12,5 |
Rentenversicherung | 3,4 |
Krankenversicherung | 7,1 |
Abgabe für Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und Mutterschaftsschutz | 1,5 |
Lebens- und Invalidenversicherung | 0,4 |
Pflichtleistungen | 7,3 |
Renten-, Hinterbliebenen- und Invalidenversicherung | 4,8 |
Krankenversicherung ("Medicare") | 1,2 |
Arbeitslosen- und Unfallversicherung | 0,3 |
Weitere Leistungen | 1,0 |
Insgesamt | 19,8 |
Gewerkschaften spielen in der Gesamtbetrachtung bei der Lohnfindung keine große Rolle. Es gibt keinen Flächentarifvertrag. Tarifverträge müssen für jeden Betrieb einzeln ausgehandelt werden. Der Organisationsgrad ist gering. Eine Ausnahme ist die Autogewerkschaft UAW, die im Nordosten des Landes sehr stark aufgestellt ist. Dort sind die amerikanischen Autobauer angesiedelt, während viele ausländische Firmen im Süden ihre Fabriken betreiben.
Gewerkschaften verlieren Rückendeckung des Weißen Hauses
Die UAW ist bestrebt, auch im Süden Fuß zu fassen. Im Volkswagen-Werk in Chattanooga (Tennessee) stimmte im Frühjahr 2024 eine Mehrheit der Mitarbeiter für den Beitritt zur Gewerkschaft. Beim bereits angeschlagenen Boeing-Konzern erzielten die Beschäftigten im November 2024 nach wochenlangen Streiks eine Gehaltssteigerung von 39 Prozent über vier Jahre. Dabei konnten sie mit politischer Rückendeckung aus dem Weißen Haus rechnen. Doch diese ist mit dem Amtsantritt von Donald Trump weggefallen. Damit dürfte die Streikbereitschaft zurückgehen.