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Wirtschaftsumfeld | Spanien | Wirtschaftsstruktur

Dienstleistungen und Industrie prägen die Wirtschaftsstruktur

Spanien kennzeichnet eine Vielzahl von Dienstleistungsunternehmen und exportstarken Industriebetrieben. Unter den Regionen ragen Madrid und Katalonien wirtschaftlich hervor.

Spanien ist verglichen mit Portugal der wesentlich größere Markt auf der iberischen Halbinsel. Gemessen an der Wirtschaftskraft und Einwohnerzahl beträgt das Verhältnis jeweils etwa fünf zu eins. Beide Länder sind eng verbunden über Handel, Investitionen und durch gemeinsame Projekte, beispielsweise im Ausbau der Verkehrsinfrastruktur. In den vergangenen Jahren nahm die Kooperation zwischen Spanien und Portugal weiter zu. Manche Unternehmen bearbeiten beide Märkte von Spanien aus. Spanien ist ebenfalls mit Deutschland wirtschaftlich eng verknüpft. Deutschland ist neben Frankreich der wichtigste Handelspartner. Durch Investitionen sind weit mehr als 1.000 deutsche Unternehmen in Spanien vertreten.

Kleinere Dienstleistungsbetriebe dominieren die spanische Wirtschaftsstruktur. Trotz ihrer geringen Anzahl besitzen auch viele der industriellen Spitzenunternehmen eine nationale und internationale Bedeutung. Gleiches gilt für die Bau- und Infrastrukturkonzerne. Diese haben in den vergangenen anderthalb Jahrzehnten ihre Präsenz zum Beispiel auf dem amerikanischen Kontinent sehr stark ausgebaut.

Die Energiewende wird in Spanien von so gut wie allen Akteuren als chancenreiches Feld betrachtet. Mit den Ressourcen an erneuerbaren Energien verfügt Spanien über eine sehr breite Grundlage. Wind- und Wasserkraft, aber auch Solarenergie und Biomasse bieten sich zur Nutzung an. Im europäischen Vergleich sind die Kosten für die Erzeugung von grünem Wasserstoff besonders gering. An der Infrastruktur für dessen Export wird derzeit gearbeitet. 

Das Thema Wasserstress tritt vor allem bei akuten Versorgungsengpässen in Erscheinung. Etwa 70 Prozent der Landesfläche sind von Wasserstress betroffen. Im Vergleich zur Dringlichkeit des Problems sind die Investitionen bislang eher dürftig. Dabei müssten Leitungen erneuert, manche städtische Wasserkreisläufe digitalisiert, die Bewässerung sparsamer gestaltet und die ländliche Abwasserbehandlung verbessert werden. Dass der Wasserpreis im Mittel bei nur 60 Prozent des EU-Durchschnitts liegt, wirkt jedoch eher als Dämpfer für Investitionen.

 

48 Mio.

Personen lebten 2022 im Land.

Quelle: UN 2022

1.390 Mrd.

US-Dollar betrug das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2022 laut Prognosen.

Quelle: IWF 2022

29.000

US-Dollar machte das BIP pro Kopf damit 2022 aus.

Quelle: IWF 2022

Rang 12

belegte das Land 2021 unter den deutschen Exportzielen.

Quelle: Destatis 2022

Rang 35

nimmt das Land im Corruption Perceptions Index 2022 ein (unter 180 Ländern).

Quelle: Transparency International 2023

1,4 %

betrug die Analphabetenquote im Jahr 2020.

Quelle: Weltbank 2022

Ausführliche Informationen zur Wirtschaft finden Sie in den Wirtschaftsdaten kompakt.

Gute Infrastruktur und Mangel an Fachkräften

Die AHK Spanien befragt zweimal jährlich deutsche Unternehmen, die in Spanien vertreten sind. Dabei bewerten diese ihre eigene Geschäftslage grundsätzlich zuversichtlicher als die Lage der spanischen Gesamtwirtschaft. Zu den immer wieder gelobten Vorteilen Spaniens gehören die Verkehrs- und Telekommunikationsinfrastruktur. Weitere Pluspunkte sind der große Binnenmarkt, niedrige Handelshürden und die Brückenkopffunktion in weitere Märkte.

In Bezug auf erwartete Risiken nannten die Unternehmen im Frühjahr 2023 die schwache Nachfrage als Hauptrisiko. Das stellte im Vergleich zu früheren Jahren eine Ausnahme dar. Gründe für diese Einschätzung waren das noch immer überdurchschnittliche Inflationsniveau und die Abhängigkeit von europäischen Exportmärkten in ähnlicher konjunktureller Lage.

Trotz der europaweit höchsten Arbeitslosenquote spielt zudem der Fachkräftemangel eine wesentliche Rolle. Aus Unternehmenskreisen ist immer wieder zu hören, dass passende Arbeitskräfte schwer zu finden sind. Die Gründe hierfür liegen zum Teil in der mangelnden zeitlichen und örtlichen Verfügbarkeit, aber auch im Qualifikationsprofil und unterschiedlichen Gehaltsvorstellungen.

Risiken in den Lieferketten begegnen die deutschen Unternehmen häufig durch die Suche nach zusätzlichen Lieferanten. Dass vier Fünftel von ihnen sich in Spanien und Portugal nach zusätzlichen Bezugsquellen umsehen, spricht für die breit aufgestellte Zulieferlandschaft auf der iberischen Halbinsel.

SWOT-Analyse Spanien

S

Stärken Strengths

  • Viertgrößter Markt der EU
  • Hochentwickelte Infrastruktur
  • Breites Zuliefernetz
  • Exportstarke Spitzenunternehmen
  • Internationalisierung über Handel, Investitionen, Konzessionen
W

Schwächen Weaknesses

  • Hohe Staatsverschuldung
  • Viele wenig produktive Kleinstunternehmen
  • Höchste Arbeitslosigkeit in der EU
  • Vorschriften auf drei Verwaltungsebenen
  • Teils schwache Englischkenntnisse
O

Chancen Opportunities

  • Bis zu 164 Mrd. Euro EU-Mittel für Investitionen
  • Enormes Potenzial erneuerbarer Energien
  • Produktion von günstigem grünem Wasserstoff
  • Technikbedarf innovativer Unternehmen
  • Brücke nach Lateinamerika und Portugal
T

Risiken Threats

  • Instabile politische Mehrheitsverhältnisse
  • Ausgeprägte Links-Rechts-Spaltung
  • Demografischer Druck auf das Rentensystem
  • Wasserstress in weiten Teilen des Landes
  • Folgen des steigenden Zinsniveaus

Mehr Wandel innerhalb der Branchen als in der Wirtschaftsstruktur

Die Wirtschaft Spaniens ist zu etwa 96 Prozent von kleinen Unternehmen mit maximal 9 Beschäftigten geprägt. Insgesamt dominieren Dienstleistungen sehr stark das Geschehen. Der breit gefächerten Industrie kommt jedoch eine sehr wichtige Rolle für den Außenhandel zu. Die Gewichte zwischen den Industriezweigen verschieben sich nur wenig. Innerhalb der Branchen rückt jedoch die Bedeutung der Nachhaltigkeit weiter nach vorne. So sucht die Lebensmittelindustrie als intensiver Gasnutzer mit einem hohen Strom- und Wärmebedarf nach Alternativen. Die Elektromobilität führt zu umfangreichen Investitionen der Automobilhersteller und Zulieferer. Der Chemiesektor arbeitet auch im Sinne der internationalen Wettbewerbsfähigkeit daran, Prozesse zu dekarbonisieren. Ein hohes Interesse besteht dabei an der CO2-Speicherung. Dieser steht die geschäftsführende Regierung jedoch eher zurückhaltend gegenüber. Die Bauwirtschaft schrumpfte nach dem Boom bis 2007 in der Krise stark zusammen. Gemessen an der Bauproduktion befindet sich der Sektor heute wieder im Aufwind. Für Schwierigkeiten sorgen die Altersstruktur der Beschäftigten und hohe Materialpreise.

 

Bedeutung der Wirtschaftszweige in Spanien (Anteile in Prozent)

Sektoren

Anteil an der Bruttowertschöpfung 

Jahr 2022 *)

Anteil an den Beschäftigten 

Jahr 2022 *)

Land- und Forstwirtschaft, Fischerei

2,6

3,6

Bergbau (inklusive Öl- und Gasförderung)

0,5

0,1

Verarbeitendes Gewerbe

12,5

9,8

Energieversorgung 

3,1

0,2

Wasserversorgung, Abwasser- und Abfallentsorgung und Beseitigung von Umweltverschmutzungen

1,2

1,0

Baugewerbe

5,4

6,6

Dienstleistungen

74,6

78,2

* vorläufig.Quelle: Contabilidad Nacional Anual de Espana; Statistikamt INE

Madrid und Katalonien ragen unter den Regionen heraus

Die ewigen Rivalen Madrid und Barcelona/Katalonien zählen zu den wirtschaftlichen Schwergewichten Spaniens. In der Hauptstadtregion Madrid sind neben vielen Hauptsitzen von Unternehmen viele Industriebetriebe, Dienstleister und Technologieunternehmen ansässig. Katalonien verfügt beispielsweise mit dem Seat-Werk in Martorell und seiner Infrastruktur sowie dem Chemiecluster Tarragona über herausragende wirtschaftliche Schwerpunkte.

Andere Regionen besitzen ebenfalls besondere Stärken. So zählt der Werkzeugmaschinenbau im Baskenland zur europäischen Spitze. Auch in weiteren Technologiefeldern ist die Region sehr gut aufgestellt.

Insgesamt fallen die starken Gegensätze in Spanien auf. Attraktive Städte wirken als Magnet auf Unternehmen und Bevölkerung. Manche sehr dünn besiedelte Gegenden kämpfen hingegen mit Landflucht und einem schrumpfenden Infrastrukturangebot.

Eckdaten der wichtigsten Regionen in Spanien (Jahr 2021)

Gebiet

Anteil am BIP (in %)

BIP pro Kopf (in Euro)

Bevölkerung (in Mio.)

Madrid

19,4

34.821

6,7

Katalonien

19,0

29.942

7,8

Andalusien

13,3

18.908

8,5

Valencia

7,6

22.289

5,1

Baskenland

5,9

33.925

2,2

Galicien

5,2

23.499

2,7

Kastilien-Leon

4,8

24.428

2,4

Kanaren

3,5

18.990

2,2

Kastilien-La Mancha

3,5

20.655

2,0

Aragonien

3,1

28.912

1,3

Quelle: Contabilidad Regional de Espana 2022; INE 2022

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