Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Special | Australien | Smart Farming

Marktstruktur: Start-ups treiben Innovation voran

Es gibt zahlreiche australische Start-ups im Bereich Smart Farming. Diese streben mittlerweile auch in internationale Märkte.

Von Heiko Stumpf | Sydney

Mehrere internationale Unternehmen im Bereich Smart Farming sind bereits in Australien aktiv. Dies gilt insbesondere für den Bereich der Plattformen. Das Internetportal AgtechFinder, welches unter anderem von der National Farmer's Federation und Meat and Livestock Australia getragen wird, listet in diesem Bereich rund 40 Anbieter.

Dazu zählt beispielsweise Cisco Systems mit der Farm Decision Platform. Auch der deutsche Konzern Bayer setzt auf den australischen Markt und arbeitet an der Einführung seiner digitalen Plattform FieldView. "Wir bieten Landwirten eine datenbasierte, maßgeschneiderte Lösung zur Überwachung der Produktionsleistung ihres Betriebs und zur Optimierung des Ressourceneinsatzes", sagt Chris Staff, Leiter Digital Farming bei Bayer in Australien.

Dadurch kann beispielsweise der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln reduziert und die Nachhaltigkeit gesteigert werden. "FieldView ist eine offene Plattform, weshalb Bayer an Partnern für den Datenaustausch interessiert ist, wie zum Beispiel Landmaschinenhersteller oder Lieferanten von Sensoren zur Analyse der Bodenfeuchtigkeit und des Nährstoffgehalts", sagt Chris Staff.

Aber auch lokale Unternehmen sind bereits fest auf dem Markt etabliert. Das australische Unternehmen AgriWebb bietet beispielsweise ein digitales Farmmanagement System für Viehzüchter an, das bereits von über 3.500 Kunden genutzt wird. Diese besitzen zusammen rund 15 Prozent der Rinder- und Schafbestände Australiens.

Im Bereich der Sensorlösungen konnte der Anbieter Farmbots bereits über 3.500 Kunden in Australien gewinnen. Diese nutzen ein Fernüberwachungsystem für Viehtränken, Wassertanks oder Pumpen. Manuelle Kontrollen werden dadurch überflüssig, weshalb auf den oft sehr weitläufigen Farmen hohe Zeit- und Kosteneinsparungen erzielt werden können.

Insgesamt zeichnet sich Australien durch eine lebendige Start-up-Szene aus. Einige Unternehmen starten bereits die Internationalisierung ihres Geschäftsmodells.

So nimmt The Yield bereits den nordamerikanischen Markt in Angriff. Dabei kooperiert das Unternehmen mit der deutschen Bosch Gruppe, welche die Hardware für das System liefert. Dies bietet die Möglichkeit von Vorhersagen sowie die Überwachung und Steuerung von Einflussfaktoren insbesondere für den Gartenbau.

Ein weiterer bekannter Name ist Flurosat, welches satellitengestützte Auswertungen für den Feldanbau anbietet. Das Unternehmen verfügt bereits über Niederlassungen in den USA, Brasilien und der Ukraine.

Unternehmen bringen neue Technologien auf den Markt

In den kommenden Jahren könnten weitere australische Start-ups für Aufsehen sorgen. Dazu gehört Agersens mit seiner innovativen Technologie für virtuelle Zäune. Das Produkt unter dem Namen eSheppard wird bereits auf einigen Farmen getestet und soll im Anschluss auch kommerziell vertrieben werden. Nutztiere wie Rinder bekommen dabei ein Halsband umgelegt, dass einen elektronischen Impuls auslöst, wenn sich die Tiere über eine virtuell festgelegte Grenze wegbewegen. Dies soll erhebliche Erleichterungen für das Weidemanagement ermöglichen.

Auch Myriota will innovative Lösungen für Smart Farming beisteuern. Das Unternehmen aus Adelaide setzt auf Nanosatelliten, welche Daten für das Internet-of-Things (IoT) übertragen. So können die Daten verschiedener Sensoren, welche beispielsweise die Bodeneigenschaften messen, übertragen werden, ohne dass eine Farm über Mobilfunkempfang oder eine eigens installierte IT-Infrastruktur verfügen muss. Insbesondere für die riesigen und abgelegenen Farmen im Norden Australiens könnte dies Kostenvorteile bieten.

Interessante Entwicklungen gibt es im Bereich der klimawirksamen Technologien. So zeigten Forschungsarbeiten der staatlichen Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation (CSIRO), dass Futterzusätze aus rotem Seegras den Methanausstoß in der Rinderzucht um 80 bis 95 Prozent senken können. Nötig wäre dabei eine tägliche Beimischung von etwa 30 Gramm pro Rind.

Die National Farmer's Federation (NFF) strebt bis 2050 die Klimaneutralität der Landwirtschaft an, wofür insbesondere auch die Viehzucht Beiträge leisten muss. Insgesamt trägt die Tierhaltung rund 10 Prozent zum landesweiten Ausstoß an Treibhausgasen bei.

Kommerzialisiert wird diese Technologie durch das von CSIRO gegründete Unternehmen Future Feed. Die Lizenz für die erste große Seegrass-Farm wurde bereits vergeben. Ab 2022 will der Betreiber Sea Forest in Tasmanien rund 1.000 Tonnen pro Jahr produzieren.

Robotik und Drohnentechnologie werden lokal entwickelt

Im Bereich der Landtechnik sind fast alle namhaften internationalen Hersteller in Australien vertreten. Der Einfuhranteil liegt bei etwa 55 Prozent. Lokale Hersteller konzentrieren sich in der Regel auf kleinteilige Produkte wie Anbaugeräte. Dazu zählen Unternehmen wie AF Gason, Pellenc Australia oder Silvan.

Mehrere Forschungseinrichtungen und Start-ups engagieren sich im Bereich der Robotik. Dazu zählt beispielsweise das Australien Centre for Field Robotics der University of Sydney. Diesem Umfeld dürften weitere Start-ups wie Agerris entwachsen, die autonome Feldroboter auf den Markt bringen wollen.

Ein Vorreiter für Robotik ist das Unternehmen Swarm Robotics, welches in Australien bereits mehr als 20 vollautonome Feldroboter verkaufen konnte. Die Geräte sind dabei als Plattform entwickelt, die von Anbietern von Anbaugeräten wie Sprayer für Pflanzenschutzmitteln genutzt werden können. Dies eröffnet Kooperationsmöglichkeiten.

Über Stärken verfügt Australien auch im Bereich der Drohnentechnologie, mit über 25 lokalen Herstellern. Dazu zählt beispielsweise der Produzent von Starrflügler-Drohnen Carbonix.

Unterstützt wird das Ökosystem an Start-ups durch Accelerators wie Grow Lab von Cicada Innovations in Sydney. Grow Lab wird von der University of New South Wales, der University of Sydney und der University of Technology Sydney getragen. In Melbourne gibt es den Smart Farming Accelerator SproutX.

Dieser Inhalt gehört zu

nach oben
Feedback

Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.