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Branchen | Japan | Wärme- & Kältetechnik

Kältetechnik erfordert kühles Kalkül

Energiesparende und klimafreundliche Kältetechnik trifft in Japan auf eine große Nachfrage. Die Einsatzgebiete sind vielfältig.

Von Jürgen Maurer | Tokyo

Japan baut seine Kühlketteninfrastruktur für Nahrungsmittel oder andere temperatursensitive Erzeugnisse wie Impfstoffe oder Pharmazeutika aus. Das reicht von Lagerhäusern über Kühlschiffe und -Lkw bis zu den Kühl- und Gefrierschränken bei den Zwischen- und Endabnehmern. Darüber hinaus spielt auch bei der Verarbeitung vieler Waren die Kühlkette eine kritische Rolle.

Aufgrund des globalen Klimawandels rechnet die japanische Regierung mit mehr Hitzewellen. Zudem erhöht auch die digitale Transformation den Bedarf an Kühlung, denn der zunehmende Datenverkehr erfordert den Bau einer Vielzahl von Datenzentren. Diese erzeugen eine starke Abwärme. Auch im Fahrzeugbereich gewinnt eine leistungsfähige Kühlung an Bedeutung. Je weniger Energie aufgewendet werden muss, um Kühlmittel für Fahrgasträume auf die richtige Temperatur zu bringen, desto besser ist das für die Reichweite. Das gilt insbesondere für Elektrofahrzeuge.

Japan ist ein großer Anwendermarkt

Die Nachfrage nach Kältetechnik soll sich in den einzelnen Segmenten sehr unterschiedlich entwickeln. Laut Marktforschungsunternehmen Fuji Keizai wird der japanische Markt für Wärme- und Kältetechnik von 2018 bis 2030 umgerechnet von 22,8 Milliarden auf 23,9 Milliarden US-Dollar (US$) steigen. Das umfasst jedoch nicht die ganze Bandbreite der kältetechnischen Anwendungen.

Fuji Keizai zufolge werden die Projekte zur Planung und Installation von Anlagen abnehmen, da die Neubautätigkeit in Japan aufgrund rückläufiger Bevölkerungszahlen und dem geringeren gewerblichen Raumbedarf schrumpfen wird. Hingegen rechnen die Marktforscher mit einem stetigen Ersatzbedarf durch Modernisierung. Hohes Wachstumspotenzial wird für Dienstleistungen wie Fernkontrolle und Wartung prognostiziert. Smarte Kältetechnik soll zudem den Personalbedarf verringern und Energie einsparen helfen. Das wird die angestrebte Dekarbonisierung voranbringen.

Kühlmittel werden klimafreundlicher

In diese Richtung geht auch die Entwicklung neuer Kühlmittel, da herkömmliche Produkte (wie Per- und Polyfluorierte Alkylverbindungen, PFAS) zur globalen Erwärmung beitragen. Die Produktion und der Import von HCFC-22 (Hydrochlorofluorocarbon) ist seit Anfang 2020 in Japan untersagt. An ihrer Stelle finden natürliche Kältemittel zunehmend Verbreitung. Einer der großen Hersteller von Tiefkühlkost in Japan, Ajinomoto Frozen Foods, hat Ende März 2021 verkündet, dass alle seine 27 Verarbeitungsstätten auf dem Archipel auf natürliche Kältemittel umgestellt sind. 

Natürliche Kühlmittel finden auch in Kühllagerhäusern Einsatz. Laut Fachverband Japan Association of Refrigerated Warehouses (JARW) hat der Anteil natürlicher Kältemittel bei den Mitgliedern von 2011 bis 2019 von 15 auf 36,7 Prozent zugelegt. Darunter waren mit zwei Dritteln duale Ammoniak-Kohlendioxid-Systeme die am meisten genutzte Technik vor Ammoniak-Direktsystemen mit 29,4 Prozent.  

Kühllagerkapazitäten sind stark nachgefragt

Gemäß einer Studie der Development Bank of Japan (DBJ) von Ende 2020 wird der Bedarf an Kühllagerhäusern in der laufenden Dekade steigen. Mindestens die Hälfte der existierenden und zum Teil sehr alten Kühllagerhäuser müssen bis 2030 ausgemustert und durch neue ersetzt werden. Die DBJ hat berechnet, dass in den nächsten zehn Jahren pro Jahr circa 300.000 Tonnen neue Lagerkapazitäten benötigt werden.

Zudem nimmt der Konsum von Tiefkühlkost weiter zu, womit sich die Warendistribution weg von der Lagerung in Supermärkten und hin zu einer direkten Belieferung der Haushalte entwickeln dürfte. Um Lieferprobleme ausgleichen zu können oder auf Katastrophen besser vorbereitet zu sein, wird auch die Lagerhaltung von importierten und einheimischen Nahrungsmitteln steigen.

Da die Nachfrage nach Kühllagerhäusern anhält, wird der Anbieter Yokorei sowohl in der Präfektur Chiba als auch in Hokkaido zwischen Oktober 2021 und dem Frühjahr 2023 jeweils ein neues Lagerhaus bauen. Angaben über die Investitionshöhe machte die Firma nicht. Zudem hat der Logistikdienstleister Kamigumi im April 2021 angekündigt, das Kobe Uozaki Refrigerated Warehouse zu modernisieren und zu erweitern.

Japan ist ein wichtiger Kältetechnikanbieter

Im Bereich Kältetechnik ist Daikin der größte japanische Akteur. Sein Umsatz lag im Fiskaljahr 2020 (1. April bis 31. März) bei 22,3 Milliarden US$. Das ist deutlich mehr, als Branchenkonkurrenten wie Takasago Thermal Engineering oder Fujitsu General mit jeweils rund 2,5 Milliarden US$ erreichten. Wichtige japanische Unternehmen sind zudem Mitsubishi Electric und Panasonic sowie unter anderem einige Anbieter für spezialisierte Anwendungen, wie Mayekawa oder Nihon Netsugen Systems.

Innovative Lösungen sind wichtig. So hat Daikin angekündigt, im Jahr 2022 Klimageräte auf den Markt zu bringen, die ohne seltene Metalle auskommen. Das Unternehmen produziert seine eigenen Magnete, für die bislang noch seltene Erden benötigt werden. Da deren Preise sehr stark zugenommen haben, soll deren Einsatz bis 2025 auf ein Minimum heruntergefahren werden. Zudem ist die Versorgung mit solchen Grundstoffen, die überwiegend aus chinesischen Quellen erfolgt, unsicherer geworden.

Import von Kältetechnik in Japan (in Millionen US-Dollar)

HS-Position

2019

2020

aus Deutschland

841430

Kompressoren für Kältemaschinen

278

208

3

8415

Klimageräte

2.684

2.516

8

8418

Kühlschränke und Gefrierschränke

1.349

1.445

13

841950

Wärmeaustauscher

346

300

10

Quelle: UN Comtrade

Zu den größten Einfuhrposten Japans gehören Klimageräte, gefolgt von Kühl- und Gefrierschränken. Dabei waren die Importe 2020 gegenüber 2019 rückläufig. Jedoch war 2020 aufgrund der Coronapandemie sicherlich kein repräsentatives Jahr. Umfangreiche Statistiken zu der Import- und Exportentwicklung sowie der Produktion in Japan sind im Fachmagazin JARN (Japan Air Conditioning, Heating & Refrigeration News, Ltd.) zu finden. Aus Deutschland importiert Japan nur wenig kältetechnische Ausrüstung.

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