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Branchen | Kuwait | Klimawandel

Klimaschutz mit wenig ambitionierten Zielen

Kuwaits CO₂-Ausstoß wird weiter steigen. Eine Maßnahme zur Begrenzung des Emissionsanstiegs ist ein Wind- und Solarpark, der aber bislang nur geringe Fortschritte macht.

Von Robert Espey | Dubai

Nach Berechnungen des "Global Carbon Projects" sind in Kuwait die CO₂-Emissionen zwischen 2000 und 2010 von jährlich 53,4 Millionen auf 89,3 Millionen Tonnen gestiegen. Im Zeitraum 2011 bis 2020 gab es erhebliche Schwankungen, aber keinen Wachstumstrend. In den Jahren 2012 und 2016 wurden mehr als 100 Millionen Tonnen erreicht, nur 75,5 Millionen Tonnen waren es 2014. Für 2020 werden 88,9 Millionen Tonnen angegeben.

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Kuwait ist der UN-Rahmenübereinkunft über Klimaänderungen (UN Framework Convention on Climate Change/UNFCCC) 1995 beigetreten, hat das Kyoto Protokoll 2005 und das Pariser Klimaabkommen 2018 ratifiziert. Im Rahmen der UNFCCC wurden von Kuwait zwei nationale Berichte (National Communications/NC) vorgelegt, der erste Bericht 2012 (NC1), der zweite 2019 (NC2). Eine Erklärung über Kuwaits Beiträge zum Klimaschutz (Nationally Determined Contributions/NDC) ist 2015 veröffentlicht worden, im Oktober 2021 folgte ein Update.

CO₂-Emissionen steigen bis 2035 weiter deutlich

Die NDC-Planung sieht für 2035 eine Reduktion des CO₂-Ausstoßes um 7,4 Prozent gegenüber dem "Business As Usual"-Szenario (BAU) vor. Das BAU-Szenario veranschlagt für 2016 die CO₂-Emissionen mit 86,3 Millionen Tonnen und kalkuliert mit einem Anstieg bis 2035 auf 142,3 Millionen Tonnen. Dabei wird ein schwaches Wirtschaftswachstum von durchschnittlich 1,8 Prozent und ein Bevölkerungsanstieg auf 7,3 Millionen (2021: 4,6 Millionen) angenommen. Die angestrebte 7,4-prozentige Reduktion ergäbe für 2035 eine Absenkung um 10,5 Millionen Tonnen auf 131,8 Millionen Tonnen. Selbst mit diesem Ziel läge der Ausstoß fast 50 Prozent über dem Wert von 2020.

Die CO₂-Reduzierung soll vor allem durch energieeffizientere GuD-Kraftwerke (Gas- und Dampfturbinen) und eine starke Senkung des Ölanteils am Energiemix zugunsten von Gas erreicht werden. Auf diese beiden Maßnahmen sollen über 70 Prozent des Reduktionsvolumens entfallen. Als weitere Maßnahmen nennt der NDC-Bericht unter anderem die Nutzung erneuerbarer Energien, Effizienzsteigerungen im Stromverteilungsnetz, CCS-Projekte (Carbon Capture Storage) oder der Anbau von Mangrovenwäldern.

Stromerzeugung und Meerwasserentsalzung sind größte CO₂-Verursacher

Der Energieverbrauch der mit Öl und Gas befeuerten Kraftwerke und Meerwasserentsalzungsanlagen trägt in Kuwait mit etwa 60 Prozent zu den CO₂-Emissionen bei. Die Planungen des Ministry of Electricity & Water gehen bis 2030 von einem notwendigen Ausbau der Kraftwerkskapazitäten um 17 Gigawatt aus, derzeit sind rund 20 Gigawatt installiert. Die in den heißen Sommermonaten erreichte Spitzenlast stieg 2021 auf fast 16 Gigawatt bei verfügbaren Kapazitäten von weniger als 18 Gigawatt. Derzeit ist kein Kraftwerk im Bau. Mehrere konventionelle Kraftwerksprojekte, die auf PPP-Basis (Private Public Partnership) realisiert werden sollen, stecken seit Jahren in der Planungsphase fest.

Die installierten Kapazitäten der Meerwasserentsalzungsanlagen liegen aktuell bei 3,1 Millionen Kubikmeter/Tag. Als neue Entsalzungsanlage kam 2019 die erste Phase der Doha West RO-Anlage (Reverse Osmosis) mit einer Leistung von 0,27 Millionen Kubikmeter/Tag hinzu. Dies war die erste Kapazitätserweiterung nach der 2016 erfolgten Inbetriebnahme der Phase 1 der Az Zour IWPP (Independent Water and Power Plant; 0,49 Millionen Kubikmeter). Für die 2. Phase der Doha West RO-Anlage (Kapazität: 0,69 Millionen Kubikmeter) läuft das Ausschreibungsverfahren. Bewegung könnte es 2022 bei den Meerwasserentsalzungsanlagen, die im Rahmen der 2/3. Phase der Az Zour IWPP (0,62 Millionen Kubikmeter) und der 1. Phase der Al Khiran IWPP (0,57 Millionen Kubikmeter) geplant sind, geben.

Erneuerbare Energien bislang unbedeutend

Erneuerbare Energien tragen derzeit nur mit 0,1 Prozent zur Stromerzeugung bei. Kuwait hatte als Ziel für 2020 einen Anteil von 5 Prozent anvisiert. Für 2030 werden 15 Prozent angestrebt. Der Großteil der geplanten Solar- und Windkraftkapazitäten entfällt auf das nach langem Planungsvorlauf 2014 gestartete Shagaya Projekt. Die 1. Phase schloss 2018 mit einem 50 Megawatt CSP-Kraftwerk (Concentrated Solar Power), einer 10 Megawatt PV-Anlage (Photovoltaik) und einem 10 Megawatt Windkraftwerk ab.

Das Ministerium für Elektrizität und Wasser betreibt das Shagaya Projekt zusammen mit dem Kuwait Institute for Scientific Research. Fichtner wurde als Berater engagiert. Es sind drei weitere Ausbauphasen auf PPP-Basis vorgesehen, deren Umsetzung sich aber erheblich verzögert. Als 2. Phase sollte 2022 ein 1,5-Gigawatt-PV-Kraftwerk in Betrieb gehen. Das Ausschreibungsverfahren wurde aber 2020 aufgehoben. Aktuell ist ein neuer Beratervertrag (Transaction Advisory Contract) ausgeschrieben.

Gemäß dem NC2-Bericht sieht die 3. Phase des Shagaya Projekts 1,2 Gigawatt PV, 0,2 Gigawatt CSP und 0,1 Gigawatt Windkraft vor. MEED Projects macht für die 3. Phase abweichende Angaben (1.150 Megawatt CSP, 720 Megawatt PV). MEED zufolge ist für die 4. Phase insgesamt 1 Gigawatt Wind- und Solarkraft geplant, der NC2-Bericht weist keine 4. Phase aus.

Als weitere Optionen zur CO₂-Reduktion nennt der NC2-Report unter anderen energieeffizientere Fahrzeuge, die Nutzung von "Clean Fuels", Wärmerückgewinnung bei industriellen Prozessen oder Maßnahmen in der Abfallwirtschaft. Zur Drosselung des Energieverbrauchs sind ein weiterer Subventionsabbau und neue Tarifstrukturen angedacht.

"Gas Flaring" stark zurückgegangen

Die Kuwait Oil Company hat sich der 2015 von der Weltbank gegründeten "Zero Routine Flaring by 2030" Initiative angeschlossen. Der "Global Gas Flaring Tracker Report" der Weltbank zeigt für Kuwait eine deutliche Verminderung des in den Ölfeldern abgefackelten Gasvolumens. Zwischen 2014 und 2019 kam es fast zu einer Halbierung, von 1.407 Millionen auf 731 Millionen Kubikmeter. Ein leichter Anstieg auf 739 Millionen Kubikmeter wurde 2020 verzeichnet. Die durchschnittliche "Flaring Intensity" (abgefackeltes Gas pro Barrel) ist von 1,14 Kubikmeter (2014) auf 0,69 Kubikmeter (2019) gesunken und hat sich 2020 auf 0,77 Kubikmeter erhöht.

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