Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Special | Laos und Kambodscha | Seidenstraße

Geld und Know-how aus China dominieren in Laos und Kambodscha

Die beiden Länder sind Chinas engste Verbündete in Südostasien. Das Reich der Mitte gestaltet die Zukunft beider Staaten. Welche Entwicklungen stehen im Vordergrund?

Von Marcus Hernig | Bonn

„Fragt man in Laos nach neuen Verkehrsprojekten“, so Thomas Hundt, GTAI-Korrespondent in Bangkok, „dann findet man die Antwort bei der China-Laos-Bahn und der parallel verlaufenden neuen Autobahn.“ Chinas Staatsunternehmen China Railway Group (CR) und Yunnan Construction Engineering Group halten 70 Prozent beziehungsweise 95 Prozent der Anteile an der neuen Schienen- und Straßenverbindung.

Die Eisenbahnverbindung wurde 2016 begonnen und soll Ende 2021 Schnellzugverkehr zwischen Chinas südwestlicher Metropole Kunming und Vientiane, der Hauptstadt von Laos, möglich machen. Die Baukosten werden auf insgesamt 5,7 Milliarden US-Dollar (US$) geschätzt. Das ist fast ein Drittel des laotischen Bruttoinlandsprodukts (BIP).

Die Autobahn verbindet die Hauptstadt Vientiane mit dem kleinen Grenzdorf Boten, wo ein Anschluss an Chinas Straßennetz möglich ist. Seit 2018 ist nun ein erster Abschnitt der Autobahn fertiggestellt. Insgesamt sind vier Sektionen bis zur chinesischen Grenze geplant. Alle Mauteinnahmen gehen 50 Jahre lang an den chinesischen Betreiber der Strecke, die exakt nach chinesischem Muster angelegt ist.

Im Juli 2021 beschloss die laotische Regierung eine neue Straßenverbindung durch das Goldene Dreieck von China nach Thailand – ebenfalls unter chinesischer Regie.

Neue Straßen und Flughäfen entstehen in Kambodscha

Im März 2019 verpflichtete sich die staatliche Baufirma China Road and Bridge Corporation zu Bau und Betrieb der ersten Schnellstraße Kambodschas. Das Projekt kostet 1,8 Milliarden US$ und soll 2023 fertiggestellt werden. Gebaut wird nach dem Build Operate Transfer (BOT)-Prinzip. Zukünftige Mautgebühren gehen an den chinesischen Betreiber. Diese Autobahn verbindet die Hauptstadt Phnom Penh mit dem 190 Kilometer entfernten Touristenziel Sihanoukville, wo Strände, Glücksspiel und Immobilien die einheimische Bevölkerung zugunsten chinesischer Investoren und Touristen verdrängen.

Ein zweites aktuelles Großprojekt der neuen Seidenstraße ist der neue Großflughafen Phnom Penh, ein grenzüberschreitendes Public Private Partnership, das 2023 fertiggestellt werden soll. Investoren sind die private Gruppe Overseas Cambodia Investment Corporation (OCIC) mit 280 Millionen US$ und die China Development Bank, die 1,1 Milliarden US$ einbringt. Auftragnehmer sind chinesische Staatsunternehmen wie die Metallurgical Corporation of China (MCC). Im Jahr 2030 soll der 400 Millionen US$-Deal 27 Millionen Passagiere abfertigen.

Ein zweiter Flughafen in Siem Reap, 880 Millionen US$ teuer und finanziert von der Yunnan Investment Holding, lässt den chinesischen Investor 55 Jahre lang am Tourismus in Kambodschas Top-Sehenswürdigkeit Angkor Vat verdienen – wenn die chinesischen Touristen nach COVID-19 in Scharen wiederkommen sollten.

China entwickelt und kontrolliert den Energiesektor

Laos und Kambodscha ergänzen sich in Sachen Energiewirtschaft. Während das wasserreiche Laos mit nur 7 Millionen Einwohnern als „Batterie Südostasiens“ auf dem Weg zum wichtigsten Energieexporteur in der Region wird, leidet Kambodscha unter chronischem Energiemangel. Seit den 2010er Jahren dominiert China die Energieerzeugung in beiden Staaten.

Mindestens 40 Wasserkraftprojekte entlang des Mekong werden nach Schätzungen von Asean Today von chinesischen Staatsunternehmen wie China Southern Power Grid betrieben und mit Kapital der China Export-Import Bank (EXIM-Bank) sowie der China Development Bank (CDB) finanziert.

Ein Hauptempfängerland ist Kambodscha, das neben Wasserkraft 2025 auch Strom aus zwei neuen laotischen Kohlekraftwerken erhalten soll, die ebenfalls unter der Belt and Road Initiative erbaut und finanziert werden. Nach Schätzungen von The Peoples Map of Global China sind 75 Prozent aller kambodschanischen Kraftwerke von China erbaut und finanziert.

Industrieparks bedienen Energiewirtschaft und Export

Aus China finanzierte Industrieparks boomen in Laos. Als 2003 die Boten Border Trade Zone an der Grenze zu China gegründet wurde, verkamen Teile des Projekts zur Golden City, die bis zu ihrem Ende 2012 für Glücksspiel, Spekulation und kriminelle Geschäfte berüchtigt war. Industrieparks und Sonderwirtschaftszonen mit chinesischem Kapital haben jedoch auch seriösere Aufgaben in der Fertigung, Landwirtschaft und im Energiesektor: Das neueste Projekt, ein Joint Venture von Kunming Yushan Power Cable und dem staatlichen Stromanbieter, soll 80 Prozent des in Laos benötigten Equipments für die Energieerzeugung produzieren, um bisher notwendige Importe zu minimieren.

In Kambodscha beheimatet die China-Exklave Sihanoukville die größte Sonderwirtschaftszone des Landes mit 153 Firmen und rund 23.000 Arbeitsplätzen. Seit Ende 2019 sind dort vier weitere Zonen im Aufbau. Insgesamt beherbergt das Land 18 Sonderwirtschaftszonen. Niedrige Steuern, billige Arbeitskräfte und attraktive Logistikkonditionen machen Kambodscha zu einem international interessanten Standort.

Huawei und Alibaba profitieren von engen politischen Bindungen

Wenn Thomas Hundt nach Kambodscha reist, wird er gern verwechselt: Sein Namensvetter ist Chef von Smart Axiata Cambodia, einem der wichtigsten Mobilfunkanbieter des Landes. Smart Axiata ist Partner von Huawei. Zusammen wurden Pläne für den Start eines 5G-Netzes in Kambodscha entwickelt, die sich bedingt durch die Pandemie verzögert haben.

In Laos hat Chinas führender Technologiekonzern gemeinsam mit Yunnan Huayan Electronics den ersten Abschnitt des China-Laos Expressways von Vientiane nach Vang Vieng zu einer smarten Autobahn mit Cloud-Computing und Sicherheitskontrollsystemen ähnlich den chinesischen Vorbildern entwickelt. Ein 5G-Netzwerk ist in Planung.

Alibaba entschied sich 2019, Kambodscha zu seinem Logistikhub für die Greater Mekong Region mit Vietnam, Thailand, Myanmar und Laos aufzubauen. Aufgrund der engen politischen Beziehungen zu China verfügt das Land über wichtige Zollfreilager für die günstige Versorgung von Alibabas E-Commerce-Aktivitäten in der ASEAN.

Dieser Inhalt gehört zu

nach oben
Feedback

Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.