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Special | Singapur | Wege aus der Coronakrise

Konjunktur und wichtigste Branchen

Teile der singapurischen Wirtschaft erholen sich allmählich von den Auswirkungen der Pandemie. Bau und Tourismus werden allerdings noch Zeit benötigen. (Stand: 31. August 2021)

Von Werner Kemper | Kuala Lumpur

Seit Ende Januar 2021 hat sich die Zahl der nachgewiesenen Coronavirus-Fälle in Singapur um etwa 7.500 erhöht und liegt insgesamt aktuell bei 67.459 (Stand: 31. August 2021). Die Krankheit hat sich nahezu ausschließlich in Massenunterkünften ausländischer Arbeitskräfte ausgebreitet. Dort sind die Hygiene- und Abstandsregelungen nur schwer umsetzbar. Das Virus hat sozusagen den Finger in eine offene Wunde des singapurischen Wirtschaftsmodells gelegt, das dringender Reformen bedarf. Die Zahl der tödlich verlaufenen Fälle hat allerdings kaum zugenommen und liegt bei 55.

Singapur, eine sehr weltoffene Metropole, bekommt die wirtschaftlichen Auswirkungen der globalen Pandemie extrem stark zu spüren. Normalerweise landet oder hebt alle 80 Sekunden ein Flugzeug vom Flughafen Changi ab. Etliche Unternehmen haben ihre asiatische Firmenzentrale in Singapur. Konferenzen, Messen und internationale Meetings sind wichtiger Bestandteil des singapurischen Wirtschaftsmodells, das aktuell stark beeinträchtigt ist. Daneben sind vor allem der Tourismus- und der Bausektor betroffen. Auch Einzelhandel, Hotels und das Gaststättengewerbe bekommen die Folgen deutlich zu spüren.

BIP brach 2020 deutlich ein

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist 2020 real um 5,4 Prozent zurückgegangen. Besonders betroffene Sektoren sind der Groß- und Einzelhandel mit einem Umsatzrückgang von 11,2 Prozent, das Hotel- und Gaststättengewerbe (-12,6 Prozent) und die Baubranche (-33,7 Prozent). Der private Konsum soll ebenfalls mit minus 5,0 Prozent stark nachgelassen haben. Die Arbeitslosigkeit wurde Ende 2020 auf knapp unter 4,0 Prozent geschätzt.

Für das laufende Jahr 2021 hat das singapurische Ministry of Trade and Industry die Wachstumsprognosen von 4,0 bis 6,0 Prozent inzwischen auf 6,0 bis 7,0 Prozent erhöht. Im 2. Quartal 2021 legte die Wirtschaftsleistung im Vergleich zum Vorjahresquartal um 14,7 Prozent zu. Der Anstieg war damit deutlich größer als im 1. Quartal mit 1,5 Prozent gegenüber der gleichen Periode 2020. Dieses starke Wachstum liegt jedoch in erster Linie an dem sehr schlechten Basiswert des 2. Quartals 2020, als das BIP wegen der damaligen Maßnahmen im Rahmen des sogenannten Circuit Breakers und der stark zurückgegangen internationalen Nachfrage um 13,3 Prozent eingebrochen war. In absoluten Zahlen ist das BIP im 2. Quartal 2021 um 0,6 Prozent niedriger als im 2. Quartal 2019 vor der Pandemie.

Verarbeitendes Gewerbe entwickelt sich positiv

Die Umsätze des verarbeitenden Gewerbes konnten im 2. Quartal 2021 im Jahresvergleich um 17,7 Prozent zulegen, nachdem sie bereits im 1. Quartal um 11,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr expandiert hatten. Dies lag vor allem an der sehr guten Performance von Elektronik, Mess- und Regeltechnik und biomedizinischen Produkten. Im Bausektor schossen die Umsätze im 2. Quartal 2021 um 106,2 Prozent nach oben. Dies folgte auf ein Minus im 1. Quartal desselben Jahres von 23,2 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Auch hier ist das starke Wachstum vor allem auf das sehr schwache 2. Basisquartal 2020 zurückzuführen. Insgesamt liegen die Umsätze im Bausektor noch 29 Prozent unter dem Niveau, das sie vor der Pandemie im 2. Quartal 2019 hatten.

Innerhalb der Dienstleistungsbranche stechen vor allem die Finanzdienstleistungen mit positiven Ergebnissen hervor. Vom Tertiärsektor wird es abhängen, ob im laufenden Jahr 2021 das prognostizierte Wachstum von 6,0 bis 7,0 Prozent erzielt werden kann. Entscheidend wird auch sein, ob das Virus in Singapur unter Kontrolle bleibt und welche globalen Auswirkungen weiterhin zu erwarten sind. Derzeit schaut man besorgt zu den Nachbarn innerhalb der Region, die zum Teil noch sehr stark mit ihren Impfbemühungen hinterherhinken und deshalb ihre jeweiligen Beschränkungen länger aufrechterhalten müssen.

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