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Special | Südafrika | Seidenstraße

Streaming und FinTech aus Südafrika

Mit verschiedenen digitalen Diensten übernimmt Südafrika regionale Funktionen. Lokale Telekom-Anbieter wie MTN oder Vodacom haben Afrika im Visier.

Von Marcus Knupp | Berlin

Das Land am Kap ist eine wichtige Basis für die Erschließung des afrikanischen Kontinents. Das gilt für internationale Unternehmen ebenso wie für lokale Player, die auf dem einheimischen Markt groß geworden sind. Chinesische Partner sind für etliche Akteure vor allem aus zwei Gründen attraktiv. Sie verfügen zum einen bereits über beträchtliche Marktmacht vor Ort, beispielsweise in Bereichen wie Mobiltelefonen. Die Zusammenarbeit ist daher interessant für Entwickler von Apps und mobilen Diensten.

Zum anderen haben sich einige digitale Technologien wie mobiles Bezahlen oder Gesichtserkennung auf dem chinesischen Markt schneller ausgebreitet als in vielen anderen Weltgegenden. Eine Kooperation kann hier also auf Partner mit reichlicher Erfahrung und fertigen Lösungen stoßen. Die Verflechtung der Wirtschaften der beiden Länder gehen aber über die rein technologische Ebene hinaus. Nicht nur investieren chinesische Konzerne in Filialen auf dem afrikanischen Kontinent. Auch in der anderen Richtung gibt es Beteiligungen. So hält etwa das südafrikanische Medienunternehmen Naspers über seinen Investmentarm Prosus trotz des Verkaufs einiger Anteile im April 2021 noch knapp 30 Prozent an dem chinesischen Internetriesen Tencent.

Mobiles Bezahlen mit "Super-App"

Das südafrikanische Telekommunikationsunternehmen Vodacom, Tochter der britischen Vodafone, setzt auf die Partnerschaft mit dem chinesischen Online-Konzern Alibaba. Dessen Bezahlsoftware Alipay ist die Basis für eine "Super-App" VodaPay, die Konsumenten in Südafrika unter anderem für das Online-Shopping, das Bezahlen von Rechnungen oder Geldüberweisungen zur Verfügung steht. Die Nutzung für Zahlungen in China hat die Standard Bank of South Africa im Sinn mit dem Angebot der chinesischen UnionPay-Karte für ihre Kunden.

Die Fremdenverkehrs-Marketing-Agentur South Africa Tourism hat 2019 eine strategische Partnerschaft mit Tencent geschlossen. Für zwei Jahre sollte Südafrika als Reiseziel über den in China sehr verbreiteten Dienst WeChat beworben werden. Die Corona-Pandemie hat den Reiseverkehr seither weitgehend zum Erliegen gebracht. In Zukunft dürfte Tencent aber bei der Einführung weiterer Dienstleistungen beteiligt werden, zum Beispiel Informationsangebote per QR-Codes oder die Möglichkeit für chinesische Touristen, in Südafrika per WeChat Pay zu bezahlen.

Entgegengesetzt ist das Vorgehen des chinesischen Smartphone-Anbieters Vivo Mobile, der die Attraktivität seiner Telefone durch die Partnerschaft mit der südafrikanischen Musikplattform TurnUp Music steigert. Diese kann wiederum durch die Vorinstallation auf preiswerten Geräten zusätzliche Kunden erreichen.

Investitionen in Afrika

Die Platzhirsche MTN und Vodacom sind als Betreiber oder über Beteiligungen auch in vielen anderen Ländern aktiv. Dabei konzentrieren sie sich vor allem auf den afrikanischen Kontinent. Das in der Vergangenheit aufgebaute Engagement in Staaten des Vorderen Orients wie Afghanistan, Iran, Jemen und Syrien will MTN zurückfahren, um sich stärker auf die nähere Region zu fokussieren. Der umsatzstärkste Markt für MTN ist Nigeria. Aktiv ist das Unternehmen auch in Ghana, Kamerun oder Côte d'Ivoire. Vodacom ist unter anderem in Mosambik, Tansania, Kenia und der DR Kongo vertreten.

Beide Unternehmen bemühen sich aktuell als Mitglieder von Konsortien um den äthiopischen Markt, gemessen an der Einwohnerzahl der zweitgrößte in Afrika. Äthiopien öffnet derzeit seinen Telekommunikationssektor und hat zwei Lizenzen für das Mobilfunknetz ausgeschrieben. Für die Finanzierung der geplanten Investitionen hat MTN unter anderen Geldgebern auch den staatlichen chinesischen Silk Road Fund gewinnen können.

Multifunktionale Anwendungen

Chinesischen Beispielen folgt MTN bei Anwendungen auf seiner Plattform. Analog zu der in China sehr populären App WeChat hat das südafrikanische Unternehmen den Messenger-Dienst Ayoba aufgebaut. Wie das asiatische Vorbild soll daraus in Zukunft eine multifunktionale Anwendung werden, mit der sich beispielsweise Zahlungen, Video- oder Musik-Streaming handhaben lassen.

Im Moment ist die weite Verbreitung des Dienstes allerdings noch Zukunftsmusik. Laut Presseberichten hatte Ayoba Anfang 2021 gerade einmal rund 5,5 Millionen Nutzer - weit entfernt von den 2 Milliarden, die Marktführer WhatsApp für sich reklamiert. Eine Besonderheit der Software ist die Umsetzung von SMS-Nachrichten in die Messenger-Oberfläche und umgekehrt - wichtig, um Kunden in Afrika zu gewinnen, wo viele Nutzer noch mit Geräten der 2G-Generation telefonieren.

Die von MTN betriebenen FinTech-Leistungen wie die Bezahlsoftware MoMo (für Mobile Money) haben kontinentweit derzeit 46 Millionen Nutzer und kommen für 8 Prozent der Umsätze des Unternehmens auf. Diesen Dienst will MTN mittelfristig in Ayoba integrieren.


Aktive chinesische Firmen
SektorFirmennameTätigkeitsfeld

Mobiltelefonie

Vivo

Vorinstallation von Smartphone-Apps

Onlinedienste

Alibaba

Bezahlsoftware Alipay

Onlinedienste

Tencent

E-Commerce

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

  

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